Golf Post Premium Panorama

US-Präsident Joseph R. Biden: Amerikas siebter „First Golfer“ in Serie

20. Jan. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Auch Joe Biden ist in seiner Freizeit gerne auf dem Golfplatz unterwegs. (Foto: Getty)

Auch Joe Biden ist in seiner Freizeit gerne auf dem Golfplatz unterwegs. (Foto: Getty)


Die Residenten kommen und gehen, doch Golf bleibt eine Konstante im Weißen Haus zu Washington. Will heißen: Auch Joseph Robinette „Joe“ Biden Jr., der heute als 46. US-Präsident vereidigt wird, ist ein Freund des großen Spiels mit dem kleine Ball. Das ist nicht neu, schon als Vizepräsident von Barack Obama (2009 bis 2017) posierte er mit seinem Chef auf dem Grün des präsidialen Amts- und Wohnsitzes an der Pennsylvania Avenue und begleitete Obama bei zahlreichen Golf-Trips.

Golfer im Schatten von Obama

Damals stand Biden klar im Schatten der Golf-Leidenschaft des Linkshänders; und mittlerweile hat er des Öfteren bekannt, „dass ein Präsidentschaftswahlkampf sich mächtig aufs Spiel auswirkt und dir ziemlich die Scores verhagelt“ – so er es in den vergangenen wirren Monaten überhaupt an den Abschlag geschafft haben sollte.

Sein unmittelbarer Vorgänger übrigens war bis Ende 2020 genau 308 Mal auf dem Platz unterwegs, zumeist auf einem aus dem eigenen Portfolio, und verbrachte dort 22 Prozent seiner Amtszeit. Damit soll besagter Donald T. in diesem Kontext endgültig abgehakt sein – nicht nur für den Hollywood-Star und ehemaligen republikanischen Kalifornien-Gouverneur Arnold Schwarzenegger „der schlechteste Präsident, den Amerika je hatte“.

In den letzten 100 Jahren nur zwei Nichtgolfer

Noch ein bisschen Statistik: Biden ist der siebte „First Golfer“ der USA in Serie, die bis zu Ronald Reagan (1981 bis 1989) zurückreicht, der dem Spiel allerdings kaum frönte. Und dessen Vorgänger Jimmy Carter (1977 bis 1981) war einer von lediglich zwei nichtgolfenden US-Präsidenten in den letzten gut 100 Jahren, der andere hieß Harry S. Truman (1945 bis 1953).

Als golfobsessiv freilich ist der neue „Commander in Chief“ bislang nicht aufgefallen, da gab es in Amerikas Präsidial-Chronik ganz andere „Nerds“. Woodrow Wilson (1913 bis 1921) beispielsweise soll in seinen zwei Amtsperioden über 1.200 Runden gespielt haben. Oder Dwight D. Eisenhower (1953 bis 1961), den die Grünjacken-Granden des Augusta National Golf Club, namentlich sein Finanzberater Clifford Roberts, zum POTUS machten, und der selbst beim Diktat im Oval Office Probeschwünge absolvierte.

Das Putting-Grün an der Pennsylvania Avenue

„Ike“ ließ sich auch vom legendären Robert Trent Jones Sr. das erste Grün in den „Vorgarten“ pflanzen. Richard Nixon (1969 bis 1974), der „Watergate“-Präsident, gab den Auftrag zum Rückbau – heute ist dort der Hubschrauber-Landeplatz. Clinton wiederum beauftragte Robert Trent Jones Jr. mit einem 180 Quadratmeter umfassenden neuen Grün im südöstlichen Bereich des „White-House“-Areals.

Golf-Primus John F. Kennedy

Die Golf-Passion der US-Präsidenten findet sich übrigens in beiden politischen Lagern. Der Beste freilich war John F. Kennedy (1961 bis 1963) – trotz einer vereinzelten Gegenstimme, Sie wissen, wer gemeint ist … Demokrat JFK jedenfalls spielte nachweislich ein einstelliges Handicap, machte aber wenig Aufhebens darum. Als Senator gehörte er nämlich noch zu den Golf-Kritikern seines republikanischen Vorgängers Eisenhower. Überliefert ist eine Szene in Cypress Point 1960, als Kennedy an der Par-3-Fünfzehn ein Hole-in-One knapp verfehlte und darüber sogar erleichtert war: „Sonst hätte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass der nächste Golfer auf dem Weg ins Weiße Haus ist.“

Biden ist ein Spätberufener und eher bei Handicap 10

Eine perfekte Überleitung: Zurück zu Joe Biden. Der 78-Jährige aus Wilmington/US-Bundesstaat Delaware ist ein Spätberufener. Er fand erst mit 57 überhaupt zum Golf, spielt regelmäßig seit 2001 und ist Mitglied in zwei Clubs, dem Wilmington Country Club, der 2022 die BMW Championship ausrichtet, sowie dem ebenfalls in Wilmington angesiedelten Fieldstone Golf Club. Er wird im GHIN-Index (Golf Handicap Information Network) der USGA mit einem Handicap von 6,7 geführt, hat aber seit zwei Jahren keine Ergebnisse gemeldet – siehe oben – und dürfte aktuell eher bei 10 liegen.

Golfgebaren des Präsidenten unter der Lupe

Selbst wenn die von Obama gern genutzten Plätze der Andrews Airforce Base quasi um die Ecke liegen und sich als spielerische Auszeit geradezu anbieten, dürfte man Biden selten die Schläger schwingen sehen: Er wird zu vermeiden suchen, dass irgendwelche Kongruenzen mit seinem Vorgänger hergestellt werden, und möglichen Anwürfen seiner Kritiker und Gegner keine Nahrung bieten wollen.

Joe Biden mit Ex-Präsident Barack Obama auf einem Putting Grün vor dem Weißen Haus. (Foto: Getty)

Joe Biden mit Ex-Präsident Barack Obama auf einem Putting Grün vor dem Weißen Haus. (Foto: Getty)

In den USA ist es gute Tradition, das Golfgebaren des jeweiligen Präsidenten peinlich genau unter die Lupe zu nehmen (u. a. presidentialgolftracker.com), zeitlichen Aufwand und Kosten für den Steuerzahler zu ermitteln und Rückschlüsse auf das Arbeitsethos herzustellen, was vor allem dem politischen Gegner Munition liefert. Ganz abgesehen davon, dass Biden in diesen Krisenzeiten politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich eine Aufgabe vor sich hat, die an Herakles‘ Job im Augiasstall erinnert und – um im Bild antiker Gleichnisse zu bleiben – sich durchaus als Sisyphusarbeit erweisen könnte.

Nur gut, dass Joe Biden Golfer ist

Da wird wenig Zeit und Raum für nette PR-Termine in idyllischer Golfplatz-Kulisse bleiben, womöglich noch mit um präsidiale Gunst buhlenden Golfstars. Sowieso ist dergleichen Show ganz offenkundig Bidens Sache nicht, der Demokrat steht eher für Verlässlichkeit, Ernsthaftigkeit, Bescheidenheit und effizientes Arbeiten.

Ein „Fun Fact“ zum Abschluss: Seit 1981 hat kein Kandidat oder Herausforderer mehr das Rennen ums Weiße Haus für sich entscheiden können, der nicht auch Golf spielt. Mitt Romney und dann Hillary Clinton waren die letzten, die scheiterten: die einstige First Lady und spätere US-Außenministerin konnte bekanntlich Trump nicht verhindern. Nur gut, dass Joe Biden Golfer ist …

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