Back Nine

A Star is born: Linn Grant – eine, die in Annika Sörenstams Fußstapfen passt

13. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Nachwuchsspielerin Linn Grant (li.) und "alter Hase" Annika Sörenstam. (Foto: Getty)

Nachwuchsspielerin Linn Grant (li.) und "alter Hase" Annika Sörenstam. (Foto: Getty)

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Am Wochenende wurde Geschichte geschrieben, und nein, es geht nicht um das Schaustück der Scheichs im Speckgürtel von London. Der historische Moment ereignete sich im schwedischen Halmstad Golf Club nahe Malmö, wo die 22-jährige National-Matadorin Linn Grant als erste Frau ein Turnier der European Tour gewann, die mittlerweile DP World Tour heißt, mit neun Schlägen Vorsprung nach 72 Loch selbst das Herren-Feld des Scandinavian Mixed deklassierte und in einer derart souverän-charmant-natürlichen Art in die Fußstapfen der großen Schwedin und Mitgastgeberin Annika Sörenstam trat, dass es eine wahre Freude war, ihr dabei zuzuschauen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Herren und Damen bei dem von Ladies European Tour (LET) und DP World Tour sanktionieren Event von ihren jeweils eigenen Abschlägen spielen; Grant hingegen schien sowieso auf einem ganz anderen Golfplatz unterwegs zu sein.

26 Birdies und ein Eagle schoss die Ex-Studentin der Arizona State University, die 2021 ins Profilager gewechselt war, auf dem Weg zu „24 unter“ fürs Turnier, agierte nahezu ausnahmslos mit schier traumwandlerischer Sicherheit und bekannte am Ende: „Es fühlte sich die ganze Woche wie ,Mädchen gegen Jungs’ an. Wer am Ende die Trophäe in Händen hält, die oder der repräsentiert das gesamte Teilnehmerfeld.“ Und ja: Es war „absolut“ ihr besonderer Ehrgeiz die Männer zu schlagen: „Ich hoffe, dass Frauengolf damit eine weitere Aufwertung erfährt.“

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Der Erfolg in Halmstad vor Mitgastgeber Henrik Stenson und dem Schotten Marc Warren als geteilte Zweite ist Linn Grants dritter Titel in sechs Saisonstarts, Siege ist sie also schon gewohnt. Und Golf liegt der ehedem hoch dekorierten Amateurin ohnehin in den Genen, die bis nach Schottland zurückreichen. Ihr Vater John ist Golflehrer im PGA Sweden National; Großvater James Grant war ein erfolgreicher schottischer Jugend- und Juniorenspieler sowie Professional in Inverness, ehe er nach Schweden auswanderte. Er gewann beispielsweise 1968 auf den ikonischen Links von North Berwick die Scottish Boys Championship – 49 Jahre später, also 2017, holte sich seine Enkelin ebendort die Ladies’ British Open Amateur Stroke Play Championship. Zuletzt gewann Linn Grant, die ihren Freund Pontus Samuelsson am Bag hatte, die Belgian Ladies Open vor zwei Wochen und 30.000 Euro. Fürs Scandinavian Mixed fällt der Scheck mehr als drei Mal so hoch aus. „Vielleicht“, sagte Linn Grant dazu, „schenken die Sponsoren jetzt der LET mal mehr Aufmerksamkeit als immer nur der Männer-Tour.“

