Back Nine

Jon Rahm führt Weltrangliste endgültig ad absurdum: Immer noch nur Dritter

23. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Jon Rahm reitet eine Erfolgswelle auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Jon Rahm reitet eine Erfolgswelle auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

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Schon wieder Jon Rahm? Ja, bei den exzellenten Vorstellungen des Spaniers kommt man an „Rahmbo“ nicht vorbei. Umso seltsamer, dass der 28-Jährige wiederum in der Weltrangliste nicht wirklich voran kommt, und das nach vier Siegen in den jüngsten sechs Turnieren und einem kombinierten Score von 54 unter Par aus den diesjährigen Aufritten beim Tournament of Champions und jetzt bei The American Express, wo er in der Finalrunde eine 68 spielte.

Dennoch gelang es ihm damit, gerade mal LIV-Abgänger Cameron Smith und US-Pro Patrick Cantlay zu passieren, während vor ihm immer noch der seit dem Masters-Triumph sieglose Scottie Scheffler und Branchenprimus Rory McIlroy rangieren, der diese Woche in Dubai sein Golfjahr startet. Ganz ehrlich, Rahms Erfolge führen das OWGR ab absurdum. Auch Europas Ryder-Cup-Teamchef Luke Donald sagte jetzt, dass dringend was am System der Punkte-Zuteilung geändert werden müsse. „Wenn man mit Statistikern spricht, sagen sie einem, dass es nun gerechter ist. Aber es scheint eher ein bisschen daneben zu sein“, meinte der Engländer während der Abu Dhabi HSBC Championship. „Vielleicht war es vorher ein bisschen zu lasch. Dafür schlägt der Pegel jetzt in die andere Richtung aus und berücksichtigt nicht mehr, wie schwierig es ist zu gewinnen – egal wo und gegen welche Feldstärke.“

Dazu passt, dass vor The American Express noch groß über den nie da gewesenen Fall einer möglichen OWGR-Doppelspitze spekuliert worden war. Hätte nämlich Cantlay in La Quinta gewonnen, dessen einziger Titel 2022 die BMW Championship war, und wäre Scheffler gleichzeitig alleiniger Achter geworden, dann säße das Duo jetzt vor McIlroy und Rahm auf dem Platz an der Sonne. Irgendwie absurd.

Wenn der Flaggenstock die Siegchance kostet

Falsche Wahl: Fahne raus nehmen beim Putten oder drin lassen, wie es seit der Reform der Golfregeln 2019 frei gestellt ist? PGA-Tour-Rookie Davis Thompson stand gestern beim The American Express auf dem 17. Grün vor dieser viel diskutierten Frage – und normalerweise lässt der 23-Jährige aus Alabama bei langen Putts, die Stange stecken. Doch diesmal wurde ihm das zum Verhängnis. Oder anders: Es kostete ihn womöglich den ersten Tour-Titel, zumindest die Chance auf den Premierensieg im Debütjahr: Der aus 14,6 Metern Entfernung mit „Schmackes“ zum Birdie-Versuch angeschobene Ball prallte gegen das Aluminium, bekam dadurch einen Schubs und rollte noch ein paar Zentimeter weiter.


Essig war’s mit dem Schlaggewinn, und so blieb Jon Rahm nach den abschließenden Pars der Finalrunden-Flightpartner ein Play-off erspart: Der Spanier gewann mit 261 zu 262 Schlägen. „Tja, was wäre gewesen, wenn? Das wird mich sicherlich noch eine Weile beschäftigen“, sagte Thompson anschließend. „Ich habe die Linie gut gelesen, aber den Schlag nicht gut dosiert. Dennoch habe ich nach dieser Woche allen Grund, stolz auf mich zu sein.“ Immerhin stellte er an den ersten beiden Tagen auch den PGA-Tour-Rekord der meisten Eagles ein.

