Back Nine

Brooks Koepka, Bryson DeChambeau und das Theater um die Feuerameisen

03. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Symbolbild: Bryson DeChambeau mit einem Regel-Offiziellen der Tour. (Foto: Getty)

Symbolbild: Bryson DeChambeau mit einem Regel-Offiziellen der Tour. (Foto: Getty)

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Nein, diese beiden werden in diesem Leben keine Freunde mehr: Gemeint sind Brooks Koepka und Bryson DeChambeau. Während der vierfache Majorsieger sich trotz anhaltender Kniebeschwerden pünktlich zur Titelverteidigung bei der anstehenden PGA Championship wieder nach vorne schießt, konnte „der verrückte Wissenschaftler“ auch beim WGC – St. Jude Invitational nicht von seiner Drive-Überlegenheit profitieren, obwohl er mit durchschnittlich 331 Yards (knapp 303 Meter) erneut das Feld anführte. Stattdessen leistete sich DeChambeau einmal mehr einen bizarren Regel-Disput, als sein Ball während der ersten Runde auf Bahn 7 links vom Fairway inmitten einiger auf dem Boden liegender Zweige landete und der Texaner einen Free Drop reklamierte – weil in der Nähe ein paar Feuerameisen herumkrabbelten! Deren Bisse können durchaus unangenehm sein, brennenden Schmerz und sogar einen allergischen Schock auslösen. Aber sie waren anderthalb Meter entfernt.

Bei Referee Ken Tackett kam er denn damit auch nicht durch. Der hatte ihn schon beim Zaun-Szenario während des Memorial abblitzen lassen und verwehrte nun ebenfalls die Erleichterung. DeChambeau musste den Ball spielen, wie er liegt, und für das Loch eine Doppel-Bogey-6 notieren.

Den Spott bekam er noch obendrauf. Denn Brooks Koepka hatte das Ameisen-Theater natürlich mitbekommen und wartet scheinbar förmlich auf so was. Tags drauf drosch der vierfache Majorsieger seinen Abschlag auf der 7 ebenfalls nach links zwischen die Bäume. „Golf Channel“-Experte Sir Nick Faldo ahnte wohl schon was, als er kommentierte: „Oh, der Ball ist in ,Feuerameisenhausen‘.“ Und es kam wie es kommen musste: Koepka machte zwei halbe Schwünge, dann einen hastigen Schritt nach hinten und gab den Erschreckten. „Da ist eine Ameise!“, rief er Caddie Ricky Elliott zu und wies mit dem Schläger auf den Boden – „nee, war bloß Spaß.“ DeChambeaus überhandnehmende Exaltiertheiten freilich sind allmählich nicht mehr witzig.

Justin Thomas mit „Bones“ am Bag zur Nummer 1

Pikant: Als Justin Thomas sich gestern aufmachte, das WGC – St. Jude Invitational zu gewinnen und damit den Spitzenplatz der Weltrangliste zu erobern, kam es in seinem Flight zu einer besonderen Konstellation. Spielpartner auf der Finalrunde war nämlich „Lefty“ Phil Mickelson – und an Thomas‘ Bag vertrat dessen ehemaliger Langzeit-Caddie Jim „Bones“ Mackay den wegen Schwindelanfällen pausierenden Stamm-Looper Jimmy Johnson. Mickelson und Mackay hatten sich 2017 getrennt, nach 25 gemeinsamen Jahren, 42 Tour-Siegen und fünf Major-Triumphen; „Bones“ gehörte quasi zur Familie. Ein ähnliches Verhältnis hat Thomas zu Johnson: „Ich liebe ihn über alles und hätte nichts lieber als ihn für den Rest meiner Karriere als Caddie. Aber die Gesundheit geht vor, und es stehen noch allerlei medizinische Tests an.“ Daher wird Mackay auch bei der PGA Championship diese Woche an Thomas‘ Tasche sein.

Nicht nur „Hulk“, sondern auch „Methusalem“

Perspektive: Bryson DeChambeau legt nach. Der zum „Hulk mit dem Holz“ transformierte Texaner denkt jetzt überdies ernsthaft über seine Lebenserwartung nach und plant zum modernen Methusalem zu werden. „Ich versuche ständig, mein Leben lebenswerter zu machen. Und mein Ziel ist es, 130 oder 140 Jahre alt zu werden“, verriet der 26-Jährige dem Magazin „GQ“. „Ich glaube wirklich, dass so was mit der heutigen Technik möglich ist.“ Allmählich bekommt sein Spitzname „Mad Scientist“ einen eher erschreckenden Beigeschmack… Das biblische Vorbild, der alttestamentarische Urvater vor der Sintflut, kam übrigens auf ein Alter von 969 Jahren.

Großes Mitgefühl für Camilo Villegas

Trauriger Anlass: Bei den beiden Turnieren auf der PGA Tour an diesem Wochenende trugen etliche Spieler Schleifen in Regenbogenfarben an Kappen oder Kleidung. Es waren Zeichen des Beileids und des Mitgefühls für den Kolumbianer Camilo Villegas, der mit Ehefrau Maria einen schlimmen Schicksalsschlag verkraften muss. Töchterchen Mia war vergangene Woche im Alter von 22 Monaten dem Krebs erlegen, der ihr Gehirn und ihre Wirbelsäule befallen hatte.

