Panorama

Premier Golf League: Die etablierten Touren auf dem Prüfstand

31. Jan. 2020 von Florian Weber in Köln, Deutschland

Die Premier Golf League soll eine weltweite Tour werden und die Stars der PGA und European Tour anlocken. (Foto: bunkered.com)

Die Premier Golf League soll eine weltweite Tour werden und die Stars der PGA und European Tour anlocken. (Foto: bunkered.com)

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Die "Premier Golf League" ist aktuell wohl das heißeste Thema im Golfkosmos - obwohl die Informationslage noch sehr karg ist und bisher niemand wirklich weiß, wer hinter dem neuen und innovativen Konzept steckt. Die Premier Golf League soll eine weltweite Golftour werden und somit die Pläne verwirklichen, die Greg Norman vor über 20 Jahren angestoßen hat. Wer die Organisatoren und Planer dieses großen Vorhabens sind, ist bisher noch unbekannt, Gerüchten zufolge soll das Geld für die geplante Tour aus Saudi-Arabien stammen. Ob die neue Tour ein realistisches Szenario darstellt, was die Spieler über die Idee einer neuen Tour denken, wie die PGA Tour mit den Berichten über eine Konkurrenzveranstaltung umgeht und alles, was Sie zur Premier Golf League wissen müssen, erfahren Sie hier.

Das Format der Premier Golf League

Erstmals wurde im Jahre 2018 über die Idee der Premier Golf League berichtet, damals aber noch ohne konkrete Ideen darüber, wie die weltweite Tour aussehen soll. Nun, zwei Jahre später, gibt es mehr Informationen dazu, wie die neue Tour aussehen soll. Die Saison soll von Januar bis September dauern und der Tourkalender soll insgesamt 18 auf der gesamten Welt verteilte Events umfassen. Pro Turnier sollen 48 Spieler an den Start gehen und sich um ein wöchentliches Preisgeld von 10 Mio. US-Dollar streiten, welches pro Event ausgeschüttet werden soll. 2 Mio. US-Dollar davon stehen den jeweiligen Gewinnern zu.

Auch das Turnierformat soll im Gegensatz zu den etablierten Touren etwas verändert sein. Anstatt 72-Loch, also vier Runden, sollen bei der Premier Golf League lediglich 54 Löcher in drei Runden gespielt werden - damit fällt auch der Cut weg. Ein weiterer zentraler Teil des Konzeptes zur neuen Tour soll ein Teamwettbewerb sein, der sich über die gesamte Saison erstreckt und an das Teamformat der Formel 1 erinnern soll. Genauere Informationen zu diesem Teamwettbewerb sind bisher noch nicht bekannt, es wird allerdings spekuliert, dass sich wohl kleine Teams aus Golfern bilden, die über die gesamte Saison Punkte sammeln und am Ende des Jahres für ein gutes Abschneiden in dieser Wertung mit verlockenden Preisgeldern entlohnt werden. Insgesamt sollen pro Saison Preisgelder in Höhe von 240 Mio. US-Dollar ausgeschüttet werden und die Tour soll bereits im Jahre 2022 oder 2023 an den Start gehen.

Die PGA Tour und die Premier Golf League - ein Mit- oder Gegeneinander?

Zwar ist das Modell der Premier Golf League noch nicht allumfassend bekannt, nichtsdestotrotz klingen die Ideen für eine neue Tour recht vielversprechend. Die Frage die sich nun stellt: Was wird aus den etablierten Touren, der PGA und der European Tour, wenn die Premier Golf League wirklich an den Start geht? Überschneiden sich die Tourkalender? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Ja, die Tourkalender überschneiden sich massiv, nur die vier Majors wurden von der neuen Tour beachtet, zu diesen gibt es keine Parallelveranstaltungen der neuen Tour. Dementsprechend ist eine Koexistenz der neu geplanten Welttour und der beiden etablierten Touren nur sehr schwierig vorstellbar, obwohl die Premier Golf League bereits betonte, sie wollen mit der PGA Tour zusammenarbeiten und sich nicht gegen sie stellen.