 

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Ein schwacher Trost war, dass es noch schlimmer hätte kommen können: S. H. Kim traf am zweiten Tag ebenfalls den Flaggenstock, allerdings auf der Par-5-16, mit dem dritten Schlag, aus gut 78 Metern – und brauchte noch fünf Schläge, bis der Ball endlich im Loch war. Immerhin wurde Kim dafür an der 17 mit einem Lucky Bounce entschädigt. Aber sehen Sie selbst:

Victor Perez dürfte Ryder-Cup-Ticket sicher haben

Alle Wege führen nach Rom: Mit seinem Erfolg bei der Abu Dhabi HSBC Championship hat sich der in Schottland lebende Franzose Victor Perez schon fast den Platz in Europas Equipe für den anstehenden Ryder Cup gesichert. Perez rangiert aktuell in der Punkteliste hinter Seriensieger Jon Rahm. „Ein großartiges Jahr liegt vor uns“, sagte der 30-Jährige. „Es stehen eine Menge großer Dinge an. Ich hatte eine wirklich gute Off-Season und habe hart gearbeitet. Das zahlt sich jetzt aus.“ Beispielsweise mit dem Birdie auf der Par-3-17. Perez bezeichnete den aus dem Bunker eingelochten Ball als „wahrscheinlich besten Schlag meines Lebens“. Solche Treffer dürften auch im September im Marco Simone Golf & Country Club gegen das übermächtig wirkende US-Team dringend gebraucht werden:

US-Journalistenverband: „LIV-TV-Deal ist blutige Show“

Lautsprecher: Greg Norman hat mal wieder ein Interview gegeben. Bei Fox News, wie passend, sprach der Australier über die LIV Golf League und deren saudi-arabische Hintermänner. Erwähnenswert ist vor allem, dass er Tiger Woods wegen dessen Rücktrittsforderungen an Normans Adresse als „Sprachrohr der PGA Tour“ verunglimpft. Sagt wer? Denn quasi im gleichen Atemzug verteidigt „The Great White Shark“ einmal mehr seine Finanziers und hält dem Regime in Riad in Sachen Mord, Menschenrechtsverletzungen und sonstigen Missständen wie schon 2022 zugute: „Soweit ich es sehe, hat Saudi-Arabien aus seinen Fehlern gelernt.“


Derweil hat der einflussreiche National Press Club, die US-Version des Journalistenverbands und weltweit größter dieser Art, die Nexstar Media Group wegen des Deals der Tochterfirma The CW Network mit LIV Golf heftig kritisiert und diesen als „beschämenden PR-Gag“ bezeichnet, um „Saudi-Arabiens Ruf zu rehabilitieren, der durch die staatlich angeordnete grausame Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 irreparabel geschädigt wurde“. Weiter heißt es in dem Statement: „Es stellt sich die Frage, wofür Nexstar überhaupt steht? Man kann nicht eine Marke in der Nachrichtenbranche sein wollen und sich so verhalten. Saudi-Arabien hat einen Journalisten der Washington Post ermordet und ihn mit einer Knochensäge zerstückelt.“ Und: „Wir rufen die Mitarbeiter von Nexstar – von denen viele Journalisten sind – dazu auf, von der Geschäftsführung eine Erklärung zu verlangen, warum sie mit den Mördern eines Journalisten zusammenarbeiten. Wir fordern Nexstar auf, das Richtige zu tun und ihre blutige Golfshow abzusagen.“

Xander Schauffele und sein Albatros

Seltene Sichtung: Über 42.100 Tier- und Pflanzenarten auf diesem Globus gelten als bedroht, dazu zählt auch der Wander-Albatros als größter flugfähiger Vogel. Nicht minder selten wie der gefiederte Namensgeber mit seiner Spannweite von bis zu 3,5 Metern ist der Golf-Albatros, also ein Lochergebnis von Drei unter Par, was nur auf einem Par-5 möglich ist – weil’s auf einem Par-4 als Ass gezählt würde. Jedenfalls gab’s gestern mal wieder ein „Double Eagle“, wie die Amerikaner das seltene Ereignis auch nennen: Bei The American Express landete Xander Schauffele den Treffer auf dem fünften Loch in La Quinta, vermied mit dem Eisen vom Fairway über 205 Meter knapp das Wasser vor dem Grün und schrieb sich am Ende eine 62er-Runde gut. Beim Tournament of Champions hatte der Olympiasieger noch wegen Rückenbeschwerden passen müssen.


