Golfreisen

Golf vom Feinsten in Deutschlands hohem Norden

26. Jul. 2021 von Jürgen Linnenbürger

Wind gibt’s im Norden Deutschlands reichlich. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Wind gibt’s im Norden Deutschlands reichlich. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

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"Warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah?" Ganz im Sinne von Johann Wolfgang von Goethe zieht es uns in den windreichen Norden und Nordosten Deutschlands zu den Plätzen, die nicht nur national, sondern auch international große Anerkennung finden. Sie zählen zu den Besten im ganzen Land.

Einzigartige Landschaft des WINSTONlinks

Zunächst führt es uns nach Mecklenburg-Vorpommern. Im WINSTON Golf Resort in der Nähe von Schwerin werden wir mit einem herzlichen "Moin" willkommen geheißen. Diese Begrüßung wird nicht nur hier, sondern im gesamten Norden von frühmorgens bis in den Abend hinein verwendet.

Zu der Anlage zählen zwei 18-Loch Championship-Plätze sowie ein 9-Loch Par 3 Kurzplatz. Als ersten Platz spielen wir den Links Course, einen der außergewöhnlichsten Plätze Deutschlands. Sein eigenwilliges Design ist viel diskutiert: "You will love it or hate it". Der völlig künstlich angelegte, wellige Inland-Links beeindruckt durch seine zahlreichen, pyramidenförmigen Hügel der bis zu 12 m hohen, dicht bewachsenen Dünen. Umgeben ist er von dichtem Waldbestand.

Die rollenden, teils gesplitteten und tief in der hügeligen Dünenlandschaft eingebetteten Fairways bieten eine Menge unterschiedlicher Anspielmöglichkeiten. Diese tragen ebenso zu der Attraktivität der Platzes bei wie die schnellen, ondulierten Grüns und die zahlreichen Topfbunker.

Abschlag und Blick auf die zehnte Bahn. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Abschlag und Blick auf die zehnte Bahn. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Geschätzt wird die Anlage auch von den Ü50 Professionals der European Tour. Im Juli 2021 schlagen die Senioren der Legends Tour bereits zum neunten Mal auf einem der beiden Championship-Plätze des Resorts ab. Diesmal wird es als Einladungsturnier mit einem reduzierten Starterfeld durchgeführt, bei dem die Top-Spieler um den Titel der WINSTONgolf Senior Open kämpfen.

Der Name ist Programm

Der völlige Gegensatz hierzu ist der zweite Platz der Anlage. Der WINSTONopen ist ein weiter, offener Parkland-Kurs mit Links-Elementen, dessen Fairways ihrem Namen alle Ehre machen. Durch das leicht hügelige Gelände geht es ständig bergauf und -ab.

Der Pflegezustand des Platzes könnte nicht besser sein. Auf allen Fairways ist mindestens ein Mähroboter ganztags im Einsatz, der mit seinen Kollegen dafür sorgt, dass wir auf der Runde jederzeit die gleichen Top-Bedingungen vorfinden.

Jedes Loch trägt seine eigene Handschrift und ist technisch anspruchsvoll gestaltet. Wasserhindernisse, riesige, bestens verteidigte Grüns und dichtes Rough charakterisieren den ebenfalls in völliger Ruhe liegenden Platz mit seinen großartigen Panoramablicken.

In 2021 erhält der Platz ein aufwendiges Re-Design. Die ursprünglich mehr als 80 Bunker werden auf 51 verringert und kommen nun für alle HCP-Klassen ins Spiel. Sie sind nicht nur eine Augenweide, sondern auch durch die aufwendige Randgestaltung sowie den speziellen wasserdurchlässigen Sand "State of the art".

Gelungene Neugestaltung aller Bunker. (Foto: WINSTONgolf)

Gelungene Neugestaltung aller Bunker. (Foto: WINSTONgolf)

Eines der schönsten Löcher ist die letzte Bahn. Der Abschlag vom erhöhten Tee bietet reichlich Gefahren, aber in der Abendsonne einen traumhaften Blick auf das bestens geschützte Grün mit dem dahinter liegenden Clubhaus.

