Videobeweis? 2020 erschien ein in Golfkreisen vielbeachtetes und -besprochenes Buch des amerikanischen Autors Rick Reilly. Unter dem Titel „Commander in Cheat“, angelehnt an den Begriff für den Oberbefehlshaber („Commander in Chief“) und gut zu übersetzen mit „Chef-Schummler“, versucht sich Reilly darin an einer Charakterstudie und an einem Psychogramm des seinerzeit zum ersten Mal amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Anhand von teils prominenten Zeugenaussagen und der Schilderung diverser Vorkommnisse sollen Trumps Golfkünste entzaubert und seine angebliche Stammvorgabe von 2,8 als mehrheitlich durch Schummelei zustande gekommenes Handicap entlarvt werden. Seit dem Wochenende hat diese versuchte Beweisführung neue Indizien erhalten. The Donald ist bekanntlich aktuell auf semi-offizieller Stippvisite in Schottland, stattet seinen Resorts in Turnberry an der West- und in Aberdeen an der Ostküste einen Besuch ab, handelt nebenbei mit EU-Chefin Ursula von der Leyen ein Zollabkommen aus, empfängt Großbritanniens Premier Keir Starmer, der zur Audienz herbeieilt – und spielt hauptsächlich Golf, begleitet von Schaulustigen und mannigfachen Protesten. Er liefert halt auch genug Gründe. Alles wird von der Weltpresse brav abgelichtet und überliefert.
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Was die freilich nicht mitgekriegt hat, offenbaren private Aufnahmen von der Trump’schen Golfrunde in Turnberry. Im Wortsinn „vor laufender Kamera“ lässt Trumps lokaler Resort-Caddie mit beiläufiger Handbewegung im Rough einen Ball für den „Commander in Cheat“ fallen, gut sichtbar, gut auffindbar und garantiert gut spielbar. Nun, wer die Musik bezahlt, bestimmt halt, was und wie gespielt wird. Und ja, stimmt, so lässt sich problemlos ein Single-Handicap „erspielen“ – Rick Reilly hatte recht.
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Lottie Woad: Über 72 Loch nur drei Bogeys
21 unter Par, drei Schläge Vorsprung, 300.000 Dollar Preisgeld: Lottie Woad hat auf Anhieb ihr erstes Golfturnier als Proette gewonnen. Bei der Women’s Scottish Open auf den Dundonald Links in Ayrshire spielte die 21-jährige Engländerin über 72 Loch nur drei Bogeys und hielt damit nicht nur die achtfache LPGA-Tour-Siegerin Hyo Joo Kim als Zweitplatzierte, sondern die gesamte Weltelite in Schach. „Das ist ein ziemlich gutes Ergebnis dafür, dass ich einfach nur gehofft habe, mithalten zu können“, sagte Woad. „Aber ich wusste, dass ich gut gespielt habe, auch wenn es nicht viele Anzeigetafeln gab. Linksgolf macht wirklich Spaß, und mein Vater war die ganze Woche über hier. Am Abend vor dem Finale ist zudem auch meine Mutter mit dem Zug angereist, und ich wollte es einfach nicht vermasseln.“
Woad war vor einer Woche erst ins Profilager gewechselt – als weltbeste Amateurin freilich –, nachdem sie bei der Evian Championship nur um einen Schlag das Play-off verpasst hatte und Dritte geworden war. Zuvor hatte sie sich bereits den Titel der Irish Open gesichert. Mit alldem hatte die Gewinnerin des Augusta National Women's Amateur 2024 genug Punkte für das Ticket zur LPGA Tour, schmiss das letzte Jahr als Studentin an der Florida State University und zählt nun zu den Favoriten für die Women’s Open diese Wochen im walisischen Royal Porthcawl.
Fun Facts am Rande: Mit Lottie Woads Erfolg bei der co-sanktionierten Women’s Scottish Open hat die LPGA in bislang 19 Saisonturnieren auch 19 verschiedene Titelträgerinnen, die längste Serie ohne Mehrfachsiegerinnen in der 75-jährigen LPGA-Geschichte. Woad wiederum ist nach Rose Zhang (Mizuho Americas Open im Liberty National 2023) die zweite Spielerin binnen drei Jahren, die ihr Profidebüt auf der LPGA Tour gewonnen hat.
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McIlroy macht Pause und Party – und das Green Jacket ist auf der Jacht
Verdiente Auszeit: Rory McIlroy macht Pause vom Golf und Party in Sachen Masters-Gewinn und Karriere-Grand-Slam, ehe es mit den Play-offs um den FedEx-Cup wieder losgeht. Der Weltranglistenzweite wurde in St. Tropez in einer Strandbar gesichtet und gab auch bereitwillig Auskunft über den Verbleib des Green Jacket („Das ist auf der Jacht“), anschließend stattete der fünffache Majorsieger den Senioren in Sunningdale bei deren Open Championship einen Besuch ab. McIlroy blieb nach der Open von Royal Portrush erstmal in Europa – nicht zuletzt, um mit Ehefrau Erica und Tochter Poppy das neue Heim in den exklusiven Wentworth Estates nahe London einzuwohnen und sich in der noblen Nachbarschaft zu akklimatisieren.
