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Xander Schauffele gewinnt „für seine Familie“ bei Olympia 2021

02. Aug. 2021 von David Wellenbrock in Tokio, Japan

Xander Schauffele gewinnt die Goldmedaille bei Olympia 2021 in Tokio und erfüllt damit einen Familentraum. (Foto: Getty)

Xander Schauffele gewinnt die Goldmedaille bei Olympia 2021 in Tokio und erfüllt damit einen Familentraum. (Foto: Getty)

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Der erste Gedanke in dem Moment, als Xander Schauffele den entscheidenden Putt am 18. Grün des East Course im Kasumigaseki Country Club versenkte, galt seinem Vater. "Ich habe sofort an ihn gedacht, als ich den Putt gemacht habe", so Schauffele. "Ich wusste, dass er weinen würde." Denn dieser Sieg sei auch für seinen Vater, dem sein eigener Traum von Olympia nicht erfüllt wurde. Jetzt aber war Stefan Schauffele als Trainer seines Sohnes in Tokio vor Ort und konnte den Goldmedaillengewinner noch am 18. Grün in die Arme schließen. Damit schließt sich für Familie Schauffele ein Kreis, in dem Land, in dem Xanders Mutter Ping Yi aufgewachsen ist.

Xander Schauffele: Olympiaerfolg in der "Heimat"

Xander Schauffele ist ein Mann mit vielen Wurzeln: Seine Mutter wurde in Chinesisch-Taipeh geboren, wuchs aber in Japan auf - ihre Eltern leben unweit von Tokio - Vater Stefan ist deutsch-französischer Abstammung. Xander hat so auch einen deutschen Pass, wurde aber in den USA geboren - seine Eltern lernten sich an der Universität in San Diego kennen. Seine Mutter beschreibt Schauffele als sehr liebevoll und unterstützend, sein Vater ist schon von klein auf auch als Trainer des Golfer aktiv und hat so eine "einzigartige Rolle" im Leben des Amerikaners.


Vater Stefan war früher Zehnkämpfer, doch seine Karriere wurde im Alter von 20 Jahren durch einen Autounfall mit betrunkenem Fahrer jäh beendet, durch den er seine Sehkraft auf dem linken Auge verlor. Fortan entwickelte Schauffele Senior eine Leidenschaft für Golf, die schließlich auch Sohn Alexander Victor - so sein voller Name - ansteckte. "Er hat eine ganze Weile alles auf eine Karte gesetzt, um als Zehnkämpfer bei den Olympischen Spielen anzutreten", sagte Xander über seinen Vater. "Das Leben kam schnell auf ihn zu, es wurde ihm weggeschnappt, aber er sah Potenzial in mir und so setzte er alles auf meine Karte." Deshalb war dieser Erfolg so besonders für den viermaligen PGA-Tour-Gewinner und seinen Trainer seit Kindertagen, weshalb Schauffele "sehr glücklich" sei, dass sich nun der Kreis schließt. "Ich bin wirklich froh, dies mit ihm teilen zu können."

Olympia 2021: Zweifel an Teilnahme

Dabei hatte Xander Schauffele zunächst Zweifel, ob er überhaupt an Olympia 2021 in Tokio teilnehmen solle, schließlich liegt das Großereignis in der japanischen Hauptstadt nicht gerade günstig im Turnierkalender der PGA Tour und einige andere Profis, darunter Dustin Johnson, nahmen dies zum Anlass ihre Teilnahme abzusagen. Doch ein Gespräch mit Vater Stephan machte deutlich, welches die einzig richtige Entscheidung sein müsse. "Wenn ich nicht zu den Olympischen Spielen gehe, werde ich meine Entscheidung bereuen?", fragte sich Schauffele und es war klar: "Es ist eine große Ehre, ein Olympionike zu sein." Auch für Vater Stefan erfüllte sich somit ein Traum: "Es ist eine Art Chance, die ich nicht hatte. Und jetzt darf ich sie leben, weil er sie hat."


"Vom Unterricht in der Einfahrt über die Range, den Platz und jetzt bei Olympia. Mein Vater war mein ganzes Leben lang mein einziger Schwungtrainer. Wenn man bedenkt, dass seine olympischen Ambitionen zu kurz kamen, ist es wirklich etwas Besonderes, diesen Moment mit ihm diese Woche hier in Tokio zu teilen", erklärte auch Schauffele schon am Freitag bei Twitter die besondere Bedeutung der Spiele für ihn und seinen Vater.

Die steile Karriere und der Traum vom Majorsieg

Die lange Reise nach Tokio hat sich für Xander Schauffele allemal gelohnt, schließlich kehrt er mit der Goldmedaille um den Hals nach Hause zurück, seinem bisher größten Erfolg. Zuvor verbuchte der Profi auf der PGA Tour vier Siege, der letzte liegt allerdings schon über zwei Jahre zurück - im Juni 2019 gewann er die Sentry Open. Seit 2015 ist er Profi, gewann dazu einmal auf der European Tour und gleich in seinem ersten Jahr auf der PGA Tour die Tour Championship 2017. In dem Jahr wurde Schauffele auch als Rookie of the Year ausgezeichnet, nachdem er sich in der Saison zuvor über die Web.com Tour (heute Korn Ferry Tour) auf den größten Golfzirkus der Welt gespielt hatte.

Doch trotz dieses steilen Aufstiegs hatte Xander Schauffele bislang ein Problem. Bereits vier Mal hatte der Weltranglistenfünfte nach drei von vier Runden auf der PGA Tour geführt und nie den Vorsprung ins Ziel gebracht. "Ich musste über den Berg kommen", sagte Schauffele. "Ich musste gewinnen, nachdem ich in Führung lag", erklärte der Olympionike, der endlich seine 54-Loch-Führung im Kasumigaseki Country Club verteidigen konnte.

Und was dem Olympiasieger in seiner Vitrine aber noch fehlt, sind Majortrophäen. Schon öfter spielte Schauffele um den Sieg mit - zuletzt war er beim Masters in Augusta im letzten Flight mit Matsuyama und wurde Dritter -, doch der ganz große Wurf gelang ihm bei einem der vier wichtigsten Turniere noch nicht. "Ich will ehrlich sein", sagte Schauffele vor Olympia 2021, "als ich aufwuchs, ging es nur darum, sonntags die Major-Championships und Tiger Woods in Rot zu sehen. Wenn ich nachts ins Bett ging, stellte ich mir genau das vor. Ich wollte kein Olympionike werden."

Irgendwo auch logisch angesichts der Tatsache, dass Golf erst seit 2016 nach über 100 Jahren wieder olympisch wurde. Doch in letzter Zeit hatte der Zehntplatzierte im FedExCup dann doch von einer olympischen Medaille geträumt. "Ich denke, es wäre cool zu sagen, dass man eine Goldmedaille - oder irgendeine andere Medaille - bei den Olympischen Spielen gewonnen hat." Diesen Traum hat sich Xander Schauffele nun erfüllt, vielleicht ist irgendwann der nächste dran.

Olympia 2021: Schauffele vor S...

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