Golfreisen

Die Dundonald Links – Modernes Meisterstück zwischen Grüns und Gräben …

26. Jul. 2025 von Michael F. Basche in Troon, Schottland

Knackiges Finale: Das 18. Grün der Dundonald Links vor dem Clubhaus, dessen begrüntes Dach für den Nachhaltigkeitsanspruch der Anlage steht. (Foto: Patrick Koenig für Dundonald Links)

Es gibt Bunker, Bunker und Bunker: flache Sandmulden, Sandkästen mit erhöhen Kanten, mannstiefe Pottbunker. Und dazwischen alles an Varianten, was sich die Natur und der Golfplätze-gestaltende Mensch so ausdenken kann. Dazu Variationen von Sand, pulvrig oder körnig, Staub oder Zucker. Und dann gibt es diesen Bunker hinter dem elften Grün der Dundonald Links. Vom Abschlag unsichtbar in einer Mulde gelegen. Keine zwei Meter im Durchmesser. Einfach ein fieses kleines Ding, das die Frage provoziert: Ist man beim Golf je in eine bösere Falle getappt.

Aufgalopp zur Women’s Open im walisischen Royal Porthcawl

Dabei ist die Elf selbst von ganz hinten bloß etwas mehr als 112 Meter lang, das kürzeste Loch auf dem Geläuf in Ayrshire an der schottischen Westküste, wo gerade wieder die Women’s Scottish Open ausgetragen wird, der Aufgalopp zur Women’s Open, die kommende Woche auf den ehrwürdigen Links von Royal Porthcawl stattfindet. Doch das Grün ist vorn erhöht und fällt nach hinten ab, und sowieso ist man angesichts der drei vor dem Grün gähnenden Bunker vor allem bedacht, vom Tee nicht zu kurz zu bleiben.

Fieses Hindernis: Die Par-3-Elf der Dundonald Links mit dem versteckten Cauldron-Bunker hinter dem Grün. (Foto: Patrick Koenig)

Es braucht ein Wunder aus Loft und Distanz

Aber wehe, der Schlag gerät zu lang: Die Murmel rollt unweigerlich nach hinten rechts weg. Wenn Bunker steile Stufen für den Abstieg haben, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Randlagen sind eh unspielbar, zwei Strafschläge, ein Mal durchatmen, weiterspielen. Doch selbst wenn der Ball wie auf dem Präsentierteller in diesem Kessel voll Sand ruht: Es braucht ein Wunder aus Loft und Distanz – eigentlich unvereinbare Parameter –, um die Kugel über die drei Meter des Hügels und die 25 Meter bis zur Mitte des Grüns zu wuchten. Das mit aller Kraft bei wenig Raum für den Rückschwung. Ansonsten nämlich kommt der Ball einfach zurück und der Albtraum beginnt von vorn.

Kessel voll Sand: Einen fieseren Bunker als Cauldron gibt es wohl kaum. (Foto: Michael F. Basche)

Auf der „falschen“ Seite der Bahngleise

Ach übrigens, der Bunker heißt auch so: Cauldron, Kessel. Kyle Phillips hat sich dieses Hindernis des Horrors ausgedacht. Der Amerikaner ist mit Werkstücken wie Bernardus in den Niederlanden und Kingsbarns an Schottlands Nordseeseite weltberühmt geworden und hat mit den Dundonald Links ebenfalls ein modernes Meisterstück geschaffen. Der einzige Wermutstropfen: Das Geläuf liegt auf der „falschen“ Seite der Gleise, mithin zig-hundert Meter vom Meer entfernt. Passend dazu rattert gerade ein Zug auf der Bahnstrecke Glasgow-Ayr vorbei.

Dies- und jenseits der Gleise: Die Bahnstrecke trennt Dundonald von Western Gailes. (Foto: Patrick Koenig für Dundonald Links)

Kontemporäres Kleinod in einer Kette von Kostbarkeiten

Aber das Gelände auf der anderen Seite war halt schon vergeben. Seit 1897 fließen dort die Bahnen von Western Gailes durchs Dünenmeer, ein weithin gepriesenes Schmuckstück, dessen erste 12, 13 Löcher zum Besten gehören, was Linksgolf zu bieten hat. Die Nachbarschaft ist nicht weniger illuster: Prestwick, Troon, Kilmarnock-Barassie … Da musste sich Phillips schon was einfallen lassen, um mit seiner Kreation zu bestehen.Und er schuf tatsächlich ein kontemporäres Kleinod in dieser Kette golferischer Kostbarkeiten.

Kontemporäres Kleinod in einer Kette golferische Kostbarkeiten: Die Dundonald Links. (Foto: Patrick Koenig)

Der vergessene Kurs von Southern Gales

Eigentlich war das Gelände jenseits der Eisenbahn plattes Land. Noch sandig genug, um als Linksland durchzugehen, wenngleich die entsprechenden Ondulation fehlte. Das hielt schon vor über 100 Jahren den 1883er-Open-Champion Willie Fernie nicht ab, hier 1911 einen Golfplatz anzulegen, der den Namen Southern Gales trug und mit über 6.100 Metern zu den längsten Kursen des Landes gehörte, allerdings irgendwann in Vergessenheit geriet.


