Quo vadis, Rory McIlroy? So viele Beobachter haben gemutmaßt, dass der Nordire fürderhin ohne den Affen Masters auf der Schulter befreit und locker aufspielen und ein Garant für weitere Major-Erfolge sein würde. Die Frage war nicht, ob, sondern eher wie viele Majors der 36-Jährige noch gewinnen wird. Doch aktuell ist genau das Gegenteil der Fall. „Rors“ klagt über Motivationsprobleme und hat das Zutrauen zum Drive verloren, letztlich seine stärkste Waffe; er mogelte sich durch die PGA Championship (T47) und verpasste bei der Canadian Open den Cut, die er zwei Mal gewonnen. Das sind nicht die besten Voraussetzungen, um bei einer US Open vorn mitzumischen, die ohnehin als „härtester Test im Golf“ definiert wird und überdies zum zehnten Mal auf dem „Oakmonster“ im Speckgürtel von Pittsburgh ausgetragen wird.
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Den jüngsten Nackenschlag gab’s bei einer privaten Runde am Montag über den von Clubgründer Henry C. Fownes 1904 auf Ackerland angelegten Parcours, den Star-Designer Gil Hanse vor drei Jahren zu alter Schrecknis aufpoliert hat. „Ich habe auf den beiden Schlusslöchern jeweils ein Birdie gespielt und dadurch eine 81 gerettet“, verriet McIlroy mit galgenhumorigem Grinsen bei seiner Pressekonferenz. „Ich habe mich eigentlich gut gefühlt und hatte nicht das Gefühl, schlecht gespielt zu haben.“ Außerdem war der Platz durch die Regenfälle der vergangenen Woche etwas aufgeweicht. Doch das macht die Löcher noch länger und das Rough eher noch unspielbarer. Überdies waren die Grüns noch im verschärften Club-Set-up, das Oakmonts Mitglieder so lieben. „1,5,5 oder so“, nannte McIlroy als Stimpmeter-Wert: „Alles in allem nahezu unmögliche Bedingungen.“
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Wenigstens glaubt sich der fünffache Majorsieger bezüglich des Drivers nun wieder gut gewappnet. Er hat auf den TaylorMade Qi10 zurückgegriffen und geht heute mit dem Gefühl in die erste US-Open-Runde, „dass ich in dieser Woche besser da stehe“. Um in Oakmont zu überleben, gilt als Erfolgsrezept: „Wenn man den Ball auf die Fairways schlägt, ist der Platz sicherlich spielbar. Dann muss man sich vor allem darauf konzentrieren, den Ball vor der Fahne aufs Grün zu bringen und so viele Pars wie möglich zu spielen. Und wenn man sich tatsächlich ein paar Birdie-Chancen eröffnet, ist das echt ein Bonus.“
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21,5 Millionen – und 4,3 davon für Scheffler?
Konstanz: Das Preisgeld bei dieser 125. US Open beträgt 21,5 Millionen Dollar und ist damit nach wie vor das best dotierte Major. Der veranstaltende amerikanische Golfverband USGA hat darauf verzichtet, heuer eine Schippe draufzulegen, sondern bleibt bei derselben Dotierung wie 2024 in Pinehurst. Dementsprechend erhält auch Scottie Scheffler der Sieger ebenso 4,3 Millionen Dollar wie Bryson DeChambeau im vergangenen Jahr.
Sorry für den kleinen Gag, aber der Weltranglistenerste ist nun mal haushoher Favorit auf den US-Open-Titel. Sein Vorsprung von +275 bei den Buchmachern bewegt sich in Dimensionen, die zuletzt nur Tiger Woods bei den Majors 2009 erreicht hatte. Mehr noch: Trotz der geringen Quoten wurde mehr Geld auf den Noch-28-Jährigen gesetzt als auf alle anderen Spieler zusammen. Hinter Scheffler rangiert Titelverteidiger Bryson DeChambeau mit +750 auf Platz zwei der Setzliste. Rory McIlroy hingegen ist nach dem verpassten Cut bei der Canadian Open in den Bereich „unter ferner liefen“ abgerutscht (+1.400). Vor dem Nordiren liegt beispielsweise Jon Rahm mit +1.200.
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Von wegen Mähen: Das Rough wird eher aufgebürstet
Reingefallen: Die Fotos und Videos der Rasenmäher im Rough von Oakmont gingen um den Golfglobus. Also wurde das nahezu unspielbare Kraut am Rand des US-Open-Geläufs doch gestutzt? Von wegen! Oder sehen Sie Grasfangkörbe an den Mähern? Allenfalls die Spitzen wurden bei den Einsätzen mit den Handmähern vielleicht geschnitten – womöglich von 12,7 auf 11,4 Zentimeter, wie schon 2016 – eine wirkliche „Erleichterung“. In erster Linie aber wurde das Poa-Annua-Gras sozusagen aufgebürstet, sodass die Bälle noch besser zwischen den derart aufgerichteten Halmen versinken können. Zusätzlich werden die Ränder des Rough an den Fairways noch gegen die Spielrichtung geharkt, damit auch ins Rough rollende Bälle besser verschluckt werden können. Offiziell freilich heißt es, dass dadurch die Befreiungsschläge aus dem Rough querab in Richtung Fairway einfacher wären. Hört, hört. Trotzdem steht fest: Bei der USGA und im Oakmont Country Club tut man halt alles, um das Major für die Spieler zu einer Tortur zu machen.
