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Nicolai von Dellingshausen: Sieg hat sich „über eine längere Zeit angekündigt“

02. Jul. 2025 von Alexandra Caspers in München, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Nicolai von Dellingshausen vor der BMW International Open. (Foto: BMW Golfsport)

Nicolai von Dellingshausen vor der BMW International Open. (Foto: BMW Golfsport)

Nicolai von Dellingshausen ist angesichts seines Siegs vor vier Wochen in Österreich viel gefragt beim Heimspiel der BMW International Open. Bei der Pressekonferenz vor dem Auftakt des Turniers stellte er sich den Fragen der Medien.

Nicolai von Dellingshausen vor der BMW International Open 2025

Herzlich Willkommen sehr geehrte Damen und Herren, zur 36. BMW International Open hier im Golfclub München Eichenried in 2025. Es freut mich sehr, dass wir die Woche als Auftakt mit niemand Geringerem als mit Nicolai von Dellingshausen starten dürfen. Herzlich willkommen, Nico.

Erster Toursieg vor wenigen Wochen, danach der siebte Platz, letzte Woche fünfter Platz. Mit was für einem Gefühl und was für einem Selbstbewusstsein startest du jetzt in dieses Turnier in die Woche, hier beim einzigen Turnier in Deutschland?

Nicolai von Dellingshausen: Natürlich total beflügelt. Das Selbstbewusstsein war, würde ich sagen, die Wochen vor dem Sieg auch schon ziemlich hoch, aber die Ergebnisse haben noch nicht so ganz dazu gepasst. Zu gewinnen ist trotzdem immer ein Riesenbonus. Es ist im Golfsport einfach schwer zu gewinnen. Ich bin total glücklich, dass es geklappt hat und dass ich das Momentum auch für die Wochen danach in Holland und jetzt nach den zwei Wochen Pause in Italien mitnehmen konnte.

Und ich muss sagen, ich freue mich einfach auf die Woche hier in München, so wie jedes Jahr.

Hast du schon auf die Startliste schauen können für Donnerstag und Freitag? Marcel Siem, Martin Kaymer und du, Nico. Macht das nochmal einen Unterschied? Bei dem Publikum was da mitlaufen wird, bekommt man das auf der Runde mit?

Nicolai von Dellingshausen: Das ist ein schöner Flight. Freue ich mich. Ich denke, ich werde am ersten Tee schon nervös sein. Da werden wahrscheinlich viele Leute am Donnerstag schon da sein und das erste Loch füllen.

Im Laufe der Runde ist man irgendwann so drin im Spiel, dass man es gar nicht mehr so richtig mitbekommt, aber es ist natürlich trotzdem total beflügelnd, weil die Leute unterstützen einen ja sehr. Die wollen sehen, dass wir gutes Golf spielen. Sie leiden mit uns und fiebern mit uns und dementsprechend glaube ich, wird es ein sehr interessanter Donnerstag und ein sehr interessanter Freitag.

Es gibt noch andere Deutsche, die aktuell echt gut drauf sind. Wenn man sich anschaut, was wir hier für ein Starterfeld haben, glaube ich, der deutsche Golfsport aktuell wirklich gut drauf. Wie siehst du das? Wie ist der Zusammenhalt untereinander, wie läuft da der Austausch?

Nicolai von Dellingshausen: Der Austausch ist super. Wir verstehen uns alle gut untereinander und wir alle gönnen uns gegenseitig jeden Erfolg, den wir haben. Ich finde auch, dass der deutsche Golfsport im Profibereich im Moment sehr gut dasteht. Er steht seit Jahren viel besser da als in der Vergangenheit. Wir haben viele Spieler, die sich auf der DP World Tour mittlerweile etabliert haben. Und ein paar, die halt immer dazukommen und sich auch im Laufe der Zeit etablieren werden.

Du sagtest gerade, es ist unheimlich schwer, in diesem Sport zu gewinnen. Du musstest relativ lange auf den ersten Sieg warten, acht Jahre. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Wie motiviert man sich? Wie schwierig ist das mental, wenn man auch Rückschläge zu verkraften muss? 

