Golfplätze

„The Loop“ – Die nächste Golfrunde geht rückwärts!

03. Jan. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

In umgekehrter Reihenfolge über den Golfplatz? Kein Problem auf dem Forest Dunes. (Foto: Screenshot)

In umgekehrter Reihenfolge über den Golfplatz? Kein Problem für Tom Doak. (Foto: Screenshot)

Von der Kirmes kennen wir das, von Fahrgeschäften wie „Music-Express“ oder „Raupe“: „Die nächste Fahrt geht rückwärts!“ Und was hat das mit Golf zu tun? Architekt Tom Doak hat einen 18-Loch-Platz gebaut, der vorwärts wie rückwärts bespielt werden kann. Genauer gesagt: Im und gegen den Uhrzeigersinn. „Reversible“ heißt das in der Fachsprache, umkehrbar, zweiseitig. „Es sind zwei Kurse in einem“, verdeutlicht Doak. Zwei völlig individuelle Routings und Layouts, die lediglich die gleichen Grüns benutzen, halt aus unterschiedlicher Richtung anvisiert.

Vordenker seiner Zunft

Tom Doak ist der Architekt von "The Loop". (Foto: Getty)

Tom Doak ist der Architekt von "The Loop". (Foto: Getty)

„The Loop“ entsteht seit 2014 im ländlichen Roscommon/Michigan. Dort betreibt Speditionsunternehmer Lew Thompson bereits „Forest Dunes“, einen Tom-Weiskopf-Parcours, der regelmäßig in den 100 besten US-Plätzen rangiert. Thompson wollte einen zweiten Platz, aber nicht irgendeinen. „Beeindrucke mich!“, lautete die Vorgabe für den Architekten. Doak ließ sich das nicht zwei Mal sagen.

Der Amerikaner gehört zu den Vordenkern seiner Zunft. Sein gerade in aktualisierter Auflage erschienenes Mammutkompendium „The Confidential Guide to Golf Courses“ („Der vertrauliche Golfplatzführer“) geht fair, aber schonungslos, mit den Kursen dieser Welt ins Gericht. Aus Doaks Feder stammen Schmuckstücke wie Pacific Dunes und Old Macdonald in Oregon, Cape Kidnappers in Neuseeland, Barnbougle Dunes in Australien oder Streamsong Blue in Florida. „The Loop“ wird demnächst fertig.

Über das Konzept eines reversiblen Platzes hat der Design-„Minimalist“, dessen Büro nicht von ungefähr als „Renaissance Golf“ firmiert, ohnehin bereits seit Jahrzehnten nachgedacht. Nämlich, seit Doak während seiner Collegezeit ein Jahr in St. Andrews verbrachte und den Old Course studierte. Die Blaupause allen Golfplatzwesens taugt, was wunder, selbst in dieser Hinsicht als Vorbild.

Old Course als Vorbild

Tatsächlich ging es ursprünglich „rückwärts“, also im Uhrzeigersinn, über den Old Course, entgegen der heute gebräuchlichen Spielrichtung. Bis 2007 wurde das alljährlich im April für ein paar Tage wiederbelebt. Dann schlugen die Spieler über das 18. Fairway in Richtung 17. Grün. Anschließend ging es vom 18. Abschlag übers 17. Fairway zum 16. Grün, vom 17. Abschlag über das 16. Fairway zum 15. Grün und so weiter. Tiger Woods beispielsweise ist Fan: „Ich möchte den Old Course einmal rückwärts spielen, bevor ich diese Welt verlasse.“

Auch bei „The Loop“ führt in der „Reverse“-Version schließlich Loch 17 über den Abschlag der Drei und das Fairway der Zwei aufs eigentlich erste Grün, bis die Runde mit dem Abschlag der Zwei und dem Fairway der Eins wieder auf Grün 18 endet. „Um so etwas zu realisieren“, sagt Doak, „brauchst du den richtigen Auftraggeber und das richtige Gelände, nicht besonders dramatisch, sonst klappt‘s nicht. In Roscommon haben wir beides.“

Die Gestaltung einer Golfbahn, die von beiden Seiten bespielbar ist, verlangt jede Menge designerische Fähigkeiten, ein Schuss Genialität schadet ebenfalls nicht. Die Konturen müssen wohl erwogen sein, ebenso das Arrangement der Hindernisse, von der Anordnung der Grün-Komplexe ganz zu schweigen. Egal in welche Richtung, der Golfer muss stets das Gefühl haben, auf einem eigenständigen Platz unterwegs zu sein, nicht bloß gegen den eigentlichen Verlauf zu spielen.

Grüns sind entscheidend

Die Löcher 6 und 7 im Uhrzeigersinn. (Foto: Screenshot/Golf Channel)

Die Löcher 6 und 7 im Uhrzeigersinn. (Foto: Screenshot/Golf Channel)

Die Löcher 6 und 7 gegen den Uhrzeigersinn. (Foto: Screenshot/Golf Channel)

Die Löcher 6 und 7 gegen den Uhrzeigersinn. (Foto: Screenshot/Golf Channel)

„Beide Varianten sollen gleichermaßen interessant sein“, betont Doak: „Wir mussten sicherstellen, dass die besten Löcher gerecht auf beiden Schleifen verteilt sind, damit keine die andere ausstechen kann.“ Deswegen „malte“ der Chef nur eine Richtung, die Details auf der anderen überließ er seinem Sozius Brian Slawnik.

Herausgekommen sind unter anderem die Sechs und die Sieben, die Doak als beste Löcher des Platzes ansieht, und zwar in beiden Umläufen (siehe Fotos). „Gegen den Uhrzeigersinn ist die Sechs ein kurzes Par drei mit einem weiten, flachen Grün, die Sieben ein kurzes Par vier mit einem langen, schmalen Grün, das eine Senke in der Mitte hat.“ Im Uhrzeigersinn enden dort die Löcher Zwölf bzw. Elf.

Letztlich müssen in einen reversiblen Layout vor allem die Grüns funktionieren. „Die Fahnen sind aus einem Umkreis von fast 360 Grad anspielbar“, erklärt Brian Slawnik. „Das begrenzt natürlich deine Möglichkeiten, den Grüns verrückte Konturen zu verpassen, dennoch dürfen sie von keiner Seite her langweilig sein.“

„Nie auf dem falschen Weg“

Den Mann mit dem Geld hat es begeistert. „Ich bin überwältigt, wie gut es geworden ist, und wie unterschiedlich beiden Seiten sich darstellen“, schwärmt Lew Thompson: „Tom hat sein Allerbestes gegeben.“ Doak gelang in der Tat das Kunststück, auf 18 Loch zwei vollkommen „autonome“ Plätze zu vereinen. „Jeder, der schon mit mir hier gespielt hat“, erzählt Thompson von den ersten Runden auf seiner neuen Anlage, „war total verblüfft und konnte gar nicht glauben, dass es letztlich die selben Grüns waren, nur in umgekehrter Richtung. Egal, wie herum man spielt: Es fühlt sich niemals an, als sei man auf dem falschen Weg!“


Feedback