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Abschlagen wie in Augusta: Auch woanders gibt’s ein bisschen Masters-Rasen

01. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Der Augusta National Golf Club zählt zu den ikonischsten Geläufen der Welt. (Foto: Getty)

Der Augusta National Golf Club zählt zu den ikonischsten Geläufen der Welt. (Foto: Getty)


„In der Nähe von Augusta, Georgia wird nächste Woche ein Golfplatz eröffnet, der als weltbestes Layout konzipiert und gebaut wurde.“ So stand es 1933 in der Zeitung. Mitbegründer und Co-Designer Bob Jones Jr. kam zu Wort, im Text wurde „ein Hauch von Oakmont, Pine Valley und Pebble Beach“ beschrieben – allesamt bereits Ikonen, bevor im Augusta National Golf Club offiziell der erste Ball flog. Nächste Woche lässt sich wieder mal besichtigen, was seither draus geworden ist, wenn sich die Weltelite zum 86. Masters versammelt: Golf-Geschichte, ganz ohne Frage.

Dem Augusta-Erlebnis woanders nachspüren

Für die meisten freilich bleibt der „heilige Rasen“ hinter der Magnolia Lane ein eher virtuelles Erlebnis. Masters-Patron zu werden ist schwierig genug, das praktische Erlebnis von „Tea Olive“ und „Holly“ einem „Normalsterblichen“ sowieso nicht vergönnt. Auch darin begründet sich der Mythos Augusta National: Es ist wohl der Privateste aller Privatclubs auf der Golflandkarte, und manche würden vielleicht Haus und Hof versetzen oder sonst was machen, um dort mal eine Runde zu spielen.

Muss aber gar nicht sein. Dem Augusta-Erlebnis – von Flair und Kulisse natürlich abgesehen – lässt sich auch woanders nachspüren. Jedenfalls in Sachen Design.

Eigentlich viel pompöser geplant

Denn kaum jemand kann sich vorstellen, dass Augusta National wie wir es heute im Fernsehen erleben, eigentlich ganz anders, viel pompöser geplant war – wenn da Anfang der 1930er-Jahre nicht die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die klamme Kasse des jungen Clubs gewesen wären. Will heißen: Trotz aller hochfliegenden Pläne von einem neuen Clubhaus, einem zweiten (Damen-)Platz, Tennisanlagen oder Villenbebauung mussten die Begründer sparen. Nicht zuletzt deswegen fiel die Baumeister-Wahl von Bob Jones und Partner Clifford Roberts auf Dr. Alister MacKenzie.

Als Schotte war der „gelernte“ Chirurg und Architektur-Autodidakt schon per Klischee der Sparsamkeit verpflichtet und bekannt für günstige Lösungen. Zudem verband ihn mit Jones das gemeinsame Faible für den Old Course in St. Andrews, wo sich die beiden anlässlich der Open Championship 1927 kennen gelernt hatten. Auf dem geradezu idealen Gelände der ehemalige „Fruitland Nursery“ musste MacKenzie das Golfplatz-Design ohnehin nicht erfinden, bloß implementieren und anpassen, was er zuvor schon zig-mal gebaut und vor allem beim Old Course analysiert hatte.

„The Course that inspired Augusta“

Neudeutsch könnte man also sagen, Augusta National entstand mit Templates. So einfach haben es sich MacKenzie und Jones zwar nicht gemacht, gleichwohl muss man fürs Abschlagen à la Augusta nicht mal über den großen Teich hüpfen. Bloß rüber nach England. In Buxton in der Grafschaft Derbyshire beispielsweise findet sich eine ähnliche Topographie wie an der Washington Road. Sieben Jahre vor Augusta baute „Dr. Mac“ dem Cavendish Golf Club einen Par-68-Platz, der zu Englands Top-100 gehört und wegen seiner Design-Features den Slogan trägt: „The Course that inspired Augusta“. Für ein Greenfee von 45 bis 55 Pfund, übrigens.