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Ryder Cup 2031: Plädoyer für Garcia als Teamchef
Personalie: Die Vergabe des Ryder Cup 2031 an das Resort Camiral in Katalonien weckt iberische Begehrlichkeiten. Geradezu reflexhaft wird einer vor allem als potenzieller Teamchef für den zweiten Kontinentalwettbewerb nach Valderrama 1997 auf spanischem Boden gehandelt: Sergio Garcia. Vor allem Jon Rahm machte sich umgehend für den Landsmann stark, nachdem seinerzeit Severiano Ballesteros erfolgreich Regie geführt hatte. „Ich denke, es spricht einiges dafür, einen lokalen Kapitän zu haben“, sagte Rahm dieser Tage beim LIV-Event in England. „Es ist schwierig, jemanden mit Seve zu vergleichen, und ich habe auch nur Geschichten darüber gehört, wie dieser Ryder Cup 1997 war. Aber Sergio wäre eine naheliegende, gute Wahl.“ Der mittlerweile 45-jährige Garcia, Masters-Champion von 2017, ist Europas Ryder-Cup-Top-Scorer.
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Victor Dubuisson siegt wieder
Was macht eigentlich …: Victor Dubuisson? Der Franzose galt in den 2010er-Jahren als kommender Star der Szene, gewann die Turkish Airlines Open 2013 und 2015, lieferte Jason Day bei der WGC – Accenture Match Play Championship 2014 in Arizona bis zum fünften Extraloch des Stechens ein spannendes Duell, war bei der Open Championship und bei der PGA Championship in den Top-Ten, qualifizierte sich so für den Ryder Cup 2014 und verteidigte mit Paul McGinleys Team im schottischen Gleneagles den kleinen goldenen Henkelmann. Trotz weiterer durchaus erfolgreicher, wenngleich siegloser Spielzeiten meldete sich Dubuisson 2023 im Alter von 33 Jahren vom Turniergolf ab und gab den Profi-Status auf. Jetzt spielt er wieder: auf der Alps Tour, einem Satelliten-Circuit. Beim Biarritz Cup reichten zwei Play-off-Löcher, und am Ende war es dann sogar der Sieg.
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Hurrikan Helenes Wüten in Augusta
Achtung, das Folgende ist nichts für zartbesaitete Golfgemüter: Es ist neues Videomaterial aufgetaucht, das die Auswirkungen des Wütens von Hurrikan Helene im Herbst 2024 im Augusta National Golf Club zeigt. Angesichts dieser Bilder ist wahrhaft zu würdigen, dass man beim diesjährigen Masters von den Zerstörungen nichts mehr gesehen hat – da haben die Granden in Grün und vor allem Augusta Nationals Greenkeeping-Team im Wortsinn ganze Arbeit geleistet.
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Will Zalatoris, der neue Happy-Gilmore-Star
A Star is born: Als Will Zalatoris auf der großen Golfbühne auftauchte, glaubte viele an eine Reinkarnation des strohhaarigen Caddie aus Happy Gilmore. Selbst Hauptdarsteller Adam Sandler wurde zum Zalatoris-Fan und schickte dem Profi moralische Unterstützung per Social-Media. Da überrascht es nicht, dass Zalatoris in der Fortsetzung der Golfgaudi eine Rolle bekam und bei Happy Gilmore 2 tatsächlich als vermeintlicher Ex-Caddie auftaucht.
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Hier noch ein paar Blicke hinter die Kulissen des Kinoklamauks, von dem derzeit unzählige Szenen, Ausschnitte und Impressionen im Netz kursieren:
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Wimbledons Wille geschehe
Grünes Licht: Die geplante Erweiterung des Tennis-Mekka in Wimbledon hat die entscheidenden Genehmigungshürden überstanden. Der ebenso private wie exklusive All England Lawn Tennis and Croquet Club, Veranstalter des berühmten Grand-Slam-Tennisturniers auf Rasen, will seine Anlage am Rand von London um 39 neue Tennisplätze erweitern. Dafür wurde der Pachtvertrag über die entsprechenden Flächen mit dem benachbarten Wimbledon Park Golf Club 2018 gekündigt und im Gegenzug eine Entschädigungszahlung von 65 Millionen Pfund gezahlt. Die Baugenehmigung wurde bereits im September 2024 erteilt, jedoch von Anwohnern gerichtlich angefochten. Nun ist das endgültige Urteil zugunsten des Clubs gefallen.
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Fetter Drive
Zum Schluss: Es braucht kein Puder oder Spray auf der Schlagfläche, um zu analysieren, dass der Ball bei diesem Drive wohl ziemlich fett getroffen wurde. Wie war das noch mit dem Leitsatz beim Golfschwung: Erst die kleine Kugel treffen, den Ball; dann die große, die Erde …
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