Panorama

Passend zu den Feiertagen: Wenn beim GolfCross die „Ostereier“ fliegen

02. Apr. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Beim GolfCross fliegen die "Golf-Ostereier". (Foto: Instagram)

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Was kann man von einem Autoren, Parodisten und Cartoonisten erwarten, der einen Bildband mit dem Titel „Why Paint Cats“ verfasst hat und darin die (digitale) Bemalung oder Farbverfremdung von Katzen(-fotos) preist? Richtig, schräge Ideen.

Weil Burton Silver zudem Sportfan im Allgemeinen und Golfer im Besonderen ist, hat der Neuseeländer das Spiel ein bisschen abgewandelt und eine neue Variante ersonnen. Bei Silvers GolfCross ist das Ziel kein Loch mit Fahne drin, sondern ein dem American-Football- oder Rugby-Tor ähnliches Gestänge samt Fangnetz. Und die Bälle sind ovale Eier, womit dieses Thema perfekt zum anstehenden Osterfest passt.

1989 kam Silver auf seine Idee, für die wohl gelten dürfte, was das US-Literaturmagazin „Publishers Weekly“ auch über sein Katzenbuch schrieb: „So bekloppt, dass es schon wieder unwiderstehlich ist.“ Zwölf Jahre dauerte es, bis GolfCross – nicht zu verwechseln mit Cross-Golf, wenngleich es ebenfalls keine manikürten Geländes bedarf – zur Serienreife entwickelt war. Silver, der in seiner Heimatstadt Wellington und auf ganz Neuseeland eine Berühmtheit ist, fand dafür namhafte Mitstreiter.

„Herr der Ringe“ war ebenfalls im Spiel

Das Gerüst der Tore wurde vom Industrie-Designer Dominic Taylor konzipiert, der für die bekanntlich auf Neuseeland gedrehte „Herr der Ringe“-Trilogie als Spezialeffekte-Chefmechaniker tätig war. Falt- und drehbar sowie wind- und witterungsbeständig sollte die Konstruktion sein, überdies ansehnlich. Die Prototypen der Bälle wurden bei Penfold in England gefertigt, jener Firma, die durch das Golfduell im James-Bond-Thriller „Goldfinger“ Kultstatus erlangt hat.

Man darf getrost davon ausgehen, dass Silver bei seinen Experimenten mit der Ballform vom„Kiwi“-Nationalsport Rugby inspiriert worden ist. Vor allem in Schwarz weckt das GolfCross-Ei unbedingt Assoziationen zum Auswahlteam „All Blacks“. Penfolds Produktionsleiter Peter Smewin, konstruierte jedenfalls Mitte der 199er-Jahre diverse Modelle verschiedenen Gewichts sowie mit und ohne Dimples, die dann in Neuseeland auf ihre praktische Tauglichkeit getestet wurden.

Ballistisch berechen- und beherrschbarer

Trotz seiner ungewöhnlichen Gestalt ist der Ball aufgrund seiner zwei klar definierten Achsen erstaunlich aerodynamisch und linientreu, ballistisch deutlich berechen- und beherrschbarer als die klassische Golfmurmel. Es kommt bloß drauf an, in welcher Position das Ei steht und an welcher Stelle es getroffen wird.

„Für Golf ist der runde Ball genau richtig, weil er auf dem Boden und in der Luft funktionieren muss“, schreibt der geschäftstüchtige Burton Silver, der über seine Kreation natürlich ein Buch mit dem Titel „New Zealand GolfCross“ gemacht hat: „Wenn der Ball jedoch nicht auf ein Ziel zu- oder in ein Ziel rollen muss, wird die ovale Form zu einer interessanten Alternative, da sie einfacher zu kontrollieren ist.“

Folgt man dem Portal „GolfCross-Shop“, so ermöglicht ebendieser eiförmige Korpus: „jederzeit gerade zu schlagen“, „mit Leichtigkeit kontrollierte Slices und Hooks auszuführen“, „den Grad des benötigten Fades und Draws anzupassen“, „Backspin zu erzeugen - sogar mit einem Holz oder aus dem Rough“, „Topspin anzuwenden um lange, flach verlaufende Schläge zu erreichen“. Und weiter heißt es dort: „wenn man richtig beeindrucken möchte, Doppel-Kurven und einen einzigartigen Ton zu erzeugen, der den perfekten Schlag akustisch untermalt.“

Fünf Basis-Positionen für den Ball

In „New Zealand GolfCross“ beschreibt Burton Silver die fünf Basis-Positionen bzw. -Neigungen bei der Platzierung des ovalen Balls, mit denen sich unterschiedliche Schlagtypen und Flugmuster erzeugen lassen. Beispielsweise eine aufrechte Position mit etwas Rücklage („Reflected“) für maximale Distanz. Durch die Neigung des Balls nach hinten wird der Loft des Schlägers ausgeglichen.

Oder eine gerade aufrechte Position („Upright“) für Backspin. Oder in aufrechter Position mit Neigung nach rechts bzw. links („Angled“), mit der Fades bzw. Draws gespielt werden. Um den gewünschten Schlag zu ermöglichen, kann das Ei im Radius von einem Fuß (30,5 Zentimeter) um seine Landestelle neu platziert werden – selbstverständlich nicht näher zum Ziel.

GolfCross: Platzierung und Ausrichtung des "Eis" entscheiden über Schlagtyp und Flugmuster. (Foto: Getty)

GolfCross: Positionierung und Ausrichtung des "Eis" entscheiden über das Flugmuster. (Foto: Getty)

Erreicht der Spieler einen bestimmten festgelegten Raum rund um das Tor, den „Yard“, vergleichbar mit dem Grün, dann darf das auf einem Mittelpfahl montierte Tor (mindestens 1,10 Meter über dem Boden, maximal 2,40 Meter hoch) in eine von drei möglichen Richtungen und eine möglichst passende Position gedreht werden, um den nun quer liegend platzierten Ball („Horizontal“) zwischen die Stangen (maximal 1,80 auseinander) zu lupfen.

Ansonsten gelten weitgehend die Golfregeln, und bis auf den Putter sind alle Schläger im Bag verwendbar. In der Tee Box nutzen GolfCrosser übrigens den „Tee Cup“, eine Mischung aus klassischem Holzstäbchen und Eierbecher – gern auch für ein „Goal-in-One“.

Es gibt Anlagen wie den Golfbauernhof Engel im schleswig-holsteinischen Wiemersdorf; aber GolfCross geht letztlich überall, wo ein derartiges Tor in den Boden gepflanzt werden kann. Gestaltetes Terrain ist ebenso wenig erforderlich wie Greenkeeping, das macht den Ableger zu einem wahren Geländespiel – unbenommen gewiss notwendiger behördlicher Genehmigungen.

Für den neuseeländischen Pro Greg Turner ist GolfCross durch die Möglichkeiten der Ballausrichtung gar „noch strategischer und taktischer als reguläres Golf“, besonders als Match Play, „weil das Bemühen um den Torerfolg dramatisch rüberkommt und mehr Thrill für Spieler wie Zuschauer bietet“.

Ideal fürs Putt-Training

Doch auch wer keine wilde Wiese in der Nachbarschaft hat, sollte sich mal so ein Ei ins Nest legen. Der ovale Ball eignet sich nämlich hervorragend zum Putt-Training. Wer‘s schafft, diese Pille exakt und damit spurstabil über ihre Mittelachse rollen zu lassen, der glänzt gleichermaßen auf jedem Grün.

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