Back Nine

Trotz der „Lex Golf“ aus dem Weißen Haus: Lee Westwood meidet Major

27. Jul. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Lee Westwood sagt weitere Turniere der PGA Tour ab. (Foto: Francois Nel/Getty Images)

Lee Westwood sagt weitere Turniere der PGA Tour ab. (Foto: Francois Nel/Getty Images)

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Absage: Lee Westwood, der gerade seine Gastgeberschaft beim British Masters erfolgreich durchgezogen hat, gibt dem Turniergeschehen in den USA weiterhin einen Korb. Nachdem sich der Engländer wegen der Corona-Risiken bereits dem Restart der PGA Tour verweigert hatte, sagte er jetzt  auch die Starts beim WGC – St. Jude Invitational diese Woche und bei der PGA Championship kommende Woche ab. Dabei hat das Weiße Haus gerade in einer Sonderregelung für Tour-Spieler und alle zur Tour-Blase gehörenden Personen die normalerweise bei Einreisen in die USA obligatorische zweiwöchige Quarantäne aufgehoben, um damit die anstehenden Großturniere zu begünstigen. Trotz dieser „Lex Golf“ lässt sich der 47-Jährige nicht umstimmen. „Es gibt zu viele Unwägbarkeiten. Und ich bin sehr besorgt darüber, dass Amerika diese Pandemie nicht so ernst nimmt wie der weitgehende Rest der Welt“, sagte Westwood. „Es fühlt sich außerdem einfach nicht gut an, für zwölf Stunden in einem Flugzeug zu sitzen. Ich will mir nicht das Virus einfangen, da bleibe ich lieber hier in meiner Komfortzone.“

Von Hanbury Manor aus bastelt der Tour-Veteran stattdessen an künftigen Aufgaben und hat jetzt offiziell bestätigt, was die Spatzen schon von den Dächern gepfiffen haben: „Ich werfe definitiv meinen Hut für das Kapitänsamt beim Ryder Cup 2023 in den Ring.“ Während für Rom allenfalls Luke Donald als ernsthafter Rivale gilt, schreiten die Sanierungs- und Umbauarbeiten der European-Tour-Tochter European Golf Design im Marco Simone Golf & Country Club munter voran. Und dabei hatte man anfangs gedacht, der Platz wird nicht rechtzeitig fertig; jetzt hat man sogar ein zusätzliches Jahr Zeit …

Fleetwood und seine Mega-Quarantäne

Wow! Wenn schon Quarantäne, dann so, möchte man angesichts der 14-tägigen „Zwangspause“ sagen, die sich Tommy Fleetwood nach der Einreise in die USA auferlegt hat. Der Engländer klinkte sich mit dem Start bei der 3M Open wieder ins Turniergeschehen ein, nachdem er vier Monate lang daheim das Haus und Söhnchen Frankie (2) gehütet hatte. Für zu dem Zeitpunkt noch notwendige Quarantäne wählte er die Luxus-Region The Hamptons am östlichen Ende von Long Island vor New York und akklimatisierte sich auf Plätzen, die zu den Diamanten der Golf-Weltkarte gehören. Fleetwood spielte unter anderem die zeitlosen Klassiker Shinnecock Hills und National Golf Links of America sowie die moderne Preziose Friar’s Head – allesamt Namen von betörendem Klang und Bucket-List-Kurse.

Sieger Thompson: Wiedersehen mit Winged Foot

Comeback: 3M-Open-Sieger Michael Thompson feiert mit dem Erfolg im TPC Twin Cities in Minnesota gleich mehrfach eine Rückkehr. Nicht allein, dass es 2.792 Tage nach der Honda Classic 2013 zum zweiten PGA-Tour-Titel gereicht hat: Der 35-Jährige aus Alabama löst damit auch das Ticket zur US Open vom 17. bis 20. September in Winged Foot – „meinem Lieblingskurs auf der ganzen Welt, wo ich meine erste US-Amateur-Meisterschaft gespielt habe“, freute sich Thompson, der bei der US Open 2008 in Torrey Pines mit Sieger Tiger Woods bester Amateur und bei der 2012er-Auflage im Olympic Club in San Francisco geteilter Zweiter mit Graeme McDowell hinter Webb Simpson war.

US-Star-Proette verzichtet auf Women‘s Open

Umkehrfall: Während Lee Westwood sich die USA erspart, hat US-Proette Brittany Lincicome Angst vor den Risiken einer langen Flugreise und vor dem Corona-Geschehen in Großbritannien und deswegen ihre Teilnahme an der Women‘s Open vom 20. bis 23. August abgesagt. „Ich bin nun 16 Jahre auf der Tour und habe keine British Open verpasst. Es bricht mir das Herz, in Royal Troon nicht dabei sein zu können“, sagte die 34-jährige zweifache Majorsiegerin, die einem Jahr Mutter geworden ist. „Aber wir müssten einen Linienflug nehmen, und ich möchte meine kleine Tochter Emery und mich nicht diesem Risiko aussetzen.“ Wegen eines neuen Sponsoren-Deals ist übrigens das „British“ aus dem Titel des Majors gefallen, es heißt nun AIG Women‘s Open.

