Back Nine

An Bryson DeChambeau scheiden sich auch im Profilager die Geister

12. Okt. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Fitzpatrick äußert sich kritisch, DeChambeau nimmt's als Kompliment. (Foto: Getty)

Fitzpatrick äußert sich kritisch, DeChambeau nimmt's als Kompliment. (Foto: Getty)

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Es dürfte neben Corona das Golfthema des Jahres sein: Kraftmeier Bryson DeChambeau zerlegt weiter Wiesen und spaltet auch im Profilager die Gemüter – was naheliegend ist. Die jüngste Kritik am „Hulk mit dem Holz“ kommt von Matthew Fitzpatrick, der sich während der BMW PGA Championship mit folgendem Rückblick auf die US Open vernehmen ließ: „Er liegt meilenweit vor allen anderen im Rough und schlägt bloß noch Wedges. Damit macht er Golf zum Gespött. Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen bald was unternehmen. Meiner Ansicht nach hat es wenig mit Geschicklichkeit zu tun, den Ball bloß weit zu schlagen. Geschicklichkeit bedeutet viel mehr, ihn gerade zu schlagen oder platziert. Diese Geschicklichkeit macht er überflüssig.“

DeChambeau kontert die Vorwürfe ziemlich entspannt. „Ich werte das sogar als Kompliment. Mein Ziel ist, das für mich bestmögliche Golf zu spielen. Und es hat mich eine Menge Zeit und sogar nächtelange Arbeit gekostet, um all das herauszufinden, was ich heute mache“, sagte der Texaner am Rande der Shriners Hospitals for Children Open, wo er etliche Grüns des TPC Summerlin in Las Vegas direkt mit dem Driver erreichte, aber auch oft im Rough landete sowie Doppel-Bogeys kassierte und am Ende geteilter Achter wurde.

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Bryson doing Bryson things ?

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„„Ich würde sagen, dass mein jetziges Spiel tatsächlich mehr Geschick erfordert. Wenngleich meine Quote an getroffenen Fairways etwas niedriger ist als 2019, glaube ich, dass ich unter Berücksichtigung meiner Weite vergleichsweise gerade spiele als früher. Sowieso sind die derzeitigen Set-ups eher auf Spieler wie Matt Fitzpatrick ausgerichtet. Da braucht es für meine Art des Spiels schon besondere ,Skills‘.“ Vor Jahresfrist hatte DeChambeau den TPS Summerlin mit der Ankündigung verlassen, er werde als anderer Mensch zurück kommen. Und als anderer Spieler. Das hat er wahr gemacht und erntet dafür nicht nur Kritik, sondern auch Beifall. Justin Thomas beispielsweise attestierte dem 27-Jährigen „nichts außer Respekt“: „Einen neuen Spielstil zu entwickeln, ihn zu erlernen und auch noch erfolgreichen umzusetzen, erfordert eine Menge Geschick.“

Gary Player: So werden große Plätze zur Farce

Gebetsmühle: Gary Player hat es wieder getan – zu Recht. Am Rand der Women’s PGA Championship in Aronimink appellierte der Südafrikaner erneut an die Golf-Instanzen, Restriktionen für den Ball einzuführen, um die Drive-Längen einzudämmen. „Die Technologie muss gezügelt werden, ansonsten machen die derzeit und zukünftig möglichen Schlagweiten immer mehr großartige Golfplätze zu einer Farce“, sagte Player, der sich als großer Fan von Bryson DeChambeau outete („Er ist brillanter als alle anderen“) und von erreichbaren 500 Yards (457 Meter) sprach. Schon vor Jahren hatte der fast 85-Jährige gefordert: „Statt weltweit Hunderte von Millionen Dollar für Umbauten auszugeben, um die Golfplätze länger zu machen, bräuchte man bloß den Ball zu modifizieren und damit die erreichbaren Längen einzuschränken. Das eingesparte Geld könnte man prima in die Jugendarbeit investieren.“

Poulter bringt den Loft der Driver ins Spiel

Debattenbeitrag: Auch Ian Poulter meldet sich in Sachen Bryson DeChambeau und Drive-Längen zu Wort – mit einer interessanten Erklärung und einem ebenso interessanten Lösungsansatz. „Poults“ betont vorweg, dass BDC oder andere Longhitter halt Athleten und smarte Typen sind, die in Sachen Equipment das Machbare und Erlaubte ausschöpfen. Was ohnehin unbenommen ist und ihnen auch niemand ankreidet; es liegt vielmehr an den Möglichkeiten des Materials und am gesetzlichen Rahmen. Der Engländer macht seine Anmerkungen am niedrigen Loft der Driver von DeChambeau und Co. fest, für den es in den Regularien kein Minimum gebe. Mit einem höheren Mindest-Loft von 8 oder 8,5 Grad ließen sich die Bälle schlichtweg nicht mehr so weit schlagen, allein weil sie mehr Spin mitbekommen. Es lohnt sich, seine Ausführungen zu verfolgen:

