Panorama

Neues aus dem Golfclub Gut Mummelsee: Von Informanten und bösen Journalisten

25. Sep. 2020 von Peter Marx

Der idyllische Golfclub Gut Mummelsee. (Foto: Getty)

Der idyllische, wenn auch erfundene, Golfclub Gut Mummelsee. (Foto: Getty)

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Der Golfclub Gut Mummelsee liegt, literarisch gesehen, im idyllischen Nordschwarzwald, am Rande des Naturschutzgebietes. Er dient als Vorlage für die vielen Clubs in Deutschland, die sich mit kleinem Budget und vielen ehrenamtlichen Helfern erfolgreich den verschiedensten Herausforderungen einer Golfsaison stellen müssen.


Von Informanten und bösen Journalisten

Präsident Dr. Böösgen ist sauer: „Eine Frechheit, alles Lügen“. Vor sich auf dem Tisch liegt die aktuelle Ausgabe der Mummelsee-Post, die führende Heimatzeitung in der Region. Zornig zitiert Böösgen aus einem Bericht über die Situation der Golfclubs im Nordschwarzwald: „...dem GC Mummelsee fehlt es an Perspektive und Führungsstärke.“ Wütend schaut sich Böösgen im Kreis seiner Vorstandskollegen um, murmelt was von „Brutus“ und schlägt weiter verbal um sich, wie Donald Trump beim Pressebriefing im Weißen Haus. „Den mache ich fertig, diesen Schmutzfinken.“ Erschwerend kommt hinzu, dass Böösgen seit Jahren im Vorstand eine aktive Pressearbeit forderte und sich über das offensichtliche Desinteresse der Journalisten am Golfclub Mummelsee ärgerte. „Über jeden Kegelverein wird mehr berichtet als über uns.“

Betretendes Schweigen im Nebenraum des Clubrestaurants „Zur letzten Tanne.“ Der Zeitungsbericht war gespickt mit internen Informationen, die selbst viele Mitglieder des Clubs nicht kannten. Für Dr. Böösgen der Beweis dafür, dass der Journalist im Vorstand einen Informanten hatte. Was ihn fast mehr ärgerte als die Tatsache, dass an seinen „Führungsqualitäten“ gezweifelt wurde. Nach einem tiefen Schluck aus dem Weinglas forderte der Präsident „Vorschläge“. Vizepräsident Werner Heiße–von Luft forderte eine „scharf formulierte Gegendarstellung.“ Schatzmeister Fuchser schlug vor, Zeitung und Journalisten auf Schadensersatz zu verklagen: „Mit dem Schmerzensgeld können wir unsere Parkplätze sanieren.“ Beisitzerin Nina Herz, immer auf einen Ausgleich bedacht, hatte diese Idee: Ein Treffen des Clubpräsidenten mit dem Verleger. „Wir sind doch gute Anzeigenkunden.“

Eine Runde Golf zum Wogen glätten

Letzteres überzeugte Böösgen, vor allem weil er den Verleger kannte. Der Besitzer der Heimatzeitung ist, wie er selbst, Mitglied in einem Rotary-Club. Das Ergebnis des Gesprächs: Ernüchternd. Der Autor der kritischen Zeilen war kein Fiesling mit Vorurteilen gegen den Golfsport, so wie es sich Präsident Böösgen vorgestellt hatte, sondern eine junge Absolventin einer Journalistenschule. Der Verleger, der die junge Frau gleich zum Gespräch mitgebracht hatte, schwärmte über ihre „frischen Ideen“, während er über die angedrohte Gegendarstellung und den angekündigten Anzeigenboykott von Böösgen nur lächelte: „Die paar hundert Euro sind leicht zu verschmerzen.“

Zum Abschluss schlug der Herausgeber dem Clubpräsidenten als Geste des guten Willens eine gemeinsame Golfrunde vor. Dabei könnte man, meinte der Zeitungsverleger, auch über ein Pressekonzept für den Club nachdenken: „Da liegt doch vieles im Argen.“ Widerstrebend nahm Böösgen das Angebot an. „Was hätte ich tun sollen“, sagte er später den Vorstandskollegen, „ich stand mit runtergelassenen Hosen da.“ Was er verschwieg war die heftige Lektion über die Freiheit der Medien, die ihm von der Journalistin verpasst worden war: „Sie kennen das Grundgesetz wohl nur vom Hörensagen.“

Der „Presseskandal“ (Schatzmeister Fuchser) sorgte für eine Eruption in der Gerüchteküche des Golfclubs. Sie reichten vom Rausschmiss des Pressewarts aus dem Vorstand bis hin zu einer Schlägerei, weil sich die Ehrenamtlichen gegenseitig beschuldigten der Zeitungs-Informant zu sein. Es dauerte Wochen bis sich alle Gemüter wieder beruhigt hatten.

Schicksalsspiel „Präsidium versus Zeitung“

Nach drei Wochen fand sich ein Termin für das Schicksalsspiel „Präsidium versus Zeitung“, wie es in den Club-News bezeichnet worden war. Dr. Böösgen war bereit die Schmach in der Redaktion mit einem fulminanten Lochspiel gegen den Verleger auszubügeln. „20 Euro pro Loch für die Jugendkasse.“ Der Verleger stimmte zu und versprach einen „Überraschungsgastspieler“ mitzubringen. Der Clubpräsident verstärkte sich daraufhin mit seinem „Vize“ Heiße-von Luft, der seit Jahren versuchte ein einstelliges Handicap zu erreichen. Der Überraschungsgast erwies sich als die junge Journalistin, die das Pressedebakel ausgelöst hatte. „Sollen sie beide bluten“, flüsterte Böösgen siegesgewiss seinem Stellvertreter auf dem Weg zum ersten Abschlag zu. Von der Terrasse beobachtet derweil der Sportwart die Vorbereitungen des Vierer-Flight und wunderte sich. „Wissen die eigentlich wer die Frau ist.“ Im Gegensatz zu seinen Kollegen hatte er die junge Journalistin sofort erkannt. Eine ehemalige Bundesliga-Spielerin aus St. Leon-Rot.

Vier Stunden später wussten es alle im Club. Das Schicksalsspiel endete in einer Katastrophe für die Clubvertreter. Die Journalistin hatte die Führungsmänner des Clubs „golferisch entmannt“, wie es der Sportwart auf der Club-Terrasse genüsslich formulierte. „Ab dem zweiten Loch hat sie aus Mitleid sogar von Weiß abgeschlagen.“ Dr. Böösgen wirkte dagegen erschöpft, aber irgendtwie glücklich. Während der Runde hatte er erfolgreich die Journalistin als neues Club-Mitglied geworben. Zu sehr günstigen Konditionen. Dafür verstärkt die ehemalige Bundesliga- Spielerin künftig die Damenmannschaft des GC Mummelsee. Derweil der Präsident entspannt sein Glas Chardonnay leerte: „Die Aufstiegsfeier wird grandios.“

Peter Marx, Golfclub Gröbernhof, ist korrespondierendes Fernmitglied im Golfclub Gut Mummelsee.

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