Daten, Zahlen, Statistiken: Beim Ryder Cup wird nichts dem Zufall überlassen. Das beginnt schon lange bevor die ersten Spieler überhaupt feststehen und zieht sich bis in die Bildung jeder einzelnen Paarung. Können Statistiken dem europäischen Team helfen, den amerikanischen Heimvorteil auszuschalten?
Edoardo Molinari, die Statistik-Geheimwaffe für Team Europa
Die Geheimwaffe des europäischen Team in dieser Hinsicht ist Edoardo Molinari. Der Vizekapitän ist Arccos' Chief Data Strategist und unterstützt seit Jahren Team Europa mit seiner Affinität für Statistiken. Das fängt bei der Beobachtung möglicher Kandidaten für die Captain's Picks an, bis zur eingehenden Analyse, um anhand der Spielstile und der Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler unter verschiedenen Bedingungen und Situationen die bestmöglichen Paarungen zu ermitteln. Beim Ryder Cup 2023 im Marco Simone Golf Club berücksichtigte er sogar Persönlichkeiten und kulturelle Hintergründe und ging so weit, Modelle zu erstellen, die alle 66 möglichen Kombinationen der 12 europäischen Spieler simulierten, um die optimalen Paarungen zu finden. "Wir haben viele Gespräche mit allen 12 Spielern geführt, um sicherzustellen, dass sie sich wohlfühlen", sagte Molinari im Interview mit Golf Post.
Für den Ryder Cup in Bethpage hat Molinari bereits Anfang 2024 Bethpage gemeinsam mit Luke Donald besucht. "Luke hat sich das Hotel und die Einrichtungen angesehen, während ich mich auf den Golfplatz konzentriert habe. Da es sich um ein Auswärtsspiel handelt, gibt es weniger zu organisieren als bei einem Heimspiel." Das heißt, er kann sich voll auf die Spieler und die Aufgabe konzentrieren, den ersten Auswärtssieg seit 2012 einzufahren.
Ryder Cup 2025: Wer steht als Favorit da?
Aber welches Team steht in diesem Jahr laut Statistik besser da?
Sechs Europäer rangieren innerhalb der Top 25 der PGA Tour in der Kategorie „Strokes Gained: Tee to Green“, mit Rory McIlroy und Jon Rahm weit oben dabei, vier Teammitglieder sind unter den Top 15 der "Strokes Gained: Approach"-Statistik. Spieler wie Fleetwood, Fitzpatrick und Lowry führen vielleicht nicht jede Woche die Ranglisten an, aber ihre Schlaggewinne sind über alle Kategorien hinweg stabil und positiv.
Im Team USA dominiert wenig überraschend Scottie Scheffler die Statistiken, aber auch Xander Schauffele, Patrick Cantlay und Collin Morikawa gehören zu den Top 10 der Tour, wenn es um Strokes Gained geht. Da steckt viel Scoring-Potenzial drin, die Herausforderung der Amerikaner besteht allerdings darin, dass ihre Tiefe schneller abnimmt als die Europas. Wenn Scheffler nicht dominiert oder die untere Hälfte Probleme hat, könnten die USA angreifbar werden.
Auf dem Papier gibt Europa ein kompletteres Paket ab, schließt man bei Arccos aus den Statistiken. Team USA hat minimal die Nase vorne, wenn man Siege und Platzierungen der Spieler über das Jahr 2025 betrachtet, aber alles in allem scheinen die Teams einander gewachsen zu sein. Doch jedem Ryder-Cup-Fan ist klar, dass wenn sich die Spieler gegenüber stehen, schnell vergessen ist, was auf dem Papier steht.
Das Mysterium des Heimvorteils
Eine entscheidende Rolle spielen bereits die ersten Matches. Denn die Statistik der letzten Jahre zeigt, wer die Foursomes gewinnt, gewinnt den Ryder Cup. Seit 2012 steht es in den Foursomes satte 36,5 zu 11,5 für das Heimteam. In den Fourballs und Singles zusammengenommen führt das Heimteam nur mit 63,5 zu 56,5 Punkten, ein viel knapperes Ergebnis und deutlich näher an traditionellen Heimvorteilen in anderen Sportarten.
Foursomes, in denen die Spieler abwechselnd an den Löchern abschlagen und sich daraus sehr unterschiedliche Bilder ergeben, wer welche Schläge, welche Putts zu erwarten hat, erfordern ein Höchstmaß an Puzzelei, um die optimale Zusammenstellung der Paarungen herauszufinden. Sogar welchen Ball die Spieler normalerweise spielen, ist hier von großer Relevanz.
Warum ausgerechnet das Heimteam so einen großen Vorteil in den Foursomes hat, darüber sind sich die Experten allerdings nicht einig. Das Course Setup wird zwar vom Heimteam beeinfluss, aber Abschlags- und Fahnenpositionen werden von einer neutralen Organisation festgelegt. Dass es einen Heimvorteil gibt, ist offensichtlich, aber keine Statistik kann eine konkrete Antwort liefern, warum das so ist und wie man dagegen ankommt. Ob Edoardo Molinari vielleicht das Geheimnis herausgefunden hat, wird sich diese Woche zeigen.