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Kramski Putter: „Ich wollte den besten Putter der Welt bauen“

19. Jun. 2023 von Peter Marx in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Wie Geschäftsmann Wiestaw Kramksi dazu kam, seinen eigenen Putter zu produzieren.

Wie Geschäftsmann Wiestaw Kramksi dazu kam, seinen eigenen Putter zu produzieren.

Wenn Wiestaw Kramski heute vom Verkauf seiner Edel-Puttern leben müsste, wäre er vermutlich kein so erfolgreicher Geschäftsmann geworden. Dabei zählen seine Golf-Produkte zu den teuersten auf der Welt. Doch Putter sind die große Leidenschaft des 76-Jährigen, die damit begann, dass er um die Jahrtausendwende „einen miesen Putter für 150 Mark kaufte.“ Damals ging der Unternehmer sofort auf das Putting-Green seines Golfplatzes „und ich habe nichts mehr getroffen.“

Ein Erlebnis, das viele Golfer mit Wiestaw Kramski teilen, trotzdem aber nie auf die Idee gekommen sind, eigene Putter zu bauen und – mehr noch - eine regelrechte Putter-Ausbildungsphilosophie zu entwickeln. „Ich wollte den besten Putter nur für mich. An ein Geschäft habe ich damals nicht gedacht.“

Kramski: Teure Putter mit viel Geschichte dahinter

Birkenfeld, eine Kleinstadt unweit von Pforzheim. In einem grauen Flachbau, umgeben von mittelständischen Maschinenbaufirmen und einer Eisdiele, ist heute das Zentrum der Kramski Putter GmbH. In der Akademie erwartet mich Michael Torres, Schwiegersohn des Firmengründers und Leiter der Putt-Schule. Meine erste Frage: „Putte ich mit einem teuren Kramski-Putter besser?“ Die Stimmlage von Torres wird tiefer als er deutlich mit „Nein“ antwortet. Torres wirkt etwas genervt, so als habe er auf diese Frage schon tausendmal antworten müssen. Er wiederholt: „Nein, der Putter allein reicht nicht aus. Es braucht Grundlagen.“

Wiestaw Kramski lacht gerne und viel. Vor allem wenn er über seine Putter-Erfahrungen spricht. Knapp zehn Jahre tüftelte er in seiner Fabrik in Pforzheim, in denen sonst Stanz-Teile für Automobil-, Elektronik- und Medizintechnik hergestellt werden. Kramski suchte zunächst nach der optimalen Materialzusammensetzung, die heute von Aluminium über Titan bis Stahl reicht. Das durchschnittliche Gewicht der Putterköpfe lag und liegt immer noch bei circa 345 Gramm. Dazu kamen die richtige Schaftlänge, der passende Lie-Winkel (der Winkel zwischen Sohle und Schlägerschaft) und mehr. Seine Lieblingsgeschichte! Als er die Einwirkungen auf Putter und Bälle untersuchte, ließ er auf einem Messtisch 10.000 Golfbälle putten. Jeder Treffmoment wurde von einer High-Speed-Kamera erfasst und später ausgewertet. Kramski: „Wissenschaftlicher geht es kaum noch.“

Heute werden die Schlägerköpfe in zwölf Arbeitsschritten gefertigt mit Präzisionsmaschinen, die das Material auf ein tausendstel Millimeter genau fräsen.

Kramski Putter: Nicht nur Material, auch Training

Michael Torres führt mich in den großen Akademie-Raum mit Messgeräten, Laser-Pointern und rund 200 teilweise historischen Puttern an den Wänden. Die Sammlung hat der Seniorchef gekauft, darunter auch ein Putter mit einem Schlägerkopf, der wie eine Banane aussieht.
Der erste Schritt: Torres stellt mich auf eine Messplatte mit einem beweglichen Griff am Schaft. Ich nehme meine normale Putt-Position ein und Torres erklärt: „Der Schaft an deinem Putter ist zu lang, mindestes ein Inch.“ Das sind gut 2,5 Zentimeter und das hat mir vorher noch nie ein Pro vermittelt. Ich verschiebe den Griff nach vorne und schon rollen die Bälle. Die Analyse ist nach Torres Ansicht „normal“, weil die meisten Spieler zu lange Schäfte haben. „Je höher ich stehe, desto mehr Rotation habe ich. Das ist das Problem.“ Die Akademie führt regelmäßig Putt-Kurse durch für Golferinnen und Golfer jeder Stärke. Wer will, kann seinen eigenen Putter mitbringen. Der Preis pro Tageskurs: 54 Euro. Torres: „Wer nicht zufrieden ist, bekommt die Kursgebühr zurück.“ Ein Prinzip, das auch für alle Kramski-Putter gilt. Wer unzufrieden ist mit dem Schläger, erhält den Kaufpreis zurück.

