Panorama

Ian Poulter spricht über „schwere Zeiten“ nach seinem Wechsel zu LIV Golf

28. Feb. 2023 von Elena Reiter in Köln, Deutschland

Ian Poulter auf der LIV Golf Tour (Foto: Getty)

Ian Poulter auf der LIV Golf Tour (Foto: Getty)

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Ian Poulter musste sich seit seinem Wechsel zur LIV Golf League im vergangenen Sommer mit heftigem Gegenwind von Seiten der Presse und seiner Fans auseinandersetzten. Der Ryder-Cup-Enthusiast und zwölffache DP-World-Tour-Sieger berichtet nun im Interview mit dem Telegraph über seine Erlebnisse in dieser Zeit. Dabei findet er deutliche Worte für seine Gefühle gegenüber den Schlagzeilen zum Tour-Wechsel.

Ian Poulter fühlt sich von Medien missbraucht

Ein zweistelliger Millionen-Betrag soll als Anreiz für seinen Wechsel zur LIV Golf League auf Ian Poulters Konto geflossen sein. Diese Schlagzeile ging durch alle Golfmedien, dabei waren die Berichte kritisch gegenüber dem Engländer gestimmt. Die Kritik richtete sich unter anderem auf die starke Verbindung Poulters zum Ryder Cup. Durch den Tour-Wechsel verspielte er immerhin mit hoher Sicherheit seine Chance auf das Kapitäns-Amt 2025 und die Teilnahme am Nationenwettkampf in der aktuellen Ausgabe in Rom 2023. Poulter ist bekannt für seinen Ehrgeiz im Lochwettspiel, da kam es für viele Golffans umso überraschender, dass er seine Ryder-Cup-Karriere scheinbar leichtfertig aufs Spiel setzt. "Der Ryder Cup, ernsthaft? Muss ich beweisen, dass es mich interessiert? In diesen acht Wochen [der Ryder Cups, an denen ich teilgenommen habe] habe ich alles gegeben, was ich habe." Weiter hieß es, "ich habe jede Sekunde genossen, aber jetzt bin ich in einer Situation, in der ich mich nicht willkommen fühle. Nur weil ich meine Familie an die erste Stelle gesetzt habe? Ich hatte Mühe, damit zurechtzukommen, obwohl die Reaktion auf Netflix mir sehr geholfen hat."

Auch wurde im letzten Jahr immer wieder die moralische Verpflichtung der Profi-Spieler angesprochen. Der Leitfaden der LIV-Spieler für Interviews: Sie seien Golfer, keine Politiker. Damit beantworteten viele künftige und aktive LIV-Golfer die Frage nach den saudi-arabischen Geldgebern der LIV Golf Series. Dabei sei, laut Poulter, die "Berichterstattung nur aus einem Blickwinkel" geschehen. "Ich habe es als sehr, sehr ungerecht empfunden." Poulter stand zugegeben stark im Fokus der öffentlichen Meinung, doch auch Phil Mickelson kassierte einige Schlagzeilen rund um die fragwürdige politische Orientierung des neuen Arbeitgebers. Auf Themen wie Jamal Khashoggi, Rechte von Frauen und der LSBT*-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transpersonen) und die Arbeitsbedingungen von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern wird oftmals mit "Whataboutism" reagiert. Dabei lenken die LIVler den Fokus der Debatte durch Gegenfragen und ähnlicher Kritik auf den Fragensteller zurück, ohne sich der Kritik an ihnen selbst stellen zu müssen.

Seine Reaktion auf die harschen Nachfragen der Presse und die Kritik der Fans sei Stress-Essen gewesen. Poulter berichtet im Interview, "ich würde nie zugeben, dass ich vor lauter Stress angefangen habe mehr zu essen, aber wer weiß schon, wie die Psyche funktioniert? Ich wurde lächerlich beschimpft, und in diesem Sinne waren es harte Zeiten." Poulter berichtet, er habe in dieser Zeit täglich ungesunde Sandwiches und Schokolade gegessen, um mit den Berichten über seine Person umzugehen, "aber ich fühlte mich schrecklich, nachlässig, und es war ganz einfach keine angenehme Situation."

Netflix-Doku "Full Swing" sorgt für Beliebtheitsanstieg

Das alles habe sich nach der Veröffentlichung der Netflix-Dokumentation "Full Swing" geändert heißt es weiter. Hier widmete der Streaming-Dienst Poulter eine ganze Folge, in der sich der Engländer ausführlich zu seiner Entscheidung äußerte und klarstellte, er habe nur zum Wohl seiner Familie gehandelt. Dabei strich der siebenfache Ryder-Cup-Spieler in seiner Karriere bereits mehr als 20 Millionen Euro an Preisgeldern ein und konnte diese Summe durch diverse Sponsoren-Verträge aufstocken. Das passende Privatflugzeug und ein großes Anwesen präsentierte er unlängst in genau dieser Netflix-Dokumentation. Doch trotz der Zurschaustellung seiner Besitztümer seien die Fans nun wieder deutlich offener gegenüber dem Engländer. "Nach den ersten sieben oder acht Monaten, in denen mir immer wieder dieselbe Meinung entgegengeschrien wurde, war ich besorgt, wie sie ankommen würde, aber ich war von der Reaktion überrascht." Es gab wohl einige Entschuldigungen auf den Social-Media-Accounts des Golfers: "Wenn ich mir die Nachrichten seit der Veröffentlichung vor zehn Tagen durchlese, dann ist eine positive Nachricht nach der anderen gekommen. Das Gegenteil von dem, was ich bisher gewohnt war."

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