PGA Tour

„Ich hasse es!“ – Erik van Rooyen rechnet mit der PGA Tour ab

05. Mai. 2025 von Laura Gailus in München, Deutschland

Erik van Rooyen spielt sich ins Signature Event der PGA Tour – und teilt offen seine Meinung darüber. (Foto: Getty)

Erik van Rooyen spielt sich ins Signature Event der PGA Tour – und teilt offen seine Meinung darüber. (Foto: Getty)

Erik van Rooyen hatte eigentlich alles mehr als richtig gemacht: Vier Runden in den 60ern, ein furioser Schlusstag mit einer 63 – am Ende steht eine 23 unter Par auf der Scorekarte. Trotzdem reichte es beim CJ Cup Byron Nelson nicht zum Sieg. Scottie Scheffler war in seiner eigenen Liga unterwegs und gewann – bei dem eh schon niedrigen Score – noch immer mit acht Schlägen Vorsprung. Für van Rooyen blieb damit „nur“ der zweite Platz – aber immerhin: Die 300 FedExCup-Punkte katapultierten ihn direkt in die Aon Swing 5, also ins Teilnehmerfeld des nächsten Signature Events auf der PGA Tour. „Scottie war praktisch fehlerlos – genau das erwartet man vom Weltranglistenersten. Aber ich bin stolz auf mein eigenes Spiel.“

Dieses Spiel bringt ihn eben nun in die Startliste bei der Truist Championship – ein mit 20 Millionen Dollar Preisgeld dotiertes Event. Dass er überhaupt dabei ist, kam für ihn selbst überraschend: „Ich wusste es gar nicht“, sagte er nach der Runde. Eigentlich stand Familienzeit mit seinen aus Südafrika angereisten Eltern auf dem Plan. Jetzt geht es stattdessen nach Philadelphia. Van Rooyen nimmt die verkürzte Familienzeit sportlich: „Das ist ein schönes Problem. Ich denke, wir fahren jetzt alle nach Philly und dann in der Woche danach nach Quail (Hollow zur PGA Championship).“

„Ich hasse es“ – der Südafrikaner über die neuen Events der PGA Tour

Trotz der Qualifikation machte van Rooyen keinen Hehl daraus, wie er über das Format denkt und reagiert auf die Glückwünsche zur Qualifikation mit einem Satz, der hängen bleibt: „Wie ehrlich soll ich sein? Ich hasse es!" Gemeint sind die Signature Events, die seit dem Umbau der PGA Tour eingeführt wurden – kleine Felder, kein Cut, viel Geld. Für van Rooyen geht dabei der sportliche Wettbewerb verloren. „Ich glaube fest daran, dass die besten Felder die sind, in denen die meisten Spieler antreten.“ Große Namen wie Scheffler oder Rory McIlroy sieht er natürlich gern – aber eben nicht als Teil einer elitären Show. „Ich verstehe, dass es die Scotties und Rorys dieser Welt gibt, und dass die Leute sie sehen wollen – das ist unterhaltsam.“

Stattdessen gebe es jetzt ein System, das wenige bevorzugt, viele außen vor lässt. Gerade Spieler außerhalb der Top 50 müssen inzwischen über Sonderwertungen wie die Aon Swing 5 um ihre Chance kämpfen. „Wie bei der PGA Championship zum Beispiel – das ist für mich das stärkste Feld im Golfsport, ähnlich wie bei The Players. Ich liebe es zu konkurrieren, und aus egoistischen Gründen will ich gegen alle diese Jungs spielen.“

Ehrliche Worte statt PR-Sprech

Van Rooyen ist kein Freund von weichgespülten Aussagen. Schon im letzten Jahr hatte er sich lautstark zu Wort gemeldet, als Rory McIlroy und Wyndham Clark eine „cutthroat“-Struktur forderten – also eine noch selektivere PGA Tour. Seine Antwort: „Und Rory – ich weiß, er hat gesagt, er will, dass die Tour gnadenloser wird. Aber das hier ist schon der gnadenloseste Sport, den es gibt. Wenn du den Cut verpasst, bist du raus, Bro. Dann verdienst du kein Geld.“ Auch die wachsende Diskrepanz zwischen Spieler-Gagen und öffentlichem Interesse im Golfsport sprach er offen an: „Die NBA hat über 300 Spieler. Wir haben 144 Spieler. Das ist nicht viel, und mehr als die Hälfte von ihnen verdient kein Geld.“ Weiter sagte er: „Die Vorstellung, dass wir so viel wert sind wie Premier-League-Fußballer, ist völlig verrückt.“ Und zwischenzeitlich wurde er sogar noch ein wenig direkter: „Es tut mir leid, Jon Rahm – du bist ein großartiger Spieler, aber du bist nicht so viel wert wie die Nullen, die [LIV Golf] dir gegeben hat. Du bist nicht mehr wert als das, was Cristiano Ronaldo verdient.“

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Trotz seiner Skepsis steht van Rooyen kommende Woche beim Truist Championship auf dem Platz. Über die Aon Swing 5 qualifizierten sich außerdem Garrick Higgo, Michael Thorbjornsen, Sam Stevens und Rasmus Højgaard – Letzterer durch ein Birdie am 72. Loch, das seinem Zwillingsbruder Nicolai den Platz kostete.


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