Challenge Tour

Jung und hungrig – Die „Next Generation“ der deutschen DP-World-Tour-Kandidaten

24. Jul. 2022 von Alexandra Caspers in Neuburg an der Donau, Deutschland

Die nächste Generation der deutschen Profigolfer. (Fotos: Thomas Kirmaier/Johannes Simon)

Die nächste Generation der deutschen Profigolfer. (Fotos: Thomas Kirmaier/Johannes Simon)

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Golf bedeutet ihnen alles, sie haben ihr Leben dem Sport verschrieben. Freddy Schott, Nick Bachem und Marc Hammer gehören zu der jungen Riege der Challenge Tour Spieler, die mit gerade Mal Anfang 20 die Chance haben, die European Tour zu erstürmen. Etwas mehr als die Hälfte der Challenge-Tour-Saison ist gespielt. Die besten 20 erhalten am Ende eine Spielberechtigung für die DP World Tour, zusammen mit Alex Knappe haben vier Deutsche zum aktuellen Stand realistische Chancen, sich eine dieser Karten zu sichern - manch einer ziemlich überraschend.

Freddy Schott: "Der Hunger ist groß"

Freddy Schott liegt auf Rang 9 in der Road to Mallorca, dem Saisonranking der Challenge Tour. Für den 21-Jährigen ist es die zweite Saison auf der Challenge Tour und nach der Eingewöhnungsphase im vergangenen Jahr ist er 2022 auf Erfolgskurs. "Ich war letztes Jahr ganz neu und hatte glücklicherweise meinen Freund Marcel Siem dabei, der hat mir die Welt der Challenge Tour gezeigt, hat mir gezeigt wo es langgeht, was man nicht machen sollte und was man machen sollte." Das neu gewonnene Wissen konnte er in der ersten Hälfte des Jahres sinnvoll anbringen und besonders im Sommer durchstarten. Mit vier Top-5-Ergebnissen innerhalb von fünf Wochen ging er als Neunter in die Big Green Egg German Challenge - weit über seinen Erwartungen. "Ich hatte Anfang der Saison vor, in den Top 45 zu finischen und es damit nach Mallorca zu schaffen. Jetzt stehen wir ganz woanders und mussten die Ziele eine wenig anpassen." Zurecht ist er damit "super zufrieden".

Sein Aufwärtstrend begann mit der Porsche European Open, bei der er in den ersten Runden oben mitspielen konnte. "Ich hatte das Glück, dass ich am Anfang zwei Events auf der European Tour spielen durfte und dann für sechs auf die Challenge Tour zurück bin. Wenn du siehst, was du vielleicht in naher Zukunft haben kannst, dann löst das ein Feuer in dir aus." Das neu gesteckte Ziel ist ein Platz in den Top 10 und natürlich die Tourkarte für die DP World Tour und damit liegt Schott aktuell voll auf Kurs. "Der Hunger ist groß und ich werde versuchen, das noch höher zu schalten, gerade wenn ich nächste Woche Pause mache. Die Saison ist noch lange nicht vorbei, ich kann mich da auf nichts ausruhen." Die Ergebnisse der letzten Wochen beflügeln ihn zwar, aber eine Sache fehlt im noch: "Ich bin einer der wenigen Leute, die oben liegen und noch nicht gewonnen haben."

Marc Hammer: "Es ist verrückt

Einer, der bereits gewonnen hat, ist Marc Hammer - wenn auch vollkommen überraschend. Der 23-Jährige hatte seine Saison komplett auf der Pro Golf Tour geplant. "Eine volle Kategorie auf der Challenge Tour mit der ich in die meisten Turniere reinkomme, hätte ich Anfang des Jahres auch schon genommen", sagte er Golf Post. Aber dann wurde es auf einmal verrückt: Erst gewann er die Weihenstephan Open der Pro Golf Tour am Dienstag, dem 12. Juli und trat zwei Tage später 350 Kilometer weiter zur Euram Bank Open der Challenge Tour an. Am Sonntag stand er zum zweiten Mal in einer Woche als Sieger da, rückt auf Rang 25 im Challenge-Tour-Ranking vor und kann sich auf einmal Hoffnung auf die DP World Tour machen. "Es ist verrückt, wenn man das so beschreibt", sagt er selber. "Es fühlt sich auf jeden Fall extrem gut an und jetzt auf einmal noch in der Situation zu sein, eine DP-World-Tour-Tourkarte klarmachen zu können, in dem man vielleicht noch zwei oder drei gute Turniere mitspielt ist überragend."

Nach intensiven Turnierwochen steht ihm als Challenge-Tour-Sieger jetzt ein ganz anderer Turnierkalender offen. Zu erst einmal steht nach der Big Green Egg German Challenge für ihn aber eine Pause an. Sich die Pausen gut einzuteilen, sei aber besonders wichtig, um nicht zu "überspielen". "Dann muss ich einfach gucken, wie viele Wochen ich am Stück spielen kann", erklärt er. "Das Ziel ist auf jeden Fall die DP World Tour. Wenn es nicht klappt, ist das auch kein Weltuntergang. Wenn man erstmal ein oder zwei Jahre auf der Challenge Tour ist, ist das auch ein gutes Sprungbrett - man gewöhnt sich an das höhere Niveau und an die anderen, schwierigeren Plätze."

