Back Nine

„Er will eine Wunderwaffe“: Es kriselt zwischen DeChambeau und Cobra-Puma

13. Feb. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Es kriselt zwischen Bryson DeChambeau und Cobra-Puma. (Foto: Getty)

Es kriselt zwischen Bryson DeChambeau und Cobra-Puma. (Foto: Getty)

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Er war der Mann, der den Golfschlägern von Cobra-Puma wissenschaftliche Weihen verliehen und ihnen dank seiner Weitenjagd besondere Reputation verliehen hat – vom Prinzip der einheitlichen Schaftlängen gar nicht zu reden. Doch mit dem Ende des Jahres 2022 ist auch der Vertrag zwischen Bryson DeChambeau und seinem bisherigen Ausrüster ausgelaufen, und niemand weiß, mit welchem Schlag-Instrumentarium der US-Open-Sieger von 2020 demnächst zum Auftakt der LIV Golf League antreten wird. Angeblich laufen zwar Verhandlungen über eine Verlängerung des 2016 geschlossenen Vertrags, doch die „Ehe“ kriselt, zumal BDC munter mit „fremdem“ Material experimentiert. Beim Saudi International setzte er den Stealth-Driver von TaylorMade ein und bekam deswegen einen bösen Brief von Cobra-Puma, dann testete er dieser Tage im Ping-Hauptquartier den neuen G430, während quasi nebenan die Waste Management Phoenix Open lief.

DeChambeau gilt indes nicht nur wegen seiner Equipment-Seitensprünge als schwieriger Kunde. Er lässt sich gern öffentlich über seine Schläger aus, schimpfte schon vor geraumer Zeit, sein Driver sei Mist, und monierte kürzlich, dass Cobra-Puma nicht in der Lage sei, ihm die benötigten Spezifikationen zu gewährleisten: „Die Technologie kann mit der potenziellen Leistungsfähigkeit von Spitzen-Golfern, gerade in Sachen Schwungtempo, nicht mithalten.“ Das wiederum rief Ben Schomin, PGA-Tour-Repräsentant von Cobra-Puma auf den Plan, der seit Jahren DeChambeaus technische Launen „ausbaden“ muss und dafür einen irren Aufwand an Entwicklung und Manpower betrieben hat: „Eine idiotische Aussage“, kommentierte Schomin. „Zumal für einen Kerl, der sich gern allwissend gibt, wenn es um Wissenschaft und Physik geht. Er will einen Driver, der den Ball immer aufs Fairway bringt – egal, mit welcher Stelle der Schlagfläche er ihn erwischt. Aber es ist halt so, dass mit zunehmendem Schwungtempo der Ball auch präziser getroffen werden muss. Doch Bryson will das nicht wahrhaben, er sucht nach einem Einhorn, nach einer Wunderwaffe“, so Schomin. Und fügte an: „Ich wünsche ihm dafür alles Gute.“ Das klingt nach Abschied.

Dabei hat DeChambeau der Weitenjagd doch längst abgeschworen und seine während des Corona-Shutdown aufgebaute Muskelmasse großteils „abgespeckt“. Die enorme Belastung durch das immer weiter voran getriebene Schwungtempo sowie die Bodybuilder-Ernährungsweise und der damit verbundene Raubbau am Körper hatten wiederholt zu schweren Entzündungen geführt; noch im Dezember musste sich der 29-Jährige eine Zyste in der Kieferhöhle operativ entfernen lassen, die sogar Schwindelanfälle verursacht und das Sprachzentrum beeinträchtigt hatte. „Jetzt fühle ich mich so gesund und sauber wie immer, fast wie ein Kind“, ließ DeChambeau wissen: „Ich habe mehr Energie und kann so klar denken wie schon lange nicht mehr.“

Reverenz an Super-Bowl-Champ Mahomes

Most Valuable Player: Aus gegebenem Anlass folgt hier eine Reverenz an den frisch gebackenen Super-Bowl-Champion Patrick Mahomes. Der 27-jährige Quarterback gewann gestern mit seinen Kansas City Chiefs zum zweiten Mal nach 2020 den Showdown der National Football League NFL und wurde im State Farm Stadium von Phoenix überdies zum wertvollsten Spieler (MVP) des Finales gegen die Philadelphia Eagles gekürt, nachdem er diese Auszeichnung bereits für die reguläre Saison eingeheimst hatte. Es dürfte bekannt sein, dass Mahomes, Handicap 7,7, ein begeisterter Golfer ist – spätestens seit seinem Auftritt mit den Spielmacher-Kollegen Tom Brady, Aaron Rodgers und Josh Allen bei The Match VI.