Dundonald ist regulärer Stop für die Scottish Women’s Open: Die Ladies European Tour (LET) und die LPGA Tour trugen die Major-Generalprobe der Damen erstmals von 2015 bis 2017 in Ayrshire aus und sind seit 2022 wieder Dauergäste. 2024 sicherte sich Esther Henseleit kurz nach dem Olympia-Silber dort mit dem nächsten zweiten Platz das Rookie-Ticket zum Solheim Cup im Robert Trent Jones Golf Club in Virginia. Auch die Herren haben auf den Dundonald Links schon halt gemacht: 2017, eine Woche vor den Damen. Es blieb allerdings die einzige Auflage des Klassikers an der Westküste.


Zweitplatz für Loch-Lomond-Mitglieder

2003 kaufte der ebenso exklusive wie private Loch Lomond Golf Club das Gelände, um seinen Mitgliedern einen Zweitplatz mit Linkscharakter anzubieten und engagierte den Kalifornier Phillips als Designer. Der ließ künstliche Dünen zusammenschieben und dazwischen breite Fairways anlegen, flocht wiederentdeckte Elemente des einstigen Parcours in seine Arbeit ein und optimierte die Gestaltung mit neuen Features. Das Ergebnis fühlt sich keineswegs artifiziell, sondern einfach selbstverständlich an. Dundonald spielt sich als das, was es letztlich ja auch ist: ein Platz von historischer Provenienz mit moderner Politur.

Die Dundonald Links: Ein Platz von historischer Provenienz mit moderner Politur. (Foto: Patrick Koenig für Dundonald Links)

Die Burns mäandern munter durch den Platz

Die Schwierigkeiten freilich finden sich vor allem rund um die Grüns und auf den interessant ondulierten Puttflächen. Außerdem schlängeln sich einige Bachläufe, die sogenannten Burns, durchs Par-71-Ensemble, das von den Champion-Abschlägen auf 6.675 Meter kommt. Die Gräben sind durchaus im Spiel, wenn man Entfernungen falsch einschätzt, oder mäandern sowieso als zusätzliche Verteidigung um die Grüns. Letztmals auf der 18, einem Par-5, das drei satte und wohlgezielte Schläge braucht, bevor der Putter gezückt werden kann.

Greenfee-Gäste statt geschlossener Gesellschaft

Inzwischen hat Kyle Phillips den Platz noch mal aufgehübscht, nachdem Dundonald 2019 von Darwin Escapes übernommen worden war, einem US-Unternehmen, das auf den Betrieb von Freizeitanlagen spezialisiert ist. Unter der neue Stabführung wurde das Ensemble konsequent auf anspruchsvollen Golfgäste ausgerichtet – immer noch exquisit, aber halt nicht mehr elitistisch wie zur Eigner-Ära des Loch Lomond Golf Club. Kurz: Greenfee-Gäste statt geschlossener Gesellschaft.

Das Dundonald-Ensemble: Konsequent auf anspruchsvollen Golfgäste ausgerichtet – aber halt nicht mehr elitistisch. (Foto: Patrick Koenig)

Splendide ausgestattete Lodges selbst für größere Golfgruppen

Überdies bekam Dundonald ein neues Clubhaus, dessen begrüntes Dach als Symbol für den Nachhaltigkeitsanspruch der Anlage weithin sichtbar ist. Im Restaurant The Canny Crow (Die kluge Krähe) mit den an der Decke arrangierten historischen Golfschlägern lässt es sich exzellent speisen, bevor der Tag mit einem Wee Dram im Whisky Room ausklingt. Angemessene Unterkünfte sind auch vorhanden, selbst für größere Golfgruppen. Die Lodges haben zwei bis sechs Schlafzimmer, sind splendide ausgestattet und in kleinen Gebäudegruppen um ein jeweils eigenes Puttinggrün arrangiert. Das lädt förmlich dazu ein, zum Ende eines Golftages noch den Night Cup auszuspielen.

Exzellentes Essen, interessante Deko: Dundonalds Restaurant The Canny Crow (Foto: Dundonald Links)

Die Putting-Grüns an den Lodges: Ideal, um noch einen Night Cup auszuspielen.(Foto: Helma Scheffler)

Von Dundonald in den Ayrshire Stretch

Sowieso: Mit diesem Angebot ist Dundonald die perfekte Basis zur Erkundung des Ayrshire Stretch: Elf famose bis großartige Küstenkurse reihen sich auf diesem ziemlich einmaligen Streifen gelobten Golflands wie Perlen auf der Kette. Es ist ein Marsch durch die Golfgeschichte, der mit Western Gailes im Norden beginnt und sich über 11,2 Kilometer bis Prestwick St. Nicholas im Süden zieht. Manche Leute nennen das tatsächlich die „falsche Seite“ von SchottlandAber die haben halt bloß den Old Course und St. Andrews im Sinn und ansonsten keine Ahnung von dem, was die Westküste zu bieten hat.

Das Ensemble der Dundonald Links: Perfekte Basis zur Erkundung des Ayrshire Stretch. (Foto: Patrick Koenig für Dundonald Links)

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