Golfreisen

Wüstengolf und Wolkenkratzer: Tradition und Moderne in Bahrain

08. Nov. 2021 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

In Bahrain kann man nicht nur die Ursprünge von Golf im Arabischen Raum kennenlernen. (Foto: Golf Post)

In Bahrain kann man nicht nur die Ursprünge von Golf im Arabischen Raum kennenlernen. (Foto: Golf Post)

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Kein Grashalm ist in Sicht, doch mit Schläger und Ball bewaffnet steht man am ersten Tee, die Abschlagstafel beweist es. Nebenan dröhnt ein Helikopter auf der nahen Air Base, ansonsten Stille. Rundherum das eintönige Grau-Braun der steinigen Wüste. Nur eine halbe Stunde entfernt tobt das Leben zwischen Wolkenkratzern, die moderne Architektur prägen. Gleich um die Ecke erlebt man einen traditionellen arabischen Markt (Souk) und findet ebenso einen buddhistischen Tempel. Willkommen in Bahrain!

Der kleine Inselstatt findet selten Erwähnung, denn seine größeren Nachbarn, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Katar (von Iran ganz zu schweigen) dominieren normalerweise die Schlagzeilen – selten im positiven Sinne. Daher tuen sich viele schwer, den Nahen Osten selbst zu erkunden, die moralischen Messlatten liegen hoch. Wahrscheinlich auch, weil Bahrain unter dem Radar läuft. Dabei ist das Königreich, welches aus 33 Inseln besteht, eine fantastische Möglichkeit, arabische Tradition und Moderne im Einklang zu erleben. Die Gesetze sind so liberal wie in keinem anderen der Golfanrainer-Staaten. Das wissen vor allem Saudis zu schätzen, die ihre Wochenenden gern im nur wenige Kilometer entfernten Bahrain verbringen. Und es sollte auch (golfende) Europäer ermutigen, sich selbst ein Bild zu machen von einem Land, das sich jung und dynamisch, vielfältig und offen, traditionell und modern präsentiert.

Die Golfplätze Bahrains - Spiegelbild des Landes

All das passt auch auf die Golfplätze Bahrains. Zwar sind es nur drei an der Zahl, doch die beiden, die auch für Touristen zugänglich sind, könnten unterschiedlicher nicht sein. Dabei liegen sie an derselben Straße. Während man wie eingangs erwähnt auf dem einen keinen einzigen grünen Halm findet, erstreckt sich auf der gegenüberliegenden Seite die wohl größte zusammenhängende Grünfläche des Landes. Der Awali Golf Club, von Briten schon 1937 gegründet, zeigt die Ursprünge des Golfspiels in Bahrain und bildet so den traditionellen Part. Eine Runde auf dem Wüstenkurs und vor allem ein Drink im Clubhaus sind wahrlich eine Zeitreise (wie auch das Leihequipment). Der Royal Golf Club hingegen ist erst vor wenigen Jahren entstanden und mit seinem anspruchsvollen Layout, dem futuristischen Clubhaus und seinen sportlichen Ambitionen ein offensichtlicher Schritt Richtung Zukunft.

Bahrain - einmaliges Wüstengol...

So stehen die beiden Clubs auch sinnbildlich für das Gesamtbild Bahrains. Egal, wo man steht und geht, meist sind sowohl waghalsig konstruierte Wolkenkratzer und historische Kulturzeugnisse in Sicht. Ganz besonders signifikant ist dies, wenn man das Bahrain Fort (Qal'at al Bahrain) besichtigt. Unter der portugiesischen Befestigung aus dem 16. Jahrhundert liegen Artefakte aus 4.000 Jahren Siedlungsgeschichte. Hebt man von einer der Mauern den Blick Richtung Osten, erspäht man unweit die Bürotürme des Finanzdistrikts und die futuristischen Hotels der Bahrain Bay.

Auch der Weg zu der künstlichen Insel östlich der Grabungsstätte belegt den kulturellen Reichtum des Landes. Vorbei an unzähligen Hügelgräbern, durch ein traditionelles arabisches Wohnviertel, erreicht man Manamah – eigentlich eine Stadt, doch so verwachsen mit seinen Vororten und Nachbarstädten, dass es keine merklichen Grenzen zwischen ihnen gibt.

