Martin Kaymer

Martin Kaymer im Interview: „Ich weiß genau, woran ich arbeiten muss“

04. Nov. 2017 von Tobias Hennig in Belek, Türkei

Martin Kaymer sprach am Rande der Turkish Airlines Open mit Golf Post. (Foto: Getty)

Martin Kaymer sprach am Rande der Turkish Airlines Open mit Golf Post. (Foto: Getty)

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Golf Post traf Martin Kaymer am Rande der Turkish Airlines Open, um mit ihm über die zurückliegende und die kommende Saison zu sprechen. Woran er im Winter arbeiten wird und wie sich Sportler seiner Meinung nach im Umgang mit politischen Problemen verhalten sollten, verriet er ebenfalls.

Golf Post: Wie bewertest Du die Saison 2017 von den Ergebnissen her?

Martin Kaymer: Es war eine der schlechtesten Saisons, die ich bisher hatte. Ich habe vor allem im kurzen Spiel die ganze Saison über viel liegen lassen. Anfang des Jahres habe ich gut gespielt, weil ich sehr viel und gut trainiert habe. Ab April oder Mai habe ich leider Probleme mit der Schulter bekommen und habe weniger trainieren können. Die Turniere sind nicht so gut gelaufen, dann habe ich die Pause einlegen müssen. Eigentlich hätte ich schon ein bis zwei Monate früher Pause machen sollen, aber es waren wichtige Turniere mit der US Open, der BMW International Open in München oder der British Open. Von daher war die Saison natürlich nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Auf der anderen Seite war es ein guter Indikator dafür, was ich im Winter trainieren muss. Ich werde im Winter wieder nach Amerika fliegen und weiß genau, woran ich arbeiten muss, damit ich nächstes Jahr wieder dahin komme, wo ich vorher war.

Golf Post: Hast Du das Gefühl, Du hast Dich physisch, mental und technisch weiterentwickelt?

Martin Kaymer: Ich konnte sehr wenig machen ab Mai und das ist nicht mein Naturell. Normalerweise trainiere ich sehr viel, weil ich sehr gerne trainiere. Aber auf Grund der Verletzung konnte ich relativ wenig machen und dann ist man bei den Turnieren ein bisschen unvorbereitet. Du fühlst dich immer so, als ob du Montag, Dienstag, Mittwoch viel trainieren musst, weil du ein bisschen hinten dran bist. Und das habe ich besonders im Sommer und im Herbst gemerkt.

Golf Post: Was steht also im Winter hauptsächlich auf dem Programm?

Martin Kaymer: Ich werde sehr viel das kurze Spiel trainieren. Ich freue mich auf den Winter, weil ich wieder ordentlich trainieren und mich auf die Saison vorbereiten kann. Wahrscheinlich werde ich im Frühling nächsten Jahres ein bisschen länger in Amerika bleiben. Ich bin immer sehr, sehr gern in Deutschland, aber da kann man kaum am kurzen Spiel arbeiten, weil man schlechte Grüns und wenig gute Pitching-Grüns hat. Es ist im Winter sehr frustrierend, sich in Deutschland vorzubereiten.

Golf Post: Worauf wirst Du Dich 2018 fokussieren?

Martin Kaymer: Ganz klar auf die Majors und den Ryder Cup. Das sind die offensichtlichen Ziele. Ich würde mir sehr gern Chancen geben, die Majors zu gewinnen. Ich will mich donnerstags und freitags in eine gute Position bringen, damit ich Samstag und Sonntag eine Chance habe. Wenn man das erledigt, wird der Ryder Cup von alleine passieren.

Golf Post: Vom persönlichen Anspruch her musst Du doch die Ambitionen haben, den Ryder Cup zu spielen, oder?

Martin Kaymer: Absolut. Ich habe jetzt viermal daran teilgenommen. Es ist wirklich ein Highlight in der Karriere. Besonders in Europa zu spielen ist ein Traum und macht so viel Spaß. Wenn du so ein Gefühl kennengelernt hast, möchtest du nicht unbedingt vorm Fernseher sitzen und den anderen zugucken.

Golf Post: Die Amerikaner waren beim Presidents Cup unglaublich stark. Wird Dir da Angst und Bange, oder bekommst Du da umso mehr Lust darauf, Dich mit Ihnen zu messen?

Martin Kaymer: Wir haben ja noch fast zwölf Monate bis zum nächsten Ryder Cup. Aber die Amerikaner sind natürlich extrem gut aufgestellt. Sie haben den letzten Ryder Cup sehr gut gespielt. Der Presidents Cup war nicht wirklich eine Competition. Das Team USA hat momentan natürlich ein extrem hohes Selbstvertrauen.

Golf Post: Wir sprechen hier bei der Turkish Airlines Open in Belek miteinander. Das Thema Türkei ist derzeit sehr sensibel, viele Menschen stehen Reisen in die Türkei sehr kritisch gegenüber. Wie gehst Du damit um?

Martin Kaymer: Man muss natürlich die politische Lage verfolgen, um zu sehen, wie groß die Risiken sind, in verschiedene Länder zu fliegen. Man hört natürlich viel über die politischen Probleme. Als Sportler solltest du dich da aber raushalten. Wir haben natürlich alle unsere Meinung, was richtig oder falsch ist und wer gute oder schlechte Arbeit macht. Aber wer sich als Sportler dazu öffentlich äußert ist selber schuld. Ich sehe mich da nicht in der Verantwortung. Ich fühle mich hier sehr wohl und bin immer gern in die Türkei gekommen. Die Kultur und die Menschen hier finde ich sehr warmherzig und sehr hilfsbereit. Die politische Geschichte ist eine ganz andere.

Das Interview führte Tobias Hennig.

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