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Bethpage Black, dieses Brett: „Es schickt dich heim wie einen geprügelten Hund“

25. Sep. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Biss, Biestigkeiten und Länge: Der Black Course im Bethpage State Park ist schlichtweg ein Brett. (Foto: Getty)

Das berühmte Schild hängt jetzt über dem Eingang des Spielertunnels zum ersten Abschlag: „Warning – The Black Course Is An Extremely Difficult Course Which We Recommend Only For Highly Skilled Golfers.” Unzählige Male ist diese Aufschrift in den vergangenen Wochen zitiert worden, bei gefühlt jedem Vorbericht auf die 45. Ryder Cup Matches, den Aufritt von Luke Donalds Dutzend in der Höhle des amerikanischen Löwen – auf dem Black Course des Bethpage State Park, ebenso gut bekannt als „The People’s Country“ Club, wo Keegan Bradley und seine Bande alles daran setzen, den kleinen goldenen Henkelmann zurückzuerobern.

 

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Hinweis soll Hacker fern halten

Die Tafel wurde Anfang der 1980er Jahre dort angebracht, nachdem sich ausgerechnet am Memorial Day ein trödelndes Ehepaar und ein flotter Foursome dahinter auf dem gut frequentierten öffentlichen Platz im Bethpage State Park einen Schusswechsel geliefert hatten. Im Wortsinn: Der versierte Vierer feuerte vor lauter Verdruss Bälle auf die hinderlichen Golfanfänger, das Duo schoss zurück.

Eigentlich sollte der Hinweis solche Hacker fürderhin fernhalten, doch die Idee von Mike Asheroff, seinerzeit Vize-Chef der Parkverwaltung für Long Island, wurde zum Bumerang. Jetzt strömten Hobby-Golfer aus aller Herren Länder erst recht nach Farmingdale, um sich mit dem einzigen Golfplatz der Welt zu messen, vor dessen Schwierigkeitsgrad offiziell gewarnt wird.

„Es geht einfach nur ums Überleben“

Der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt. Inklusive der Parkplatz-Partys, um an die begehrten Tee Times zu gelangen. Frei nach der Devise „Wer zuerst kommt, spielt zuerst“ hat sich ein regelrechter Campingkult entwickelt, der was vom Tailgaiting vor Football-Matches hat. Dazu die Horrorstories über das Geläuf mitten auf Long Island und dessen Monstrosität. Und sie stimmen vermutlich alle. „Mich hat immer beeindruckt, wie erbarmungslos der Platz ist. Jeder muss irgendwie mit dem Schild umgehen“, sagt der deutsche Podcaster Frank Förster, die Stimme hinter der „Radio Golfschau“.

Der Mann weiß, wovon er spricht. Förster hat von 1985 bis 2008 in New York gelebt und den Black Course sicher 15 bis 20 Mal pro Jahr gespielt. „Du bist nie hingegangen, um dir einen schönen Nachmittag zu machen. Oder hast dir überlegt, heute will ich 90 schießen oder 80 oder was weiß ich. Auf dem Black Course geht es einfach nur ums Überleben.“

 

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Vor der US Open 2002 ein abgelatschtes Ensemble

Das galt fürs alte, mit gut 50.000 Runden pro Jahr ziemlich abgelatschte Ensemble, entworfen und umgesetzt 1936 von Joseph H. Burbeck, dem damaligen Betriebsleiter des Bethpage State Park, wie fürs neue Arrangement von Rees Jones anlässlich der US Open 2002, die ersten „Offenen Amerikanischen“ auf einem öffentlichen Platz.

Der gern als originärer Schöpfer gehandelte Albert W. „Tilly“ Tillinghast, Macdonald-Zeitgenosse und ebenfalls einer aus dem Pantheon des Golden Age der Golfplatz-Architektur, war übrigens nur Berater – hinzugezogen, um die Presse zu beeindrucken und die New Yorker Golfer mit einem klangvollen Namen zu animieren.

Woods als Einziger unter Par, Koepka mit Platzrekord

2002 blieb Tiger Woods als Einziger unter Par, beim Sieg von Lucas Glover 2009 waren es bloß drei Spieler, bei der PGA Championship 2019 deren vier, nachdem der spätere Gewinner Brooks Koepka zum Auftakt mit 63 Schlägen den Platzrekord markiert hatte.


