Das Warnschild – Ursprung einer Legende
Kaum ein Golfplatz der Welt wird so stark mit einem einzigen Symbol verbunden wie Bethpage Black. Am ersten Abschlag empfängt Spieler und Besucher ein Schild, das seit Jahrzehnten berühmt ist: „The Black Course is an extremely difficult course which we recommend only for highly skilled golfers.“ Entstanden ist es Anfang der 1980er Jahre, vermutlich am Memorial Day 1981 oder 1982. Michael Asheroff, damaliger stellvertretender Direktor der Long Island State Parks, und Platzleiter Eric Siebert hatten die Idee, nachdem es zu einem Streit zwischen Spielern auf dem Platz gekommen war. Ein Golfer hatte seine Frau über den anspruchsvollen Kurs geführt, schnelle Flights drängten, und am Ende eskalierte die Situation. Asheroff schrieb die Warnung kurzerhand auf einen Zettel – daraus wurde ein Schild, das heute Ikonenstatus genießt.
Spätestens mit der Austragung der US Open 2002 wurde das Schild weltberühmt. Millionen TV-Zuschauer sahen, wie die besten Spieler der Welt sich der Herausforderung stellten, die gleich am Tee angekündigt wurde. Das Schild entwickelte sich zum Markenzeichen: es steht für Ehrlichkeit, Offenheit und ein fast trotziges Selbstbewusstsein, das in der Golfwelt einmalig ist. Für viele Fans ist es heute Pilgerort und Selfie-Motiv – ein Wahrzeichen, das man gesehen haben muss, bevor man überhaupt einen Ball auf dem Black geschlagen hat.
„Es ist irgendwie das Synonym für Bethpage. Das Schild wird pro Tag 30 bis 40 Mal fotografiert – mehr als der Platz selbst“, erzählt Superintendent Andy Wilson. Und tatsächlich: Wer den Black Course spielt, erinnert sich nicht nur an die Schläge, sondern auch an das warnende Mahnmal am ersten Tee. Es ist zu einem festen Bestandteil der Golfkultur geworden.
Spieler über die Härte von Bethpage
Die Symbolkraft des Schildes spiegelt sich in den Worten vieler Spieler wider, die den Platz erlebt haben. Henrik Stenson verglich das Warnschild einst mit Skipisten-Hinweisen: „Solche Warnschilder kenne ich sonst nur von Skipisten.“ Ein Satz, der die Besonderheit des Platzes auf den Punkt bringt. Geoff Ogilvy wiederum staunte: „Ich habe schon viele Regeln an ersten Abschlägen gesehen – aber noch nie Warnungen.“ Schon diese Stimmen zeigen, dass Bethpage Black nicht nur eine sportliche Herausforderung ist, sondern auch eine psychologische.
Tiger Woods, der 2002 die US Open hier gewann, brachte es mit nüchternen Worten auf den Punkt: „Der Platz hat Zähne. Ein einziger verpasster Schlag kann alles ruinieren.“ Phil Mickelson erinnerte sich daran, wie sehr man das Gefühl hatte, nicht nur gegen den Platz, sondern auch gegen die enthusiastischen Fans zu spielen. Und Lucas Glover, Sieger der US Open 2009, sprach gar von einem „Überlebenskampf“ auf jedem Loch.
Humorvolle Anekdoten runden die Geschichte ab: So soll es Amateure gegeben haben, die nach dem Lesen des Schildes umkehrten – bevor sie auch nur einen Ball geschlagen hatten. Und immer wieder berichten Spieler, dass der Wunsch geäußert wurde, das Schild als Souvenir mit nach Hause nehmen zu können. Es sind diese Geschichten, die Bethpage Black einzigartig machen – ein Platz, der selbst Legenden zum Staunen bringt.
Statistik der Härte
Bethpage Black ist kein Platz für niedrige Scores – das zeigen die Zahlen eindrucksvoll. Bei der US Open 2002 lag der Durchschnittsscore bei 74,9 Schlägen, der Cut bei +10. Nur Tiger Woods blieb unter Par, er gewann mit -3. Phil Mickelson wurde Zweiter bei Even Par – ein seltener Befund für ein Major. 2009 waren die Bedingungen nicht einfacher: Lucas Glover siegte, und selbst Ergebnisse von +4 reichten noch für einen Platz in den Top 10. Regen und lange Roughs machten den Platz zur ultimativen Prüfung.
Auch bei der PGA Championship 2019 offenbarte der Kurs seine Tücken. Zwar startete Brooks Koepka mit einer beeindruckenden 63 und 65, doch selbst er fiel in den Finalrunden fast dem Platz zum Opfer. Die Durchschnittsscores lagen deutlich über Par – ein weiteres Indiz dafür, dass Bethpage Black die Besten der Besten an ihre Grenzen bringt.
Die Statistiken zeigen: Hohe Bogey-Quoten, viele Double-Bogeys und nur wenige Birdies prägen die Scorecards. Dass der Platz nur über drei Teeboxen verfügt, macht es fast unmöglich, die Schwierigkeit für Profis zu entschärfen. Tiger Woods gilt bis heute als Spieler, der den Black wie kaum ein anderer beherrschte – seine Dominanz bei den US Open 2002 und 2009 ist legendär.