Am liebsten aber golft Mahomes mit seinem Teamkameraden Travis Kelce: „Er ist ein dufter Typ und es ist immer klasse, mit ihm unterwegs zu sein“, lobt der Quarterback den Tight End, der auch auf dem Footballfeld sein bevorzugter (An-)Spielpartner ist. Sowieso könne er beim Golf bestens entspannen, sagt Mahomes, dessen bis 2032 laufender und mit maximal 503 Millionen Dollar versüßter Vertrag der höchstdotierte Kontrakt eines Profisportlers ist: „Ich liebe das Spiel umso mehr, weil man dabei ständig an sich arbeiten muss, um den Level zu halten oder sich zu verbessern, und weil man immer Herausforderungen findet.“

 

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Homa: Notfalls tragen wir Tiger über den Platz

Back to Business: Tiger Woods ist wieder im Geschäft – als Spieler auf der PGA Tour mit dem Start bei seinem anstehenden Genesis Invitational und als Golfplatz-Architekt. Der 15-fache Majorsieger gab dieser Tage bekannt, mit seiner Firma Tiger Woods Design den Zuschlag für die Konzeption eines 18-Loch-Platzes im Marcella Club in Park City/Utah erhalten zu haben, der Teil eines neuen Resorts wird. Woods, wiewohl Gegner der Längeninflation im Profigolf und Verfechter eines „Rollback“ des Balls, plant ein Monster-Layout von insgesamt 8.064 Yards (7.373 Meter) mit drei Par-5-Bahnen von deutlich über 600 Yards und einem Par-5 von 702 Yards (642 Meter).

Parallel wurde bekannt, dass er und Rory McIlroy den einstigen PGA-Tour-Manager Ross Berlin persönlich angesprochen haben, um ihm das Amt des Verantwortlichen für Spieler-Angelegenheiten in ihrer Tomorrow Golf League (TGL) anzuvertrauen. Berlin kehrte dafür aus dem Ruhestand zurück, arbeitet bereits seit November für die TGL und kümmert sich etwa um Teilnehmer-Akquise oder die Abstimmung von Zeit- und Reiseplänen mit der Tour.

Apropos Ruhestand: Bei den Kollegen stieß Woods’ Genesis-Ankündigung auf große und positive Resonanz. Max Homa kündigte sogar an, den immer noch eingeschränkt gehfähigen Superstar notfalls über die extrem neuralgischen, weil abschüssigen bzw. steilen Bereiche im Riviera Country Club zu tragen – vor allem vom ersten Abschlag Richtung Fairway und vom 18. Fairway Richtung Grün. „Ich stelle mir das gerade vor“, grinste Homa bei der Waste Management Phoenix Open: „Es würde keinem von uns was ausmachen.“

Swilcan Bridge wieder mit grünem „Vorgarten“

Nachtrag: Es wächst im Wortsinn Gras über den Tumult um die Swilcan Bridge. Der St. Andrews Links Trust hat sich den Kritiken – u. a. von Sir Nick Faldo – und dem Social-Media-Shitstorm gebeugt und die kreisförmige steinerne Terrasse an der Brücke auf dem Old Course wieder aus dem Boden reißen lassen, mit der man das Areal vor dem berühmten, mindestens 700 Jahre alten und als Motiv so begehrten Bauwerk gegen all jene wappnen wollte, die sich mit der Brücke und dem nicht minder berühmten Clubhaus in der Ferne fotografieren lassen und dabei den Boden zu Brei trampeln.

Darüber haben wir bereits berichtet, nur die fotografische Dokumentation der Arbeiten und des neuen grünen „Vorgartens“ sind wir noch schuldig, also:

Nase voll gehabt, Maverick McNealy?

Kurioses „Momentum“: Freitag bei der Waste Management Phoenix Open, Maverick McNealy flirtet mit der Cut-Linie und braucht ein starkes Finish, um es ins Wochenende zu schaffen. Doch dann schlagen auf dem 12. Loch die heftigen Böen zu, die das Event an den ersten Tagen zu einer windigen Angelegenheit und sogar dem späteren Sieger Scottie Scheffler zu schaffen machten:

 

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Im Fall von McNealy geriet selbst das Putten zum Vabanquespiel. Der Ball des US-Profis rollte an der Fahne vorbei und übers Grün hinaus ins Wasser, er musste sich einen Strafschlag notieren, lochte dann den gedroppten Ball per Chip immerhin noch zur Bogey-Vier – und gab kurz darauf das Turnier auf. Wegen einer Schulterverletzung, sagte er. Aber vielleicht hatte McNealy auch einfach keine Lust mehr auf die Wetterkapriolen im TPC Scottsdale und war mit den Gedanken schon beim Super Bowl.