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„Oakmont ist der einzige Major-Platz, der dich auf beiden Seiten des Fairways bestraft – und das auf jeder Bahn“, sagt beispielsweise Geoff Ogilvy, US-Open-Champion von Winged Foot 2006. Das Rezept dagegen ist simpel: Einfach immer die Fairways treffen.
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Oakmonts Acht: Längstes Par-3 der US-Open-Historie
Furchteinflößend: Das soll ein Par-3 sein? Ein Loch für Zielschläge? Min Woo Lee hat angesichts von Oakmonts Loch acht schon gewitzelt, dem Club seien bei der Beschilderung der Bahnen wohl die Vieren ausgegangen.
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Sei’s drum, das lange Brett ist jedenfalls nach wie vor das längste Par-3 der gesamten US-Open-Historie und sticht noch mal besonders aus den ohnehin langen Löchern von Oakmont heraus:
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Und wer könnte berufener sein, als Longhitter und Titelverteidiger Bryson DeChambeau, um zu zeigen, wie man diesem Lulatsch irgendwie zu Leibe rückt. Er vertraut dabei übrigens dem Dreier-Holz:
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Jason Day im passenden US-Open-Outfit
Perfekter Gast: Seit Jason Day mit dem Streetwear-Label Malbon verbandelt ist, kommt der Australier bei nahezu jedem Turnierauftritt als modischer „Overachiever“ daher. Das muss nicht immer gefallen, ein Hingucker ist es jedes Mal. Auch in Oakmont ließ sich der 37-Jährige nicht lumpen und spielte seine Übungsrunden mit den passenden Shorts im Stars-and-Stripes-Design – immerhin ist ja US Open.
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Mickelson ist „schuld“: Nie Linkshänder-Sieg bei US Open
Wussten Sie: … dass noch nie ein Linkshänder die US Open gewonnen hat? Phil Mickelson ist schuld, der bei allen anderen Majors schon erfolgreich war. Bloß bei der „Offenen Amerikanischen“ hat es bekanntlich nie geklappt. „Lefty“ wurde sechs Mal Zweiter, und nach dieser 125. US Open – Mickelsons 34. – dürfte der Traum vom Karriere-Grand-Slam endgültig ausgeträumt sein – jedenfalls, sofern der ab kommenden Montag 55-Jährige nicht in den Top Ten von Oakmont landet und damit für Shinnecock Hills 2026 qualifiziert wäre. Denn die Startberechtigung durch den Gewinn der PGA Championship 2021 läuft mit diesem Jahr aus. Und in der Weltrangliste rangiert LIV’ler Mickelson nur noch auf Platz 1.177. Die sportlichen Leistungen lassen eine künftige Qualifikation über die vom amerikanischen Verband USGA für den Konkurrenzcircuit freigehaltenen zwei Startplätze ebenfalls kaum erwarten. Mickelson wäre allenfalls auf Einladungen des amerikanischen Golfverbands USGA angewiesen.
Oakmont begründete Entwicklung des Stimpmeter
Aus gegebenen Anlass: Gestern haben wir über die Stimpmeter-Werte der Grüns im Oakmont Country Club berichtet, die mit 16 Zoll Rollweg fast Glasplattenglätte haben.
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Was wir in dem Zusammenhang nicht wiederholt haben: Oakmonts Grün hatten tatsächlich maßgeblichen Anteil an der Erfindung des Stimpmeters, mit dem bekanntlich die Rollgeschwindigkeit der Bälle auf Grüns ermittelt wird. Bei der US Open 1935 wunderte sich der exzellente Amateurgolfer Edward Stimpson über die unfair schnellen Grüns und ersann ein Messverfahren. Das Ergebnis ist eine 91,4 Zentimeter lange und 4,4 Zentimeter breite Schiene, die bei Zentimeter 76,2 eine Einkerbung enthält, in die der Ball gelegt wird. Die Schiene wird mit dem unteren Ende aufs Grün gestellt und langsam angehoben, bei einem Hebewinkel von 20 Grad gerät der Ball in Bewegung, seine Rollstrecke auf dem Grün wird gemessen. Seit 1976 ist der „Stimpmeter“-Wert offizielles Verfahren der USGA: Auf normalen Grüns gelten laut USGA 8,5 Fuß (2,6 Meter) als schnell, Oakmont hat unter Turnierbedingungen Werte von 13 bis 15 (4,0 bis 4,6 Meter).
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Oakmonts Clubhaus: Ein schottisches Bauernhaus?
Zum Schluss: … der obligatorische Gang durchs Clubhaus. Das Vereinsheim des Oakmont Country Club, entworfen vom renommierten Pittsburgher Architekten Edward Stotz und wie der Platz 1904 eröffnet, gehört zu den Ikonen auf der Golflandkarte. Oakmont-Gründer Henry C. Fownes konzipierte den Platz als eine Art Inland-Links, und dementsprechend sollte das Clubhaus die Anmutung eines schottischen Bauernhauses haben. Na ja, aber sehen Sie selbst:
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