Back Nine

Katzenjammer, Entschuldigungen, Plädoyers: Die Aufarbeitung des Ryder Cup 2025

06. Okt. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

(Foto: Getty)

So feiern Sieger: Robert MacIntyre lässt den Feierlichkeiten nach dem Triumph beim Ryder Cup direkt die nächste Festlichkeit folgen. Der Gewinn der Dunhill Links Championship ist der zweite Heimerfolg des 29-jährigen Schotten aus Oban an der Westküste nach der Genesis Scottish Open im vergangenen Jahr. Während „BobMac“ im überschäumenden Trubel von Bethpage Black erstmal den Mannschaftsbus zum Schaukeln bringt, beweist er sich auf dem Old Course von St. Andrews als toller Onkel, der erst mal seine Neffen herzt. Später dann gibt es natürlich das obligatorische Foto mit der Trophäe auf der Swilcan Bridge – und fast ebenso folgerichtig die Frage der Medien nach den Major-Ambitionen. Er sei sicher, dass er über kurz oder lang eines der vier großen Turniere gewinnen werden, sagt MacIntyre: „Das entsprechende Spiel habe ich mittlerweile, es muss dann halt nur alles vier Tage lang zusammenpassen.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von DP World Tour (@dpworldtour)

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von DP World Tour (@dpworldtour)

Bethpage Black – weichgespült statt bissig

Nachklapp: Bethpage Black, dieser sonst so zähnefletschende Prüfstein amerikanischer Golfkultur, zeigte sich beim Ryder Cup erstaunlich zahm. Kaum Rough, butterweiche Grüns – wer wollte, konnte drauflosballern wie im Driving-Range-Modus. Doch das war nicht die einzige Überraschung. Die Puttflächen wirkten eher nach Sonntagsbrunch als nach Hochgeschwindigkeitsbahn. US-Vizekapitän Jim Furyk ließ nun durchblicken, dass man eigentlich andere Bedingungen erwartet hatte. Die US-Seite habe Grüns mit 12,5 auf dem Stimpmeter bestellt – geliefert wurde offenbar eher Teppichläuferqualität. „Uns wurde gesagt, sie seien 12,5“, so Furyk. „Aber unsere Jungs merkten schnell: Das fühlt sich nicht so an.“ Als Vize durfte er selbst keinen Putt schlagen – Regel ist Regel. „Schade eigentlich“, so der 55-Jährige, „ich hätte’s gern mal ausprobiert.“ Furyks Fazit: Die Spieler kämpften, um ihre Putts überhaupt bis zum Loch zu bringen. „Alles ein bisschen klebrig“, meinte er – und deutete an, dass Regen und mangelnde Härte den Kurs zahnlos gemacht hätten.

Dazu kamen, das sei an dieser Stelle nochmals gesagt, Keegan Bradleys seltsame Entscheidungen: Erstens, mit der europäischen Domäne Foursome zu beginnen, womit er die Chance auf ein mögliches Momentum für die traditionell in den Fourballs starken Gastgeber erst gar nicht möglich machte. Zweitens: das Duo Collin Morikawa und Harris English aufzuzstellen, sogar zwei Mal, die 132. und letzte, will heißen schlechteste Variante möglicher amerikanischer Paarungen. Kritiker sagen, damit habe Bradley den Ryder Cup schon am Freitag morgen verloren.

Wenn Patriotismus zur Pöbelei wird

Nach dem Chaos von Bethpage Black zieht die PGA of America die Reißleine – und bittet um Verzeihung. Präsident Don Rea Jr., der das wüste Publikum zunächst mit Eltern am Rand eines Jugendfußballspiels verglich, ruderte nun öffentlich zurück. In einer Mail an über 30.000 Mitglieder entschuldigte er sich für entgleiste Fans – und für seine eigenen Worte. „Einige Zuschauer haben die Linie klar überschritten“, schrieb Rea. „Ihr Verhalten war respektlos, unangebracht und nicht das, wofür wir als PGA of America stehen.“ Auch CEO Derek Sprague habe sich bereits bei Rory McIlroy, dessen Frau und Team Europe entschuldigt. Rea hatte die Ausschreitungen zunächst verharmlost und sie mit der Atmosphäre bei einem Jugendturnier verglichen. Damit handelte er sich prompt einen Shitstorm ein. Jetzt gibt er sich demütig: „Wir müssen unsere Bogeys eingestehen – diesen ganz besonders.“