Loch 18 und Clubhaus. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Loch 18 und Clubhaus. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Hanseatische Noblesse in beeindruckender Natur

Von "Meck-Pomm" führt es uns nach Hamburg zu einem weiteren Highlight unter den deutschen Championship-Golfplätzen, der nicht nur national höchstes Lob erntet. Der 1906 gegründete Hamburger Golf-Club e.V. Falkenstein ist ein privater Golfclub mit einem klassischen Par 71 Parkland-/Heideland-Kurs in äußerst reizvoller, natürlicher Umgebung. Vom ersten Moment an spüren wir die hanseatische Noblesse. Wir treffen auf "Old School Golf", gediegene Eleganz und Tradition.

Von der Terrasse des Clubhauses beeindruckt uns zunächst der imposante 180 Grad Blick über die weitläufigen Übungsanlagen, auf das reetgedeckte Starterhäuschen, die erste und zehnte Bahn sowie das 18. Grün. Dieser positive Eindruck setzt sich nahtlos auf dem Platz fort.

Das ursprüngliche Design des von altem Baumbestand umgebenen Championship-Platzes stammt aus den frühen 1930er Jahren. Zu verdanken ist dies dem berühmten britischen Golfplatz-Architekten Harry S. Colt, unter dessen Führung die 18 Löcher entstanden sind. Seine Handschrift ist auch heute noch an den meisten zu erkennen.

Grün der Zwei und Abschlag der Sieben. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Grün der Zwei und Abschlag der Sieben. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Jedes Loch hat seinen eigenen Reiz, der auch durch etliche erhöhte Abschläge, Doglegs und blinde Schläge bestimmt wird. Wasserhindernisse gibt es nicht. Doch die teils großen Heidefelder, die carry zu überwinden sind, haben es in sich und schlucken jeden Ball.

Wir genießen die variantenreichen Bahnen, die auf dem sandigem Grund durch das ständige Auf und Ab in alle Himmelsrichtungen verlaufen. Die völlige Ruhe in dieser traumhaften Natur wird lediglich durch das Zwitschern der Vögel unterbrochen. Ein Reh und sein Kitz kreuzen plötzlich das Fairway, bleiben auf diesem kurz stehen und beobachten uns.

Bahn 17, Par 5, 431 m (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Bahn 17, Par 5, 431 m (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Der Club ist sportlich-ambitioniert ausgerichtet. 17 Mannschaften kämpfen um Erfolge.

Wir spielen den Platz kurz nach der 80. Internationalen Amateur-Meisterschaft der Damen und treffen auf unserer gesamten Runde perfekte Bedingungen an. Leider hat sich die Sonne am Tag unseres Besuchs versteckt und die Heidefelder blühen noch nicht. Doch auch so genießen wir jede Minute auf diesem großartigen Platz.

Friesisches Juwel im Weltnaturerbe

Weiter führt uns der Weg in den äußersten Norden Schleswig-Holsteins. Die nordfriesische Insel Föhr befindet sich inmitten des Weltnaturerbes Naturpark Wattenmeer in der Nordsee und ist mit der Auto-Fähre von dem Ort Dagebüll zu erreichen. Oder man landet mit dem Sport-Flieger auf der Rasenpiste des kleinen Flughafens, der direkt neben dem Golfclub Föhr liegt.

Der Platz hat seinen Ursprung Mitte der 1920er Jahre. Durch die Erweiterung der Anlage auf 27 Löcher in 2009 und das Re-Design des Großteils der ursprünglichen Löcher in 2014, ist der Platz nicht nur in den Focus der deutschen Golf-Öffentlichkeit gerückt.

Der Charakter der 3x9 Loch-Anlage ist nicht eindeutig, denn sie weist Elemente von Inland Links-, Heideland- und Parkland-Plätzen auf. Obwohl man das naheliegende Meer riechen kann, gibt es keinen direkten Zugang oder Blicke hierauf.

Die Bahnen in der künstlich angelegten Dünenlandschaft mit riesigen Bunkern, Strandhafer und Ginsterbüschen beeindrucken ebenso wie die, die einer Geestlandschaft mit großen sandigen Waste Areas und Wasserhindernissen nachempfunden sind. Andere Löcher führen durch Wald und sind von hohen Bäumen umgeben. Die stark ondulierten, z.T. riesigen Doppel-Grüns sind eine besondere Herausforderung.

Blick über den Platz. (Foto: Golfclub Föhr)

Blick über den Platz. (Foto: Golfclub Föhr)

Auch die Bunker haben es in sich.

Bunker an der gelben Sechs. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Bunker an der gelben Sechs. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Die blaue Drei, ein Par 4 mit einer Länge von lediglich 297 m, gefällt uns besonders. Den Abschlag platziert man entweder auf der linken Seite des gesplitteten Fairways oder auf der rechten, höher liegenden Landezone hinter der inmitten der Bahn befindlichen dicht bewachsenen Düne.

