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DGV-Präsident Kobold – Für eine dritte Amtszeit wäre genug auf der Agenda

27. Apr. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes. (Foto: DGV)

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes. (Foto: DGV)

„Viel Feind’, viel Ehr’“, hat Georg von Frundsberg vor gut 500 Jahren all jenen ins Stammbuch geschrieben, die einem zahlenmäßig überlegenen Gegner gegenüber stehen. Doch die Sentenz des frühneuzeitlichen Militärtaktikers gilt in diesem Fall nicht. Eher „wenig Feind’ gleich viel Ehr’.“ So gesehen haben Claus M. Kobold und Achim Battermann als Präsident und Vize des Deutschen Golf Verbands (DGV) in den vergangenen acht Jahren und zwei Amtszeiten offenbar eine Menge richtig gemacht.

Das Duo gilt vor dem 101. Verbandstag in Frankfurt als konkurrenzlos, hat bislang keine Herausforderer aka Gegenkandidaten. Will heißen: Niemand traut sich zu, es besser machen zu können. Oder hat dafür im Vorfeld und in den Hinterzimmern des deutschen Golfbetriebs die nötige Rückendeckung für eine Attacke auf die arrivierte Aufstellung an der Verbandsspitze einsammeln können. Die dritte Amtszeit scheint Formsache.

Der Einfluss aktueller Entwicklungen

Kontinuität ist immer gut. Wenn sie denn mit Fortschrittsgedanken verbunden ist. Da freilich geht es Kobold und Battermann wie den maßgeblichen Politikern im Bund. Was auch immer wer und in welcher Couleur in den vergangenen Jahren auf dem Zettel hatte, wurde von aktuellen Entwicklungen in den Hintergrund gedrängt oder gar mehr oder weniger ausgehebelt. Nachdem sie in den ersten vier Jahren seit der Amtsübernahmen 2015 den Verband konsolidiert und in ein ruhiges Fahrwasser geführt haben, kam erst Covid-19 und jetzt die Kostenkrise, die ihre Wurzeln noch in der Pandemie hatte und nun von der Geopolitik und speziell dem Ukraine-Krieg befeuert wird.

Die nächste Riesenwelle baut sich auf

Hatte sich der Verband in Sachen Golf als idealer „Corona-Sport“ noch mächtig und zurecht aus dem Fenster gelehnt, fallen die offiziellen Ansagen in Sachen Inflation eher etwas dünn aus. „Wir werden alles daran setzen, dass der organisierte Golfsport – wie schon in den letzten Jahren – auch weiterhin für Krisensituationen gewappnet ist“, hieß es Anfang des Jahres bei der Bekanntgabe der Zahlen zur Inventur des organisierten Golfspiels. Im Gespräch mit Golf Post wurde der Präsident schon deutlicher, sprach von Einkaufsgemeinschaften, adressiert ebenso Grundsteuerreform, Personalbedarf oder das Themenspektrum Wasser, integrierter Pflanzenschutz. Da baut sich nämlich die nächste Riesenwelle auf, die der Golfsport abreiten muss.

Schulterschluss mit der Politik geschafft

Zur Ehrenrettung sei gleichwohl angemerkt, dass der DGV bei all dem nie eine direkte Handhabe hat. Unbenommen der unverzichtbaren Lobby-Arbeit, die er selbst in Berlin und über die Landesverbände bei den Landesregierungen betreibt, die gleichwohl mit Fingerspitzengefühl und nicht mit der Brechstange angegangen werden muss. Oder die mittlerweile dank der jüngsten Wachstumszahlen starke Position im Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB): Wer überreizt, erwirkt eher Ablehnung.

Der DGV hingegen hat den Schulterschluss geschafft: „Mit diesem Pfund, und das perspektivisch auf die nächsten zehn Jahre gesehen, werden wir es schaffen, einen Imagewandel hinzubekommen“, glaubt Kobold. Er redet gern einer „Helikopterfunktion“ das Wort und meint die Vermittlung, den Transfer von Botschaften und Informationen – nach außen wie nach innen: „Wenn das Gewicht des Deutschen Golf Verbandes etwas zu bewirken scheint, sind wir natürlich sofort dabei.“

Handicap-Hybris und kaum genutzte Hilfestellung

Der gebürtige Münchener und Jurist aus Dresden hat ohnehin keine Not, selbst der eigenen Gilde die Leviten zu lesen und dabei auch mal zu polarisieren. Unvergessen sind seine Ausführungen zur Handicap-Hybris der Deutschen oder die Forderung nach modernen Spielformen. Anderseits ist da wieder die in den Statuten definierte Rolle des Verbands. „Das machen die Club-Verantwortlichen vor Ort am besten. Das wollen wir nicht vom DGV aus Wiesbaden dirigieren“, formulierte Kobold mal freundlich. Um dann etwas Klartext nachzulegen: „Es gibt eine Menge von Hilfestellungen vonseiten des DGV. Nur wird das von den Clubs zu wenig abgefragt. Wir bieten einen bunten Strauß an Möglichkeiten […] und würden Unterstützung nie verweigern, wenn uns jemand um Hilfe bittet. Aber es muss von den Clubs ausgehen.“ Tja, es bleibt halt dabei: All business is local

Wieder mehr Blick nach außen!

Dennoch wünscht man sich künftig noch deutlichere gesamtgesellschaftliche Impulse aus Wiesbaden. Vielleicht müssen sich der DGV und seine Lenker die Anmerkung Vorwurf gefallen lassen, dass man sich womöglich in der jüngeren Vergangenheit ein wenig zu sehr um sich selbst gedreht und zu viel mit der Selbstverwaltung und internen Strukturen beschäftigt hat. Der Blick darf fürderhin gern wieder mehr nach außen gehen. Vor allem bei den Megathemen, die gerade der Golfsport eigentlich so perfekt bespielen kann und mit denen in der öffentlichen Wahrnehmung und mithin in Sachen Image so viel mehr getan werden kann. Die Schlagworte Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit, Biodiversität stehen immerhin in Kobolds Wiederwahl-Bewerbung.

Leuchtturmprojekt ohne Strahlkraft

Erst recht muss die Frage erlaubt sein, wie es ums zweite Megathema steht? Das Leuchtturmprojekt Gesundheit ist offenbar komplett versandet und hatte eh nie die Strahlkraft, eine breite Öffentlichkeit in Sachen Gesundheits- (und mittlerweile überdies Reha-)Sport Golf zu erhellen. Trotz des Testimonials Professor Dr. Dietrich Grönemeyer und seiner eingängigen, vom englischen Wissenschaftler James Levine übernommenen Einordnung „Sitzen ist das neue Rauchen“, die 33 chronische Krankheiten mit Bewegungsmangel in Zusammenhang bringen.

Keine Wahlwerbung – sondern ein Appell

Kobold hatte seine zweite Amtszeit unter anderem mit dem Ziel angetreten, genau diese Projekte Golf und Natur oder Golf und Gesundheit voranzutreiben, so das Image des Golfsports und mithin die wirtschaftliche Lage der Golfclubs zu verbessern. Für eine dritte Amtszeit wäre also noch genug auf der Agenda. Und das ist keine Wahlwerbung für den 14. Präsidenten der DGV-Historie seit 1907 – sondern ein Appell.

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