Der Seniorchef lehnt sich zurück, lacht, erzählt wieder von den Putter-Anfängen. Er habe, sagt Kramski, „alles analysiert.“ Fünf Prototypen stellte der gelernte Maschinenbauer schließlich her, der mit 22 Jahren bereits seinen Meisterbrief in den Händen hielt. Alle Putter hatten unterschiedliche Farben, von hellblau bis dunkelgrau. „Einer war weltklasse, aber ich wusste nicht warum.“

„Einer war weltklasse, aber ich wusste nicht warum.“

Der Putter mit der dunkelblauen Farbe gilt heute als der Ur-Kramski. Und je mehr der leidenschaftliche Golfer erfolgreich puttete, desto öfter wurde er auf den Golfplätzen angesprochen, wo es das dunkelblaue Sportgerät zu kaufen gäbe. 2004 stellte Kramski den ersten eigenen Putter, den HPP 330 der Golfwelt vor. Der stolze Preis damals: rund 1200 Euro. Die Reaktion war entsprechend, doch der Seniorchef hielt am hohen Preis fest. „Ein gutes Produkt kann nicht billig sein.“ Außerdem werden alle Putter, so Kramski, in „Made in Germany-Qualität“ produziert und nicht in China, wie es die Konkurrenz mache. Dazu kommt, so Kramski weiter, dass jeder Putter für jede Käuferin und jeden Käufer maßgeschneidert wird.

Dem Hersteller wurde schnell klar, dass es sich nicht lohnt, weitere Schläger wie beispielsweise ein Sandwedge herzustellen. „Wenn ich einen Schläger in Deutschland produziere, ist er doppelt so teuer wie die Eisen der Konkurrenz, die alle aus China kommen.“ So blieb Wiestaw Kramski beim Putter und seiner Leidenschaft. Der Seniorchef lacht wieder und lauter.

Sein Schwiegersohn Torres fragt nach den üblichen Kauf-Kriterien. „Die Putter stehen irgendwo an der Wand, der Kunde nimmt einen und fängt an.“ Aus der Sicht von Michael Torres „unterschätzen“ die meisten Käufer wie wichtig ein guter Putter für einen guten Score ist.
Das Feedback hat sich geändert. Heute kommen immer häufiger Kundinnen und Kunden, die von den Preisen nicht mehr abgeschreckt werden. Sie vergleichen dabei den Preis des Putters mit dem eines Drivers: „Wenn man bedenkt, wie viele Schläge sie mit einem Driver machen und wie viele mit einem Putter.“

„Wenn man bedenkt, viele Schläge sie mit einem Driver machen und wieviel mit einem Putter.“

Circa 20 verschiedene Putter hat Kramski entwickelt, von denen einige, wie beispielsweise der Hpp 325, zum Ladenpreis von rund 800 Euro kaum noch zu verbessern seien, sagt der 76-jährige Firmenchef. Der sportlich getunte Mallet-Putter ist aus Aluminium. Bei den Blade-Puttern - zwischen 395 und 895 Euro Verkaufspreis - sieht er dagegen noch ein wenig Luft nach oben.

Seit fünf Jahren setzt er weniger auf Technologie, sondern mehr auf das Training mit dem Putter. Als wichtigste Regel gilt: Die Spielerinnen und Spieler müssen eine neutrale Stellung einnehmen. Kritik wird auch an der Ausbildung geübt. „Viele Pros unterrichten falsch“, sagt Wiestaw Kramski und sein Schwiegersohn ergänzt: „Ich höre immer, beim Putten kommt es auf das Gefühl an. Genau das Gegenteil ist der Fall.“

Kramski-Schläger und Trainingsmethoden werden auch an Profis wie Bernhard Langer, Martin Kaymer und aktuell Yannick Paul weitergegeben. Die Liste der Profi-Spieler, die in Birkenfeld übten, lässt sich noch um ein Vielfaches erweitern.

„Du zielst gut“, sagt Michael Torres und zieht trotzdem den Putterkopf einige Millimeter nach rechts. Die nächste Station in der Akademie. Mit einem Laserpointer vergleicht Torres die Putterposition und das angepeilte Loch. Torres: „Wenn ich nicht richtig zielen kann, dann muss der Spieler beim Schlag manipulieren, damit der Ball in die richtige Richtung rollt.“ Als Beispiele nennt der Akademiechef falsche Schulterrotation oder das Öffnen der Schlagfläche. „Da hilft kein noch so perfekt gefitteter Schläger.“

Wiestaw Kramski lacht… nicht mehr. Denn jetzt geht es um den Umsatz, den er mit seinen Puttern macht. „Viel zu wenig“, sagt er leise und wendet den Kopf zur Seite. Eine typische Position von Mittelständlern, wenn sie konkrete Firmenzahlen nennen sollen. Nach einer Pause folgt der zweite Satz: „Einhundert Millionen Euro.“ Was stimmt, aber trotzdem falsch ist. Die Millionen-Umsätze macht sein Misch-Konzern mit Werken in Pforzheim, Florida, Indien und Sri Lanka. Nach einem weiteren kurzen Zögern kommt die richtige Antwort: „Weniger als eine Million Euro.“ Er fügt noch hinzu: „Eben ein Hobby“, und lacht wieder.

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