PGA Tour

Brian Rolapp, der neue Chef der PGA Tour – Einer nach Tiger Woods’ Geschmack

19. Jun. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Fotos: PGA Tour & Getty)

Der neue und der noch amtierende Chef der PGA Tour: Brian Rolapp (l.) mit Jay Monahan – und über allem wacht die graue Eminenz Tiger Woods. (Fotos: PGA Tour & Getty)

Fällt Ihnen was auf? Die PGA Tour bildet aus den Mitgliedern des Aufsichtsrats eine Kommission für die Verhandlungen mit dem saudi-arabischen Staaatsfonds PIF, und wer ist der Leader of the Gang? Oder: Die PGA Tour sucht einen CEO, und im Findungskomitee scheint vor allem einer das Sagen zu haben – und das ist nicht Joe Gorder, der nominelle Chairman des Policy Board und Ex-Chef des texanischen Mineralölkonzerns Valero. Auch bei den offiziellen Statements zur Berufung von Brian Rolapp als Nachfolger von Commissioner Jay Monahan und CEO für PGA Tour wie PGA Tour Enterprises kommt neben den beiden Hauptdarstellern dieser bedeutenden Personalie bloß noch einer zu Wort: Tiger Woods.

Der Superstar prägt alle Entscheidungen der PGA Tour

Der Superstar ist das Gesicht des Golfsports, klar hebt ihn jeder gern zugkräftig aufs Titelfoto, wenn es eine Nachricht optisch zu verstärken gilt. Fakt ist indes ebenso, dass Woods längst eine Art graue Eminenz ist, hinter den Kulissen die Strippen zieht und von seinem Sitz im Policy Board der PGA Tour aus alle Entscheidungen prägt – einem Posten immerhin, das zur Erinnerung, der eigens für ihn geschaffen worden ist.

Schon seit ein paar Jahren umgibt den 49-Jährigen der Ruf des Shadow Commissioner, ohne den bei der Tour nichts geht und ohne dessen Plazet der wahrlich nicht unumstrittene und zwischendurch ziemlich angeschlagene „Commish“ Monahan keinen Schritt tut und vermutlich auch nicht tun darf.

Signature Events und Verhandlungskomitee

Der Einfluss des Tigers hat zahllose Nuancen und noch mehr Auswirkungen. Siehe die Einführung der mit 20 Millionen Dollar dotierten Signature Events, die auf Betreiben von Woods und Rory McIlroy installiert, als Antwort auf die LIV Golf League legitimiert und als existenziell bedeutsames Get-together der Elitespieler alibisiert wurden. Oder der Businessgipfel auf den Bahamas im März 2024, als sich PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan erstmal zur Audienz beim 15-fachen Majorsieger einfinden durfte, bevor der anschließend dem sogenannten Transaction Subcommittee beitrat.

Das Gremium soll bekanntlich jenes Rahmenabkommen in Form gießen, welches Monahan im Juni 2023 über die Köpfe der Spieler hinweg mit Al-Rumayyan ausgekungelt hatte. Bis heute ist da wenig Greifbares passiert – nicht zuletzt, weil Woods auf der Bremse steht und es nicht eilig hat, mit dem PIF einig zu werden.

Das Geflecht von SSG, TGL und TMRW Sports

Warum auch? Die Tour ist vitaler denn je und braucht dank der Kapitalspritze des Konsortiums amerikanischer Sportmagnaten namens Strategic Sports Group (SSG) in die PGA Tour Enterprises aktuell keine weiteren Investoren, erst recht keinen PIF mit dessen Anspruchsdenken und Forderungen.

Das Geflecht der in der SSG wie in der Tomorrow’s Golf League (TGL) als Teameigner und in der Mutterfirma TMRW Sports als Investoren engagierten Personen wiederum ist ebenso bezeichnend. Gleichermaßen, dass Woods und seine Geschäftspartner Rory McIlroy und Mike McCarley keine Mühe hatten, Monahan und damit der PGA Tour eine Partnerschaft mit der TGL schmackhaft zu machen. Und und und.