Design und Schlüsselbahnen
Die architektonische DNA von Bethpage Black reicht zurück ins Jahr 1936, als der Platz unter der Leitung von A.W. Tillinghast im Rahmen eines öffentlichen Golfprojekts entstand. Bis heute wird darüber gestritten, wie groß Tillinghasts Anteil tatsächlich war – Joseph Burbeck, der damalige Parkdirektor, hatte ebenfalls entscheidenden Einfluss. Doch unbestritten ist: das Layout trägt den Charakter Tillinghasts. Es ist geprägt von Länge, enge Fairways, massiven Bunkern und Grüns, die jede Unachtsamkeit bestrafen.
Charakteristisch ist die enorme Distanz: über 7.400 Yards von den Championship-Tees. Dazu kommen das berüchtigte hohe Rough, das von Spielern als „Gras des Grauens“ bezeichnet wird, und die oft nassen Bedingungen, die Schläge noch länger machen. Viele Löcher verlangen Präzision und Power in gleicher Weise – eine Kombination, die selbst Tourprofis zum Nachdenken zwingt.
Besonders herausragend sind einzelne Schlüsselbahnen: Loch 4, ein langes Par 5, bei dem der zweite Schlag aufs Grün selten gelingt. Loch 10 mit dem spektakulären Abschlag über einen riesigen Bunker. Und Loch 15, von Spielern „The Beast“ genannt – ein Par 4 bergauf, das Kraft und Nerven gleichermaßen fordert. Das Finale, Loch 18, gilt ohnehin als perfekter Schlusspunkt: ein letzter, brutaler Test, der schon Majors entschieden hat. Im Matchplay könnte gerade an diesen Bahnen das Momentum kippen.
Bethpage und der Ryder Cup 2025
All diese Faktoren machen Bethpage Black zu einem zentralen Thema in der Vorbereitung auf den Ryder Cup 2025. Die Länge und das dichte Rough geben Longhittern einen Vorteil – ein Setup, das dem US-Team in die Karten spielt. Dazu kommt die Zuschauer-Atmosphäre: Schon jetzt sind gigantische Tribünen geplant, mit 3.500 Plätzen am ersten Abschlag und einem doppelstöckigen Bau an der 18. In New York wird es laut werden, emotional, fast schon einschüchternd für europäische Spieler. Die US-Fans gelten längst als „13. Mann“ im Team.
Europas Kapitäne und Spieler bereiten sich entsprechend vor. Mentale Härte, exzellentes kurzes Spiel und eiserne Präzision sollen die Waffen sein, um die US-Power auszugleichen. Deutsche Medien sprachen schon von der „Stahlkugel im Kopf“, die man braucht, um hier zu bestehen. Experten wiederum sind sich einig: Der Platz wird einen Heimvorteil schaffen – die Frage ist nur, wie stark er wirkt.
„Bethpage ist kein Platz für Zögerer. Wer nicht voll durchzieht – physisch wie mental – hat schon verloren“, urteilt die deutsche Golfpresse. Damit ist klar: Dieser Ryder Cup wird nicht nur ein Duell zwischen Europa und den USA, sondern auch ein Kampf gegen einen Platz, der wie kein zweiter die Grenzen aufzeigt.
Heute im Ryder-Cup-Kosmos
Der 16. August 2025 stand ganz im Zeichen der Formtests für mögliche Ryder-Cup-Helden. Besonders die europäischen Kandidaten setzten ein Ausrufezeichen: Robert MacIntyre spielte beim BMW Championship wie entfesselt und brachte die Golfwelt zum Staunen. Gleichzeitig sorgte Niklas Nørgaard mit einer Birdie-Serie für Schlagzeilen, während auf US-Seite ein sensationelles Ass von Akshay Bhatia die Fans elektrisierte. Die sozialen Medien zeigten sich voller Begeisterung – ein Vorgeschmack auf die Emotionen, die uns in Bethpage erwarten.
MacIntyre auf Wolke sieben
Robert MacIntyre beflügelte Team-Europa-Hoffnungen mit Runden von 62 und 64. Ryder Cup Europe feierte den Schotten, der sich an die Spitze des BMW Championships setzte – ein klares Signal, dass er im Rennen um die Ryder-Cup-Plätze ganz vorne mitmischt.
Mac flying high 🚀 Leads @BMWchamps after rounds 62 & 64.
— Ryder Cup Europe (@RyderCupEurope)
August 16, 2025
Bhatias magischer Moment
Auf US-Seite setzte Akshay Bhatia ein Highlight der Extraklasse: Sein erstes Ass auf der PGA Tour ließ die Zuschauer jubeln. Für das US-Team könnte dieser Coup nicht nur ein sportliches Ausrufezeichen, sondern auch ein emotionaler Schub in Richtung Ryder Cup sein.
AKSHAY ACE! 🎯 It’s his first hole-in-one on the PGA Tour!
— Golf Digest (@GolfDigest)
August 16, 2025
Rückblick auf Tag 41
Gestern erinnerten wir an die US Open 2002 am Bethpage Black – ein Turnier, das durch Tiger Woods’ Dominanz und die einzigartige Kulisse in die Geschichte einging.
Nachlesen: Noch 41 Tage bis zum Ryder Cup – Die US Open 2002 am Bethpage Black
Ausblick auf Tag 39
Morgen blicken wir hinter die Kulissen: Caddies, Physiotherapeuten und Analysten bilden das unsichtbare Team hinter dem Team – ohne sie wäre kein Ryder-Cup-Erfolg möglich.
https://www.golfpost.de/noch-39-tage-bis-zum-ryder-cup-das-unsichtbare-team-hinter-dem-team-7777485665/