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Pilotprojekt Grünes Klassenzimmer des DGV: Umweltbildung an der Golfbasis

01. Mai. 2024 von Michael F. Basche in Dreieich, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Versetzung völlig verdient: Das erste Grüne Klassenzimmer des DGV im hessischen Golf-Club Neuhof. (Foto: Deutscher Golf Verband)

Versetzung völlig verdient: Das erste Grüne Klassenzimmer des DGV im hessischen Golf-Club Neuhof. (Foto: Deutscher Golf Verband)

Es gibt diese schöne Metapher von der Weisheit der Füße. Soll heißen: Der Zufall, den es bekanntlich nicht gibt, führt zur rechten Zeit an den richtigen Ort – und damit zu einer Erkenntnis, zu einem Fortschritt, zu einer Chance. So war es auch, als Marc Biber irgendwann im vergangenen Jahr bei einem Gang durch den Wiesbadener Stadtpark die Umweltpädagogin Ronja Zenz mit einer Gruppe von Kindern sah und überlegte, ob sich derartige „Ortstermine“ nicht ebenso auf einer Golfanlage arrangieren ließen. Eine naheliegende Idee für einen Abteilungsleiter Umwelt und Platzpflege des Deutschen Golf Verbands (DGV). Gedacht, getan: Biber sprach Ronja Zenz an, der Rest ist sozusagen Geschichte. Oder hoffentlich der Beginn einer Erfolgsstory.

Betreuung durch Umweltpädagogin

Am 21. Oktober 2023 debütierte auf dem Gelände des Golf-Club Neuhof im hessischen Dreieich das erste Grüne Klassenzimmer, ein Zugewinn für das Projekt GolfBiodivers * des DGV, der die Vielfalt von Flora und Fauna von Golfplätzen kindgerecht erlebbar machen und sich zur Blaupause für eine Veranstaltungsreihe mit jährlich zwei Terminen auf wechselnden Golfanlagen entwickeln soll. 13 Kids im Alter zwischen acht und zwölf Jahren aus der Jugendabteilung des Clubs, aber auch aus umliegenden Schulen, nahmen an dem Pilotprojekt teil. Betreut wurden sie von der Umweltpädagogin Zenz und von Jannik Metzler, dem Ansprechpartner für Jugendarbeit beim GC Neuhof, der im Umland kräftig für das Pilotprojekt getrommelt hatte.


„Die Begeisterung und Neugier war bei den Kindern von der ersten Minute an vorhanden. Die bereits golfenden Kinder haben das Spiel und den Golfplatz ganz neu kennengelernt. Die Kinder ohne Golferfahrung waren beeindruckt von dem Sport und welche Dinge man neben dem Spiel entdecken kann. Rundum eine tolle Veranstaltung mit ausschließlich lachenden Gesichtern.“

Jannik Metzler, Ansprechpartner für Jugendarbeit beim Golf-Club Neuhof


Sehen, fühlen, riechen, schmecken: Das Grüne Klassenzimmer mit Umweltpädagogin Ronja Zenz in Aktion. (Foto: GC Neuhof)

Ein Headgreenkeeper als Co-Star

Star im Grünen Klassenzimmer war neben der Neuhof-Natur vor allem Headgreenkeeper Sascha Baumann, der sich nach einer Begrüßung durch Clubmanager Michael Wrulich voller Begeisterung seiner Vermittleraufgabe widmete und über Greenkeeping, Rasensorten sowie Platzelemente referierte, zur Veranschaulichung Saatgutmischungen und den gerade angeschafften Hybrid-Fairwaymäher präsentierte und die Kids regelrecht abholte. Unter Baumanns Anleitung maß das Klassenzimmer die Bodenfeuchte, entnahm Bodenproben und bombardierte den Mann mit Fragen. „Eine kurzweilige Veranstaltung mit wissbegierigen Kindern, die spielerisch das Thema Golfplatzpflege und Golfanlage kennengelernt haben“, resümierte er anschließend. „Es hat mir Spaß gemacht, ein Teil dieses Programms gewesen zu sein.“

Begeisterter Vermittler: Neuhofs Headgreenkeeper Sascha Baumann mit seinen temporären Schülern. (Foto: GC Neuhof)

Antwort auf Agitprop von Umweltaktivisten

Die Bedeutung eines solchen Engagements ist nicht hoch genug anzusetzen – ganz gleich, ob bei Klein oder Groß. Es braucht derart aufgeschlossene und kommunikative, vermittlungsfreudige Vertreter der Platzpflegezunft in Zeiten, da der Golfsport ins Zentrum von Klassenkämpfen um Wasserverbrauch und Landnutzung gerückt wird und Aktivisten in ideologischer Aberration nächtens über Anlagen marodieren.