Tiger Woods: Kein WGC, aber PGA Championship

Hochsaison: Normalerweise ist die Saison auf der PGA Tour um diese Zeit schon fast zu Ende, doch im Corona-Jahr 2020 soll‘s jetzt erst richtig losgehen. Nach dem WGC – St. Jude Invitational wartet die PGA Championship – und jedermann wartet auf die Majors. Allen voran Tiger Woods, der das WGC auslässt, aber seinen Start im TPC Harding Park zu San Francisco jetzt bestätigt hat.

Die PGA of America plant für ihr Major ein paar Änderungen gegenüber dem Corona-Konzept der PGA Tour. Während es auf der Tour Ausnahmen für positiv auf das Virus getestete Spieler gab, gilt bei der PGA Championship ein rigides Protokoll. Auf die Anlage kommen nur eindeutig negativ Getestete, und ohnehin sind pro Spieler neben dem Caddie maximal zwei sportlich notwendige Begleiter zugelassen (Coach, Physio o. ä.), während Familienmitglieder, Manager und sonstige Entourage ausgeschlossen bleiben.

Trump: Diplomatischer Druck für eine Open in Turnberry

Verquickung: Der Mann kennt kein Maß. In seinem verzweifelten Bestreben, endlich ein bedeutendes Major auf einer seiner Golfanlagen zu haben, zieht Donald Trump alle verfügbaren Strippen. Wie jetzt bekannt wurde, ließ der US-Präsident schon 2018 sogar den amerikanischen Botschafter in Großbritannien diesbezüglich bei der britischen Regierung vorsprechen. Diese wiederum sollte Druck auf den R&A ausüben, Trumps Turnberry Resort im schottischen Ayrshire wieder zu reaktivieren, das nominell zur Rota der Open-Championship-Kurse gehört, aber von den Granden in St. Andrews wegen seines missliebigen Besitzers auf unbestimmte Zeit in die Warteschleife versetzt wurde. Bekannt wurde die Aktion durch den Spitzendiplomaten Lewis Lukens, der das Zusammenspiel zwischen Trump und Botschafter Johnson, gleichzeitig Besitzer des American-Football-Teams New York Jets zurecht als Amtsmissbrauch bezeichnete und daraufhin prompt seinen Job verlor. Selbstredend bezeichnet Präsident Trump alle Medienberichte über den Vorgang als Fake-News.

Augustas Wirtschaft bangt um das Masters

Unsicherheit: In Augusta grassiert die Sorge um das Masters. Genauer gesagt fürchten viele vor dem Hintergrund der enorm hohen neuerlichen Covid-19-Fallzahlen, dass das Major dieses Jahr doch nicht stattfinden kann oder mindestens ohne Patrons ausgetragen wird. Der Augusta National Golf Club hatte sein ikonisches Turnier wegen Corona bereits in den November (9. bis 15.) verschoben; nach einer relativ schnellen Abkehr vom Shutdown gehört der US-Bundesstaat Georgia zu den neuen Hotspots der gerade in den USA so fürchterlich grassierenden Pandemie. „Wenn jemand ein Turnier unter diesen Bedingungen hinkriegen, dann Augusta National“, sagt Sean Frantom, Manager in der gerade neueröffneten Topgolf-Anlage. „Aber momentan sieht es nicht sonderlich gut aus.“ Nachdem in der vergangenen Woche wegen aktueller Virus-Infektionen wieder alle Freizeitanlagen in Augusta geschlossen wurden, macht sich in der ohnehin gebeutelten lokalen Wirtschaft, vor allem bei Hotels und Restaurants, die Angst vor weiteren Einnahmeeinbußen durch ein abgespecktes Masters bei, dessen gewinnbringender Einfluss alljährlich fest eingeplant wird.

Weltkriegsbombe auf historischen Golfplatz

Explosiv: Ungewöhnlichen Besuch hatte vergangene Woche der Royal Cromer Golf Club in englischen Norfolk. Nachdem die Greenkeeper zwischen dem 7. und 12. Fairway eine Weltkriegsbombe entdeckten hatten, rückte der königliche Kampfmittelräumdienst an, transportierte den Blindgänger auf die Driving Range und führte dort eine kontrollierte Sprengung durch. Der Platz wurde übrigens 1888 von Old Tom Morris angelegt und war 1905 Schauplatz des ersten Kontinentalwettkampfs zwischen englischen und US-Golferinnen, aus dem später der Curtis Cup wurde.

Schummelhilfe am Knöchel

Das Letzte: Es gibt diesen Spruch, dass beim Golf mehr geschwindelt wird als bei der Einkommenssteuer. Eine US-Firma hat jetzt das passende Gadget dazu: The Mulligan Genie wird am Knöchel getragen und ersetzt auf Fußdruck klammheimlich verlorene Bälle – was natürlich Betrug ist, nicht dass jemand diese Nachricht für eine ernsthafte Empfehlung hält. Die Schummelhilfe kostet 19,99 Dollar und braucht eine lange Hose zur Tarnung; in den sozialen Medien tobt zurecht ein Sturm der Entrüstung gegen diese unsportliche Version des straffreien Droppens:

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Strap, cover, tap. That’s it!

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