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Trump: Die Tricks und Kniffe des ,Commander in Cheat‘ auf dem Golfplatz

21. Mai. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Donald Trump 2012 bei einer Runde auf dem Trump International in Balmedie, Schottland (Foto: Getty)

Donald Trump 2012 bei einer Runde auf dem Trump International in Balmedie, Schottland (Foto: Getty)

„Stop The Count!“ war bei den US-Wahlen 2020 für Donald Trump eine opportune Forderung. Viel grundlegender von Vorteil ist diese Forderung jedoch bei jeder Runde Golf.
Und tatsächlich ist der ehemalige US-Präsident Trump sowohl in der Politik als auch im Sport dafür bekannt, dass er die Regeln kreativ interpretiert oder schlicht ignoriert. Wir können es auch beim Namen nennen: er pfuscht, mogelt, betrügt.

Rick Reilly, langjähriger Sportjournalist für die Sports Illustrated und ESPN, hat in einem vielbesprochenen Buch von 2019 versucht die psychologischen Parallelen in Trumps beruflichem, politischem und sportlichem Leben darzustellen. Seiner These, wer beim Golf betrügt, betrügt auch in allen anderen Lebensbereichen, ist zwar nicht vorbehaltlos zuzustimmen, aber er hat mit dem Buch „Commander in Cheat – How Golf Explains Trump“ eine gut zu lesende Kompilation von Anekdoten über die Betrügereien des nunmehr ehemaligen Präsidenten zusammengestellt. Eine deutsche Übersetzung ist unter dem Titel „Der Mann, der nicht verlieren kann. Warum man Trump erst dann versteht, wenn man mit ihm golfen geht“ erschienen.

Trump betrügt und lässt seine Caddies für ihn betrügen

Doch Berichte über Trumps Täuschungsmanöver auf dem Golfplatz gab es schon lange vor dem Erscheinen des Buches. Zahlreiche Golfprofis und Prominente, die mit Trump einen Flight geteilt haben, erklärten, dass Trump alles für einen Sieg tun würde und der Sportsgeist erst weit dahinter läge. „Ich bin ziemlich sicher, dass er [Donald Trump] seinen Caddie gut bezahlt, denn egal wie weit der Ball in den Wald fliegt, er liegt immer in der Mitte des Fairways, sobald wir dort ankommen," zitierte eine norwegische Zeitung die ehemalige Proette Suzann Pettersen 2018 bevor diese zurückruderte und behauptete, die Zeitung habe sie falsch wiedergegeben.

Die „Washington Post“ sprach ebenfalls mit mehreren Zeugen, denen zufolge Trump auf dem Platz betrügt. So wird unter anderem Rockstar Alice Cooper zitiert, der bereits 2012 auf die Frage nach dem schlimmsten Golf-Betrüger erklärte: „Ich habe mal mit Donald Trump gespielt, mehr sage ich nicht.“

Auch Samuel L. Jackson erinnert sich auf CNN an eine Runde mit Trump: „Donald, Anthony Anderson und ich spielten Golf in Trump National in Jersey. Wir haben beide gesehen, wie er seinen Ball in einen See gehookt hat. Sein Caddie rannte los und brüllte kurze Zeit später: ,Ich habe ihn gefunden, Mr. Trump!' Ich schaute zu Anthony und fragte: ,Hast du es auch spritzen sehen?', und er nickte nur.“

Tiger Wood, hier bei der Verleihung der Medal of Freedon 2019, schätzt Trump auf ein 9er HCP. (Foto: Getty)

Tiger Woods, hier bei der Verleihung der Medal of Freedom 2019, schätzt Trump auf ein 9er HCP. (Foto: Getty)

Den gleichen Kunstgriff wandte Trump an als er gegen Tiger Woods spielte. Zwei Bälle hatte er, schreibt Reilly, ins Wasser geschlagen. Aufgeschrieben habe er keinen der beiden Schläge, geschweige denn die beiden Strafschläge. Alles nur, um später behaupten zu können, er habe Tiger beinahe ein Unentschieden abgerungen.

Sein Verhalten auf dem Platz ist kurios, denn anders als in der Politik könnte er auch ohne zu Pfuschen gewinnen. Trump ist ein passionierter Golfer. „Er liebt das Spiel mehr als er sein Geld liebt“, bescheinigte ihm Jack Nicklaus 2014 in der Golf World. Und auch der Sportjournalist Reilly ist sich sicher, dass Trump ein guter Golfspieler sei.

