Golf in Deutschland

„Golf meets Fußball“: Was können Clubs und Anlagen von den Kickern lernen?

11. Mai. 2023 von Michael F. Basche in Wiesbaden, Deutschland

Über den Tellerrand geschaut: Stefan Blöcher, Geschäftsführer der Brita-Arena, Thomas Hasak vom BVGA und Nico Fischer, Geschäftsführer Sport, Marketing, Kommunikation des SV Wehen Wiesbaden, beim Podiumsgespräch zum Thema "Golf meets Fußball". (Foto: Michael F. Basche)

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Der erste Schulterschluss mit dem Fußball war schon mal ein voller Erfolg: als Thomas Hasak, Geschäftsführer des Bundesverbands Golfanlagen (BVGA) und FC-Bayern-Fan seit Kindesbeinen, in perfekter Pressekonferenzen-Phrasiologie den Trainer Thomas Tuchel persiflierte: „Am Ende der Saison werde ich einen meiner beiden Lieblingsvereine zum Deutschen Meister gemacht haben – München oder Dortmund.“ Schauplatz dieser Showeinlage war der Medienraum des SV Wehen Wiesbaden, den sich der BVGA für ein neues Format seines Branchentreffs „Business Golf“ als Best Practice erwählt hatte; als Ouvertüre gab's zuvor eine Führung durchs Stadion des Drittligisten stattgefunden – man war folglich bestens aufs Thema eingestimmt.

Gelungene PK-Persiflage: BVGA-Geschäftsführer Thomas Hasak (l.) und der BVGA-Vorsitzende Stuart Orme. (Foto: Michael F. Basche)

Branchenübergreifende Impulse

Der BVGA hat sein „Business Golf“-Format heuer neu strukturiert und strebt mit den Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz nebst Networking und Fachsimpelei auch branchenübergreifende Impulse an. Für 2023 heißt die Devise „Golf meets Fußball“, und der SV Wehen war dafür hierzulande die ideale Adresse, betreibt die hinter dem Verein stehende Familie Hankammer doch nicht nur die Spielstätte Brita-Arena, sondern ist auch Inhaber des Hofgut Georgenthal im Taunus, das zur Wertegemeinschaft „Hotels auf dem Golfplatz“ gehört. Der Name Hankammer steht für innovative Trinkwasserfilter, mit denen das Familienunternehmen seit 1966 weltweit reüssiert; Markus Hankammer ist Präsident des Fußballclubs, seine Schwester Brita Hankammer leitet das Resort. Unter ihrem Vornamen firmieren auch die Filterprodukte.

Gewinnung und Bindung von Sponsoren

Und so versammelten sich Golfanlagen-Betreiber und -Manager sowie Wirtschaftspartner des BVGA erst mal zum Erfahrungsaustausch über die neuesten Entwicklungen der Branche und zu Experten-Vorträgen im Hofgut, bevor der Ausflug zum Fußball stattfand und am Folgetag der Business-Golf-Cup auf dem von Designer Christian Althaus (Düsseldorf) virtuos in die „Georgenthaler Schüssel“ eingepassten Golfplatz ausgetragen wurde. Bei den Referaten drehte es sich um Mitgliedergewinnung durch professionelles Social Media Marketing und um Personalmanagement durch Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, beim Ausflug in den Fußballsektor um Gewinnung und Bindung von Sponsoren.

Virtuos in die "Georgenthaler Schüssel" gegossen: Der Platz aus der Feder von Designer Christian Althaus. (Foto: Michael F. Basche)

Plaudern aus dem Marketing-Nähkästchen

Oder anders: Eine Branche, bei der vielerorts zu viele Entscheidungen aus dem Bauch und aus den Befindlichkeiten eines Einzelnen getroffen werden, begegnet einem straff und effizient organisierten Sportbetrieb. Der wurde vertreten durch Nico Schäfer, den Geschäftsführer Sport, Marketing und Kommunikation des SV Wehen Wiesbaden, sowie durch Stefan Blöcher als Geschäftsführer der Spiel- und Veranstaltungsstätte Brita-Arena, vielleicht noch besser bekannt als ehemaliges Hockey-Ass, Macher von Golf de Andratx auf Mallorca und Berater zahlreicher namhafter Golfanlagen. Also stellten sich diese beiden in einem Podiumsgespräch den Fragen von Thomas Hasak und anschließend Nachfragen aus dem Auditorium und plauderten ein bisschen aus dem Marketing-Nähkästchen.

