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Kiffe Reportage: Nicht nur Trolley – mehr ein Begleiter für Golfspieler

28. Apr. 2021 von Peter Marx in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

1989 erfand und baute der Ingenieur Gregor Kiffe den ersten deutschen Trolley. Knapp 30 Jahre später stellt das Unternehmen ihre neuesten und technologisch fortschrittlichsten Modelle vor. (Foto: Kiffe)

1989 erfand und baute der Ingenieur Gregor Kiffe den ersten deutschen Elektro-Trolley. Knapp 30 Jahre später stellt das Unternehmen ihre neuesten und technologisch fortschrittlichsten Modelle vor. (Foto: Kiffe)


Der Trolley hebt ab. Leise schnurrend läuft der K 6 über die werkseigene Teststrecke, vorbei an Werkbänken und Büros, bis zur Rampe. Ohne zu zögern läuft das Topmodell die drei Meter lange Rampe hoch und bleibt exakt am Ende stehen, nur wenige Zentimeter vor der Werkstattmauer. Die Anspannung entlädt sich bei Uwe Schlappner in einem breiten Lächeln. „Test geklappt, das läuft.“

Neue Technik und neues Design

Schlappner, Geschäftsführer beim Trolley-Hersteller Kiffe, hat in den letzten vier Jahren alle Kiffe-Modelle des Premium-Herstellers mit neuer Technik und neuem Design versehen.
„Jetzt sind sie technisch auf dem neuesten Stand und optisch fast ein Kunstwerk,“ betont Sven Griesheimer, ebenfalls Geschäftsführer bei Kiffe und verantwortlich für Marketing und Vertrieb. Die Doppelspitze der Manufaktur aus dem Industrieviertel Dauchingen, kurz vor dem baden-württembergischen Regionalzentrum Villingen-Schwennigen, will Kiffe-Trolleys zu einer der führenden Edel-Marken in Europa machen.

Nächster Test: Die Schrägfahrt. Schlappner dreht am Handgriff des K 6 den Geschwindigkeitsregler von schnell auf langsam und lässt den Wagen los. Das Testmodell schnurrt über die schräge Rampe, ohne zu ruckeln oder umzufallen. „Unsere Königsdisziplin“, so Schlappner. Mit der neuen Elektronik passt der Fahrspurassistent die Geschwindigkeit beider Räder
einzeln an.

Neueste Technologie lässt den Trolley auch im Gelände nicht vom Weg abkommen. (Foto: Kiffe)

Neueste Technologie lässt den Trolley auch im Gelände nicht vom Weg abkommen. (Foto: Kiffe)

Das Ergebnis: Das Talrad läuft schneller, das Bergrad langsamer. Schlappner: „Der Trolley hält die Spur, das lästige Gegenlenken entfällt.“ Die Sensoren des Trolleys registrieren jede Geländeform und entscheiden selbstständig, ob die Geschwindigkeit reduziert werden muss, wie beispielsweise bei einer Bergabfahrt. Droht ein Umkippen oder ändert sich die Neigung abrupt um mehr als 25 Prozent, dann stoppt der elektronische Geländeassistent den Trolley. Der Geschäftsführer spricht deshalb von einer einzigartigen „Sicherheitstechnologie.“ Entwickelt wurde sie gemeinsam mit einer Schwarzwälder Elektronik-Firma, speziell nach den Anforderungen von Kiffe und den Wünschen von Golfern.

Kiffe - Qualitätsgarantie für Jung und Alt

Abfahrt Dauchingen, Industriegebiet. Über die kurze Schwarzwaldstraße, vorbei an Autohäusern, ein grauer Flachdach-Bau. Vier weiße Firmen-Flaggen hängen lasch im Wind, in Großbuchstaben steht Kiffe an der Hauswand. Im Eingangsbereich stehen die aktuellen Modelle, darunter die KM 2 und KM 3, mal Schwarzmatt, mal Silbermetallic. Sie sind die Push- und Ziehtrolleys der Firma mit denen, so Geschäftsführer Griesheimer, jüngere Zielgruppen angesprochen werden sollen. „Die, die noch keinen E-Motor brauchen, aber einen Kiffe haben wollen.“ Die Preise für diese Modelle schwanken um die 500 Euro und sind damit deutlich günstiger als die E-Trolleys für die Preise zwischen 2000 und 5000 Euro aufgerufen werden.

