Profisport Damen

Sandra Gal im Interview: „Man muss seinen Körper respektieren“

01. Nov. 2020 von Johannes Gärtner in München, Deutschland

Sandra Gal stellte sich im Golfpark München Aschheim den Fragen der Redaktion. (Foto: Tobias Kuberski)

Sandra Gal stellte sich im Golfpark München Aschheim den Fragen der Redaktion. (Foto: Tobias Kuberski)

Im Zuge "des perfekten Golftages" mit Sandra Gal haben wir die Gelegenheit genutzt, uns mit der deutschen Proette zu unterhalten. Super entspannt und mit viel Witz erzählte uns die LPGA-Tour-Siegerin vor einer gemeinsamen 9-Loch-Runde von ihrem Werdegang, der Notwendigkeit von Pausen im Profi-Sport und ihren Lieblingsorten.

Sandra Gal im Interview:

Golf Post: Wenn Du Dir Deinen Wunsch-Vierer-Flight zusammenstellen könntest. Welche drei Mitspieler würdest Du wählen, unabhängig davon, ob es Golfer sind oder nicht?

Sandra Gal: Ernie Els, Beyoncé und (überlegt) Tiger Woods.

Golf Post: Wieso genau diese drei?

Bei Ernie Els habe ich immer schon den Schwung bewundert, schon seitdem ich klein war. Beyoncé ist einfach eine echte Powerfrau, die würde ich super gerne mal kennen lernen und Tiger, das ist doch verständlich. Könnte sicherlich lustig werden mit denen (lacht).

Golf Post: Von Tiger weiß man, dass er bis zur Belastungsgrenze und darüber hinaus trainiert hat. Musst Du jeden Tag auf dem Platz sein und trainieren, oder nimmst Du Dir auch mal längere Auszeiten? Wie gestaltest Du Deine Golfsaison?

Dieses Jahr gab es leider die Zwangspause. Davor hatte ich mir ein Medical-Year aus gesundheitlichen Gründen genommen. Ein großer Faktor dafür war sicherlich, dass ich mir nicht genügend Auszeiten genommen hatte. Der Turnier-Plan war einfach zu lange zu voll. Die Zwangs-Corona-Pause hat mir gezeigt, dass es gut ist, mal länger ruhig zu machen. Ich habe gemerkt, dass man nicht schlechter wird oder sein Golf-Niveau einbüßen muss, wenn man mal weniger trainiert, aber dafür mit mehr Freude und Qualität, weil man auch mal was anderes macht. Das ist mein Ziel, das in den nächsten Jahren beizubehalten. Man sagt zwar immer, dass man es macht, aber es war zu viele Jahre nicht so. Wir verdienen nicht so große Preisschecks wie die Männer und es gab zum Glück immer mehr Frauen-Turniere. Diese Möglichkeiten will man nicht auslassen, weil man sich eine Pause nimmt. Das fühlt sich dann irgendwie falsch an. Aber man muss seinen Körper respektieren und sich Pausen geben.

Golf Post: Auf welches Turnier freust Du Dich denn am meisten jedes Jahr?

Alle, die in Kalifornien sind (lacht). Weil ich es einfach so gerne da mag. Die KIA Classic, dann spielen wir in Lake Merced, in San Francisco. Die Plätze, die Region ich mag es einfach dort. Könnte da häufiger spielen (lacht).

Golf Post: Du wohnst aber in Florida. Ziehst Du bald an die Westküste der USA, wenn es Dir da so gut gefällt?

In Florida gibt es natürlich auch super schöne Plätze, die Steuerlast in Kalifornien ist leider sehr sehr hoch. Florida ist viel näher an Europa, sodass Turniere in Europa schneller und einfacher erreicht werden können. Und über den Winter herrschen in Florida etwas wärmere Temperaturen. Da lässt es sich besser trainieren und leben. Ich habe zudem in Florida studiert und das Meer ist auch wärmer zum Schwimmen.

Golf Post: Wie sieht bei Dir eine Golf-Pause aus? Wie verbringst Du die Freizeit?