Und weil ein Albatros eben nicht alle Tage vorkommt – der berühmteste war zweifellos Sam Sneads „Shot heard around the world“ beim Masters 1935 auf der „Azalea“-15 – gibt es hier noch ein paar der raren Exemplare:

R&A plant virtuelle Open Championship

Große Pläne: Da sage noch einer, die Granden des Golfsports verwalteten lediglich die Verstaubtheit des Spiels. Auch beim R&A hat man die Zeichen der Zeit erkannt und sich jetzt durch eine Vertragsverlängerung mit dem Management-Mammutkonzern IMG um weitere zehn Jahre die Dienste seines digitalen Arms Seven League gesichert. Die Firma gehört seit 2021 zu IMG Media und war bereits im US-Football und -Basketball sowie für den FC Barcelona tätig. In St. Andrews soll Seven League „unsere Medien- und Digitalkompetenz stärken“, adressiert R&A-Chef Martin Slumbers den Bedarf einer sich verändernden Zielgruppe nach virtuellen Angeboten: „Wir wollen sicherstellen, dass der Golfsport auch in 50 Jahren noch floriert, und diese Partnerschaft wird uns dabei helfen, eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten zu eröffnen.“ Mittelfristig peilt der R&A mit Seven League sogar die Ausrichtung einer VR (Virtual Reality) Open an, bei der User ein Platz der Open-Championship-Rota spielen und auf den Spuren der Champion Golfer wandeln können.

Super-Bowl-Werbung in „Caddyshack“-Manier

Star-Aufgebot: Die Werbeclips, die extra zum Super Bowl erstellt werden, sind Legende. Auch die Bierbrauer von Michelob haben sich für das 57. Endspiel der National Football League (NFL) wieder was Tolles einfallen lassen, das am 12. Februar (Ortszeit) in Phoenix steigt und damit nicht nur zeit- sondern auch ortsgleich zur Waste Management Phoenix Open stattfindet. Michelob schickt dafür unter anderen Tennis-Heroine Serena Williams, Fußballerin Alex Morgan, den einstigen Dallas-Cowboys Quarterback Tony Romo sowie Boxer Canelo Alvarez auf den Golfplatz – in einer Art Remake des Kultklamauks „Caddyshack“ und sogar vor der originalen Kulisse des Bushwood Country Club. Alle vier sind leidenschaftliche Golfer; Romo ist ohnehin bekannt für seine Ambitionen auf Turnier-Ebene und gehört überdies mit Williams und Morgan zu den Investoren bei TMRW Sports von Tiger Woods und Rory McIlroy. Hier ein paar Schnipsel des Super-Bowl-Werbevideos:

Amateur belohnt sich mit Ass für 29.000-Dollar-Startplatz

Gegenwert: The American Express ist eine Besonderheit unter den PGA-Tour-Turnieren, weil sich alljährlich Amateure mit den Pros über den Kurs in La Quinta schlagen, die sich das pro Startplatz 29.000 Dollar zugunsten eines guten Zwecks kosten lassen. Für einen hat es sich heuer besonders gelohnt: Adam Fuller aus Atlanta gelang am Samstag auf dem knapp 129 Meter langen achten Loch ein Hole-in-one. Dafür benötigte der 51-Jährige mit Handicap zwei ein Eisen 9 und etwas Glück beim Roll des Balls. Es sei sein insgesamt fünftes Ass gewesen, erzählte Fuller, „aber das erste in einem Turnier. Und es war natürlich noch mal besonders, es hier zu schaffen, während man mit den Professionals spielt“. Fuller war am dritten Tag mit Ben Taylor und Robby Shelton unterwegs, spielte zuvor am Donnerstag mit Wyndham Clark und Harry Higgs sowie am Freitag mit Sam Burn und Harris English.

Regel 11.3 versus 10.1a

Zum Schluss: Wie war das noch mit der neuen Golfregel 10.1a? Wenn der Ball beim Schlag mit dem Schläger versehentlich mehrfach berührt wird, ist das seit Januar 2019 straflos. Schlägt der Spieler den sich bewegenden Ball indes absichtlich mehrfach, dann gibt’s nach Regel 11.3 wegen bewussten Ablenkens der Flugbahn zwei Strafschläge. Womit die Sachlage in diesem Fall ja geklärt ist – ein Kunstschlag bleibt es dennoch:

 

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