Golf als Wohlfühl-Event

Es ging um Ist-, Markt- und Konkurrenz-Analysen, zuvorderst aber um Reflexion. „Was ist mein Ziel, was möchte ich erreichen, was sind die Werte, für die wir stehen, womit verbinden uns die Menschen, was passt zu diesem Bild?“, verdeutlichte Schäfer. Kurz: strategisches Vorgehen. „Es gibt ganz viele Ansätze, Golf als Wohlfühl-Event zu gestalten. Sie müssen die finden, die zu ihnen passen.“


„War immer so, ist so und bleibt auch so – das ist ein gefährlicher Slogan.“

Nico Schäfer, SV Wehen Wiesbaden


Aber alle Strategie ist nichts wert, wenn sie nicht von Emotionen getragen wird. Da ist eigentlich nicht das kleine Einmaleins, sondern die Grundrechenart von Marketing. Schon Henry Ford, der Autopionier, hat festgestellt: „Ein Geschäft, das nur Geld einbringt, ist ein schlechtes Geschäft.“ Ein gutes Geschäft, eine gute Geschäftsbeziehung braucht Emotionen. Darauf wies auch Stefan Blöcher hin, der daran erinnerte, dass Golf von jeher genutzt werde, um menschliche, emotionale Bindungen herzustellen. Angemerkt sei: zumeist indes von Außenstehenden. Doch die Golfanlagen selbst sollten zuvorderst mit ihrem Pfund wuchern.

Besichtigungstour: Die Teilnehmer von "Business Golf" im Stadion des SV Wehen Wiesbaden. (Foto: Michael F. Basche)


„Sie haben mit ihren Golfanlagen das perfekte Produkt für die emotionale Ansprache von Sponsoren.“

Stefan Blöcher, Brita-Arena Wiesbaden


Man muss halt über den Tellerrand gucken. Schäfer und Blöcher beispielsweise haben nicht bloß die Fußball- oder Eventbrille auf. Deswegen generieren womöglich sogar Sting oder Lionel Richie neue Golfer und Genussgäste, wenn sie im Juni in der Brita-Arena gastieren. Weil Golf in Georgenthal natürlich im Stadionviereck ebenso omnipräsent ist wie der Fußball.

Wirtschaftsziehungen sind ein kostbares Gut …

Und dann ist da noch das Thema Beziehungspflege. Sponsoren zu finden, ist schwierig genug. Die Partner bei der Stange und bei Laune zu halten, ist nachgerade eine Kunst. Dazu gehören Kontakt und Kommunikation, idealerweise die Integration ins Geschehen auf der Anlage. BVGA-Geschäftsführer Hasak hat das mit dem Negativbeispiel eines fiktiven Clubs unterstrichen, der mit einem Autohaus ein Turnier veranstaltet, sich anschließend monatelang nicht meldet und dann nachfragt, ob man wieder was zusammen machen wolle, kurz bevor der Termin sich jährt.

… und brauchen daher stete Pflege

Schäfer und Blöcher wiederum berichteten, dass sie dem Autohaus-Partner des SV Wehen Wiesbaden in jedes verkaufte Auto einen Schnupperkurs-Gutschein und einen Golfball oder ähnliche Goodies beilegen. Blöcher: „Auf diese Weise haben wir jährlich rund 2.000 neue Interessenten, die sicher wenigstens mal in Georgenthal vorbeischauen, wenn sie mit ihrem neuen Auto den ersten Ausflug machen.“ Schau an, nicht immer nur die Sponsoren zielen auf Golfer als kaufkräftige Zielgruppe – vice versa funktioniert ebenfalls. Es kann so einfach sein.

Aufmerksames Auditorium: Das Podiumsgespräch zum Thema Gewinnung und Bindung von Sponsoren. (Foto: Bundesverband Golfanlagen)

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