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Wie hält man die Kids auf dem Kurs? Ohne Vergnügen kein Fortschritt

10. Mrz. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Wie hält man die Kids beim Golf auf Kurs? (Foto: Getty)

Wie hält man die Kids beim Golf auf Kurs? (Foto: Getty)


Dieser Tage flimmerte ein Video mit den ersten Schwungversuchen von Tommy Fleetwoods dreijährigem Filius Franklin durchs Netz. „Früh übt sich …“, dachte man, und die frühreife Schlagfertigkeit von Charlie Woods mit Papa Tiger bei der PNC Championship kam einem ebenso in den Sinn wie Rory McIlroys kindliches Chippen in die Waschmaschinentrommel,

Hach, diese Knirpse: Alles sieht so einfach, so spielerisch locker aus. Aber nicht jedes Kind hat einen Ryder-Cup-Star bzw. 15-fachen Majorsieger zum Vater. Oder einen Dad, der eh die Clubhaus-Kneipe führt – womit der Golfkurs fast zwangsläufig zum Tummelplatz für den Heranwachsenden wurde.


Unsereins hingegen hat angesichts eines Überangebots von Freizeitaktivitäten und Entertainment-Möglichkeiten nicht selten Müh und Not, die Sprösslinge überhaupt an die Schläger zu bringen. Oder Woche um Woche fürs Jugendtraining zu motivieren. Und Hand aufs Herz, haben die Kids Spaß am Spiel, haben die Eltern ebenfalls Zeit für Golf. Ist doch so! Von der gemeinsamen Familienzeit auf dem Golfplatz gar nicht zu reden, die in Aussicht steht.

Steigende Beliebtheit bei den Bambini

Der Hamburger Golfplatz-Architekt David Krause hat unlängst im Gespräch mit Golf Post von den Ausflügen vergangener Jahre auf die Golfanlage erzählt: Nach spätestens zwei Stunden sei die Lust weg gewesen und das Nörgeln habe begonnen. Auch der Autor erinnert sich an jede Menge abgebrochener Runden während der frühkindlichen Golfentwicklung des Nachwuchses, ausgelöst vom Alarmruf „Papa, wann fahren wir nach Hause?“.

Zum Golf bringen, beim Golf halten: Vergangenes Jahr hat das in Deutschland ganz gut funktioniert. Sagen jedenfalls die Zahlen des Deutschen Golf Verbands, der für 2020 bei Kindern und Jugendlichen ein erfreuliches Wachstum verzeichnet hat, in der Kategorie bis sechs Jahre gar einen Zuwachs von fast 2.000. Wie übrigens Golf weltweit sein uncooles Image abzulegen und sich steigender Beliebtheit bei den Bambini zu erfreuen scheint.

Individuelles Engagement und Kreativität

Das rückt – zumal vor dem Hintergrund der beginnenden Saison – für Eltern wie Golflehrer die Frage ins Blickfeld, wie Inhalte und damit Interesse nachhaltig zu gestalten sind. Vademecums existieren wie Sand im Bunker, die Ausgestaltung der Empfehlungen hängt von individuellem Engagement und Kreativität ab.

Eigentlich versteh sich alles von selbst. Trotzdem nachfolgend ein paar Faustregeln, die sich aus allen Ratgebern extrahieren lassen. Und die zwar wie Binsen klingen, gleichwohl bedeutsam sind – nicht zuletzt, weil sie womöglich das eine oder andere übereifrige und überehrgeizige Elternteil sowie dessen Handicap-Hybris einbremsen.

Spaß muss sein!

Ganz vorn und weit über allem anderen steht die Umkehr des biederbürgerlichen Sinnspruchs „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Das mag jeder in anderen Lebensbereichen nach Gutdünken handhaben – für die Vermittlung der Golf-Grundlagen gilt zuvorderst „Ohne Vergnügen kein Fortschritt“. Will heißen: Spaß muss sein! Ja, Stand, Griff, Ausrichtung sollen schon irgendwie passen, aber lasst die Kids halt einfach machen, ohne Pflicht zur Perfektion, das schüttelt sich schon alles zurecht.