Beeindruckende Bahn: Abschlag der blauen Drei. (Foto: Golfclub Föhr)

Beeindruckende Bahn: Abschlag der blauen Drei. (Foto: Golfclub Föhr)

Der Platz bietet Golfvergnügen pur. Sobald die letzten Bahnen der drei Schleifen dem hohen Niveau der anderen Löcher angepasst sind, ist das Schmuckstück perfekt. Dann ist ein weiteres Klettern in den Rankings sicher.

Nicht nur geografisch spitze

Auf unserer letzten Etappe fahren wir noch ein kleines Stückchen weiter in den äußersten Norden Deutschlands. Zur Nachbarinsel Sylt reisen wir jedoch nicht mit dem Pkw im Autoreisezug über den Hindenburgdamm an, sondern entscheiden uns für die Fähre. Im Hafen von Wyk auf Föhr starten wir um 10.15 Uhr, die Rückfahrt erfolgt um 17.15 Uhr in Hörnum, dem südlichsten Ort auf Sylt. Die Überfahrt dauert ca. 1 Stunde 30 Minuten, so dass wir ausreichend Zeit für 18 Löcher haben. Hier spielen wir den einzigen echten Links-Kurs Deutschlands.

Der Golfclub Budersand liegt fussläufig vom Hafen in Hörnum. Hier treffen wir auf einen offenen 18-Loch Platz, der in die natürliche Dünenlandschaft eingebettet ist und teilweise bis an das Meer heranreicht.

Schon am ersten Abschlag machen wir Bekanntschaft mit dem heftigen Wind. Dieser wird uns auf der gesamten Runde begleiten. Vom höchsten Punkt des Areals, dem Abschlag der Zwei, genießen wir einen fantastischen Blick über den gesamten Platz. Vom Wattenmeer auf der einen schauen wir bis auf die offene, rauhe Nordsee auf der anderen Seite.

Platz zwischen Wattenmeer und Nordsee. (Foto: GC Budersand)

Platz zwischen Wattenmeer und Nordsee. (Foto: GC Budersand)

Die kurz gemähten, welligen Fairways lassen unsere Bälle ungewohnt weit rollen. Die 96 Topfbunker, das dichte Rough aus Strandhafer und Heideflächen sowie die schnellen Grüns haben es in sich und verlangen unsere volle Konzentration. Budersand zählt nicht nur zu den am besten bewerteten, sondern auch zu den schwierigsten Plätzen im ganzen Land.

Grün der 14. Bahn. (Foto: GC Budersand)

Grün der 14. Bahn. (Foto: GC Budersand)

Das Signature Hole, die 15, ist ein 101 m kurzes, leicht abfallendes Par Drei. Fünf Bunker schützen das kleine, buckelige Grün, das direkt vor dem Wattenmeer endet. Zum Glück ist die Sonne herausgekommen, sodass wir von hier im Hintergrund die Inseln Föhr und Amrum sehen können.

Signature Hole Loch 15, Par 3. (Foto. Jürgen Linnenbürger)

Signature Hole Loch 15, Par 3. (Foto. Jürgen Linnenbürger)

Nachdem wir den letzten Putt versenkt haben, müssen wir uns sputen, damit wir die Fähre noch pünktlich erreichen. Die Runde hat doch länger gedauert als wir es erwartet haben. Schnell noch von der Fischbude im Hafen ein Brötchen mit frischen Krabben auf die Hand und dann rauf auf die Fähre.

Abschluss einer außergewöhnlichen Reise

Mit einigen Bällen weniger als auf der Hinfahrt schauen wir vom Heck auf das in der Sonne glitzernde Meer. Der Schiffs-Dieselmotor brummt und das Nebelhorn bläst zur Abfahrt. Zum Glück hat sich der Wind ein wenig gelegt.

Äußerst zufrieden lassen wir unsere Bierflaschen genussvoll zum "Prost" aneinander klingen und die tollen Eindrücke unserer Rundreise noch einmal Revue passieren. Die großartige Natur und die fantastischen Golfplätze haben uns begeistert.

Außer den von uns gespielten Plätzen gibt es weitere bemerkenswerte in den besuchten Regionen. Über diese werde ich nach unserem nächsten Besuch in Deutschlands wunderschönem Norden und Nordosten berichten. Tschüss und bis bald.

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