Profisport Damen

Nebenjob trotz Profigolf: Zum Leben reicht es nicht Profi-Golferin zu sein

26. Nov. 2019 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland

Stacey Lewis setzt sich für eine weniger ungleiche Bezahlung der Damen im Profi-Golf ein. (Foto: Getty)

Stacey Lewis setzt sich für eine weniger ungleiche Bezahlung der Damen im Profi-Golf ein. (Foto: Getty)

Im Oktober 2019 fand die BMW Ladies Championship im südkoreanischen Busan erstmals statt. Wie meist bei den LPGA-Events, nahmen auch in Busan viele Top-30 Spielerinnen teil. Die weltbesten Golferinnen kämpften um zwei Millionen US-Dollar Preisgeld. Mehr als 70.000 Zuschauer besuchten das Turnier, das Hana Jang (Südkorea, -19) gewann und sich die 300.000 Dollar Siegerprämie sicherte.

Auch die PGA Tour Houston Open fanden im Oktober 2019 statt. Kein einziger Spieler aus den Top-30 nahm daran teil. Das Preisgeld belief sich dennoch auf 7,5 Millionen US-Dollar. Lanto Griffin (USA, -14) gewann als erster 1,35 Millionen. Nicht nur die BMW Ladies Championship ist im Vergleich zu den Herren-Turnieren niedrig dotiert. In allen LPGA-Turnieren erwartete 2019 die Gewinnerin weniger als den Gewinner PGA Tour Houston Open. Am nächsten an die 7,5 Millionen für die Herren kommt das Preisgeld der US Women’s Open, das sich im kommenden Sommer auf 5,5 Millionen belaufen wird.

273 Millionen Dollar weniger Preisgeld

Die Gesamtzahlen sind beachtlich. Die Herren spielten 2018/2019 um mehr als 343 Millionen und zusätzlich um Boni von 71 Millionen Dollar. Für die Damen waren 70,2 Millionen und Boni in Höhe von 1,1 Millionen Dollar im Topf. Die Golferinnen der LPGA kämpfen um rund 17 Prozent dessen, um was die Herren spielen. Selbst wenn man das geschlechtsspezifische Lohngefälle (Gender Pay Gap, 2019 bei 79 Prozent) der USA zur Relativierung heranzieht, ist der Unterschied augenfällig.

Stacey Lewis (USA) ist seit 2009 auf der Tour und gab jüngst auf Golfweek einige Einblicke in die LPGA-Welt. Es gehe nicht nur um Preisgelder, sondern auch um Ausstattung. Courtesy Cars gab es, laut Lewis, bei den Damen auf nur zwei Events in diesem Jahr. Die Ausstatter sparen sich bei den Damen so manchen Equipment-Truck. Dasselbe gilt für persönliche Sponsoren-Verträge. Manche Spielerinnen müssen Flüge, Unterbringung oder sogar ihre Ausrüstung selbst bezahlen.

Mariah Stackhouse (USA) ist mit 127.365 Dollar auf Platz 100 der LPGA-Money List (2018/2019). Sie hat in diesem Jahr bisher 20 Turniere gespielt, die in den USA, Australien, Großbritannien und sonstwo stattfanden. „Nach Abzug von Steuern und ihrer Ausgaben kann sie froh sein, wenn sie eine schwarze Null schreibt“, so Lewis. Platz 100 der PGA-Money List (2018/2019) belegt Carlos Ortiz mit 1.073.962 Dollar. Insgesamt machten 112 Herren in diesem Jahr über eine Millionen, während 13 Damen bisher über die Millionen-Marke kommen.

Nochmal anders sieht es auf der LET aus. Die Andalucia Costa del Sol Open de Espana werden mit 300.000 Euro Preigeld ausgetragen. Mit 4,5 Millionen Dollar waren 2019 die AIG Women's British Open am höchsten dotiert, das Major wird allerdings in Kooperation mit der LPGA Tour veranstaltet. Hinako Shibuno (Japan, -18) gewann 610.443 Dollar.

TV-Gelder könnten Vermarktung ankurbeln

Lydia Gail Hall (Wales) spielt seit 2007 auf der LET. Sie – wie auch viele weitere Spielerinnen – können nur durch Nebenjobs weiter auf der Tour spielen. „Ich selbst gebe Golfunterricht und liefere an ein bis zwei Tagen die Woche für Amazon Päckchen aus“, sagte Hall der Zeitschrift „National Club Golfer“. Sie sieht das Problem in der fehlenden TV-Vermarktung. Da die Damen parallel zu den Herren spielten, werde das Damengolf nicht übertragen. Ihr Vorschlag ist simpel und hat nachweislich bereits funktioniert: „In der Türkei haben wir Sonntag bis Mittwoch gespielt. Dadurch wurden wir live im Fernsehen übertragen und das Preisgeld konnte verdoppelt werden.“ Auch abgesehen von den Preisgeldern, könne sie als Sportlerin nur Sponsoren gewinnen, wenn sie sich öffentlichkeitswirksam vermarkte.


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