So bereiten sich Hochleistungsathleten auf bedeutsame Sportereignisse vor: Nehmen wir das Beispiel Tyrrell Hatton. Der Engländer ging am Vorabend der 153. Open Championship mit ein paar Kumpels auf einen Pitch-and-Putt-Platz in Portrush, um den Kopf freizubekommen, klickerte ein bisschen umher, hatte viel Spaß und stimmte sich mit drei Pints Guiness aufs Major ein. Zum Auftakt schoss Hatton, der bislang sogar halbwegs friedfertig wirkte, eine Drei-unter-Par-68 und rangierte zwischenzeitlich auf dem dritten Platz. „Aller guten Dinge sind halt drei“, sagte er auch selbst. „Guiness ist offenbar gut, um in ein Turnier zu starten. Und es wäre doch töricht, daran nicht festzuhalten.“ Gestern dann klappt das trotzdem nicht mehr so ganz: Es reichte nur zu einer 69, die den 33-Jährigen auf den geteilten fünften Platz zurückwarf. Aber immerhin geht er heute in der drittletzten Gruppe in den Moving Day.
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DeChambeau mit einer 65 wieder in der Spur
Was für ein Übernacht-Comeback: Nach der unterirdischen 78 zum Auftakt war Bryson DeChambeau noch ganz unten, hadert mit sich, dem Wind und dem Linksgolf an sich. Gestern dann wirkte der zweifache US-Open-Champion wie verwandelt, legte Annäherungsschläge in Serie an den Stock, verwandelte auch mal lange Putts und kehrte mit einer bravourösen 65 (-6) ins Clubhaus zurück und präsentierte sich anschließend bestens gelaunt – was wunder angesichts des Sprungs über die Cut-Linie auf eins über Par und den geteilten 51. Platz.
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Und DeChambeau wäre nicht der „Mad Scientist“, wenn er nicht quasi im selben Atemzug auch das nächste Projekt für seine Golftüfteleien im Visier hätte. Nachdem er schon Schläger nach ureigenen Vorstellungen konzipiert hat, kommt jetzt der Ball dran. BDC will eine Murmel entwickeln, die unter dem Einfluss seiner Schlagweise so wenig Spin wie möglich entwickelt: „Ich brauche einen Golfball, der viel niedriger startet, bei vollen Schwüngen kontrollierten Spin hat und dennoch bei halben Schwüngen genug Spin behält. Das wäre die perfekte Kombination.“ Und die muss er sich offenbar halt selbst backen.
Playing Captain? Bradleys Open befeuert Spekulationen
Neue Nahrung: Schauen Sie mal aufs Leaderboard dieser 153. Open Championship. Da taucht auf dem geteilten zwölften Rang ein gewisser Keegan Bradley auf, seines Zeichens Amerikas Ryder-Cup-Teamchef für das Kontinentalduell Ende September auf dem Black Course des Bethpage State Park vor den Toren von New York. Der Weltranglistensiebte spielt einmal mehr bei einem Turnier vorn mit, lieferte gestern eine bogeyfreie 67 ab und befeuert so erneut alle Spekulationen über eine Rolle als Playing Captain. Ein besonders pfiffiger Medienmensch versuchte es darob sozusagen durch die Hintertür und Bradley mit der Frage aus der Reserve zu locken, ob der denn sein Captain’s Agreement mit Europas Luke Donald schon unterschrieben habe, das die Regeln und Befugnisse der Teamchefs und ihrer Assistenten definiert.
Der 39-Jährige war erstmal recht verdattert, eierte etwas herum und versuchte mit der Bemerkung Zeit zu gewinnen: „Was ist das denn für eine seltsame Frage!“ Dann ließ er sich aber doch noch entlocken, dass man derzeit am Captain’s Agreement arbeite, aber dass es auch bereits interne Diskussionen gebe, wie die Rollenverteilung für den Fall funktionieren könnte, wenn er tatsächlich der erste Playing Captain seit Arnold Palmer 1963 sein würde: „Wir haben einen Plan und ein Konzept, falls so was wirklich passieren könnte.“ Vor der Open hatte Bradley noch bekräftigt, dass niemand außerhalb der sechs über die Punkteliste automatisch qualifizierten Spieler sich eines Platzes im Team sicher sein könne – mal sehen, wo er selbst als derzeit Neunter nach dem Major im Ranking steht.