Das Bahrain Fort verbirgt frühe Siedlungszeugnisse. (Foto: Golf Post)

Das Bahrain Fort verbirgt frühe Siedlungszeugnisse. (Foto: Golf Post)

Bahrain Bay - die moderne Seite

Hier finden sich zahlreiche Hotels, die überwiegend im Luxussegment angesiedelt sind. Z.B. das Four Seasons, für das extra eine künstliche Insel aufgeschüttet wurde. Der Bau, der wie ein überdimensionales „H“ in den Himmel ragt, liegt in der Mitte der Bahrain Bay, einer künstlichen Lagune. Im obersten Stockwerk beherbergt das Fünf-Sterne-Haus das höchstgelegene Restaurant Bahrains. Der Blick über das Königreich ist hier ebenso atemberaubend wie die moderne asiatische Küche, die Wolfgang Puck und sein Team in der Küche zaubern. Der Österreicher hat es in den USA nicht nur zum Promi geschafft, sondern Dank seiner Tätigkeit als langjähriger Caterer der Oscar-Verleihungen auch zu einem eigenen Stern auf dem Walk-of-Fame in Hollywood.

Der Kontrast zur modernen Bahrain Bay könnte nicht größer sein, besucht man ein anderes Wahrzeichen des Landes mit 1,5 Millionen Einwohnern. Der „Tree of Life“, ein 400 Jahre alter Khejribaum, steht in der Südhälfte der Insel, 40 Kilometer von Manamah entfernt, einsam mitten in der Wüste. Woher er sein Wasser in einer Region, in der es so gut wie nie regnet, bezieht, ist nicht abschließend geklärt. Und genau das macht den Baum des Lebens zu einer Touristenattraktion. Umgeben wird er von Campingplätzen, auf denen die Locals gern ihre Freizeit und Ferien verbringen. Auch sie sind mitten in der Wüste platziert und verschaffen dem erstaunten Besucher einen weiteren authentischen Eindruck vom Leben in Bahrain.

Waghalsige konstruierte Wolkenkratzer prägen die Skyline der Hauptstadt Bahrains. (Foto: Golf Post)

Waghalsige konstruierte Wolkenkratzer prägen die Skyline der Hauptstadt Bahrains. (Foto: Golf Post)

Von Ölreichtum und Religionsvielfalt

Der staubige Weg zum „Zauberbaum“, der es beinahe auf die Liste der sieben neuen Weltwunder der Natur geschafft hätte, führt nicht nur am Nationalen Ölmuseum vorbei, sondern verschafft einem auch einen Eindruck der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Ölpumpen und Pipelines sind ohnehin omnipräsent, doch auch einige Aluminiumwerke säumen den Weg. Immerhin drei Prozent des Weltmarktes deckt der kleine Staat ab und versucht sich damit, genauso wie mit dem Tourismussektor und dem Schiffsbau, von der endlichen Ressource Öl unabhängig zu machen.

So grau und trist die Wüste den größten Teil des Landes bedeckt, so bunt und laut geht es in der Hauptstadt zu. Hier gibt es neben der Al-Fatih-Moschee im Stadteil Juffair auch einen mit Elefanten bamalten buddhistischen Tempel. Das größte sunnitische Gotteshaus des Landes lässt sich am besten bei einer Führung erkunden, bei der man nicht nur viel über die Reliogionspraxis erfährt, sondern sich auch von der toleranten Auslegung des Islams überzeugen kann, die nicht annähernd mit den fundamentalistischen Ansichten einiger Nachbarländer Bahrains zu vergleichen ist. Der buddhistische Tempel liegt nicht weit entfernt am Rande des örtlichen Marktes, ziemlich versteckt und zugebaut. Auch das farbenfrohe Gebetshaus kann und sollte man besichtigen, wenn nicht gerade eine Zeremonie der Gläubigen darin stattfindet.

Die Al-Fatih-Moschee, die größte des Landes. (Foto: Golf Post)

Die Al-Fatih-Moschee, die größte des Landes. (Foto: Golf Post)

Insgesamt scheint Religion keine übergroße Rolle im alltäglichen Leben zu spielen. Das wird besonders im Ausgehviertel „Block 338“, das direkt an den „Souk“, den traditionellen Markt, anschließt, deutlich. Hier lernt man die Kultur der Gegenwart Bahrains kennen, hier treffen sich nach Feierabend junge Menschen und genießen in Bars und Restaurants die Abende. Ob Showküche beim Griechen (Greek Attic) oder mondänes Dinner im schicken Boutique Hotel (z.B. The Merchant House), auch kulinarisch präsentiert sich Bahrain sehr aufgeschlossen.

Aufgeschlossen - das muss auch der Reisende sein, der sich in den Nahen Osten begibt. Dass das Bild der Golfregion nicht nur aus Negativschlagzeilen besteht, sondern auch einen Ort kennt, an dem man arabische Kultur in moderner Prägung hautnah erleben kann, beweist Bahrain. Doch das muss man sich erst einmal vor Augen führen, oder noch besser: selbst erleben.

Der Autor besuchte Bahrain und die genannten Sehenswürdigkeiten, Golfplätze und Orte auf Einladung der Tourismusbehörde des Landes. Die geschilderten Eindrücke sind ausschließlich die des Autors.

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