Nicolai von Dellingshausen: Ich bin ja jetzt nicht seit acht Jahren auf der DP World Tour, aber ich habe den letzten Sieg 2017 eingefahren. Das war damals noch mein erstes Jahr als Profi auf der Pro Golf Tour, bevor ich dann auf die Challenge Tour aufgestiegen bin und seitdem waren es wirklich acht Jahre, in denen ich ohne Sieg war. Ich war ein paar Mal nah dran, habe es aber nicht über die Ziellinie geschafft, um den ersten Platz einzufahren.

Ich habe irgendwann die Perspektive auch ein bisschen geändert. Natürlich werden wir viel an Siegen gemessen und an Ergebnissen, aber man kann auch eine tolle Karriere haben ohne einen Sieg auf dieser Tour. Diese Perspektive hat mir dabei auch geholfen zu sagen, je besser ich mich entwickle und je mehr ich mein Spiel weiterentwickele, irgendwann werden die Ergebnisse folgen.

Das ist mit Erfolgserlebnissen verbunden gewesen, das ist aber auch mit herben Rückschlägen verbunden gewesen, so wie 2023, als ich gedacht habe, ich müsste alles auf links krempeln und es ist Granate nach hinten losgegangen und dann habe ich meine Tourkarte verloren und musste wieder durch die Q-School.

Zum Schluss hat es mich aber jetzt an den Punkt gebracht, wo ich bin und damit bin ich sehr glücklich. 2023, 2024 waren hart, aber sie waren wichtig für meine Entwicklung.

Österreich ist jetzt vier Wochen her. Ist man sich im Nachgang klar, warum es jetzt in Österreich geklappt hat? 

Nicolai von Dellingshausen: Das ist eine interessante Frage. Warum es da passiert, das kann ich nicht so genau definieren.

Es hat sich über eine längere Zeit angekündigt, auch wenn die Ergebnisse von außen das nicht so richtig widergespiegelt haben. Aber innerlich wusste ich, irgendwann wird die Entwicklung und das Skillset, was ich in meinem Spiel habe, zu dem Ergebnis passen. Das hat eine gewisse Zeit gebraucht. Ich habe es in Belgien schon gemerkt, wo ich den Cut verpasst habe, hatte aber wahrscheinlich meine beste Ballstriking-Woche seit Jahren gehabt, nur leider keinen Putt ins Loch bekommen. In Österreich hat dann der Putter sehr gut funktioniert, das Ballstriking war immer noch sehr hoch qualitativ und zum Schluss hat der Putter dann dazu geführt, dass ich das Turnier gewonnen habe.

Wäre der Putter ein bisschen kälter gewesen, wäre ich wahrscheinlich trotzdem in den Top 5 gewesen. Warum es so geklappt hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat das heimische Publikum auch geholfen, es war ja nicht weit weg. In Österreich spiele ich irgendwie immer gut, irgendwie mag ich es dort. Aber ich bin einfach glücklich, dass es dort so geklappt hat und dass es dann für den Sieg gereicht hat, war die Kirsche auf der Torte.

Im Gegensatz zu Österreich, was ja so ein Fast-Heimspiel ist, haben wir diese Woche das echte Heimspiel. Du warst bei der BMW International Open schon einmal Fünfter, also hast du hier schon gute Erfahrungen gemacht. Eichenried und auch Altentann sind nicht so Dreschwiesen, sondern ein bisschen schmaler. In der Form, in der du jetzt bist, ist Eichenried ein Platz, der dir richtig gut liegt?

Nicolai von Dellingshausen: Momentan bin ich relativ entspannt was das ganze Thema Golf angeht. Ich werde schon irgendwie einen guten Gameplan trainieren und mit meinem Caddy zusammen entwickeln. Mit dem Platz verbinde ich sehr viele, sehr positive Emotionen. Nicht nur, dass ich hier 2022 Fünfter geworden bin, sondern auch, dass ich hier 2017 tatsächlich mein allererstes DP-World-Tour-Event gespielt habe, damals noch European Tour. Ich wusste noch gar nicht so richtig, wie es mir geschieht. Und dementsprechend freue ich mich einfach total auf die Woche und bin super positiv gestimmt.

Ich nehme mir kein Ergebnis vor. Das habe ich die letzten Wochen auch nicht gemach und werde es jetzt ganz bestimmt nicht anfangen. Hat ja funktioniert. Ich werde einfach schauen, dass ich mein Spiel hier so gut es geht auf den Golfplatz bringe. Und dann schauen wir, was am Sonntag dabei rauskommt. Bis dahin werde ich es genießen.

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