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LET und LPGA: Fragezeichen statt Fusion – weil die Saudis sabotieren

21. Feb. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Mark Runnacles / LET)

Die wahre Macht im Hintergrund: Der PIF zieht über Golf Saudi und Aramco auch im Profigolf der Damen längst die Strippen. (Foto: Mark Runnacles / LET)

Seit nunmehr zwei Jahren herrschen im Profigolf der Männer Unruhe, Unsicherheit und Unbehagen. Was laut Rory McIlroy seinerzeit vermeintlich schon „dead in the water“ war, als die PGA Tour ihren Stars vor dem Genesis Invitational eine Ehrenerklärung abverlangte, hat sich zu einem Konkurrenzkonstrukt aufgebläht, das den Elitelevel spaltet – am Leben gehalten von den Milliarden des saudi-arabischen Staatsfonds PIF und den Ambitionen seines Chefs Yasir Al-Rumayyan.

Es rumort hinter den Kulissen der Damen-Touren

Wie ruhig und beschaulich geht es da doch bei den Damen zu. Freilich, der Schein trügt. Hinter den Kulissen von Ladies European Tour (LET) und amerikanischer LPGA Tour rumort es unüberhörbar, man muss bloß das Ohr mal an die Wand drücken. Die beiden Circuits sind sich seit 2019 in einer Partnerschaft verbunden, ähnlich der strategischen Allianz zwischen DP World Tour und PGA Tour, die dem damals schon im Koma liegenden europäischen Spielbetrieb wieder Leben eingehaucht und für neue Partner wie das stark auf Frauensport fokussiert Finanzunternehmen Amundi aufgehübscht hat.

Eingefädelt hatte das noch der damalige LPGA-Commissioner Mike Whan, der mittlerweile den amerikanischen Golfverband USGA führt. Unter seiner Nachfolgerin Mollie Marcoux Samaan wollten die beiden Touren schon 2022 auch ganz förmlich fusionieren, wenngleich nach außen hin sportlich eigenständig bleiben.

Abstimmung über Fusion auf unbestimmte Zeit verschoben

Benefit für die Spielerinnen wären beispielsweise Mitgliedschaften auf der LPGA Tour für die vier Besten der Jahresendwertung gewesen, so sie denn nicht ohnehin bereits eine Spielberechtigung für die Turniere der großen Schwester gehabt hätten. Doch der Zusammenschluss wurde immer wieder verschoben, es funktionierte ja auch so mehr als ordentlich.

2026 jedoch läuft das Joint Venture aus: Höchste Zeit also, die Beziehung auf die nächste Stufe heben. Ende vergangenen Jahres sollte diesbezüglich eine Abstimmung unter den LET-Mitgliedern stattfinden, der Tagesordnungspunkt stand expressis verbis auf dem Programm der Open de Espana, dem Finalturnier des Race to Costa del Sol. Doch der Tagesordnungspunkt wurde kurzfristig gestrichen, das Votum abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Ohne Begründung.

Fragen zum künftigen Geschäftsmodell in letzter Minute

Jetzt hat ein Memo der LPGA-„Commish“ etwas Licht ins Dunkel gebracht. Demnach haben die Saudis das Plebiszit sozusagen sabotiert. Golf Saudi hätte in letzter Minute noch Fragen zum künftigen Geschäftsmodell der beiden Touren gehabt, die erst geklärt werden müssten, schrieb Marcoux Samaan: „Als wichtiger Partner der LET wollte Golf Saudi sicherstellen, dass sie alle Risiken, Auswirkungen und Möglichkeiten für die Aramco Saudi Ladies International und Aramco Team Series vollständig verstehen, bevor sie ihr Engagement für 2024 bestätigen.“ Liest sich ein bisschen wie Erpressung.

 

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Ein Drittel des gesamten LET-Preisgelds kommt von Aramco

Aber wer die Musik bezahlt, bestimmt bekanntlich, was gespielt wird. Saudi-Arabiens Golfverband ist der offizielle Partner der LET und hat sich mit ein paar Millionen des saudischen Erdöl-Dukatenesels Aramco bei der Tour eingekauft. Zehn Millionen Dollar lässt sich das Königreich die Präsenz im Damengolf kosten, verteilt auf die jeweils mit einer Million dotierten Events der Aramco Team Series sowie das gerade beendete und mit fünf Millionen Dollar dotierte Aramco Saudi Ladies International. Das sind Peanuts im Vergleich zum Zaster, mit dem die LIV-Liga alimentiert wird, aber es ist immerhin ein Drittel des Gesamtpreisgelds auf der LET für 2024.

Hinter allem steht PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan

Klar, dass strammgestanden wird, wenn so ein Partner kurz vor Zapfenstreich noch Erklärungsbedarf anmeldet, egal wie lange das Thema schon auf dem Tisch liegt und wie sehr man sich beizeiten hätte informieren können. Hinter allem steht übrigens Yasir Al-Rumayyan – man ist geneigt zu sagen: natürlich. Der Wirtschaftswesir des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman finanziert Golf Saudi mit dem PIF und genehmigt als CEO von Aramco die Sponsoringmillionen.

Kleine Pikanterie am Rande: Al-Rumayyan hat gerade das Pro-Am der Trophy Hassan II in Marokko bestritten, immerhin ein Turnier der PGA Tour Champions; diesmal allerdings unter seinem echten Namen und nicht als Andrew Waterman, wie noch bei der Alfred Dunhill Links Championship im vergangenen Oktober. Sei’ drum: Seine Handschrift ist eh unverkennbar.

 

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Fragen zum Einfluss von Saudi-Arabien im Damengolf

Unklar bleibt hingegen, was Golf Saudi, Aramco und ihr Strippenzieher mit dem Manöver gegen die Abstimmung bezwecken. Eine naheliegende Antwort ist, dass die Saudis ihre ureigenen Pläne mit der LET haben und im Fusionsfall eine zu starke Entität fürchten. Doch weitere Aspekte drängen sich auf, solange Details der Fusionsvereinbarung unbekannt sind: Wie viel vom Aramco-Geld bleibt LET-Spielerinnen, wenn noch mehr LPGA-Proetten Zugang zu den Aramco-Turnieren haben, die bislang nicht auf dem Spielplan der LPGA Tour stehen? Wie würden andere LPGA-Sponsoren vor dem Hintergrund des miesen Saudi-Images auf eine verstärkte Präsenz von Aramco reagieren, wenn LET und LPGA offiziell unter einem Dach agieren?

Und würde eine Fusion nicht andererseits den Saudis durch die Hintertür Zugang zum amerikanischen Golfgeschehen verschaffen, ein Umstand, der den US-Senat schon beim Rahmenabkommen zwischen PGA Tour und PIF umgetrieben hat? Fragen über Fragen.

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