Dundonald Links unterstützen Artenschutz

Investition: Die Dundonald Links in der schottischen Grafschaft Ayrshire, Schauplatz unter anderem der Scottish Open, werden aufpoliert. 25 Millionen Pfund steckt der britische Ferienanlagen-Betreiber Darwin Escapes in die splendide Anlage mit dem spektakulären 18-Loch-Kurs von Kyle Phillips. Dazu gehören in der ersten Phase ein neues zweistöckiges Clubhaus, das sich mit einer Fassade aus lokalem Bruchgestein und einem begrünten Schrägdach harmonisch in die Landschaft einfügt, sowie eine Wohneinheit mit 22 Zimmern und 18 luxuriöse Gästelodges. Designer Phillips wird auch den Platz selbst noch einmal überarbeiten. Besondere Erwähnung verdienen überdies spezielle Neuanpflanzungen von pollen- und nektarhaltiger Vegetation in Zusammenarbeit mit dem „Scottish Wildlife Trust“, womit der Artenschutz des Insektenbestands an der Küste von Ayrshire unterstützt wird.

Artenschutz an der Küste von Ayrshire: Auf den Dundonald Links wird die Insekten-Vielfalt unterstützt. Foto: Dundonald Links

Artenschutz an der Küste von Ayrshire: Auf den Dundonald Links wird die Insekten-Vielfalt unterstützt. (Foto: Dundonald Links)

Wegen Corona: McIlroy verzichtet auf Europa

Reise-Unlust: Rory McIlroy wird in diesem Jahr auf der European Tour vermutlich durch Abwesenheit glänzen. Bei seiner Pressekonferenz zum WGC – St. Jude Invitational sagte der Nordire, dass er sich wegen der Corona-Infektionsgefahr keine Langstrecken-Flüge antun will: „Ehrlich gesagt sehe ich mich dieses Jahr nicht in Europa. Denn ich möchte eigentlich nicht reisen, mich Menschenansammlungen und all den anderen potenziellen Risiken aussetzen.“ Allerdings will er das auch Woche für Woche neu bewerten, plant aktuell ohnehin nur bis zur US Open im September und hat „wirklich noch keine Idee, was ich danach mache“. Womöglich muss dann die PGA Championship in Wentworth (15. bis 18. Oktober) als Flaggschiff-Turnier der European Tour erneut ohne ein wichtiges Zugpferd auskommen.

Reifenschaden: Nachwuchsgolfer disqualifiziert

Da biste platt: Wegen eines Reifenschadens am Auto seiner Eltern wurde Nachwuchsgolfer Charlie Littlewood von der Teilnahme an der Yorkshire Boys Championship ausgeschlossen. Die Familie hatte sich bei der Anfahrt zum Scarcroft Golf Club in Nordengland in einem Schlagloch einen Plattfuss eingehandelt, und so verpasste der Junior seine Abschlagzeit um 15 Minuten. Die Yorkshire Union of Golf Clubs als zuständiger Verband war auch mit dem Hinweis auf die unverschuldete Verspätung durch „höhere Gewalt“ nicht zu bewegen, Littlewoods Disqualifikation aufzuheben und ihm ausnahmsweise eine spätere Tee Time zu geben. Die Entscheidung war nach den Regeln zwar gerechtfertigt (5.3-a), rief aber viele kritische Stimmen in den sozialen Netzwerken hervor. Allen voran schrieb BBC-Golfexperte Iain Carter: „Das ist nicht der richtige Weg, eine solche Passion für Golf zu fördern.“ Charlie Littlewood zeigte sich übrigens als wahrer Sportsmann: Obwohl zur Untätigkeit verurteilt, blieb er während des gesamten Turniers auf der Anlage und verfolgte das Geschehen.

Jason Day und Mentor Swatton haben sich getrennt

Neubeginn: Jason Day (32) und sein langjähriger Coach und Mentor Colin Swatton sind geschiedene Leute. Die beiden Australier haben mehr als 20 Jahre zusammengearbeitet, Swatton hatte aus dem Straßenjungen und Nachwuchsgolfer einen Majorsieger und Weltranglistenersten gemacht. „Er war viel mehr für mich als nur ein Trainer, und wir sind gemeinsam einen langen, erfolgreichen Weg gegangen“, sagte Day, der nach dem frühen Krebstod seines Vaters am Rande der schiefen Bahn balancierte hatte, im Vorfeld des WGC St. Jude Invitational über Ersatzvater Swatton. „Aber ich möchte einen Wechsel vollziehen, weil ich selbst am besten über meinen Golfschwung Bescheid weiß.“ Das erste Turnier ohne Coach endete mit einem geteilten sechsten Platz, Days dritter Top-Ten-Platzierung in Serie.

Ball im Loch? Loch im Ball!

Das Letzte: Manchmal könnte man diesem vermaledeiten kleinen Ball ja am liebsten… Eine verpassen beispielsweise, wenn er mal wieder nicht so fliegt oder rollt, wie man will (was natürlich nicht am Ball liegt). Wie das aussieht, wenn ein Golfball eins verpasst bekommt, zeigt jedenfalls Staff Sergeant Carl Clegg vom Pistolen-Scharfschützenteam der USA Army im einhändigen Anschlag (Bulls Eye) und auf 25 Yard (22,8 Meter). Und das Tee kriegt anschließend auch noch direkt einen mit:

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