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Versiegt das Füllhorn? Die Saudis drehen den LIV-Stars den Gagen-Hahn zu

29. Mai. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Fotos: Getty)

Harter Schnitt: Für Golfgrößen wie Bryson DeChambeau, Brooks Koepka und Dustin Johnson gibt es bei neuen Verträgen beziehungsweise Vertragsverlängerungen mit der LIV-Liga keine Garantiegagen mehr. (Fotos: Getty)

Im Schlaraffenland wird Schmalhans Küchenmeister:  Die Saudis drehen den Stars der LIV Golf Liga offenbar den Geldhahn zu. Nachdem Golfgrößen wie Dustin Johnson, Bryson DeChambeau oder Brooks Koepka mit horrend hohen Garantiegagen von der PGA Tour weggelockt worden und im vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF finanzierten Konkurrenzcircuit nach Strich und Faden gepampert worden waren, haben die LIV-Macher ihre Vertragspolitik geändert.

Schluss mit dem leistungslosen Lohn

Mit dem Dolce Vita samt Party-Jumbojet, Hotelsuiten und Nobelunterkünften selbst für die Caddies ist es schon vorbei, seit PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan den Prassereien seines Handlangers Greg Norman als CEO von LIV Golf Invest und Impresario der Operettenliga nach einem Jahr bereits ein Ende gemacht hat. Jetzt versiegt auch das finanzielle Füllhorn, das bislang als leistungsloser Lohn sprudelte und den Big Shots die Konten füllte, ohne dass sie sich dafür am Schläger sonderlich anstrengen mussten. „DJ“ beispielsweise soll für seinen Vierjahres-Kontrakt ein kolportiertes Handgeld von 200 Millionen Dollar erhalten haben, bei DeChambeau und Koepka waren es 125 Millionen.

Geldverdienen wie früher, vor dem LIV-Luxus

Nun läuft Johnsons Vertrag als erster der großen Deals mit dem Ende dieser Saison aus, und der neue LIV-CEO Scott O’Neil hat das zum Anlass genommen, den Stars reinen Wein einzuschenken, der ihnen freilich eher fad wie Wasser schmecken dürfte: Im Fall von Vertragsverlängerungen und neuen Kontrakten wird es keine Garantiegagen oder andere Vorauszahlungen und Sicherheitsleistungen mehr geben; Johnson und Co. sollen fürderhin ihr Geld ausschließlich auf dem Platz und durch Werbeeinnahmen verdienen. So wie früher, vor dem LIV-Luxus. Gleiches gilt für die Kassen der Teams, die wohl ebenfalls nicht mehr alimentiert werden. So berichtet es jedenfalls „Golfweek“-Edelfeder Eamon Lynch.

 

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Bis Ende 2025 rund fünf Milliarden investiert

Der Paradigmenwechsel hat einen zehnstelligen Grund. Mit Ende der laufenden Spielzeit dürfte der PIF rund fünf Milliarden Dollar in seinen Homunkulus gesteckt haben, ohne dass die Stars nennenswerte Werbeeinnahmen einspielen, geschweige denn dass das Franchisekonzept fruchtet und ein Return of Investment verspricht. Gerade wurden noch ein paar hundert Millionen Dollar eingeschossen.

Zudem findet die Liga letztlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil TV-Partner Fox Sports allenfalls die Quoten eines Spartenprogramms produziert, was keineswegs im Interesse der Machthaber in Riad sein kann, die doch weit und breit gern als Big Player auf der Weltbühne dastehen möchten.

Peanuts bei einem PIF-Gesamtvermögen von 925 Milliarden

Seit LIV Golf 2022 die Szene geentert hat, wurde immer wieder räsoniert, wie lange die Saudis sich das Golf-Groschengrab leisten wollen. Einhellige Einschätzung: Sie sind bereit, viel Geld zu aktivieren, aber auch sehr ungeduldig und lassen Engagements trotz hoher Investitionen schnell fallen, wenn sie mangels schneller Renditen das Interesse verlieren. Und fünf Milliarden sind Peanuts für den PIF, dem von Saudi-Arabiens De-Facto-Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman das Ziel oktroyiert wurde, bis 2030 ein Gesamtvermögen von einer Billion Dollar zu erwirtschaften, und der bereits jetzt 925 Milliarden schwer ist.

PGA Tour hat auch 20-Millionen-Dollar-Turniere …

Die künftigen Konditionen und Konstellationen bei LIV nähren selbstredend alle Spekulationen über eine Rückkehr der Stars auf die PGA Tour. Während Johnson (40) schon vor Jahren erklärt hat, spätestens mit Mitte Vierzig als „Golfing Dad“ in den frühen Ruhestand gehen zu wollen, haben der fünffache Majorsieger Koepka und der zweifache US-Open-Champion DeChambeau ihren sportlichen Ehrgeiz längst nicht begraben. Dank der Signature Events offeriert auch das Establishment mittlerweile Turniere mit einer Dotierung von 20 Millionen Dollar, wenngleich die einen Tag länger laufen und die Konkurrenz deutlich größer ist. Dafür gibt es aber gleichsam Weltranglistenpunkte, was die OWGR-Herrscher der LIV-Liga bislang verwehrt haben.

PGA Tour kann in Sachen Rahmenabkommen gelassen abwarten

Und noch ein Gedanke: Vor dem Hintergrund der Entwicklungen nimmt es wenig wunder, dass beim im Juni 2023 verkündeten und „bloß noch“ auszuhandelnden Rahmenabkommen zwischen PGA Tour und PIF kein Fortgang zu verzeichnen ist. In Ponte Vedra Beach haben es Commissioner Jay Monahan und die Verhandlungskommission um Tiger Woods ganz offenkundig nicht eilig. Warum auch? Durch den Einstieg der Strategic Sports Group (SSG) in die neue Unternehmung PGA Tour Enterprises ist man wirtschaftlich auf Rosen gebettet und auf einen Co-Investor namens PIF nicht angewiesen, zumal der unangemessene Ansprüche angemeldet hat.

Einzig Jon Rahm ist (noch) fein raus

Überdies könnten der PGA Tour einige der einst in Acht und Bann geschlagenen Stars bald wie reife Früchte wieder in die Arme fallen. Einzig Jon Rahm ist fein raus. Einstweilen jedenfalls. Der 450-Millionen-Dollar-Deal des Spaniers mit Al-Rumayyan erreicht das Verfallsdatum erst in ein paar Jahren.


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