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Tiger als Caddie für Charlie: Knöchel gut, Bein schlecht, weiter Fragezeichen

09. Nov. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods und Sohn Charlie am frühen Morgen bei einem Jugendturnier. (Fotos: Notah Begay III / instagram.com/nb3jgnc/)

Wenn der Vater mit dem Sohne: Tiger Woods und Filius Charlie beim Early Bird in Louisiana. (Fotos: Notah Begay III / instagram.com/nb3jgnc/)

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Der Euphorie folgt die Ernüchterung: Drei Tag lang hat Tiger Woods seinem Filius Charlie beim Finalturnier der Nachwuchsserie von Kumpel Notah Begay III in Louisiana die Tasche getragen. Als Looper: Anfangs dynamisch und mit flüssigem Gang, am Schlusstag hingegen schon deutlich angestrengt. Die vom „Cat Walk“ enthusiasmierte und auf ein baldiges Turnier-Comeback spekulierende Öffentlichkeit musste anhand der in den sozialen Medien kursierenden Videoschnipsel mitansehen, wie der weltberühmte Caddie von Tag zu Tag weniger rund lief und ins gewohnte eierige Gangbild zurückfiel. „Ich habe ziemlich Schmerzen nach dem Viertagesmarathon inklusive Einspielrunde“, bekannte der amerikanische Patient hernach: „Und dabei ist der Kurs glücklicherweise sehr flach.“

Der restliche Bewegungsapparat spielt nicht mit

So wird’s dann vermutlich doch nichts mit dem herbeigesehnten Restart bei der Hero World Challenge in drei Wochen auf den Bahamas; Woods wird weder ins Cart steigen noch sich über die Runden im Albany Golf Club schleppen wollen. Sein aktuelles Bulletin bestätigt das: „Meinem rechten Knöchel geht es gut. Da, wo sie ihn versteift haben, habe ich absolut keine Probleme. Der Schmerz ist völlig verschwunden.“ Das war die gute Nachricht. Aber der restliche Bewegungsapparat spielt nicht mit: „Wenn eine Stelle derartig fixiert wird, müssen andere Bereiche hypermobiler werden, um das zu kompensieren.“

 

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Solange sich da nichts Gravierendes tut, wird Charlie die Woods’sche Golffahne hochhalten müssen. Der Teenager wird immer mehr zum Ebenbild seines Vaters, wenngleich dieser ihm angeraten hatte, sich eher am Schwung von Rory McIlroy zu orientieren. Am Schlusstag legte „Copy Cat“ auf dem Par-71-Kurs von Koasati Pines eine bogeyfreie 68er-Finalrunde hin und schoss dabei drei Birdies. Noch trennten ihn am Ende bei Zwei über fürs Turnier 13 Schläge vom Sieg in seiner Altersklasse (14 bis 15 Jahre), aber Charlie macht Woche für Woche Boden gut.

Sechserpack der TGL-Teams ist komplett

Was die Rückkehr seines „alten Herrn“ zum Wettkampfgolf betrifft, dürfte derzeit nur eins klar sein: Am 9. Januar schwingt der dann 48-jährige Tiger zur Prime Time im US-Fernsehen beim Premierenspieltag der Tomorrow Golf League (TGL) die Schläger. Als Teilhaber von TMRW Sports – gemeinsam mit Rory McIlroy und Mike McCarly als CEO – ist Woods Begründer sowie Veranstalter des technologiebefeuerten Golfspektakels, die Nummer eins im Stelldichein der Stars – und seit dieser Woche auch sein eigener Teamchef. Der 15-fache Majorsieger, respektive seine TGR Ventures, hat sich mit dem Milliardär David Blitzer zusammengetan, den Jupiter Links Golf Club (JLGC) ins Leben gerufen, benannt nach Woods’ Wohnsitz in Florida, und sich als ersten Akteur „verpflichtet“. Damit ist der Sechserpack an TGL-Teams komplett.

 

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Blitzer passt perfekt ins Bild der Sportbusinessmagnaten, die sich in der neuen Liga finanziell einbringen und eindrucksvoll zeigen, welche wirtschaftliche Wucht Woods und McIlroy zu mobilisieren in der Lage sind. Er ist Topmanager bei der weltgrößten Investmentgesellschaft Blackstone und als Teilhaber von Harris Blitzer Sports & Entertainment Mitbesitzer der Philadelphia 76ers (National Basketball League) und der New Jersey Devils (National Hockey League).

Überdies hält Blitzer Anteile an den Washington Commanders (National Football League), an den Cleveland Guardians (Major League Baseball) und an diversen europäischen und amerikanischen Fußballvereinen, unter anderem Crystal Palace und Brøndby IF. Damit ist er weltweit der einzige Unternehmer, der sich in allen fünf großen Mannschaftssportarten engagiert hat. Hierzulande wurde Blitzer als Investor beim Fußballbundesligisten FC Augsburg bekannt.


„Ich kann sagen, dass es weniger als 100 Millionen Dollar waren, und es waren mehr als 25 Millionen Dollar.“

Marc Lasry, CEO der Avenue Capital Group, zur Lizenzsumme für das Team TGL San Francisco, das er mit Basketball-Superstar Steph Curry erworben hat.


