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McIlroys Holz, DeChambeaus Hits und Rahms Hoffnung: Was Stars gerade so bewegt

26. Aug. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Caves Valley Golf Club? Nie gehört. Owing Mills? Eine Kleinstadt irgendwo in Maryland, nahe Baltimore. Kein Wunder, dass in den US-Medien so wenig Gewese um die zweiten Runde der Play-offs zum FedEx-Cup gemacht wird. Dieser 18-Loch-Kurs aus der Feder von Tom Fazio, 1991 eröffnet und diese Woche Schauplatz der BMW Championship, ist golferisches Niemandsland, wenngleich er Schauplatz zahlreicher nationaler Meisterschaften war. Nach 59 Jahre mache die PGA Tour mal wieder Station in der Region Baltimore, vermeldet stolz die örtliche „CBS“-Fernsehstation und listet brav auf, dass das Turnier bestimmt an die 100.000 Menschen auf den Platz und der lokalen Wirtschaft Umsätze von 40 Millionen Dollar bringe. Immerhin.

„Ich hab’s wohl nicht auf die Straße geschafft“

Die Schlagzeilen zu dieser letzten Station vor dem großen Finale aka Tour Championship indes liefern andere Bewerbe und Schauplätze sowie Spieler, die gar nicht dabei sind. Selbst Rory McIlroy kam dieser Tage nicht umhin, noch mal zur Northern Trust auf Liberty Island blicken, weil er sich dort mal wieder im Schläger-Weitwurf geübt und am Final-Montag sein Dreier-Holz am neunten Loch in die Büsche gefeuert hat. „Ich hab’s wohl nicht auf die Straße geschafft“, erzählte „Rors“: „Es müssten zwischen den Bäumen liegen. Also, wenn jemand ein Holz braucht …“

Wenigstens der Nordire hat auch was zum Caves Valley Golf Club zu sagen: „Das ist ein ziemlich großes ,Baseball’-Feld, will heißen, man kann richtig auf den Ball dreschen, eine Menge Driver schlagen.“ Durch den Regen der vergangenen Tage sei das Geläuf weich und lasse die Bälle nicht verspringen: „Der Platz spielt sich nett und lang, das mag ich.“

„Einfach mal eine normale Woche“

Und sonst so? Jon Rahm ist haushoher Favorit, was keine überraschende Nachricht ist. Sowieso geht’s meist eher um die Achterbahn-Saison des Spaniers, wenn der Fokus auf ihn gerichtet ist, um die Corona-Kapriolen, die ihm den Sieg als Titelverteidiger beim Memorial und später die Teilnahme an den Olympischen Spielen vermasselten, um seinen US-Open-Triumph und die Kritik am Reglement für den 70-Millionen-Jackpot, der kommenden Woche im East Lake Golf Club zu Atlanta über den 30 Professionals ausgeschüttet wird, die ohnehin schon zigfache Millionäre sind.

Nach all dem Auf und Ab wünscht sich der Weltranglistenerste einfach eine normale Woche – „eine, in der mal nichts passiert“, sagt er. „Keine Hurrikans, kein Covid-19 oder sonst was, bloß Golf. Was da bisher zusammen kam, war doch etwas viel.“

Reminiszenzen an Muirfield Village

Das Terrain zumindest wird Rahm bekannt vorkommen, der sich auf Liberty Island mit einer durchwachsenen Finalrunde um die Siegchance brachte. Caves Valleys Head-Greenkeeper Kyle Steidel hat vorher in Jack Nicklaus’ Muirfield Village gearbeitet, wo Rahm beim Memorial zuletzt zwei Mal so stark spielte, und die dortigen Platz-Prinzipen nach Owing Mills mitgenommen. Dustin Johnson,  Webb Simpson, Kevin Kisner und Chris Kirk kennen den Kurs übrigens aus NCAA- und Palmer-Cup-Zeiten – das der Vollständigkeit halber.

„BCD“ bei den „langen Kerls“

Derweil hat Bryson DeChambeau, mittlerweile gleichermaßen offiziell fürs US-Ryder-Cup-Team qualifiziert – mal abwarten, wie die Impf-Problematik gehandhabt wird –, eine Einladung der Long-Drive-Fraktion angenommen und wird am 27. September bei der Weltmeisterschaft in Mesquite Nevada an den Start gehen. „Ich will der Welt zeigen, wie unglaublich talentiert diese Jungs sind, und wie hart sie arbeiten“, erklärte DeChambeau via Instagram

Das Lager der „langen Kerls“ ist ihm ja eh nicht fremd, hat er sich doch zum Beginn seiner massigen Metamorphose beim Deutschen Martin Borgmeier und später beim amtierenden Champion Kyle Berkshire wichtige Hinweise zur Weitenjagd geholt. Gegen solche Longhitter freilich sieht der „Hulk mit dem Holz“ blaß aus. DeChambeau wird mit Durchschnitts-Drives von 293,9 Metern und einem Spitzenwert von 378,5 Metern geführt; bei Berkshire stehen diesbezüglich 433,4 Meter als Top-Hieb zu Buche.