Die PGA Tour sieht dies allerdings ganz anders. Der Chef der Tour, Jay Monahan, richtete sich via E-Mail an alle Teilnehmer der PGA Tour und betonte, er habe noch keinen Kontakt zu den Verantwortlichen der Premier Golf League gehabt und machte deutlich, dass sich die Spieler zwischen einer Teilnahme an der Premier Golf League und der PGA Tour entscheiden müssen, wenn die geplante Tour 2022 wirklich Realität werden sollte. Auf beiden Touren zu spielen, lasse das Reglement der PGA Tour nicht zu, so Jay Monahan.

Die Pros äußern sich zur Idee einer neuen Tour

Eine heikle und angespannte Situation scheint sich zwischen der PGA Tour und den Planern der neuen Premier Golf League anzubahnen, bei der im Endeffekt vor allem die Spieler zwischen den Stühlen stehen könnten. Einige von ihnen haben sich bereits zu den Plänen geäußert und ihre Gedanken zum Konzept der neuen Tour dargelegt. Phil Mickelson hatte sogar schon ein längeres Gespräch mit den Verantwortlichen und tauschte sich mit ihnen über ihren Plan einer neuen, weltweiten Tour aus.

Rory McIlroy: "Es könnte ein Katalysator für Veränderungen sein"

Der erste prominente Spieler, der sich zu den Plänen der neuen Tour äußerte, war Rory McIlroy. Erstmals habe er im Jahre 2014 von diesen Plänen gehört, berichtet der Nordire. Insgesamt stehe er dieser Tour aber eher kritisch gegenüber, denn man sollte den Respekt vor den traditionsreichen Touren wie der PGA Tour bewahren und er kann sich aufgrund seiner Liebe zu ebendieser nur schwer vorstellen, die PGA Tour zu missen. Vielmehr hofft er, dieses neue Konzept könne ein Katalysator für Veränderungen auf den bestehenden Touren sein. Besonders die besten Spieler müssten die Auszeichnung für ihre Leistungen bekommen, die sie verdienen, so McIlroy.

Ernie Els: "Es gibt eine realistische Chance für diese Tour"

Ein deutlich größerer Fan dieser neuen Welttour ist Ernie Els. Schon als Greg Norman vor 25 Jahren mit einer ganz ähnlichen Idee um die Ecke kam, war Els von dem Format angetan. Nun, fast drei Dekaden später, hat sich nichts an der Meinung von Ernie Els geändert. "Ich denke es gibt eine realistische Chance für dieses Format. Wenn die Spieler es unterstützen, dann wird sich die neue Tour durchsetzen. Wenn die Stars dieses Abenteuer annehmen, werden die TV-Anstalten und die Fans folgen. Es liegt also in der Hand der besten Spieler der Welt", erklärt der Südafrikaner.

Phil Mickelson: "Sie haben sehr interessante Ideen"

Im Zuge des Pro-Am des Saudi International tauschte sich Phil Mickelson mit den Verantwortlichen der neuen Idee aus und berichtete später von einem "sehr interessante Gespräch". "Sie haben sehr interessante Ideen und ein überraschend gut ausgearbeitetes Konzept. Ich werde allerdings noch abwarten, bis ich mit ein abschließendes Urteil erlaube. Am wichtigsten ist es mir persönlich, ob diese neue Tour einen Mehrwert für die Fans liefert, aber auch für die Sponsoren und TV-Anstalten muss es sich lohnen", berichtete Lefty von seinem Austausch.

Wie realistisch ist die Premier Golf League?

Abschließend stellt sich natürlich die Frage: Wie realistisch ist die Premier Golf League? Diese Frage lässt sich aufgrund der etwas mauen Informationslage noch nicht hinreichend beantworten. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um eine neue, weltweite Tour eine Debatte angestoßen hat, die wohl Änderungen nach sich ziehen wird. Mit der Mission angetreten, den Golfsport für die Zuschauer zugänglicher und unterhaltsamer zu machen, die Turniere zu verkürzen und den Sport im allgemeinen ein wenig zu modernisieren, hat die Premier Golf League wohl einige Probleme in den Fokus gerückt, denen das Profi-Golf in seinem aktuellen Zustand begegnen muss. Ob dies jedoch durch eine komplett neue Tour oder durch eine Anpassung der etablierten Touren geschieht, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen - und liegt letztendlich einzig und alleine an den Spielern, wie "The Big Easy" bereits erklärte. Denn ohne ihre Aushängeschilder, ohne die Stars des Sports wird weder eine PGA Tour noch eine Premier Golf League langfristig funktionieren und die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

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