„D. J.“ will jetzt auf die DP World Tour

Provokation: Die Absurditäten rund um die LIV Golf Invitational Series nehmen kein Ende. Nachdem PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan alle Teilnehmer am Londoner Auftaktevent sowie an künftigen Turnieren der Saudi-Liga auf unbestimmte Zeit suspendiert und vom Betrieb seines Circuits ausgeschlossen hat, unterzieht Dustin Johnson die strategischen Allianz zwischen PGA und DP World Tour einem Belastungstest. Laut dem britischen „Telegraph“ hat sich der zu LIV übergelaufene zweifache Majorsieger um Aufnahme bei der DP World Tour, vormals European Tour, beworben und will sich diesbezüglich mit Keith Pelley, dem Chef der European Tour Group treffen. „D. J.“ hatte bereits vor Monahans Suspendierung seine Mitgliedschaft bei der PGA Tour aufgekündigt; die DP World Tour wiederum hat sich bislang zu Sanktionen oder Maßnahmen gegen ihre bei LIV aktiven Mitglieder noch nicht geäußert. Es fällt im Übrigen schwer zu glauben, dass Johnson allein auf diese jüngste perfide Idee gekommen sein soll: Das riecht alles nach Greg Norman, der jedes Mittel nutzt, um dem Golf-Establishment Schaden zuzufügen und die Szene zu spalten. Derweil nimmt auch immer obszönere Formen an, wie LIV und seine Hintermänner mit dem Geld um sich werfen – sofern das überhaupt noch möglich ist. Yasir Al-Rumayyan, der Chef des saudi-arabischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund), hat demjenigen Spieler eine Prämie von 54 Millionen Dollar versprochen, der die 18-Loch-Runde auf einem Par-72-Kurs mit einem Score von 54 Schlägen bewältigt. 54 ist das Äquivalent zu LIV in römischen Ziffern; LIV wiederum der von der Turnierdistanz über 54 Loch abgeleitete Name des von Saudi-Arabien finanzierten Unternehmens LIV Golf. Und dann ist da noch Gary Player, der offenbar auch keine Bedenken hätte, Moneten über Moral zu stellen und sich für viel Geld vor den saudischen Sportswashing-Karren spannen zu lassen. Aber der Südafrikaner steht als Botschafter von Golf Saudi ja auch selbst auf dem Lohnzettel des Regimes in Riad:

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Rory McIlroy: Sieg ohne Harry Diamond am Bag

Was verpasst: Da gewinnt Rory McIlroy endlich ein Turnier und wird von den in Massen erschienenen sportbegeisterten kanadischen Fans frenetisch gefeiert, nachdem er in jüngster Vergangenheit etliche Male vorn mitspielte und dennoch sieglos blieb – und ausgerechnet bei der RBC Canadian Open war Stamm-Caddie, Best Buddy und Trauzeuge Harry Diamond nicht an der Tasche des Titelverteidigers. Aus gutem Grund: Diamond weilte daheim in Nordirland bei seiner hochschwangeren Frau. So kommt jetzt Ex-Rugby-Spieler Niall O’Connor, ebenfalls ein Freund von McIlroy aus der nordirischen Heimat, als Diamond-Ersatz in den Genuss der zehnprozentigen Provision des Siegerpreisgeld von 1,566 Millionen Dollar. Der Weltranglistenerste Scottie Scheffler trat im St George's Golf & Country Club bei Toronto übrigens ebenfalls ohne seinen etatmäßigen Bag Man an. Ted Scott, selbst ein exzellenter Golfer, spielte am Wochenende auf Einladung und als VIP das BMW Charity Pro-Am auf der Korn Ferry Tour und wurde bei Scheffler von Jordan Guilford vertreten. Das Duo belegte am Ende den geteilten 18. Platz.

Golfer im Eishockey-Mutterland

Cross-over: Kanada ist das Mutterland des Eishockeys, und dem können sich auch die Golfstars der PGA Tour nicht entziehen, wenn sie anlässlich der RBC Canadian Open im St George's Golf & Country Club in Toronto Station machen. So gab es beispielsweise ein „Eishockey-Loch“, die Par-3-16, an der Trommeln auf die Bande ausdrücklich erwünscht war und die Helfer rund um Abschlag und Grün die schwarz-weiß längs gestreiften Trikots von Eishockey-Schiedsrichtern trugen. Und natürlich mussten die Golfstars im Vorfeld des Turniers auch ihre Treffsicherheit auf ein ungewohntes, aber doch sehr passendes Ziel beweisen – aber wenigstens durften sie dabei auf dem gewohnten grünen „Parkett“ bleiben:

Augusta krempelt Par-3-Platz um

Ungewohnter Anblick: Dass im Augusta National Golf Club zwischen den Spielzeiten unermüdlich am Platz gearbeitet oder diese je nach saisonaler Witterung neu eingesät wird, ist längst ein gewohnter Anblick. Doch diesmal nehmen die Granden in Grün offenbar den Par-3-Platz „in die Mangel“. Wie Luftaufnahmen zeigen, herrscht blanke braune Erde, wo sonst lauschig angelegte Kurzbahnen zu einer grünen Idylle verschmelzen.

Offenbar wird der Platz generalüberholt und seine Rasendecke komplett neu angelegt; laut einer Quelle überwacht der renommierte Architekt Tom Fazio die Arbeiten. Vom Club selbst gab es wie gewohnt keine Auskunft.