Gebt ihnen stattdessen vor allem vernünftiges Spiel-Zeug; Mamas oder Papas abgelegte und abgesägte Knüppel sind falsch gespartes Geld und für die Entwicklung so schädlich wie ein auf Zukunft gekauftes, mithin zu großformatiges Fahrrad.

„Alle möglichen Sportarten probieren“

Was gern außer Acht gelassen wird, ist die generelle sportliche Ertüchtigung. Sogar Dustin Johnson sagt: „Fangt früh an, allerdings zwingt sie nicht. In jungen Jahren muss sich niemand ausschließlich dem Golfsport verschreiben. Lasst sie alle möglichen Sportarten probieren und ausüben. Das fördert die Athletik generell und ebenso die Fähigkeiten, die später Golf spezifisch nötig sind.“ Balance und Bewegungskoordination zum Beispiel. Oder Geschicklichkeit und die Augen-Hand-Choreografie. Apropos: Was spricht dagegen, zusätzliche Sportangebote auf der Golfanlage selbst zu integrieren? Es lockt, bindet, fördert.

Der Kurs wächst mit dem Kind

Nur überfordern darf es nicht. Einen Dreikäsehoch auf der „großen“ Schleife mitzuschleppen, gerät garantiert zum Genusskiller. Vielmehr soll der Spielplatz mit dem Sprössling wachsen. Warum also nicht die ersten Runden auf dem Putting-Grün drehen, dann im Kurzspiel-Areal, später über den Kurzkurs.

Am besten mit anderen Gleichaltrigen, Freundinnen und Freunden, in der Gruppe; geteilte Freud ist doppelte Freud. Und gemeinsam übt sich‘s unterhaltsamer. Überall lassen sich zudem kleine Wettbewerbe einbauen, auch das ein Tipp für eine kurzweilige und damit nachhaltige Gestaltung dieser Komplexität namens Golf. Oder im Sommer mal nach wassergefüllten Luftballons schlagen! Was für ein Spaß.

Und wenn bereits nach drei Löchern der Wunsch nach einem Kaltgetränk die kindliche Lust am golferischen Tun überwiegt, „dann lasst sie gewähren und geht damit entspannt um“, rät schon Dr. Bob Rotella, der Psychologe der Profis: „Zeig den Kids, dass du eine gute Zeit mit ihnen hast. Das ist der beste Weg, ihnen ein gutes Golfgefühl zu vermitteln.“

Fun-Faktor im Klubhaus

Sowieso: Der Fun-Faktor. Nicht zuletzt sind in diesem Sinne gleichermaßen die Klubhäuser gefordert. Noch mal David Krause und seine Erfahrungen. „Wenn es eine Alternative zum Golf gegeben hätte, irgendwo Fußball spielen oder meinetwegen Videospiele, dann hätte ich noch in Ruhe den einen oder anderen Korb Bälle schlagen können“, sagt der renommierte Designer und fragt daher pauschal: „Was macht ihr im Klubhaus für die Jugend? Gibt es einen separaten Raum, einen Kicker beispielsweise? Oder eine Ecke mit W-Lan für Computerspiele, einen Social-Media-Bereich?“

Warum nicht auch Fußball und Frisbee?

Ins selbe Horn stößt PGA Professional Joost Hage (Mölln), als PGA Professional und versierter Trickgolfer ein weitgereister Mann, der über den Tellerrand gucken kann. „Wir brauchen mehr Entertainment rund ums Klubhaus und dürfen nicht mehr nur im Golf-Muster denken“, fordert der gebürtige Niederländer: „Weg von klassische Ablauf! Warum nicht zusätzlich Fußball oder Frisbee? So bleiben die Jugendlichen wenigstens auf der Anlage.“

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