Die Major-Saison 2025 ist vorbei, die British Open in Royal Portrush haben nicht nur die letzten Titelentscheidungen gebracht, sondern auch einen spürbaren Einfluss auf das Ryder-Cup-Ranking genommen. Vom 26. bis 28. September wird die 45. Auflage des Ryder Cups im Bethpage Black Golf Course auf Long Island, New York, ausgetragen – und während Europa nach dem dominanten Heimsieg 2023 erneut Selbstbewusstsein schöpft, steckt Team USA in einem intensiven Findungsprozess. Nur wenige Wochen vor dem Ende der Qualifikationsphase sind bislang erst zwei Spieler offiziell qualifiziert. Alles deutet auf eine besonders spannende finale Auswahlphase hin – auf beiden Seiten.
Ryder Cup Team USA: Scheffler fix – Kapitän Bradley mischt selbst mit
Im amerikanischen Lager ist Scottie Scheffler der einzige Spieler, der sich seinen Platz im Team bereits gesichert hat. Der Weltranglistenerste dominiert das Jahr 2025 mit vier PGA-Tour-Siegen, darunter auch zwei Majors, und liegt über 15.000 Punkte vor dem Zweitplatzierten in der Ryder-Cup-Wertung. Damit führt er das Ranking mit großem Abstand an und wird die USA in Bethpage mit anführen. Auch Xander Schauffele scheint als etablierter Leistungsträger fest gesetzt zu sein. Der Olympiasieger von 2021 zeigte bei allen Majors solide Leistungen.
Ein großer Sprung gelang J.J. Spaun. Der US-Open-Sieger 2025 katapultierte sich mit seinem ersten Major-Triumph unter die Top drei des US-Rankings. Sein Platz im Team scheint fast sicher. Russell Henley und Harris English haben durch Konstanz überzeugt, English vor allem durch seinen zweiten Platz bei den British Open. Bryson DeChambeau, der 2023 noch nicht im Kader stand, dürfte sich mit starken Major-Auftritten in diesem Jahr ebenfalls in eine aussichtsreiche Position gespielt haben.
Insgesamt werden die ersten sechs Plätze nach dem BMW Championship Mitte August vergeben. Danach darf Kapitän Keegan Bradley sechs weitere Spieler nominieren – und könnte dabei selbst eine Rolle spielen. Der 38-Jährige liegt aktuell auf Rang zehn der Punkteliste und hat damit realistische Chancen, sich selbst zu qualifizieren. Sollte dies gelingen, wäre Bradley der erste „Playing Captain“ bei einem Ryder Cup seit Arnold Palmer im Jahr 1963.
Für die Kapitäns-Picks kommen zahlreiche Spieler infrage: Justin Thomas gehört trotz durchwachsener Saison zu den erfahrenen Ryder-Cup-Spielern, die sich als Führungspersönlichkeit im Team bewährt haben. Collin Morikawa, derzeit knapp außerhalb der automatischen Qualifikationsränge, dürfte ebenso kaum zu übersehen sein. Auch Ben Griffin mischt mit zwei Saisonsiegen im Kreis der Debütanten mit. Interessant wird es bei Namen wie Chris Gotterup, der die Scottish Open gewann und bei der Open Dritter wurde – ein klarer Leistungsausweis zur rechten Zeit. Wyndham Clark, Jordan Spieth und Patrick Cantlay sind weitere Optionen für Bradley, wobei gerade Spieths Formkrise 2025 Fragen aufwirft. Patrick Reed hat sich durch seinen verpassten Cut bei der Open wohl aus dem Rennen verabschiedet, und auch Brooks Koepka hat nach einem enttäuschenden Jahr kaum mehr Chancen auf eine Berufung.
Scheffler leads the way & Harris English moves into the Top-6 of the U.S. Ryder Cup Team Rankings following @TheOpen 🏆
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— Ryder Cup USA (@RyderCupUSA) July 21, 2025
Ryder Cup Team Europa: Heißes Rennen um die letzten Picks
Im europäischen Team ist die Situation ähnlich offen, aber etwas strukturierter. Rory McIlroy hat sich seinen Platz im Team bereits gesichert. Mit seinem Sieg beim Masters 2025 und konstanten Top-Ergebnissen während der Saison ist der Nordire erneut der unumstrittene Leader des europäischen Teams. Auch Robert MacIntyre konnte bei den Majors überzeugen. Der Schotte belegte bei der US Open Rang zwei und wurde Siebter bei der Open – genug, um sich auf den zweiten Platz der europäischen Punktewertung zu schieben. .
Hinter den beiden Führenden ist es jedoch eng: Tommy Fleetwood, Tyrrell Hatton, Shane Lowry und Sepp Straka belegen die weiteren Ränge innerhalb der Top sechs. Alle vier gelten als sichere Kandidaten, wenn sie ihre Form in den kommenden Wochen halten. Besonders spannend ist der Fall Hatton: Der Engländer spielt seit seinem Wechsel zur LIV Tour nicht mehr regelmäßig auf der DP World Tour, konnte sich jedoch mit starken Major-Auftritten 2025 in die Top sechs vorkämpfen. Nachdem 2023 kein einziger LIV-Golfer im Team Europa stand, könnte Hatton nun das Eis brechen.
Bei den möglichen Picks von Kapitän Luke Donald stehen mehrere bekannte Namen auf der Liste. Rasmus Højgaard hat sich mit stabilen Leistungen für sein Ryder-Cup-Debüt empfohlen. Justin Rose gilt als erfahrener Anker, der bereits 2023 eine Führungsrolle einnahm. Viktor Hovland und Ludvig Åberg, beide Mitglieder des Siegerteams 2023, kämpfen 2025 mit Inkonstanz, bringen aber unbestreitbares Potenzial mit. Besonders im Fall Åberg dürfte Donald auf den Turnierverlauf der kommenden Wochen schauen, bevor er entscheidet.
Einer der größten Namen im erweiterten Kreis ist Jon Rahm. Der Spanier hat zwar aufgrund seiner LIV-Mitgliedschaft kaum Ryder-Cup-Punkte gesammelt, liegt aktuell nur auf Rang 21 – doch seine Klasse dürfte Donald kaum ignorieren. Alles andere als eine Nominierung des ehemaligen Weltranglistenersten wäre eine Überraschung. Auch Matt Fitzpatrick hat mit seiner Leistung bei der Open einen späten Push geliefert und liegt in aussichtsreicher Position, ebenso wie Nicolai Højgaard. Die beiden deutschen Hoffnungsträger Stephan Jäger und Matti Schmid sind nach Open Championship durch schlechte Platzierung im Ranking zurückgefallen. Ihre Chancen, Teil des Team Europe beim Ryder Cup 2025 zu werden, sind damit deutlich gesunken.
Team Europe rankings refreshed after The Open.
Bethpage is calling 👀 pic.twitter.com/7pnT0SfcPe
— Ryder Cup Europe (@RyderCupEurope) July 21, 2025
Interessant ist auch die Änderung im europäischen Qualifikationssystem: Erstmals gibt es nur noch eine einzige Ryder-Cup-Punkteliste, statt wie bisher getrennte Listen für europäische und weltweite Turniere. Dadurch sind die Rankings transparenter – und leichter zu vergleichen. Qualifiziert sind am 24. August nach dem Betfred British Masters die sechs punktbesten Spieler, die übrigen sechs werden vom Kapitän ausgewählt.