Nick Bachem: "Das wäre ein Traumstart in die Karriere"

Den Sprung von diesem Sprungbrett wagen, das möchte auch Nick Bachem. Der 22-Jährige spielt das erste Jahr auf der Challenge Tour und konnte bereits einige solide Ergebnisse einfahren. Mit viel gerechnet hatte er für dieses Jahr allerdings nicht. "Ich war vorher komplett unvoreingenommen, was die Ergebnisse und die Turniere angeht und habe mir nur vorgenommen, dass ich spiele und beim Spielen so viele Erfahrungen mache wie möglich." Davon gibt es auch auf der Challenge Tour viele zu machen, wie auch Freddy Schott schon berichtete. Die Plätze, die Spieler, die Mitarbeiter der Tour - alles ungewohnt für jemanden, der frisch dabei ist.

Und mit noch etwas hat Bachem sich nicht beschäftigt: Dem Ranking. In diesem liegt er aktuell auf Platz 27. "Im Amateurgolf gibt es das nicht so richtig", erklärt er. "Dann hatte ich zwei Turniere, bei denen ich ein bisschen drauf geguckt habe, aber dann lief es auch nicht so gut." Diesem Druck versucht er lieber aus dem Weg zu gehen. "Wenn man gut spielt, wird man irgendwann so weit oben liegen, wie es eben geht. Ich spiel ja nicht dadurch besser, dass ich mir die Rankings angucke. Ich bin in der Situation, in der ich bin, weil ich so spiele, wie ich spiele. Wenn ich so weiter spiele, dann bleib ich auch da und hoffentlich nochmal ein paar Plätze weiter vorne."

Das Spielerische, das stimmt momentan. Zwei Top-10-Platzierungen und zusätzlich zwei Top-15-Finishes kann er vorweisen. "Es hat sich relativ 'einfach' angefühlt, gut zu spielen und das ist natürlich ein schönes Zeichen. Für mich ist das so, dass ich nicht wirklich gut spielen muss, um ein ordentliches Turnier zu spielen." Die Woche bei der Big Green Egg German Challenge sei ein Beispiel dafür. Hier holte er sich seine dritte Platzierung in den Top 15 ab. Die DP World Tour Karte damit eine Möglichkeit: "Das wäre natürlich ein Traumstart in die Karriere."

Alexander Knappe: "Ich beiße mich durch"

Einer der potentiellen Aufsteiger hat schon einige Erfahrungen auf der Challenge Tour gemacht: Alex Knappe liegt auf Rang 10 der Road to Mallorca und damit seit Jahren wieder auf DP-World-Tour-Kurs. Darauf liegt für ihn jedoch gar nicht der Fokus. Dabei begann die Saison sehr gut für ihn: "Ich habe ein großes Turnier auf der Challenge Tour gewonnen, bogeyfrei, besser kann man in die Saison nicht starten", erzählt er bei der Big Green Egg German Challenge. "Dann habe ich auch gut weitergespielt in Südafrika, bei sechs Turnieren habe ich fünf Cuts gemacht, einmal Top 20, den Rest so ungefähr Top 40." Aber von dem guten Start konnte er nur bedingt profitieren, weil wochenlang andauernde Zahnprobleme und Schmerzen zu unberechenbaren Ergebnissen führten. "Ich will einfach jetzt schmerzfrei die Saison beenden", ist für ihn deshalb erstmal wichtiger, als der Fokus auf die DP World Tour. Die Form stimmt aber schon mal wieder, deshalb ist er sich sicher: "Ich weiß, dass ich gewinnen kann. Wenn ich gut drauf bin, kann ich jede Woche gewinnen." Knappes Motto: "Ich beiße mich jetzt einfach durch - aber nicht zu feste, sonst fliegen die Zähne wieder raus."

Die Zeit auf der Challenge Tour ist nicht ohne lehrreiche Lektionen an dem 33-Jährigen vorbeigegangen: "Zurückblickend würde ich sagen: Immer die größten Turniere spielen." Als Challenge-Tour-Spieler mit einer Teil-Berechtigung für die DP World Tour müsse man sich oft entscheiden, ob man auf der Challenge Tour oder DP World Tour spielen wolle. "Wenn man eine gute Woche hat, dann spielt man auch auf der DP World Tour vorne mit und das bringt dann viel, viel mehr."

Vielleicht ein sinnvoller Rat auch für die jungen Nachfolger wie Schott, Bachem und Hammer, die den Eindruck machen, als würden sie bei diesem guten Start in die Karriere alles mitnehmen, was sie bekommen können.

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