„Der DGV und seine Mitglieder, nämlich Golfclubs und Golfanlagen, haben die einmalige Chance, unseren Erziehungsauftrag wahrzunehmen: Kinder und Jugendliche weg von den Spielekonsolen direkt in die Natur zu begleiten, ihnen neben dem sportlichen Aspekt unserer wunderbaren Sportart auch den Umweltaspekt näherzubringen. Mit dem ersten Grünen Klassenzimmer hat der DGV – gemeinsam mit dem in Sachen Jugendarbeit sehr strukturiert und professionell aufgestellten GC Neuhof – die Vielfalt von Flora und Fauna auf dem Golfplatz den Kindern und Jugendlichen erlebbar gemacht. Dieses Projekt ist auf jeden Fall nachahmungswürdig und kann beispielsweise ein fester Bestandteil der Kinder-Feriencamps werden.“

Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt und Platzpflege des Deutschen Golf Verbands


Projekte wie das Grüne Klassenzimmer, das in die Biodiversitätsstrategie des DGV eingebettet ist und Bewusstseinsförderung buchstäblich an der Basis betreibt, sind Antworten auf solche Agitprop und vermitteln, dass Golfanlagen nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung sein können und vielfach sind.

Bodenproben auf den Grüns stechen … (Foto: GC Neuhof)

… und den neuen Hybrid-Fairwaymäher bewundern: So macht Schule Spaß. (Foto: GH Neuhof)

Lernen, aber mit spielerischem Element

Wie sich das auf einer Golfanlage nun mal anbietet, standen auch spielerische Elemente auf dem Stundenplan. Es sollte nicht nur um Umweltbildung und Naturerlebnisse gehen, sondern ebenso um Werbung für Golf bei den jungen Gästen, die erstmals einen Schläger in der Hand hatten. Clubmanager Grulich sorgte für professionelle Anleitung aus dem Trainerteam, und so wurde auf der Driving Range und auf dem Übungsgrün munter gechippt und geputtet. Damit freilich war das Curriculum fürs Grüne Klassenzimmer keineswegs erfüllt.

Mit dem Entdeckungskoffer ins Biotop

Im Gegenteil: Nach der Mittagspause ging’s mit Ronja Zenz ins Gelände und in die Biotope der Golfanlage. Die junge Biologin ist unter anderem beim Hessischen Landesmuseum Wiesbaden tätig, einem Zweispartenmuseum für Kunst und Natur, wo sie Führungen leitet und Kinder-Workshops durchführt, beispielsweise für den Nassauischen Verein für Naturkunde. Als kundige Conférencière hatte sie sogar ein Mikroskop mitgebracht. Marc Biber und seine DGV-Mitstreiter steuerten sogenannte Entdeckungskoffer bei, neudeutsch Toolboxen, die eigens für das Projekt Grünes Klassenzimmer zusammengestellt worden sind und unter anderem Pinzette, Becherlupe, Eimerchen sowie etwa eine Blütenpresse samt Infoblatt zur Handhabung von Instrumentarium und Utensilien enthalten.

Wasserproben und Wildwuchsbereiche

Derart bestens präpariert waren dem Entdeckungsdrang der jungen Forscher kaum Grenzen gesetzt. Der Teich neben dem ersten Abschlag im GV Neuhof – fernab irgendwelcher Spiellinien – ist ein ideales Revier, um Wasserproben unter die Lupe zu nehmen, über Pflanzen, Insekten und Kleintiere zu sprechen oder den Mikro-Lebensraum in der Wurzelhöhle eines umgestürzten Baums im eigentlich unzugänglichen Wildwuchsbereich abseits der Bahnen und die Verbissspuren von Meister Bockert aka dem Bieber in Augenschein zu nehmen.

Entdeckerdrang und Wissensdurst: Das Grüne Klassenzimmer war mit Feuereifer bei der Sache. (Foto: GC Neuhof)

„Ungeheuer aufgeschlossen und sensibel“

Interessant übrigens, wie viel Wissen in der Kindergruppe bereits vorhanden war – beispielsweise als Ronja Zenz nach essbaren Pflanzen oder den Vorzügen wasserspeichernder Sukkulenten fragte. Offensichtlich gab es da einige kleine Survivalexperten. Oder wie es eine der Begleitpersonen formulierte: „Die Kinder waren ungeheuer aufgeschlossen und sensibel für all diese Themen – das war wirklich klasse.“ Folgerichtig endete dieser „erfüllende und bereichernde Tag“ dann auch mit einem Naturspiel, einer Art Schnitzeljagd von zwei „Eichhörnchen“-Gruppen um versteckten Proviant für den Winterschlaf.

Nach der Premiere: Versetzung völlig verdient

Das Fazit dieser Premierenveranstaltung fällt damit eindeutig aus: Versetzung völlig verdient. Die Greenkeeper-Gilde darf sich auf weitere wissbegierige Kinder im Grünen Klassenzimmer freuen.

* Das Projekt GolfBiodivers des Deutschen Golfverbands (DGV) ist auf sechs Jahre angelegt und hat die Aufwertung, das Monitoring und die Kommunikation der biologischen Vielfalt auf deutschen Golfplätzen zum Ziel. Der DGV führt das Projekt gemeinsam mit vier universitären Verbundpartnerinnen durch: die Technische Universität München, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Universität Münster. Gefördert wird GolfBiodivers durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

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