Dabei legt Griesheimer Wert darauf, dass mit innovativer Technik und moderner Formensprache neue Kundenschichten angesprochen werden sollen.
Und genau das liefert Kiffe, davon sind beide Geschäftsführer überzeugt. Entsprechend ist die Preisgestaltung. Beide Geschäftsführer betonen fast gleichzeitig. „Wir sind eine Manufaktur und kein Massenhersteller.“ Deswegen nur 20 Mitarbeiter, die in den Werkstätten die Einzelteile zusammenschrauben. Und das in so einer guten Qualität, dass „unsere Trolleys vererbt werden“, meint Schlappner. Zirka 18 Monate dauert die Entwicklungszeit für einen Trolley und rund acht Stunden Arbeitszeit sind notwendig um einen einzigen E-Trolley herzustellen.

20 Mitarbeiter stellen die Trolleys in liebevoller Handarbeit her. (Foto: Kiffe)

20 Mitarbeiter stellen die Trolleys in liebevoller Handarbeit her. (Foto: Kiffe)

Jetzt sprudeln aus Uwe Schlappner die technischen Daten nur so heraus. Hinter der Typenbezeichung E 355 verbirgt sich kaltgezogenes Präzisionsrohr, fast so stark und stabil, dass es auch im Panzerbau verwendet werden könnte. Dazu die extra gegen Feuchtigkeit geschützte Elektronik samt Steuertechnik. Schlappners Fazit: „Wir bauen keine U-Boote, aber witterungsunabhängige und stabile Trolleys.“

Wie sehen die Trolleys der Zukunft aus ?

Und wohin geht die Entwicklung? Wird der zukünftige Trolley dem Golfspieler mitteilen, ob er vorlegen oder draufhauen soll? So weit will Schlappner nicht gehen, auch wenn es irgendwann technisch möglich wäre. „Entscheidend ist, was der Kunde will“, formuliert es Sven Griesheimer und Uwe Schlappner ergänzt: „Wir wollen den Golfspieler nicht mit Technik überfrachten.“ Nach der Lesart der Kiffe-Geschäftsführung soll der Trolley auch in Zukunft „das Golfspiel subtil unterstützen.“ GPS kann sich Schlappner noch vorstellen, doch noch mehr technische Gadgets „sind genau abzuschätzen.“
1989 erfand und baute der Ingenieur Gregor Kiffe den ersten deutschen E-Trolley. Ihm war die Schieberei seines eigenen Trolleys lästig geworden. Das Modell, das später als Eagle bekannt wurde, wollten auch seine Golffreunde. Das Modell, auffällig durch seine zwei Vorderräder, kam 1991 auf den Markt. Der Oldtimer ist heute noch vereinzelt auf Golfplätzen zu sehen, doch trotz der hohen Qualität musste das Unternehmen in die Insolvenz. Seit fünf Jahren gehört Kiffe in das Portfolio eines hessischen Investors, der die Trolley-Manufaktur aus der Konkursmasse gekauft hat.

Zeitloses Design trifft neueste Technologie. (Foto: KIffe)

Zeitloses Design trifft neueste Technologie. (Foto: KIffe)

Insgesamt 30 000 Trolley wurden seit Gründung von Kiffe an Golfer europaweit verkauft. Über die aktuellen Verkäufe will Griesheimer nicht sprechen. Nur so viel: „Corona hat uns nicht geschadet.“ Der Geschäftsführer vermutet, dass der eine oder andere Golfer sich einen Kiffe geleistet hat, „weil die Urlaubsreise ausgefallen und Geld noch übrig war.“ Das gestiegene Interesse an Edel-Trolleys will die Manufaktur nutzen und die Marke über den Fachhandel weiter ausbauen. Gleichzeitig will man sich auf die Herstellung von Trolleys konzentrieren und auf die Lieferung von Golf-Bags völlig verzichten. Letzter Satz von Uwe Schlappner: „Unser Trolley soll den Golfspieler begleiten und nicht umgekehrt.“

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