Panorama

Golfreisen in Zeiten von Corona: Warum auch in die Ferne schweifen?

05. Mai. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Golfreisen in Zeiten von Corona sind ein schwieriges Thema. (Foto: Getty)

Golfreisen in Zeiten von Corona sind ein schwieriges Thema. (Foto: Getty)

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Sie müssen jetzt stark sein. Ohne Umschweife und falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Das wird dieses Jahr nichts mit dem Golfurlaub im Ausland. Mallorca schließt touristische Auslandsankünfte bis ins kommende Jahr aus, will zuerst mal den nationalen Tourismus fördern. Bundesaußenminister Heiko Maas hat gerade eine Verlängerung der weltweiten Reisewarnung bis 14. Juni verkündet. Die EU in Person ihrer Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rät generell von sommerlichen Fernreise-Plänen ab: „Für Juli und August kann derzeit niemand verlässliche Vorhersagen machen“). Der Chef des Flugzeugbauers Boeing, Dave Calhoun, ging bei der jüngsten Hauptversammlung seines Unternehmens noch weiter: „Wir erwarten, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, bis das Reiseaufkommen wieder das Niveau von 2019 erreicht.“

Corona - Gute Gründe für die Heimat

Das war die schlechte Nachricht. Die gute lautet: Warum in die Ferne schweifen? Wir haben alles hierzulande, was für einen gelungen Urlaub oder Kurztrip nötig ist. Und deutsche Golfplätze können es wahrlich gebrauchen. Erst recht Gastronomie und Hotellerie, die vor einem Inferno der Insolvenzen stehen. Überhaupt die ganze inländische Geschäftswelt. Es gibt also jede Menge Gründe, die dafür sprechen.

Nicht nur bis zur Zeit nach Corona übrigens, die sich keineswegs am Grad der Lockerungen von Shutdowns und Kontaktbeschränkungen orientiert. Sondern am Zeitpunkt, wenn ein wirksamer Impfstoff entdeckt und weltweit in ausreichendem Maße verfügbar sei wird. Das freilich ist ein generelles Debattenthema um Haltung, Nachhaltigkeit und die grundsätzliche Wende zum Weniger. Nicht jetzt …

Golfreisen: D-A-CH, Skandinavien oder Baltikum

Was lässt sich in der aktuell so fragilen und volatilen Situation des Lebens mit dem Virus für die nahe touristische Zukunft aus dem Kaffeesatz lesen? „Interkontinental reisen können wir bestenfalls wieder 2021 – und auch das nur begrenzt“, zitierte die „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) unlängst Professor Christian Laesser von der Universität St. Gallen, einen Fachmann für Touristik und Dienstleistungsmanagement.

Zuerst trete wohl eine Lockerung im Inland und ein Anstieg an Inlandsreisen ein; in einer weiteren Phase sei eine europäische bzw. kontinentale Lockerung denkbar, so Laesser: „Erst in einer letzten Phase, wenn wirklich alle Restriktionen aufgehoben sind, wird der Tourismus wieder zwischen den Kontinenten stattfinden.“

Möglichkeit des „Physical distancing“ wird zum Reisekriterium

Davon allerdings profitieren laut Experten zuvorderst die Luxusreisen und -destinationen bzw. -Etablissements, denn in diesem Segment ist das auf Dauer erwartbare und gebotene „physical distancing“ am ehesten realisierbar.

Inwieweit dafür beim Einzelnen das wirtschaftliche Potenzial und nicht zuletzt die Bereitschaft vorhanden ist, bleibt freilich abzuwarten. Auch bei den Golfern. „Es ist gut vorstellbar, dass man künftig lieber innerhalb der D-A-CH-Region reist. Oder nach Skandinavien und ins Baltikum, vielleicht aufgrund der Historie noch nach Schottland und Irland – Destinationen jedenfalls, aus denen es sich bei einem erneuten Aufflammen der Pandemie einfacher nach Hause zurückkehren lässt“, vermutet im Gespräch mit Golf Post ein Insider der Golfreise-Branche, der nicht genannt werden will.

Und fügt an: „Zumal auf tragische Weise augenfällig wurde, wie instabil in manchen mediterranen Ländern das Gesundheitssystem ist. Also wird man bei den Planungen Länder bevorzugen, die die Krise besser managen und bewältigen.“

Ziele, die mit dem Auto erreichbar sind

So sieht es auch Thomas Mönch, Prokurist und Golfmanager des Spa & Golf Resort Weimarer Land. „Viele Golfreisende werden in diesem Jahr nicht nach Mallorca oder in die Türkei reisen, weil dorthin entweder keine Flüge starten oder sie dort eine schlechtere medizinische Versorgung als im Inland erwarten“, sagt er im Gespräch mit Golf Post.

Selbst ein Fernreisen-Experte wie Jochen Zirfas, der mit „Sophisticated Golf Tours“ und „SouthernGlobeGolf“ von Neuseeland aus massgeschneiderte Golf-Trips und Golf-Urlaube arrangiert – in die südliche Hemisphäre, aber von dort aus auch nach Europa oder etwa zum Masters –, hat seiner europäischen Klientel empfohlen, „wegen der derzeit noch unsicheren Lage am Flugmarkt über Ziele nachzudenken, die mit dem Auto erreichbar sind“.

„Tourismus vor Ort im Vorteil“

Er habe allerdings Glück gehabt, sagt Zirfas: „Einerseits war aus saisonalen Gründen unser Hauptgeschäft bereits beendet, Kunden aus deutschsprachigen Ländern nach Neuseeland und Australien zu betreuen. Andererseits konnten wir durch intensive Gespräche über Kreditierung statt Stornierung und Verhandlungen mit den Nachunternehmern über Verlängerungen der Angebote viele Probleme minimieren.“

Dennoch bleibt es bei der Aussage des Schweizer Professors Laesser: „Einen kompletten Stopp und einen so tiefen Fall, wie wir das derzeit haben, hat es meines Wissens noch nie gegeben. Die Corona-Krise trifft die Reisebranche brutal.“

Damit ins Inland. „Ich glaube, dass wir für die nächsten Jahre vielleicht sogar einen Boom des Inlands-Tourismus und damit einen Boom bei uns im Land erleben können», sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sein Ministerpräsident Daniel Günther, der das Bundesland vor kurzem noch selbst gegen die Hamburger hermetisch abgeschottet hatte, hat das Sommergeschäft ebenfalls noch nicht abgeschrieben.

„Platz wird der neue Luxus“

An der Basis hegt man gleichermaßen die Hoffnung aufs Gute im Schlechten. „Es wird eine Menge Nachholbedarf geben. Und da ist der Tourismus vor Ort im Vorteil“, glaubt Florian Gneist, Manager des GC Budersand auf Sylt. „Es ist einfacher hierher zu kommen als nach Mallorca.“

Freilich, auch innerdeutsch gelten künftig andere Maßstäbe. Vor allem in räumlicher Hinsicht – was sich bei den Auflagen der aktuellen ersten Lockerungsschritte für das Gastgewerbe ja bereits andeutet. Anna-Maria-Fäßler, Hoteldirektorin des Sonnenalp Resorts in Ofterschwang im Allgäu brachte es gegenüber dem Portal „Tophotel.de“ auf den Punkt: „Platz wird der neue Luxus in der Hotellerie sein.“

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