Eigentlich ein guter Golfer

Tiger Woods, der bereits mehrmals mit Trump golfte, schätzte ihn auf ein 9er Handicap. Auch nach Schätzung eines Caddies im Buch über Trump, liegt dessen Handicap zwischen 7 und 10. Das Problem ist, dass dies schlechter ist als er sein will. Er selbst gibt als Handicap 2.8 an, was faktisch unwahrscheinlich aber sehr passend zu Trumps eigener Golferzählung ist.
Doch bei keinem öffentlichen Golfturnier, das unter überprüfbaren Umständen stattfand, hat er sein angebliches Können bisher unter Beweis gestellt. Im Gegenteil: selbst als Kameras auf ihn gerichtet waren, konnte er es sich nicht verkneifen zu betrügen.

Laut Reilly betrügt Trump immer und es ist egal, ob andere es bemerken oder nicht. Und er tut es, weil er der festen Überzeugung ist, dass alle Golfer betrügen. Dabei geht es nicht nur ums „Besserlegen“ unspielbarer und verschlagener Bälle oder darum, Schläge schlicht nicht aufzuschreiben. Trump verschiebt auch aussichtsreiche Bälle seiner Konkurrenten.

Caddies nennen ihn „Pelé“

Im New Yorker Golfressort „Winged Foot“ nennen die Caddies ihn in Anspielung auf den Jahrhundertfußballer: „Pelé“. Den Spitznamen habe sich Trump verdient, schreibt Reilly, da er seine eigenen Bälle vom Rough aufs Fairway und Grün kickt und die Bälle der Gegner wiederum in einen Bunker befördert.
Zu den beliebten Taschenspielertricks des „Commander in Cheat“ gehören „Der unsichtbare Dunk“ und „Der Ballwechsel“.
Für den unsichtbaren Dunk braucht Trump etwas Ruhe. Flightpartner berichten, dass sie selbst noch auf dem Fairway waren, während Trump seinen Ball kurz unterhalb des Grüns chippte. Sie sahen die Chipp-Bewegung aber keinen fliegenden Ball. Dann ging er den Hügel hoch auf das Grün, beugt sich zum Loch und holte einen Ball heraus. Er muss den Ball die ganze Zeit in der Hand gehabt haben. Dann drehte er sich um und rief: „Ich habe ihn reingechippt!“

Trump stiehlt die Bälle des Gegners

„Den Ballwechsel“ beschreibt Greg Puga, ein Amateur aus Los Angeles, der oftmals für einen Trump-Flight den Caddie machte, auf Golf.com. „Immer wenn ich für eine Trump-Gruppe gecaddied habe, hatte Trump sein eigenes Cart. Es sieht zu, dass er als erster Abschlägt und rauscht sofort danach ab. Auf diese Weise ist er bereits das halbe Fairway abgefahren, wenn der nächste abschlägt“, erklärt Puga. „Einmal hatte er seinen Abschlag deutlich nach rechts verzogen, während mein Spieler fast perfekt in der Mitte lag. Als wir an unserem Ball ankommen sollten, war er nirgends zu finden. Und Trump puttete bereits auf dem Grün. Trump rief uns zu: ,Ich hab ein Birdie gespielt!‘, da haben wir verstanden, dass er unseren Ball gestohlen hatte.“

Trumps verhalten wird weitgehend toleriert. Manche Spielpartner erwarten nichts anderes von ihm oder sind fast schon begierig darauf eine spätere Pfusch-Anekdote mitzuerleben. „Meine Runden mit ihm waren immer die lustigsten, die ich beim Golf je hatte“, erklärte der ehemalige NBA-Spieler und Coach Mike Dunleavy. Er erzählt Golf Digest dazu die Geschichte wie er mit Trump gegen zwei weitere Freunde spielte. „Ich spielte meinen Approach-Shot in eine Position, aus der es mir unmöglich war zu putten“, erklärt er. Er hätte chippen müssen, aber sein Partner Trump kam zu ihm und kickte den Ball ungesehen etwas zur Seite, so dass ein Putt möglich wurde. Dunleavy habe den Ball wieder aufgehoben und zurückgelegt.

„Als Trump das sah, schrie er hinüber zu unseren Gegnern: ,Leute, Leute! Ich muss euch sagen wie großartig unser Coach hier ist. Ich habe seinen Ball besser platziert, so dass er hätte Putten können. Aber er hat ihn zurückgelegt. Das ist der Grund warum er ein arbeitsloser Coach ist und ich 13 Milliarden wert bin.“

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