Die letzten Monate, ganz viel mit Freunden und Familie. Sonst liebe ich das Malen, Musik, meinen Hund, Chi-Gong und Tai-Chi. Und spazieren, einfach in die Natur mit meinem Hund. Sonst mache ich gerne Wakeboarding oder Wakesurfing in Süd-Frankreich, aber da konnte ich nicht hinreisen in diesem Jahr wegen Corona. In Florida kann man das leider auch nicht machen, weil gefühlt in jeder Pfütze ein Alligator liegt und darauf habe ich dann nicht genügend Lust. Und generell ist der Trend dort einfach nicht angekommen.

Golf Post: Die Männer haben sich im Team den Europameistertitel gesichert, bei den Damen reichte es für Platz zwei. Dazu ein Sieg bei der British Amateur von Aline Krauter und die erfolgreiche Titelverteidigung von Matthias Schmitt bei der Europameisterschaft. Wie siehst Du die Entwicklung im deutschen Golfsport? Wo siehst Du Gründe und Zusammenhänge, dass es immer besser klappt?

Ich bin sehr beeindruckt von den Leistungen. Da kommen immer mehr gute Leute hoch. Mittlerweile sind es auch ein paar Namen, die ich gar nicht mehr kenne, weil es so viele sind und es ist schön zu sehen, dass es gut läuft. Das allgemeine Niveau wird immer höher in Deutschland. Der DGV, Vorbildfunktionen, mehr Profigolfer Männer sowie Frauen - das sehe ich als Hauptgründe. Als ich Amateur war, gab es nur Bernhard Langer. Bei den Frauen eigentlich niemanden. Zudem fördern die Stipendien in den USA den Zugang zum Golf. Das ist ein Mega-Boom.

Golf Post: Seit wann spielst Du Golf und wie waren Deine Anfänge?

Ich spiele Golf seitdem ich sechs bin. Zu Beginn habe ich immer mal wieder mit den Eltern in den Ferien gespielt. Später bin ich dann mit 14 beim GC Hubbelrath eingetreten. In den Mannschaften und mit Training bin ich besser geworden, sodass ich nach der Schule an ein College in die USA gehen konnte.

Golf Post: An welchem College warst Du, wie ging es mit Deinem Werdegang weiter und was hast Du studiert?

Ich war bei den Florida Gators, also an der University of Florida. Für das College habe ich 3,5 Jahre gespielt, bevor es zur Q-School ging und ich Profi wurde. Und meinen Abschluss habe ich in Werbung gemacht.

Golf Post: Was war Deine allerbeste Runde? Es muss nicht der beste Score gewesen sein, sondern die Dir Spaß gemacht hat oder positiv in Erinnerung geblieben ist.

Das ist eine coole Frage. Das waren die ersten Runden bei der US Open 2012. Ehrlich gesagt, keine Ahnung, was ich gespielt habe. Aber ich war in einem krassen Flow. Es hat richtig Spaß gemacht, ich war frei in meinem Spiel. Alles hat ohne Denken funktioniert und geklappt. Besonders im Putten habe ich einfach alles getroffen. Es gibt Wochen, da ist man in Harmonie mit sich selbst und es läuft einfach. Diese Woche ist aber sehr stark bei mir im Kopf geblieben.

Sandra Gal teet am liebsten in Cypress Point Club auf, der in Kalifornien liegt. (Foto: Tobias Kuberski)

Sandra Gal teet am liebsten in Cypress Point Club auf, der in Kalifornien liegt. (Foto: Tobias Kuberski)

Golf Post: Du hast schon die Problematiken mit den Preisgeldern angesprochen. Du bist allerdings mit Sponsoren gut aufgestellt. Bei Mercedes hältst Du eine Doppel-Position.

Ja, ich bin im Programm She's Mercedes. Hierbei geht es darum, mit Frauen zu kommunizieren und dafür eine Plattform zu liefern. An dieser Plattform wirke ich mit. Sie dient zum Austausch zwischen starken Persönlichkeiten und als Anlaufpunkt für neue Erfahrungen, Ideen und Perspektiven. Bei She's Mercedes bin ich seit ungefähr einem Jahr dabei. Im Bereich Sport bzw. Golf habe ich natürlich auch die Partnerschaft mit Mercedes. Ich bekomme immer einen Wagen von Mercedes gestellt und auch sonst sind sie ein echter Partner in meinem Leben.

Golf Post: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Johannes Gärtner.

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