Panorama

Aufklärung tut not: Wo bleibt die Kampagne des Klima-Aktivisten Golfsport?

25. Apr. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Wo bleibt die Kampagne des Klima-Aktivisten Golfsport?(Foto: Unsplash/Getty)

Wo bleibt die Kampagne des Klima-Aktivisten Golfsport? (Foto: Unsplash/Getty)

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Am Wochenende haben Schlagzeilen aus der Schweiz das Golfergemüt aufgewühlt. Klima-Aktivisten verwandelten Grüns über Nacht in Gemüsebeete und hinterließen die Botschaft: „Gentlemen only – what about everyone“. Bereits vor geraumer Zeit hatte sich Vergleichbares in Frankreich ereignet, als Öko-Protestler Golflöcher mit Zement verfüllten, um vermeintliche Bevorzugungen und Ungleichbehandlungen anzuprangern. Beide Male ging es ums Wasser. Um das längst über den Wortsinn hinaus kostbare Nass, das auf Golfplätzen in vermeintlich verschwenderischem Maße verplempert wird, während es Haushalten und auch der Landwirtschaft vorenthalten bleibt.

Scheeler Blick aufs Feindbild Homo Golfiensis

Während in Berlin die Klimakleber der Bundesregierung Verfassungsbruch vorwerfen und die Hauptstadt lahmlegen, wenden sich radikalere Gesinnungsgenossen deutlich „dankbareren“ Zielen zu: Weil blockierte Rettungswege oder besudelte Kunstwerke eher öffentliche Empörung auslösen, Vandalismus auf den Grüns indes eine ohnehin von vielen nach wie vor mit scheelem Blick bedachte Minderheit treffen – den Homo Golfiensis.

Keine Verwirrtheit Einzelner

Das sind Alarmsignale. Nicht nur wegen der Zerstörungsbereitschaft im Einzelfall. Sondern vielmehr wegen der Ideologie dahinter, die solchen Aktionen in den Augen der Aktivisten Legitimität verleiht. Wer das als Verwirrtheit Einzelner abtut, der irrt in sträflichem Maße. Sogar Greenpeace sitzt dem Missverständnis vom Golfsport als Umweltsünder, Landverweser und Ressourcen-Räuber auf, als es vor einiger Zeit in Großbritannien vor dem Hintergrund von Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherheit um Solaranlagen versus Ackerflächen ging – und die Umweltorganisation in reflexhafter Reaktion auf den Flächenverbrauch von Golfplätzen verwies.

Kakophonie von Katastrophenberichten

All diese Beispiele führen zu einem Schluss: Aufklärung tut not. Wo bleibt die Kampagne des Klima-Aktivisten Golfsport? Die Szene versteckt sich allzu oft immer noch in der Nische und fühlt sich darin pudelwohl, wirkt manchmal gar seltsam entrückt. Wenn man schon etwas anprangern will, dann das – angesichts der Apokalypse, die dem geschundenen Globus droht. Bereits in diesem Jahrzehnt drohen die ersten Kipppunkte, das hat gerade der Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) wieder gezeigt, es ist lediglich der jüngste Report in einer Kakophonie von Katastrophenberichten.

Abwehrmechanismus gegen Schuldgefühle

Schlimm genug, dass manche Sportkameraden sich solchen Dringlichkeiten mit dem Totschlag-Argument verweigern, es müsse ja nun wahrlich nicht jede gesellschaftliche Debatte aufs Spiel übertragen werden. Hierbei handelt es sich um Ignoranz. Über Dissoziation, das Abspalten eigener zerstörerischer Impulse als Abwehrmechanismus gegen Schuldgefühle, lassen sich artikelweise Abhandlungen verfassen. Die Wissenschaft spricht in diesem Fall von einer Art „doppelter Buchführung“: Als Golfer fühlt man sich automatisch grün, irgendwie nachhaltig und naturverbunden, steigt indes bedenkenlos in den Langstrecken-Jet, wenn ferne Fairways locken. Doch darum geht es hier nicht.

Es geht um die Unwissenheit „draußen“

Sondern um die Unwissenheit draußen vor den Toren der Golfanlagen. Und um Aufklärung über den ökologischen Nutzen von zeitgemäß und verantwortungsbewusst geführten Golfplätzen. Die Vorfälle in Frankreich und in der Schweiz zeigen exemplarisch, wie wenig bis gar nicht die Öffentlichkeit informiert ist. Vielleicht auch, wie wenig sie es zum Erhalt des wohlfeilen Feindbilds sein möchte. Mag sein. Spielt keine Rolle. Man kann ohnehin nie alle erreichen und schon gar nicht überzeugen.

Auf breiter Front trommeln und kommunizieren

Aber versuchen wir Golfer es denn überhaupt? Ökologie und Gesundheit sind die Megathemen der Zeit, und der Golfsport könnte sich damit ziemlich stark positionieren. Ja, es gibt „Golf & Natur“ beim Deutschen Golf Verband (DGV), den „Blühpakt Bayern“ mit dem bayerischen Landesverband, das Projekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ in Baden-Württemberg, dazu zahllose lokale Initiativen und Engagements. Es drängt sich freilich der Eindruck auf, dass alle sich vornehmlich irgendwie um sich selbst drehen: Man bleibt eher unter sich. Und verschläft damit besagte Megathemen. Die Sozial-Media-Meldung vom 728. Insektenhotel jedenfalls zieht längst keinen Klimakleber mehr von der Straße. Will heißen: Das ist nett und sicher auch hilfreich, reicht allerdings bei weitem nicht. Es muss auf viel breiterer Front getrommelt und kommuniziert werden.

Verbände, verbündet Euch!

Ja, es ist an der Zeit, dass die Verbände sich verbünden und mobil machen – nicht bloß in den Hinterzimmern der Politik Lobbyismus zu betreiben oder Gleichgesinnte einzusammeln. Golf hat die Leitbilder, die Vehikel, Best Practices und jede Menge tauglicher Testimonials aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Warum also das Spiel nicht endlich umfassend in den gesamtgesellschaftlichen Kontext einbringen – modern, aktuell, zeitgemäß, problembewusst, lösungsorientiert. Für „Golf. Mitten ins Glück“ hat man mal 4,9 Millionen Euro ausgegeben. Freilich, mit Glück allein lässt sich heute kein Staat mehr machen.

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