Hatton ruft zur Fairness auf: Keine Retourkutsche 2027

Nach dem Pöbel-Fiasko von Bethpage Black mahnt ausgerechnet Europas Heißsporn Tyrrell Hatton zur Gelassenheit: Wenn der Ryder Cup 2027 nach Adare Manor kommt, sollen die europäischen Fans bitte nicht auf US-Niveau sinken. „Ich glaube nicht, dass Beleidigungen der richtige Weg sind“, sagte Hatton am Rande der Dunhill Links Championship. „Ein paar Jungs bekamen richtig übles Zeug ab – bei mir ging’s nur um Größe, Haaransatz oder Gewicht. Nichts, was ich mir nicht selbst schon aufs Butterbrot geschmiert habe.“ Während US-Kapitän Keegan Bradley das New Yorker Publikum als „leidenschaftlich“ verteidigte, widersprach Hatton deutlich: „Was da passiert ist, war weit jenseits dessen, was wir in Rom erlebt haben.“ Nun will Europa in Irland beweisen, dass sportlicher Wettstreit sehr wohl ohne Ausfälligkeiten auskommt.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Legion XIII (@legionxiiigc)

Fleetwood: „Nicht alle Amerikaner waren die Bösen“

Der gute Mensch von Southport: Tommy Fleetwood surft weiter auf der Ryder-Cup-Welle – Sieg für Europa, persönlicher Triumph und dazu der Nicklaus-Jacklin-Award für Fairness und Sportsgeist. Der Engländer, der mit McIlroy und Rose vier seiner fünf Matches gewann, galt in Bethpage Black als Ruhepol inmitten des New Yorker Lärms. Doch auch er kam nicht um das Thema Fan-Entgleisungen herum. Fleetwood mahnt zur Differenzierung: „Es gibt einen Unterschied zwischen einer feindseligen Stimmung und persönlichen Beleidigungen. Das waren nicht alle US-Fans.“ Viele Amerikaner hätten sich fair verhalten – und er habe keinerlei Groll: „Wie willst du 50.000 Leuten sagen, sie sollen sich benehmen? Die meisten tun’s ja.“ Und: „Wir wussten, worauf wir uns einlassen – und wir haben trotzdem gewonnen.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Alfred Dunhill Links Championship (@dunhilllinks)

Sir Luke?

Vorhersehbar: Klar, dass nach dem zweifachen Ryder-Cup-Triumph nun der Ritterschlag für Europas Teamchef Luke Donald gefordert wird. Als Maßstab muss ausgerechnet Englands Ex-Fußballnationaltrainer Gareth Southgate herhalten, der mit den Three Lions nichts gewonnen hat und trotzdem in den Ehren-Adel erhoben wurde.

Britisches Luxus-Resort startet Ryder-Cup-Offensive

Konkurrenz für Green Eagle: Während Inhaber Michael Blesch auf den Green Eagle Golf Courses vor den Toren von Hamburg an der Fertigstellung des West Course arbeitet und damit der „Mission 2035“ die Bühne bereitet, erwächst seinen Ryder-Cup-Ambitionen neue Konkurrenz. Das Luton Hoo Hotel im englischen Bedfordshire krempelt seinen Golfplatz um – inklusive drei neuer Löcher, geplant mit Unterstützung von Golf-Legenden Gary Player und Justin Rose. Ziel: ein britischer Austragungsort für den Ryder Cup 2035. Die Arora Group als Eigentümer des Resorts hat zudem Spa-Erweiterungen genehmigt bekommen, um den Luxusstandard zu heben. Eine Justin-Rose-Akademie soll ebenfalls entstehen.

Golf unterm Dach: Simulatoren boomen

Der globale Markt für Golf-Simulatoren steht vor einem regelrechten Höhenflug: Von 1,92 Milliarden Dollar 2025 soll er bis 2032 auf 3,95 Milliarden anwachsen – fast eine Verdopplung in sieben Jahren bei 10,9 % CAGR, wie ein Bericht von Fortune Business Insights zeigt. Getrieben wird das Wachstum von Künstlicher Intelligenz, VR und AR, die Trainings- und Spielerlebnis ins Wohnzimmer bringen. Hardware dominiert das Geschäft: Full-Swing-Simulatoren sollen 2025 über 70 % des Marktes abdecken, portable Geräte für Amateure wachsen rasant. Clubs, Akademien und Entertainment-Venues führen die kommerzielle Nutzung an, Privathaushalte legen am schnellsten zu. Regional führt Nordamerika, Asien-Pazifik wächst am schnellsten, Europa sichert Platz zwei. Die Branche bleibt heiß umkämpft: TrackMan, Foresight, Full Swing und Co. sorgen mit Innovationen dafür, dass Golf simuliert genauso spannend bleibt wie auf dem echten Grün.


Feedback