Rory McIlroy schwärmt bis heute. „Wenn man von unserem Platz, von diesem kleinen Stück Land am Rand eines Hügels über der Stadt, nach Portrush kommt, taucht man in eine völlig andere Welt ein“,erinnert sich der fünffache Majorsieger an die erste Fahrt vom heimischen Holywood bei Belfast an die Küste des County Antrim, als sei es gestern gewesen: „Es ist einfach gewaltig. Die Dunluce Links sehen aus wie jeder andere Golfplatz, wirken nur viel größer, geradezu riesig.“
McIlroys Rekordrunde als Amateur 2005
Damals haben sich McIlroys Eltern das Geld fürs Golfspielen ihres talentierten Sohns vom Mund abgespart, in Doppelschichten geschuftet, selbst auf vieles verzichtet. Der Filius dankte es ihnen auf besondere Weise, das ist Golfgeschichte und ebenso bekannt wie der Umstand, dass „Rors“ auch Royal Portrush seinen Stempel aufgedrückt hat: 2005 bei der North of Ireland Championship als wüst gelockter 16-Jähriger Amateur mit der Rekordrund von 61 Schlägen. 33 Schläge benötigte er auf dem damaligen Par-73-Ensemble für die Front Nine, sage und schreibe derer lediglich 28 für die Back Nine.
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Ein Eagle und sechs Birdies auf der damaligen Back Nine
Diese Bestmarke wird auf Ewigkeit Bestand haben, denn den Platz gibt es so nicht mehr.Im Vorfeld der Open Championship von 2019, als das weltälteste Major zum zweiten Mal und 68 Jahre nach Max Faulkners Triumph 1951 in Nordirland stattfand, sortierte Architekt Martin Ebert das Ensemble auf Geheiß des R&A ein wenig um und erhöhte den Schwierigkeitsgrad. Die beiden Schlusslöcher waren eines Turniers von solchem Format nicht mehr würdig, weil zu einfach; McIlroy spielte dort seinerzeit die letzten beiden der sechs Birdies auf der zweiten Schleife, die er mit einem Eagle eingeleitet hatte.
Andere Schlusslöcher und zwei neue Bahnen zur Open 2019
Als er 2019 zurückkam, von einem irren Hype und gefühlten 738 Tonnen Erwartungsdruck begleitet, hatte Ebert die einstigen Bahnen 16 und 17 zum Finish umgestaltet, sich von Portrushs zweitem Platz, dem Valley Course, ein bisschen Land „geklaut“, damit eine neue Sieben und eine neue Acht ins Layout integriert und die Dunluce Links zwar auf Par 71 reduziert, aber um gut 200 Yards verlängert. Und die alten Schlusslöcher waren eingeebnet worden, um dem Raum zu geben, was eine Open Championship nun mal an Flächen für ein Public Village und Hospitality-Zelten etc. braucht.
„Einfach ein wunderbarer, ein unglaublicher Golfplatz, der auf ganz verschiedene Arten gespielt werden kann. Vieles hängt vom Wind ab. Und bei einigen der Bunker fragt man sich, warum zum Teufel sie da sind? Und dann sind sie plötzlich im Spiel.“
Tiger Woods 2019
Für McIlroy, der sich bis heute mit der Bahnenfolge vertut, war es 2019 ein komplett anderer Platz, auf dem er letztlich nur zwei Turnierrunden gespielt hat. Wer erinnert nicht die Auftakt-Acht vor fünf Jahren, als der Local Hero das Major bereits auf Bahn eins mit einem Schneemann wegschmiss und sich in der Folge ein Doppel-Bogey auf der gefürchteten Par-3-16 sowie ein Triple-Bogey auf der neuen 18 leistete und eine unterirische 79 notierten musste, die er trotz einer heldenhaften 65 am zweiten Tag nicht wettmachen konnte.
Bloß gut, dass „Nachbar“ Shane Lowry einsprang, am Moving Day mit einer 63 den Platzrekord für das neue Arrangement markierte und am Ende die Claret Jug umarmen durfte – doch noch ein Champion Golfer of the Year von der grünen Insel, das war Balsam für die irische Seele.

Koloss an der Causeway-Küste: Royal Portrush ist ein kompletter Kurs ohne Schwachstellen. (Foto: Helma Scheffler
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Ein kompletter Kurs vom ersten Tee bis zum 18. Grün
„Die Dunluce Links sind der perfekte Platz für eine Open Championship“, sagte Lowry dieser Tage. Der 38-Jährige mag nicht ganz unbefangen und neutral sein, dennoch lässt sich das ohne Einschränkung übernehmen. Der Koloss an der Causeway-Küste ist nicht nur optisch eine Wucht, sondern schlichtweg ein kompletter Kurs ohne Schwachstellen – vom ersten Abschlag bis zum 18. Grün.
„Royal Portrush ist ein grandioser Gobelin mit einem großartigen Golfloch nach dem anderen.“
Die Design-Experten des renommierten Portal Fried Egg Golf
Da haben zwei kongeniale Designer wirklich ganze Arbeit geleistet: Mutter Natur und Harry S. Colt. Der Engländer, einer aus dem Pantheon der Golfplatz-Architektur, überarbeitete zwischen 1928 und 1933 die originären Aussteckarbeiten von Old Tom Morris und schuf letztlich ein völlig neues Arrangement, das bis heute gilt und an dem auch Eberts Überarbeitung nichts ändert.
Colts Genius in Falkenstein und im Frankfurter Golf Club
Australiens „Great White Shark“ Greg Norman hat am Beispiel des irischen Doonbeg mal gesagt: „Der liebe Gott hat 100 tolle Golflöcher ins Gelände gestreut, du musst bloß die besten 18 extrahieren.“ Das lässt sich problemlos auf Portrushs Dünen und Colts Arbeit übertragen, dessen Genius hierzulande in Hamburg-Falkenstein und im Frankfurter Golf Club glänzt.
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