Oder Alwoodley, anerkannt MacKenzies schönste Schöpfung in England und in allen Rankings weit vorn. Er war Mitbegründer, Club-Sekretär sowie Club Captain, „importierte“ später die dortige zehnte Bahn nahezu 1:1 in die USA und installierte sie als Replikas und Endstück des „Amen Corner“, wo sie unter dem Namen „Azalea“ weltberühmt wurde.

Und schließlich Stoke Park nahe London – genau, der James-Bond-„Goldfinger“-Platz. Die Sieben von Stoke Park, gebaut von MacKenzies einstigem Büro-Partner Harry S. Colt, ist eine ziemlich sichtbare Blaupause für das deutlich bekannte Loch 16 von Augusta National.

Das wäre doch eine prächtige „Auf den Spuren von Augusta National“-Tour durch England. Allerdings kann man auch direkt den Old Course spielen – immer noch einfacher, bei der Lotterie eine Tee Time zu ergattern als aufs Masters-Geläuf zu gelangen. Wie jetzt?, wird sich mancher fragen. Tatsächlich haben die zwei Plätze auf den ersten und ebenso auf den zweiten Blick wenig gemein. Doch „tief im Boden von Augusta National ruhen architektonische Nukleotide, die bei einem DNA-Test einen Golfplatz offenbaren, der fast vollständig von seinem schottischen Urahn abstammt“, schrieb Architektur-Experte und Designer Geoff Shackelford vor etlichen Jahren in „Golf Digest“.

„Ausgesprochene Bewunderer des Old Course“

MacKenzie und Jones seien halt „ausgesprochene Bewunderer des Old Course“ gewesen, ergänzt der zweifache Masters-Champion Ben Crenshaw, längst selbst ein grandioser Gestalter: „Sie haben Augusta so kreiert, dass man beim Shotmaking, bei der Überlegung hinsichtlich des notwendigen Schlags, permanent daran erinnert wird, wie man in St. Andrews denkt und spielt.“


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Er meint besonders die Löcher 3, 4, 5 und 7, die im ursprünglichen Entwurf unverkennbare Anleihen beim Old Course und dessen Bahnen 12, 11, 17, 18 – sogar mit dem Valley of Sin – in sich tragen, während die 6 und die 14 von St. Andrews ursprünglich fast detailgetreu als Augustas 14 und 17 nachgeahmt wurden.

Dennoch: „Wir haben nicht versucht, die klassischen Löcher zu kopieren, sondern ihre besten Eigenschaften in die Beschaffenheit des Geländes zu integrieren“, hat MacKenzie mal gesagt. Und von Jones ist der Satz überliefert: „Es wäre naiv gewesen, einfach zu kopieren, dafür hätte man den Untergrund komplett verändern müssen.“

Nachbauten der Amen Corner

Die vornehmlich strategische Verwandtschaft zwischen Old Course und Masters-Kurs ist also eher was für Wissende. Offensichtlichere Augusta-Alternativen, sprich klassische Kopien, gibt’s woanders. Vor allem in den USA wurde vielerorts nachgebaut, was in Augusta so unerreichbar ist. Im privaten Golden Ocala in Florida finden sich nahezu originalgetreue Nachahmungen von Augustas phänomenaler Par-3-Zwölf „Golden Bell“ sowie der 13 und der 16, dort die 11, 12 und 6.


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Im öffentlichen Renditions Golf Club in Maryland lässt sich auf den Löchern sechs bis acht die „Amen Corner“ für 62 bis 82 Dollar nachspielen, zuzüglich 15 normaler Löcher. Replika der legendären Strecke finden sich überdies auf den „Tour 18“-Anlagen in Houston und Dallas sowie auf dem Championship-Parcours der World Tour Golf Links in Myrtle Beach/South Carolina. Und der Royal Gems Golf Club nahe Thailands Kapitale Bangkok hat gleich die ganze Back Nine von Augusta National abgekupfert.

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