Wenn endlich mal der Greenkeeper gefeiert wird …

Ersatzbefriedigung: Das ersehnte Ass bei dieser Waste Management Phoenix Open fiel an anderer Stelle – Rickie Fowler erzielte es auf der Sieben –, und die Fan-Massen am Party-Loch 16 mussten sich mit ein paar Beinahe-Treffern begnügen. Umso begeisterter wurde der Greenkeeper gefeiert, der am Samstag für den Wechsel von beendeter zweiter und beginnender dritter Runde neue Flaggenpositionen einrichten und dafür auch auf dem 16. Grün vor voll besetzten Tribünen sein ureigenes Hole-in-one stechen musste. Sollten wir übrigens im Heimatclub ebenfalls viel öfter für die fleißigen Truppen tun, die uns dort die grüne Bühne bereiten. Aber sehen und hören Sie selbst:

Und dann ist da noch dieser beklagenswerte Helfer, der auf besagter berüchtigter 16 für Ruhe beim Abschlag oder beim Putten sorgen sollte, deswegen unverzagt sein „Quiet Please“-Schild in die Höhe reckte, sich bei diesem Unterfangen ziemlich nutzlos vorgekommen sein dürfte und damit als Sinnbild für den Versuch des Unmöglichen steht.

Anfeindungen: Nordqvist trennt sich von Aramco

Ausstieg: Die Ladies European Tour hängt am Tropf von Aramco. Saudi-Arabiens staatseigener Öl-Konzern ist das wertvollste Unternehmen der Welt sowie mit seiner Aramco Team Series der größte Sponsor auf der LET und ermöglicht Preis-, aber auch Werbegelder, die vielen Spielerinnen das Überleben auf der sportlichen Bühne ermöglichen. Nur wenige Proetten– Mel Reid beispielsweise – zeigen dem Partner aus der Wüste die kalte Schulter. Zu denen gehört neuerdings auch die schwedische Solheim-Cup-Spielerin und Aramco-Botschafterin Anna Nordqvist, die das Verhältnis mit dem Öl-Multi aufgekündigt hat. Sie sei wegen der Kooperation mit dem Saudis angefeindet worden und habe sogar Drohbriefe erhalten, sagte die 35-jährige dreifache Majorsiegerin. „Es ging mir nie ums Geld, sonder darum, etwas fürs Damengolf und für die LET zu tun“, so Nordqvist: „Aber es hat sich nicht so entwickelt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich war nicht darauf vorbereitet, so eine unglaubliche Menge an Hass und gemeinen Kommentaren von Leuten zu bekommen, die mich nicht mal kennen.“

Golfclub im Clinch mit Eichhörnchen

Nager-Plage: Im Wyndemere Country Club nahe Naples/Florida haben sie ein Problem. Mitglieder berichten von verhaltensauffälligen Eichhörnchen rund um die Abschläge der 27-Loch-Anlage. Mancher denkt jetzt vielleicht an den hypernervösen Hammy aus dem Zeichentrickfilm „Ab durch die Hecke“.

Im Fall von Wyndemere ist sogar von Aggressivität die Rede, und obwohl der Club in einem Naturschutzprogramm engagiert ist, überlegt Vorstand Ryan Cozzetto, die „Störenfriede“ in Fallen zu fangen und umzusiedeln. Das wiederum stößt auf jede Menge Kritik. Die Wildtier-Expertin Joanna Fitzgerald erklärte: „Umsiedlung ist nie die beste Lösung für die Tiere. Im neuen Lebensraum wissen sie nicht, wo sie Nahrung und Unterschlupf finden können und müssen mit bereits dort lebenden Populationen um den Platz rivalisieren.“ Außerdem: „Wenn die Eichhörnchen zu einer Plage geworden sind, weil sie mit den Menschen auf dem Golfplatz interagieren, dann müssen die Menschen ihr Verhalten ändern statt dies von einem Tier zu erwarten, das sich wahrscheinlich so verhält, weil es von anderen Golfern gefüttert wird.“ Scheint, als seien nicht die Eichhörnchen das Problem, für das der Wyndemere Country Club bislang keine Lösung gefunden hat.

Das „Hole-in-one“ im Hole-in-one-Preis

Das Letzte: Hey, so ist das mit der Prämie für ein Ass nicht gedacht. Die Murmel soll mit einem Schlag ins Loch – es geht nicht darum, mit dem Ball im Preis selbst ein „Hole-in-one“ der besonderen Art zu versuchen. Doch genau das ist beim Member-Guest-Turnier des Manila Golf Club auf den Philippinen passiert: Ein Spieler hat den als Belohnung nahe dem 16. Grün aufgebauten Lexus ES 300 getroffen und eine veritable Delle in der vorderen Beifahrertür produziert. Als derartiges One-hit-Wonder will man sicherlich nicht in den Nachrichten erscheinen.

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