Ein CEO war bei der Tour bislang nicht vorgesehen

Jetzt also Brian Rolapp. Interessant ist, dass dieses Headhunting ursprünglich als Entlastung für Commissioner Jay Monahan verkauft wurde, dem ein bislang in der Hierarchie der PGA Tour nicht vorgesehener CEO zur Unterstützung an die Seite gestellt werden sollte. Daraus ist nun ein Ersatz geworden, der sehr diplomatisch mit Monahans eigenem Ansinnen unterfüttert wird, Ende 2026 von Amt und Aufgaben entbunden werden zu wollen. Nur mal so nebenbei: Der Mann ist 55 und hat den Job seit knapp achteinhalb Jahren; Vorgänger Tim Finchem war 69, als er 2016 nach 22 Jahren das Chefbüro in Ponte Vedra Beach räumte.

Umgang mit LIV und PIF haben Monahans Stuhl wackelig gemacht

Auch Finchem war selten unumstritten, aber Monahans unbeholfener und störrischer Umgang mit dem Konkurrenten LIV-Liga und der Alleingang in Sachen Rahmenabkommen haben den Stuhl des Commissioner ziemlich wackelig gemacht. Es ist aberwitzig, dass erst der Untersuchungs-Unterausschuss des US-Senats die PGA Tour daran erinnern musste, bei der Suche nach frischem Geld doch gefälligst erst mal im eigenen Land Ausschau zu halten, bevor man sich dem Einfluss „eines brutalen, repressiven Regimes auf eine geschätzte amerikanische Institution“ aussetzt, wie es der demokratische Senator Richard Blumenthal damals formuliert hat.

Experte aus der reichsten Sportliga der Welt

Brian Rolapp ist da ganz offenbar ein anderes Kaliber. Der 52-Jährige war über 20 Jahre bei der National Football League (NFL) und dort seit 2014 als Chief Media & Business Officer für die wirtschaftlichen Geschicke der reichsten Sportliga der Welt verantwortlich, die pro Saison Einnahmen von rund 20 Milliarden Dollar verbucht (Stand 2023), die Hälfte davon durch TV- und Streaming-Verträge. So einen braucht es im multimedialen 21. Jahrhundert, und Rolapp wollte sich diese Chancen nach eigenem Bekunden nicht entgehen lassen, obwohl er bei der NFL als als potenzieller Nachfolger von Commissioner Roger Goodell gehandelt wurde. Dieser hatte Rolapps Abgang bereits in der vergangenen Woche per internem Memo kommuniziert.

Neue Perspektiven zur Weiterentwicklung der Tour

Nun tritt der eigentlich designierte NFL-Chef im Sommer den neuen Job bei der PGA Tour an und wird von Monahan eingearbeitet, bevor er den „Commish“ ganz ablöst. „Ich bin begeistert über diese Entwicklung. Brian bringt durch seine Erfahrung in der NFL eine neue Perspektive ein, und ich bin zuversichtlich, dass wir mit seiner Führung die Tour enorm weiterentwickeln werden“, sagt Tiger Woods, der extra zu Rolapps Vorstellung im Rahmen der Travelers Championship nach Connecticut gejettet war.

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„Was beim Football funktioniert, gilt nicht unbedingt für Golf“

Pikanter Punkt am Rande: Jemand von derartiger Expertise und Erfahrung in der Entwicklung und im Umgang mit einem Franchise-Konzept würde auch der LIV-Liga gut zu Gesicht stehen. Immerhin haben deren saudische Macher mit Al-Rumayyan an der Spitze bei der Team-Philosophie und den damit verbundenen Vermarktungsmöglichkeiten eben genau die NFL als Vorbild im Blick.

Allerdings zeigt sich am diesbezüglich mangelnden LIV-Erfolg, dass derlei für die eigentliche Individualsportart Golf wenig taugt. Wie sagte Rolapp bei seiner Vorstellung am Dienstag: „Was beim Football funktioniert, muss nicht unbedingt gleichermaßen in der Golfwelt anwendbar sein.“

Klare Haltung zur Spaltung im Profigolf der Herren

Übrigens werden ihm gute Kontakte zu Scott O’Neil nachgesagt, dem Greg-Norman-Nachfolger bei LIV Golf Die beiden kennen sich von der Harvard Business School. Bezüglich der aktuellen Spaltung im Herren-Profigolf ist Rolapp allerdings sehr klar: „Die Fans wollen, dass die besten Golfer der Welt auf einer gemeinsamen Bühne gegeneinander antreten, und ich sehe das genauso.“


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