„The Feud“ pausiert beim Ryder Cup

Apropos Ryder Cup: Skipper Steve Stricker hat erklärt, dass „The Feud“, die Fehde zwischen „BDC“ und Brooks Koepka, während der Tage von Whistling Straits begraben sein werde. Er habe mit beiden Spielern gesprochen, „und sie haben mir versichert, dass Team, Land und die Rückeroberung des Pokals für sie höchste Priorität haben. Alles andere sei für sie in dieser Zeit kein Thema, und ich glaube ihnen. Für mich ist der Fall damit erledigt“.

Die Kontrahenten hatten selbiges bereits vor geraumer Zeit erklärt. „Für eine Woche kann ich mit jedermann in der Welt auskommen“, ließ Koepka vergangenen Monat wissen. Ein Burgfriede also, der die Brisanz im Team-Building minimieren soll. Die Worte hört man wohl … Stricker wird’s jedenfalls nicht ausreizen wollen. „Ich will nicht komplett ausschließen, dass die beiden mal zusammen spielen“, verriet er „Sports Illustrated“: „Nein, so richtig sehe ich das nicht. Eher nicht.“

Hoffnungen auf Stricker-Wildcards

Amerikas „Avenger“ werden womöglich ohne ihren „Captain America“ auskommen müssen. Patrick Reed hatte die Northern Trust wegen einer Knöchelverletzung verlassen und zuvor schon die Wyndham Championship aufgegeben. Dieser Tage dann wurde vermeldet, dass der 31-Jährige seit Freitag mit Lungenentzündung in einem Houstoner Krankenhaus lag. Die Infektion in beiden Lungenflügeln wurde festgestellt, als sich Reed wegen des Knöchels behandeln ließ. Er hat die Klinik mittlerweile verlassen und befindet sich nach eigenem Bekunden auf dem Weg der Besserung.

Die BMW Championship wäre Reeds letzte Möglichkeit gewesen, sich über die Punkteliste für die „erste Sechs“ zu qualifizieren, wo er derzeit auf
Platz neun rangiert. Nunmehr ist er auf eine der halb Dutzend „Wildcards“ angewiesen, die Stricker zu vergeben hat.

Mickelson sieht’s realistisch

Auf einen „Captain’s Pick“ hofft überdies Phil Mickelson, der seit seinem Debüt 1995 für jedes Kontinentalduell berufen war, jedoch außer seinem überraschenden PGA-Championship-Gewinn von Kiawah Island in dieser Saison nicht wirklich was gerissen hat. Dementsprechend realistisch sieht „Lefty“ seine Aussichten. „Ich spiele nicht konstant genug, um wirklich einen Platz zu verdienen“, sagte der 51-Jährige vor der BMW. „Es gibt jüngere und bessere Spieler. Und ich denke, ich müsste hier oder kommende Woche in Atlanta mindestens gewinnen, um mich da noch in Steves Blickfeld zu bringen.“

Schafft Woods die Belastung in Whistling Straits?

Seine Energie und Erfahrung hingegen wären zweifellos eine Bereicherung für die US-Equipe. Dann vielleicht wenigstens als spät berufener Vize-Kapitän. Zumal noch gar nicht sicher ist, ob Tiger Woods sein Amt in Whistling Straits antreten kann – durchaus doppelsinnig gemeint.

Der Superstar macht mit seiner Rehabilitation nach dem Autounfall vom Februar und den komplizierten Brüchen im rechten Unterschenkel und Fuß, arbeitet allerdings weiterhin vor allem daran, „wieder eigenständig gehen zu können“, wie er gegenüber „Golf Digest“ erklärte. An Golf sei überhaupt noch nicht zu denken, zitiert das Boulevardmagazin „People“ die gern angeführte ungenannt bleiben wollende Quelle. In Whistling Straits muss der 45-Jährige zwar nicht zum Schläger greifen, kann sich auf Krücken und Cart stützen – aber ob Woods sich die Belastung antun will und insbesondere kann, ist längst nicht raus.

Nach dem Sieger-Dinner zum Burger-Brater

Merken Sie was? Die BMW Championship selbst gerät bislang zur Nebensache. Sogar Tony Finaus „After-Show-Party“ ist wichtiger. Allenthalben wird genüsslich kolportiert, dass der Northern-Trust-Sieger von seinem so lang ersehnten Erfolg derart aufgekratzt war, dass er in der Nacht zum Montag nicht schlafen konnte und trotz eines opulenten abendlichen Steak-Dinners um 3 Uhr morgens zu einem bekannten Burger-Brater fuhr und sich dort ein mächtiges Menü einverleibte. Ansonsten hofft der nunmehr zweifache PGA-Tour-Sieger, dass es bis zum nächsten Erfolg nicht wieder fünf Jahre dauert. Ab 11:21 Uhr Ortszeit kann er heute dafür Sorge tragen.

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