Ein paar Löcher zu viel: Nach elf Bahnen es gestern in Quail Hollow noch so aus, als würde es ein ungemütlicher Nachmittag für Scottie Scheffler bei dieser 107. PGA Championship: Jon Rahm hatte drei Birdies gespielt und sieben Schläge aufgeholt, weil sich der Weltranglistenerste auf der Front Nine drei Bogeys erlaubt hatte. Der Spanier lag gleichauf mit dem Texaner und hatte die Wanamaker Trophy in beinahe greifbarer Nähe. Doch der Pott wanderte am Ende in Schefflers Hände, weil Rahm die „Green Mile“ zum Verhängnis wurde. Auf dem Schlusstrio von Quail Hollow musste der 30-Jährige mit Bogey und zwei Mal Doppelbogey fünf Schlagverluste hinnehmen, die ihn auf den geteilten achten Platz zurückwarfen. Dabei war Rahm doch so „hungrig“ auf den nächsten Majortitel, der ihn nach US-Open-Erfolg 2021 und Masters-Triumph 2023 zum nächsten ernsthaften Anwärter auf den Karriere-Grand-Slam gemacht hätte. Doch es sollte (noch) nicht sein.
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Immerhin hatte er nach eigenem Bekunden „seit langem nicht mehr so viel Spaß auf einem Golfplatz, zumindest über 15 Löcher“. Und sowieso, beeilte sich der LIV-Star zu versichern, bestehe keinerlei Zusammenhang mit seinem Wechsel in die LIV Golf League und den Einbrüchen bei Majors: „Wenn ich schlecht spiele, dann ist in dem Moment einfach mein Schwung nicht auf dem geforderten Level. Es hat definitiv nichts damit zu tun, dass ich normalerweise in der LIV-Liga spiele.“ Will heißen: Die 54-Loch-Distanzen, das generell sehr kleine Teilnehmerfeld oder etwa der fehlende Druck eines Cuts sowie die garantierte Gage haben keinen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Spielers – hiermit zur Kenntnis genommen.
Rahm rinses one on No. 17, ejects out of the PGA Championship
byu/DontDoCrackMan ingolf
McIlroy sagt Gastspiel in Australien zu
Abstecher: Rory McIlroy hat nach dem Theater um seinen Driver keine Interviews gegeben und reiste nach dem Quail-Hollow-Gastspiel zum Vergessen auch gestern kommentarlos von der PGA Championship ab, bei der er keine Rolle spielte und am Ende geteilter 47. (+3) wurde. Gut, dass der Masters-Champion vorher unter dem Eindruck des Karriere-Grand-Slam ziemlich redselig war. Daher wissen wir, dass „Rors“ seine Zusage gegeben hat, an den Australian Open 2025 und 2026 teilzunehmen, die heuer im Dezember auf Royal Melbourne und Ende kommendes Jahr in Kingston Heath stattfinden. Der Nordire hat den Stonehaven Cup bereits 2013 und 2014 gewonnen und kehrt nun erstmals nach Down Under zurück. Das passt zu seinem Mantra an die Adresse der PGA Tour, wichtige Märkte außerhalb Amerikas nicht sträflich zu vernachlässigen, sondern die Stars mal in Australien oder Indien antreten zu lassen. Nicht zuletzt ist auch das eine Lücke, die von der LIV Golf League bespielt wird. Die Fans reagieren entsprechend elektrisiert.
Brooks Koepka und der Sechserpack
Fertig mit der Welt: „Mr. PGA Championship“ Brooks Koepka hat in Quail Hollow erstmals in seiner Karriere den Cut bei diesem Major verpasst und war entsprechend bedient. Irgendwann danach wurde der dreifache Gewinner an einer Tanke in Charlotte gesichtet – der Schnappschuss spricht Bände:
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Schauffele ohne Chance, aber die Cut-Serie hält
Wenigstens das: Der Titelverteidiger Xander Schauffele spielte in Quail Hollow keine Rolle, beendete die PGA Championship mit -1 fürs Turnier auf dem wenig zufriedenstellenden geteilten 28. Platz. Immerhin hielt aber die Cut-Serie des 31-Jährigen. Schauffele schaffte es zum 64. Mal in Serie ins Wochenende eines Turniers, das ist die längste Strecke eines aktuellen Spielers auf der PGA Tour. Und bei der Open Championship im Juli in Royal Portrush hat der amtierende Champion Golfer of the Year ja die nächste Gelegenheit zur Titelverteidigung.
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Garcia: „Derzeit keine Bereicherung fürs Ryder- Cup-Team“
Absage-Kandidat: Sergio Garcia wird allgemein als Kandidat für einen Captain’s Pick gehandelt, wenn es um das Team geht, das Ende September auf Bethpage Black den Ryder Cup verteidigen soll – zumal nach Garcias Sieg beim LIV-Event in Hongkong im März. Immerhin ist der 45-jährige Spanier der erfolgreichste Punktesammler in der Geschichte des Kontinentalwettbewerbs. Doch nach dem verpassten Cut beim Masters und der eher mittelmäßigen Performance bei der PGA Championship klassifiziert sich Garcia als wenig bereichernd für den Ryder Cup: „Ich würde schon von mir aus Nein sagen, wenn Kapitän Luke Donald mir jetzt einen Pick anbieten würde“, erklärte Garcia nach Runden von 75, 68, 79, 69 (+7) und Platz T67. Platz. „Ich muss wieder dahin kommen, wo ich kurz vor dem Masters war, und mir selbst und allen anderen zeigen, dass mein Spiel solide ist und Team Europe helfen kann.“
Der Teamchef „himself“ wurde in Quail Hollow übrigens geteilter 60. Donald, der eine bogeyfreie Auftaktrunde hingelegt hatte, war mit +6 einen Schlag besser als Garcia.