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Henrik Stenson mit einer Legende am Bag
Legende: Er war bei den TV-Übertragungen selten in Sicht – der Schwede Henrik Stenson, dessen 2016er-Duell um die Open Championship von Royal Troon mit Phil Mickelson jedem Golffan unvergesslich sein dürfte. So lief auch das Comeback einer Legende unter dem Radar: Stenson hat nämlich Fanny Sunesson am Bag, die für Stensons verhinderten etatmäßigen Caddie Marcus Larsson eingesprungen ist. Die 58-Jährige war 2012 in den vorzeitigen Ruhestand gegangen, nicht zuletzt wegen anhaltender Rückenprobleme; Sunesson war aber dennoch immer mal wieder für ihren guten Freund Stenson aktiv, beispielsweise beim Masters 2019 oder unlängst beim LIV-Event in Dallas. Die Schwedin aus Göteburg wurde berühmt durch ihre neunjährige Tätigkeit für Sir Nick Faldo, mit dem sie zwischen 1990 und 1999 als erste und bislang einzige weibliche Caddie vier seiner insgesamt sechs Majors gewann, zwei Mal das Masters, zwei Mal die Open Championship.
Rory McIlroy: Als Amateur wäre er bei +8,3
Beeindruckend: Seit November 2009 und mithin über 750 Wochen rangiert Rory McIlroy in den Top-Ten der Golfweltrangliste, und heuer hat der 36-Jährige wohl eines, wenn nicht das beste Jahr seiner Karriere, allein schon wegen des mit dem Masters-Triumph komplettierten Karriere Grand Slam. Die Kollegen von Golf Monthly haben sich deswegen mal die Mühe gemacht und auf Basis der besten Acht von den 50 Runden bei 13 Turnieren in diesem Jahr vor der Open Championship das aktuelle Handicap eines Amateurs McIlroy ausgerechnet. Wurde der Nordire bislang mit +6 gelistet, so hat er sich nun auf +8,3 heruntergespielt. Der kumulierte Score für dieses Jahr liegt übrigens bei 93 unter Par.
Viktor Hovland und der „Luxus“ eines Golfmillionärs
Entwaffnend: Viktor Hovland hat im Lauf seiner seit 2019 währenden Profikarriere bereits mehr als 66 Millionen Dollar gewonnen. Doch wenn man den Norweger fragt, wofür er dieses Geld so ausgibt, was er sich an Luxus leistet, kommen ähnlich verblüffende Antworten wie bei Scottie Scheffler. Von wegen Chichi, Bling-Bling und Jet-Set-Leben: Er habe unlängst einen Buddy-Trip nach Spanien unternommen und sich da mal was gegönnt, erzählte der 27-Jährige dieser Tage: „Aber ansonsten? Ja, ein neuer Grill war fällig und so ein Blender.“ Also einen Standmixer. Das ist sympathisch und angenehm bodenständig. Anderes indes würde man auch nicht erwarten von einem, der immer noch in Oklahoma lebt, wo er auch zur Uni gegangen ist.
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Trost von Scottie Scheffler für Lowry
Unterstützung: Shane Lowry war noch dabei, die Zwei-Schläge-Strafe wegen des vermeintlich bei einem Probeschwung bewegten Balls zu verdauen, als von kollegialer Seite Trost kam. Spielpartner und Turnierspitzenreiter Scottie Scheffler, der sich die Video-Aufnahmen ebenso angeschaut hatte wie Collin Morikawa, erklärte anschließend: „Es war eine sehr schwierige Situation und es ist kaum zu erkennen, ob der Ball sich wirklich bewegt hat. Die Kamera hat sozusagen reingezoomt, während da was passiert sein muss. Auf jeden Fall hat Shane diesen misslichen Umstand sehr gut gemeistert und ist damit sehr souverän umgegangen.“ Lowry beteuerte am Abend nochmals, er habe bei besagtem Probeschwung den Ball im Blick gehabt und dieser habe sich nicht ersichtlich bewegt: „Mir wurde gesagt, wenn eine Bewegung mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, dann gilt der Ball auch als nicht bewegt. Dennoch haben sie mit Zeitlupe auf den Ball gezoomt …“
BREAKING
Shane Lowry was assessed a two-stroke penalty for this incident on the 12th hole.
According to @ToddLewisGC The R&A spent nearly 20 minutes reviewing the video with Lowry, Scheffler and Morikawa after the round.
pic.twitter.com/iJEAuP6gXM— GOLF.com (@GOLF_com) July 18, 2025
Fünf-Sterne-Clubhaus für die Spieler
Zum Schluss: … ein Blick in die luxuriöse „Spielerlounge“ von Royal Portrush, die nicht im Clubhaus untergebracht ist, sondern in einem eigens errichteten temporären Gebäudekomplex auf dem Gelände. Dort ist für alles gesorgt, um das Wohlbefinden der Protagonisten dieser 153. Open Championship und ihrer Familien zu gewährleisten. Das Angebot reicht vom Fine-Dining-Restaurant und einer Bar über Unterhaltungsangebote und Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu einem Friseur, einem Fitnessraum und einer Sauna samt Eisbad. Umkleide- und Aufenthaltsräume sind eh selbstverständlich und es hat sogar Schlafkabinen. Das ist Fünf-Sterne-Qualität.