Schuh-Rettung: Profi wird zum Schwimmer

Rettungseinsatz: Josh Teater als Golfball-Taucher? Oder wieso schwamm der Korn-Ferry-Tour-Pro beim BMW Charity Pro-Am im Teich am siebten Grün des Thornblade Club in South Carolina herum? Die Antwort ist deutlich kurioser: Teater musste bei einem Schlag aus der Böschung Richtung Grün mit einem Fuß ins Wasser, hatte dafür seinen Schuh ausgezogen, rutschte bei Verlassen des Teichs offenbar irgendwie aus und beförderte dabei den abgelegten Schuh irgendwie ins Wasser. Während der Treter gemächlich davon trieb, musste sich Teater folglich seiner Klamotten entledigen und seinem Schlappen hinterher schwimmen. So jedenfalls ergibt sich der Hergang aufgrund der Twitter-Indizien.

Holes-in-One mit demselben (verlorenen) Ball

Eine Murmel, zwei Asse: Geschichten über Holes-in-One existieren wie Sandkörner im Bunker, doch diese ist eine ganz besondere. Der 13-jährige Preston Miller spielte vergangene Woche im Minneapolis Golf Club auf der Par-3-4 ein Ass, notierte sich die Eins und setzte seine Runde fort – mit dem Erfolgsball, statt diesen für den heimischen Trophäenschrank zu verstauen. Prompt „rächte“ sich die Murmel ein paar Löcher später und verschwand an Bahn 7 auf Nimmerwiedersehen im Rough, wenigstens für Miller. Doch während dieser im Clubhaus noch von seinem tollen Schlag erzählte, gesellte sich das gerade vom Platz gekommene Clubmitglied Ricardo Fernandez dazu und berichtete, er habe ebenfalls ein Hole-in-One erzielt, zeigte sogar stolz den Ball. Es war Millers verlorene Kugel, identifizierbar am Logo von dessen Golfteam, den Fernandez später gefunden und auf der Par-3-16 ebenfalls sehr erfolgreich eingesetzt hatte. Sachen gibt’s im Golf …

Etikette-Streit löst Faustschlag aus

Senioren-Nachmittag, oder: Je oller, je doller. Auf dem beschaulichen De La Vista Golf Course im Florida-Rentnerrefugium The Villages, haben sich zwei betagte Sportkameraden einen handgreiflichen Streit geliefert. Der 77-jährige Richard Randell und sein sieben Jahre älterer, nicht namentlich genannter Freund waren auf dem vierten Grün über eine Etikette-Frage in Streit geraten und redeten sich derart in Rage, dass es sogar zu Schubsereien kam. In deren Verlauf raunzte Randell seinen Spielpartner an: „Wenn Du das noch mal machst, scheuer’ ich Dir eine.“ Wie zu erwarten, wiederholte jener den Körperkontakt und zeigte seinem Gegenüber zudem den Mittelfinger, worauf Randell ihn ins Gesicht und zu Boden schlug. Der renitente Rentner blieb gegen eine Kaution von 2.000 Dollar auf freiem Fuß und muss sich nun demnächst wegen Tätlichkeit und Körperverletzung verantworten, da sein Gegner eine Prellung und einen schweren Bluterguss erlitt, will aber auf „nicht schuldig“ plädieren. Wie ein dritter Golfer in der Gruppe aussagte, seien Streitigkeiten zwischen den beiden „Freunden“ auf dem Golfplatz an der Tagesordnung gewesen. Da beschwöre noch mal jemand die Altersmilde …

Pat Perez’ Gattin und der Shitstorm

Zum Schluss: Die Geister, die ich rief … In den sozialen Medien wird man so durchaus auch wieder los – wenn man sich die Mühe macht, im Shitstorm jede Böe eigenhändig zu unterdrücken, sprich jeden „Hater“ zu blocken. Diesbezüglich dürfte Ashley Perez ein ausgefülltes und geschäftiges Wochenende gehabt haben, nachdem sie via Instagram den Abgang ihres Ehegatten zur Saudi-Liga verkündet hatte, noch bevor das offiziell verkündet worden war. Pat Perez, Sneaker-Sammler und Unikum mit knapp 30 Millionen Dollar Karrierepreisgeld auf der PGA Tour, ist der jüngste Überläufer in Greg Normans LIV Golf Invitational Series; dem Vernehmen nach soll er dafür zehn Millionen kassieren. Seine Frau sperrte darob erst knapp 300 unliebsame „Kommentatoren“ – tja, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es bekanntlich heraus – und inszenierte sich schlussendlich selbst mit einer exaltiert-skurrilen „Ansprache“ – es lohnt sich, bis zum Schluss „auf Sendung“ zu bleiben:

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