Lawlor und Van Houten gewinnen G4D Open
Wiederholungstäter: Auch die Golfer mit Behinderung haben am vergangenen Wochenende ein Major bestritten. Im englischen Woburn trafen sich die 80 Weltbesten zur G4D Open. Bei den Herren setzte sich am Ende der schon fast als Veteran der Szene zu bezeichnende Brendan Lawlor (28) durch, der 2023 bereits die Premiere der G4D Open gewonnen hatte. Der Ire lag am Ende vier Schläge vor dem Australier Lachlan Wood.
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Bei den Damen verteidigte die Niederländerin Daphne van Houten den Titel, den sie vergangenes Jahr an selbiger Stelle gewonnen hatte, und spielte über die drei Runden einen Vorsprung von elf Schlägen auf die Deutsche Jennifer Sräga heraus.
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Der PIF pumpt neues Geld in die LIV-Liga
Finanzspritze: Die Saudis haben für ihren Homunkulus LIV Golf Investments, den Träger der LIV Golf League, erneut tief in die Tasche gegriffen und zur Durchführung der Saison 2025 weitere 674,3 Millionen Dollar in den Konkurrenzcircuit gepumpt. Das geht aus Analysen des US-Portals „Money in Sports“ hervor. Bis zum Sommer könnte sich die aktuelle Alimentierung auf rund eine Milliarde Dollar erhöht haben, ohne dass LIV auch nur ansatzweise zu einem Return of Investment in der Lage scheint. Damit dürften sich Prognosen bestätigen, denen zufolge der Staatsfonds PIF bis Ende 2025 fünf Milliarden Dollar für das ehrgeizige Ziel ausgegeben haben wird, die Deutungshoheit im Profigolf der Männer zu übernehmen. Derzeit liegt der Stand des Investments bei 4,58 Milliarden.
Wentworth: Streit mit chinesischem Eigentümer eskaliert
Zoff im Nobel-Refugium: Die Animositäten im exklusiven Wentworth Club sind kurz vor der Eskalation. Schon vor geraumer Zeit hatten wir an dieser Stelle berichtet, dass die etablierte Mitgliedschaft der Anlage im englischen Surrey gegen den Eigentümer und dessen Management Sturm läuft. 2017 hatte die in Peking ansässige Reignwood Group des chinesisch-thailändischen Unternehmers und Milliardärs Chanchai Ruayrungruang das Ensemble im Umland von London gekauft. Ruayrungruang hatte den Grundstein seines Vermögens mit den Lizenzrechten für Red Bull in China gelegt und seine Tochter Woraphanit Ruayrungruang eingesetzt, um die Mitgliederstruktur von Wentworth zu ändern. Der Club sollte exklusiver, von 4.000 auf 800 Mitglieder reduziert sowie auf eine neureiche asiatische Klientel zugeschnitten werden. Die Altmitglieder versuchte man durch saftige Jahresbeiträge zu vertreiben, die sich mittlerweile auf 20.000 britische Pfund belaufen. Außerdem wurde eine Anleihe von 100.000 Pfund erhoben.
Jetzt wurden die entsprechenden 270 Unterschriften eingesammelt, um eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen und zu versuchen, das Club-Management abzusetzen. Dort hatte man die Gebührenerhöhungen und Anleiheforderungen mit den über 30 Millionen Pfund rechtfertigt, die seit 2016 in Verbesserung der Einrichtungen investiert worden sein sollen. Der Wentworth Club ist traditioneller Schauplatz der BMW PGA Championship, dem Flaggschiffturnier der in Virginia Water quasi nebenan sitzenden DP World Tour/European Tour Group.
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Wenn der Vater mit dem Sohne …
Zum Schluss: Eine Wanamaker Trophy ist toll – zumal, wenn sie für den dritten Majortitel steht und jetzt vor US Open im Juni und Open Championship im Juli schon die Spekulationen über einen möglichen Karriere-Grand-Slam einsetzen. Bloß Scottie Scheffler macht sich darüber ebenso wenig Gedanken wie über die Präsentation seiner Pokale, die zu Hause in einem „Golf-Zimmer“ verstaut sind, das er so nennt, „weil da mein ganzer Golf-Krempel drin ist“.
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Es gibt Wichtigeres für den Familienmenschen Scheffler, beispielsweise inmitten all des Majortrubels mit Filius Bennett auf dem Boden herumzukrabbeln, der in Quail Hollow neue Freunde gefunden hat:
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Und selbst im Scorer-Bereich hat Scheffler mehr Augen für den Sohnemann, als für die „Schreibarbeit“, mit der er den Triumph endgültig und offiziell macht:
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Wann genau hat Scottie die US Open gewonnen?
Stimmt. Danke für den Hinweis!