Tyrrell Hatton damals und heute

Wenn Kinderträume wahr werden: Vor 23 Jahren stand Tyrrell Hatton als fünfjähriger Knirps an den Fairway-Absperrungen im Wentworth Club und träumte davon, ein erfolgreicher Golfprofi zu werden. Gestern kehrte der Engländer an dieselbe Stelle zurück – nach einem überzeugenden Gewinn des Flaggschiff-Turniers der European Tour und mit der Trophäe für die BMW PGA Championship im Arm. Es war Hattons zweiter Erfolg in diesem Jahr, nachdem er mit dem Arnold Palmer Invitational bereits zum ersten Mal auf der PGA Tour gesiegt hatte. Am verschmitzt-stolzen Grinsen hat sich übrigens nichts geändert. Und zu seinem Hoodie, einem im Profigolf eher ungewöhnlichen Kleidungsstück, über das sich prompt einige Zuschauer aufregten, hatte der Mann aus Buckinghamshire auch noch was zu sagen: „Die Hoodies sehen gut aus, und es lässt sich sehr bequem darin spielen. Wo ist also das Problem?“

Molinaris lange Umzugspause

Rückmeldung: Francesco Molinari ist wieder zurück auf der Turnierbühne. Für sieben Monate hatte sich der Italiener und British-Open-Champion von Carnoustie 2018 vom Business abgemeldet, und das lag nur vordergründig an Corona. Der 37-Jährige war vielmehr mit seiner Frau Valentina und den beiden Kindern Tommaso und Emma von London in die USA übergesiedelt und hatte beschlossen, die Eingewöhnungszeit mit seiner Familie zu verbringen. Die Molinaris lebten zuerst in San Francisco, wo er auch die PGA Championship verpasste, weil er sich nicht in die Golf-Blase einklinken wollte, und haben mittlerweile in Südkalifornien endgültig eine neue Heimat gefunden. „Eine so lange Pause hatte ich für meine Karriere eigentlich nie eingeplant, aber es war nett, sich das Ganze für eine Weile mal von sehr weit draußen anzuschauen. Und ich fühle mich auch ziemlich erfrischt“, sagte Molinari, der bei der Shriners Hospitals for Children Open trotzdem den Cut verpasste.

Mickelson und die Bombe von Royal Troon

Scherzkeks: Bei Wartungsarbeiten auf dem zweiten Platz von Royal Troon in Ayrshire an der schottischen Westküste, dem Portland Course, wurde eine Weltkriegsbombe gefunden und von Militärspezialisten entschärft. So gesehen ist das nur bedingt eine Information, die in dieser Rubrik von Belang ist. Aber dann las Phil Mickelson die entsprechenden Nachrichten in schottischen Golfmedien und setzte flugs einen drauf. Er habe die Bombe 2016 bei seinem denkwürdigen Duell mit Henrik Stenson um die Open Championship dort platziert, weil das offenkundig der einzige Wege gewesen wäre, den Schweden zu stoppen, schrieb „Lefty“ auf Twitter, der ja bekanntlich selbst gern „Bomben“ schlägt: „Er ist aber nicht drauf getreten, und ich hab dann vergessen, sie wieder einzupacken. Sorry, meine Schuld.“ Der Vollständigkeit halber: Die Open fand allerdings auf dem Old Course von Troon statt.

Lowry und andere Mehrjahres-Open-Champions

Apropos Open Championship: Wussten Sie eigentlich, dass die zweijährige Verweildauer von Shane Lowry mit dem Claret Jug ein Klacks gegen Dick Burtons Zeit mit der berühmten Trophäe ist. Eigentlich hätte der Ire Lowry seinen 2019 in Royal Portrush gewonnenen Titel heuer in Royal St. George‘s verteidigen sollen, doch die 149. Open Championship wurde bekanntlich wegen Corona komplett gestrichen und ins kommende Jahr verschoben. Damit ist Lowry streng genommen auch nicht mehr Champion Golfer of the Year und wird daher in britischen Medien oft nur als Open Champion bezeichnet. 1939 freilich konnte der Engländer Burton noch nicht ahnen, dass er die auf dem Old Course von St. Andrews gewonnene Kanne für sieben Jahre behalten durfte – wegen des Zweiten Weltkriegs. Erst 1946 ging es damals weiter, wieder in St. Andrews, als Sam Snead gewann. Ähnliches widerfuhr dem großen Harry Vardon nach seinem sechsten Triumph 1914 in Prestwick: Er hatte die Claret Jug wegen des Ersten Weltkriegs quasi fünf Jahre im Schrank.

Gareth Bale eröffnet Golfbar

Naheliegend: Wenn Gareth Bale eine Kneipe aufmacht – was ist dann wohl deren Motto? Fußball? Nein, Golf natürlich. Eigentlich sollte „Par 59“ schon im Frühsommer in Bales walisischer Geburtsstadt eröffnet werden, doch das wurde wegen Corona verschoben. Jetzt steht das Opening von Bar, Restaurant und Minigolf-Kurs für Anfang 2021 auf dem Plan. Bale, der unlängst von Real Madrid nach London zu Tottenham Hotspur zurückgekehrt war, ist in Cardiff bereits Mitbesitzer der „Elevens Bar & Grill“ in Cardiff – das klingt dann wieder deutlich nach Fußball.

Dodelschach für Golfer

Zum Schluss: Wir hätten da eine Idee für den Winter, als sportive Kurzweil für lange dunkle Abende – Tic-Tac-Toe, auch Dodelschach genannt, mit Golfschlägern. Es braucht bloß passenden Stoff, entsprechende Bälle und ein bisschen handwerkliches Geschick, schon steht das Spielbrett. Und fürs Training des kurzen Spiels taugt es überdies:

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