Bethpage Black ist einer von fünf öffentlichen Golfplätzen im Bethpage State Park auf Long Island. Auf der Gesamtfläche von 5,98 Quadratkilometern gibt es auch Tennisplätze, ein Polofeld, Langlaufloipen, Wander- und Radwege sowie Picknickwiesen.

Die Kurse Green, Blue, Red und Black wurden im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nach der Great Depression 1929 angelegt, Yellow kam 1958 hinzu und gilt als einfachster Parcours des Quintetts. Für Einwohner von New York wird ein Green Fee von 30 bis maximal 80 Dollar erhoben, Auswärtige zahlen zwischen 88 und 160 Dollar. Pro Jahr werden im Bethpage State Park rund 300.000 Golfrunden gespielt.


„Der Schwarze“ wird allen Assoziationen gerecht, die Name und Warnschild auslösen: Die Fairways sind im Durchschnitt gerade mal 23 Meter breit, das Festuca-Rough ist zäh wie flüssiger Teer, die 78 Bunker mit einer Gesamtfläche von 3,2 Hektar sind genau dort platziert, wo es wehtut, und verwirren zudem durch falsche Fronten, die Grüns liegen meist auf Plateaus, wirken kaum onduliert, haben indes subtile Breaks.

Biestigkeit, Biss und schiere Länge

Zu all den Biestigkeiten und dem Biss von Bethpage Black kommt die schiere Länge. Vom hintersten Hobby-Golfer-Tee (Blau) misst das Par-71-Layout 6.829 Meter, inklusive erheblicher Höhenunterschiede, hat ein Course Rating von 77,5 und den Maximal-Slope von 155 – was für ein Brett! Carts sind zudem verboten, und es gilt ohnehin als Ehrensache, das Bag zu tragen. Aber: „Der Platz wird mit jedem absolvierten Loch länger und länger. Das ist echt brutal“, erinnert sich Frank Förster an das Auf und Ab. „Selbst mit einem Zehner-Handicap hast du höchstens bei zwei, drei Löchern die Chance auf ein Par.“


„Der Black Course repräsentiert das Herz und die Seele des elitären öffentlichen Golfsports in den Vereinigten Staaten. Der Platz ist eine brutale Herausforderung – einer der schwierigsten Parcours der Welt. Er verschlingt dich, spuckt dich wieder aus und macht das Ganze dann noch einmal, ob du willst oder nicht. Vor dir können Hunderte von Metern trockenes Land liegen, aber auf Bethpage Black gibt es keinen Schlag, den du entspannt angehen kannst und der sich völlig sorgenfrei ausführen lässt.“

Gabby Herzig in „The Athletic"


Wie trällerte doch Frank Sinatra 1979 im Ohrwurm „New York, New York“: „Wenn du es dort schaffst, schaffst du es überall.“ Das gilt gleichsam für diesen speziellen Golfplatz. „Bethpage Black hat mich gelehrt, wie man den Ball bewegt und die Murmel irgendwie ins Loch kriegt. An Greens in Regulation brauchst du nicht mal zu denken“, sagt Förster.

(Foto: Frank Förster)

„Einfacher als an einem typischen Montag morgen“?

Die Kombattanten des Kontinentalduells haben derlei Zweifel nicht. Longhitter wie Rory McIlroy und Bryson DeChambeau zielen schon am ersten Abschlag meilenweit rechts von der Spiellinie, um das Grün mit dem Driver anzugreifen, während der Jedermann-Golf schon Mühe mit der schmalen Fairway-Zunge hat, die es zum Auftakt hangabwärts zu treffen gilt.

Allerdings hat Keegan Bradley mit dem Set-up-Recht des gastgebenden Kapitäns den Platz eher entschärfen lassen. Förster hat mal bei seinen New Yorker Kumpels nachgefragt. „Abgesehen von der Geschwindigkeit der Grüns spielt sich der Platz einfacher als an einem typischen Montag morgen“, lautet die Information von Long Island. „Keegan mag Länge und schnelle Grüns“, sagt dazu Course Superintendent Mike Handley. Und der Skipper will den US-Fans Birdies bieten. Mal sehen, ob der Black Course dennoch hält, was das Schild verspricht.


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