„Die Möglichkeit, nicht nur an Wettkämpfen teilzunehmen, sondern auch ein Team zu besitzen, das meine Heimatstadt und ihre Golfkultur repräsentiert, ist ein aufregendes nächstes Kapitel für mich“, diktierte Woods bei der Präsentation des JLGC den Medienmenschen in die Notizbücher und Mikrofone, bevor der Fragenfokus sich erwartungsgemäß auf seine gesundheitliche und sportliche Befindlichkeit richtete. In der nach dem Presenting Partner SoFi Center getauften Halle muss  er jedenfalls bloß die 30 Meter vom übergroßen Simulator zum Kurzspielareal im Innenraum der Traglufthalle gehen, die eigens für die 15 TGL-Spieltage zuzüglich zwei Playoff-Runden und Championship-Event auf dem Gelände des Palm Beach State College in Palm Beach Gardens gebaut wird und sich ihrer Fertigstellung nähert.

21 Millionen Dollar Preisgeld, neun Millionen für Siegerteam

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ist die erste TGL-Saison, die im April vor dem Masters endet, übrigens mit insgesamt 21 Millionen Dollar dotiert; allein neun Millionen Dollar darf das siegreiche Team einstreichen. McCarly hat die Zahlen in einem Podcast bestätigt: „Das ist also ein echter Wettbewerb – mit Jungs, die zu den härtesten Wettbewerbern der Welt gehören.“

Das freilich sehen nicht alle so. Mancher Fan hat die TGL bereits vor dem ersten Drive aufs virtuelle Fairway als Nachbarschaftskränzchen für Golfprofis aus dem Großraum Südostflorida abgetan, die sich mal eben am Montagabend eine telegenes Stelldichein geben, zwei Stunden auf die Leinwand feuern und dann Pitch&Putt spielen, bevor sie gegebenenfalls am Dienstagmorgen die jeweils anstehende Turnierwoche angehen.

Indoor-Irrwitz oder zeitgemäße virtuelle Variante?

Das (Vor-)Urteil ist längst gefällt, wenig überraschend: Spott für irgendeinen Indoor-Irrwitz dominiert deutlich; es gibt nur wenige Befürworter dieser zeitgemäßen und zeitgeistigen virtuellen Variante des Spiels, die letztlich bloß konsequent den Boom der Gamification mit Star-Appeal, Arenaatmosphäre, kurzweiligem Modus und Knalleffekten wie Shot Clock gegen Slow Play, Timeouts und Referees am Spielfeldrand, die aufs Regelwerk achten.

 

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Enthüllungsjournalist Alan Shipnuck lästerte im Firepit Collective gar: „Die TGL ist ein weiteres Mittel, die Loyalität der Spieler zu kaufen [zu belohnen], die der PGA Tour treu geblieben sind.“

 

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Die Protagonisten sehen das naturgemäß anders. „Wenn man die TGL lediglich als Simulatorgolf abtut, erweist man der Idee einen schlechten Dienst. Es wird viel mehr als das sein. ... Wir versuchen, Golf in das 21. Jahrhundert zu bringen“, betonte Rory McIlroy beim ersten Teamtreffen von Boston Common Golf. „Es wird nicht wie traditionelles Golf, sondern mehr wie ein NBA-Spiel aussehen. Wir versuchen, den Leuten in der Arena das Gefühl zu geben, auf dem Platz zu stehen und hoffen, dass die Fans sich mit der Tatsache anfreunden, dass wir in der Halle spielen.“

Teammeeting bei den Boston Red Sox

Das Get-together des „Frösche“-Vierers mit „Rors“, Tyrrell Hatton, Adam Scott und Keegan Bradley wurde als netter Zirkus im Stadion der Boston Red Sox aufgezogen, wenngleich das Quartett niemals an der US-Ostküste spielen wird. Aber die Hauptstadt des Bundesstaats Massachusetts ist nun mal der Sitz des Teameigners Fenway Sports Group, die bekanntlich mit der PGA Tour auf Basis einer milliardenschweren Offerte über eine Partnerschaft in der neuen profitorientierten Unternehmung namens PGA Tour Enterprises verhandelt. Und Klappern gehört sowieso zum Handwerk. Also bestaunten die Golfer artig den Baseballtempel, wo ihnen sogar ein Teamraum gewidmet war und versuchten sich als Pitcher.

 

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Natürlich war das Thema LIV Golf unvermeidlich, nicht nur wegen Shipnucks Spott. Das Teamformat, ein völlig unüblicher Spielmodus, fehlende Big Shots wie Scottie Scheffler, Jordan Spieth, Viktor Hovland und der ausgeschiedene Jon Rahm – wenngleich ihr Fehlen sich zuvorderst schlichtweg damit begründet, dass sie eben nicht in Florida leben und keinen kurzen Weg ins SoFi Center haben –, eine letztlich immer noch diffuse Struktur, das ausstehende vollständige Line-up der anderen fünf Teams und und und: Was wunder, dass Vergleiche mit der 2022 hastig auf den Weg gebrachten Beta-Version des von Saudi-Arabien finanzierten Konkurrenz-Circuit aufkommen.

„Wir haben eine wirkliche Innovation“

McIlroy versuchte in Boston, auch diese Bedenken zu zerstreuen. „Ich möchte hier nicht sitzen und über LIV sprechen,“ sagte der Nordire, „aber man kann durchaus argumentieren, dass sie sich nicht genug vom traditionellen Golf entfernt haben, um etwas wirklich Neues zu schaffen; andererseits jedoch so viel geändert haben, dass sie nicht mehr zum traditionellen Golf gehören. Meiner Meinung nach sind sie quasi in einem Niemandsland gefangen. Die TGL hingegen ist meilenweit von dem entfernt, was wir als Golf kennen, und damit haben wir eine wirkliche Innovation.“

 

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