Scottie Scheffler hat sich mit dem Sieg bei der British Open 2025 in den Geschichtsbüchern des Golfsports verewigt. Im Royal Portrush Golf Club ließ der Texaner der Konkurrenz keine Chance und gewann das letzte Major des Jahres mit vier Schlägen Vorsprung auf Harris English. Bereits am Samstag hatte sich Scheffler die alleinige Führung erspielt, die er in bekannter Manier am Finaltag souverän verteidigte. Damit ist der 29-Jährige erst der 31. Spieler der Golfgeschichte mit mindestens vier Major-Titeln – und der zweite nach Tiger Woods, der The Open als amtierende Nummer 1 der Welt gewinnen konnte. Es war bereits sein zweiter Major-Sieg 2025 nach dem PGA Championship in Quail Hollow im Mai. Scheffler hat nun drei der vier großen Titel gewonnen – das Masters (2022, 2024), die PGA Championship (2025) und die Open (2025) –, es fehlt nur noch die U.S. Open. Und genau dort wird er im Juni 2026 seinen ersten Versuch auf den Karriere-Grand-Slam unternehmen – ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag.
Scottie Scheffler: Champion Golfer of the Year
Scottie Scheffler sicherte sich den Titel Champion Golfer of the Year mit einer Leistung, die statistisch kaum Schwächen aufwies. Über alle Locharten hinweg blieb er souverän unter Par: -6 auf den Par 3s, -6 auf den Par 4s, -5 auf den Par 5s – und damit -17. Seine Schlagqualität ins Grün war überragend: Mit +9,07 Strokes Gained im Bereich „Approach“ (Annäherungsschläge) spielte er fast neun Schläge besser als der Durchschnitt des Feldes. Auch vom Tee zeigte sich Scheffler konstant: Mit durchschnittlich 286 Metern lag er in der Spitzengruppe. Doch der eigentliche Unterschied lag auf den Grüns. „Der Putter war diese Woche definitiv eine Waffe“ sagte Scheffler und die Zahlen bestätigen das. Mit +8,52 Strokes Gained Putting ließ er das Feld auch beim Putten weit hinter sich. 83 % aller Putts aus Entfernungen bis sechs Meter fielen, insgesamt lochte er Putts über eine Strecke von fast 120 Metern. Besonders beeindruckend: 48 von 49 Putts aus weniger als 1,50 Metern verwandelte er.
Historische Parallelen zu Tiger Woods – oder mehr?
Wer die Zahlen betrachtet, erkennt schnell: Schefflers Weg ist nicht nur eindrucksvoll, sondern historisch einzigartig. Seit seinem ersten Major-Sieg beim Masters 2022 sind genau 1.197 Tage vergangen – exakt dieselbe Zeitspanne, die auch Tiger Woods von seinem ersten bis zum vierten Major benötigte.
Dass solche Parallelen keine bloßen Zufälle mehr sind, wird spätestens beim Blick auf Schefflers Konstanz deutlich: Vier Majorsiege, alle mit mindestens drei Schlägen Vorsprung. Damit ist er der erste Spieler der Golfgeschichte, der seine ersten vier Majors derart dominant gewinnt. Eine Leistung, die selbst Woods oder Nicklaus nicht gelang. Während Tiger bei einem seiner frühen Siege (1999 PGA) einen knappen Vorsprung ins Ziel rettete, distanzierte Scheffler die Konkurrenz mit Präzision. Und auch in puncto Führungsstärke erreicht der Weltranglistenerste historische Dimensionen: Zehn Mal trat er auf der PGA Tour mit einer alleinigen 54-Loch-Führung zur Schlussrunde an – zehn Mal gewann er. Seit dem WM Phoenix Open 2023 hat er keine dieser Führungen mehr aus der Hand gegeben. Bei Majors zeigte sich dieselbe Souveränität: Alle vier Male, wenn er nach drei Runden führte, krönte er sich auch zum Champion.
Statistik einer Ära
Was Scheffler in den vergangenen beiden Saisons abliefert, ist mehr als nur eine Erfolgswelle. Seit Beginn der Saison 2022 hat er an 16 Major-Turnieren teilgenommen. Davon gewann er vier, landete zwölf Mal in den Top Ten und verpasste nur ein einziges Mal den Cut. In 62 Runden auf Major-Niveau spielte er 29-mal eine Runde unter 70, sammelte 53 positive Strokes-Gained-Runden und war insgesamt 182 Schläge besser als der Turnierdurchschnitt. Seine Einnahmen bei den Majors belaufen sich auf über 20,6 Millionen US-Dollar.
Seit 2020 ist Scheffler 111 unter Par bei Majors, 46 Schläge besser als jeder andere Spieler in dieser Zeitspanne. Dazu kommt: Nach seinen sieben PGA-Tour-Siegen im Jahr 2024 hat Scottie Scheffler 2025 bereits vier weitere Titel geholt – darunter gleich zwei Majors. Damit rückt er in einen exklusiven Kreis vor: Nur Tiger Woods (fünfmal), Jack Nicklaus, Arnold Palmer (je zweimal) und Lee Trevino ist es zuvor gelungen, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren mindestens zehn Turniere zu gewinnen und dabei mindestens drei Major-Titel zu holen.
Dass seine Kollegen ihn längst als neuen Standard im Golfsport betrachten, wurde während der Woche in Portrush immer wieder deutlich. „Scottie ist die Messlatte, an der wir uns alle orientieren müssen“, erklärte etwa Rory McIlroy. Und auch der Open-Sieger von 2024, Xander Schauffele, fand klare Worte: „Ich glaube nicht, dass wir erwartet haben, so schnell nach Tiger wieder so eine Dominanz zu erleben – aber Scottie übernimmt gerade genau diese Rolle.“
Scheffler selbst bleibt derweil gewohnt nüchtern und fokussiert. Prioritäten unverändert, Familie im Fokus. Mit dem Abschluss der Majorsaison 2025 hat Scheffler nun Zeit, um auf den Grand Slam zu schielen. Der fehlt ihm nur noch der U.S. Open-Titel – und der könnte am 21. Juni 2026 bei der Austragung in Shinnecock Hills folgen, ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag. Sollte er diesen Meilenstein erreichen, wäre er der jüngste Karriere-Slam-Gewinner seit Tiger Woods.