European Tour

Scottish Open im FedEx-Cup: Allianz von PGA und European Tour trägt Früchte

05. Aug. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Bei der Scottish Open können PGA-Tour-Mitglieder ab 2022 Punkte für den FedEx-Cup sammeln (Foto: Getty)

Bei der Scottish Open können PGA-Tour-Mitglieder ab 2022 Punkte für den FedEx-Cup sammeln (Foto: Getty)

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Xander Schauffeles Goldmedaille hat einen Edelmetallpreis von gut 680 Euro, ihr metaphorischer und ideeller Wert hingegen ist natürlich unbeziffer- und unbezahlbar. Doch angesichts dessen, was während der Tage von Tokio in den Hinterzimmern der beiden großen Profi-Circuits feingeschliffen wurde, bekommt das Geschehen im Kasumigaseki Country Club noch mal eine ganz andere, eine zusätzliche Symbolik. Während sich der Golfglobus an einem Ort zu einem einheitlichen Turnier für alle traf und in der japanischen Bruthitze um olympische Ehren spielte, treiben die kühlen Köpfe von European und PGA Tour die Vereinigung der Golfwelt auf Alltagsebene voran.

Je 50 European-Tour-Mitglieder zugelassen

Am vergangenen Dienstag eröffneten die jeweiligen Chefs Keith Pelley und Jay Monahan einen Ausblick auf den Spielplan der Saison 2021/22, dessen wesentliche Aspekte weichenstellend für die weitere Entwicklung des professionellen Golfsports sind. In reinen Fakten liest sich das wie folgt: Drei Events zählen künftig gleichermaßen für die Jahresendwertung der jeweils anderen Tour – die Barbasol Championship und die Barracuda Championship fürs Race to Dubai; die Scottish Open für den FedExCup. Durch die Co-Sanktionierung sind jeweils 50 European-Tour-Mitglieder für die beiden US-Turniere zugelassen, die parallel zur Scottish Open und zur Open Championship stattfinden; haben somit eine lukrative Alternative zur Beschäftigungslosigkeit während der Major-Periode.

Scottish Open für beide Touren offen

Die Scottish Open wiederum dient cleveren PGA-Tour-Pros von jeher als Einspiel-Event für die Linksgolf-Open – selbst Bryson DeChambeau hat das nach seinem mediokren Meeting mit Royal St. George’s kapiert –, jetzt gibt’s neben notwendiger Erfahrung noch FedEx-Cup-Zähler obendrauf. Das Feld steht Spielern beider Touren zu gleichen Teilen offen. Und das Geld kommt in gewisser Weise ebenfalls aus den USA. Denn neuer Sponsor des Traditions- und Rolex-Series-Turniers ist Luxusauto-Konzern Genesis – wenngleich mit Stammsitz in Südkorea –, der bereits bei Tiger Woods’ Genesis Invitational im Riviera Country Club die Rechnung bezahlt. Ein Schelm, wer hier eine Vermittlerrolle der PGA Tour vermutet …

Am Horizont winkt die Global Golf Tour

European-Tour-Boss Pelley und PGA-Tour-Commissioner Monahan verkauften das Ganze jedenfalls als weiteres Ergebnis der im vergangenen November besiegelten strategischen Allianz, zu der laut damaliger Ankündigung letztlich eine engere Zusammenarbeit beim Turnierkalender, bei Preisgeldern und bei Startmöglichkeiten gehören. Die ersten Schritte in diese Richtung sind nun getan, und es ist offensichtlich, dass am Ende der Strecke die Global Golf Tour steht, ein Top-Liga für die absolute Weltelite. Folgerichtig betonte Monahan: „Der Einstieg von Genesis in unsere strategische Allianz und das Engagement bei der Scottish Open sind ein bedeutender Schritt für das globale Spiel.“

Hohe Hürden für „feindliche Übernahme“

Vor allem indes haben die Touren damit der „feindlichen Übernahme“ des Profibetriebs durch die von Saudi-Arabien finanzierten Macher der Premier Golf League einen ordentlichen Knüppel in den Weg geworfen. Man will sich offenkundig gar nicht erst auf ein juristisches Hickhack um die angedrohten Sperren einerseits und die Freiheit der Arbeitsplatzwahl für Tour-Mitglieder andererseits einlassen, die letztlich unabhängige Unternehmer sind. Stattdessen soll’s schlicht und einfach der Markt regeln.

PGA Tour misch auch bei Irish Open mit

Überdies kommt die Zusammenarbeit auch der Irish Open zugute, deren Preisgeld mit 5,06 Millionen Euro nahezu verdoppelt wird. Damit wird eins der Top-Events im europäischen Kalender aufgewertet und „attraktiviert“. Oder anders: Es lohnt sich umso mehr, in Irland statt in den USA zu spielen. In diesen sauren Apfel beißt die PGA Tour gern, sie stärkt ein weiteres Traditionsturnier der „kleinen Schwester“ und damit die European Tour selbst, will weiterhin an der „Entwicklung kommerzieller Möglichkeiten“ (O-Ton des entsprechenden Statements) mitwirken.

Keith Pelley: „Erste Entwicklungen“

„Wir haben unsere strategische Allianz als Meilenstein für das globale Golf-Ökosystem angekündigt, von dem alle Mitglieder beider Touren profitieren werden“, sagte Pelley am Dienstag und meint Ökonomie, nicht Ökologie. „Diesem Versprechen werden wir mit der Aufwertung der Scottish Open, der Stärkung der Irish Open und einem direkten Zugang von European-Tour-Mitgliedern zu zwei Events der PGA Tour gerecht.“ Freilich, es dürfte bloß der Anfang sein; Pelley sprach denn auch von „ersten Entwicklungen“.

Kriegserklärung in wohlformuliertem Gewand

Bei Monahan hörte es sich sogar noch mehr nach Ansage Richtung PGL und Saudi-Arabien an: „PGA und European Tour sind so stark wie niemals zuvor. Und wir sind darauf eingestellt, in den kommenden Jahren – gemeinsam – schneller und kraftvoller zu wachsen, als es bislang jemals der Fall war.“ Weiters: „Durch die permanent stärker werdende Partnerschaft mit der European Tour werden wir Golf weltweit auf den maximal möglichen Level heben.“ Das war eine Kriegserklärung in wohlformuliertem Gewand.

Mexiko verliert WGC-Status, St. Jude wird Play-off-Auftakt

Zur nachrichtlichen Vollständigkeit gehört, dass im Gegenzug zwei World Golf Championships gestrichen werden. Die Mexico Championship wird zu einem von der PGA Tour mitgetragenen Turnier, um lokalen Golfern die Teilnahme zu ermöglichen und das Spiel im so wichtigen Markt Mexiko zu promoten. Das FedEx St. Jude Invitational verliert den WGC-Status und wird stattdessen zur Championship und zum neuen Auftakt der Play-offs um den FedEx-Cup, bleibt aber im TPC Southwind in Memphis/Tennessee, wo FedEx sein Hauptquartier hat.

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