Wo Italien seine ruhige Seite zeigt
Wer nach Venedig fliegt, denkt zunächst an Gondeln, Kanäle und Paläste. Doch kaum hat man die Lagune Richtung Osten hinter sich gelassen, öffnet sich eine andere Welt: sanfte Hügel, Weingärten, weite Blicke. Hier, in Friaul-Julisch Venetien, wartet ein Stück authentisches Italien - weniger bekannt, aber nicht weniger reizvoll als seine bekannteren Regionen.
Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt vom Flughafen Venedig Marco Polo erreicht man das Villaverde Hotel & Resort bei Udine. Das moderne Vier-Sterne-Superior-Haus liegt direkt am hauseigenen Golf Club Udine.
Die Architektur des Resorts ist offen und klar, große Glasfronten geben den Blick auf die Hügellandschaft frei. Alle Zimmer verfügen über Balkone mit Aussicht auf die Fairways.
Im Spa-Bereich lässt sich nach der Anreise bestens entspannen: im Pool, in der Sauna und im Dampfbad auf über 1.000 Quadratmetern.
Fairways, Kultur und ein Hauch Antike
Nach einem ausgezeichneten Frühstücksbuffet im Hotel geht es direkt auf den angrenzenden Golfplatz. Der Golf Club Udine wurde 1970 mit neun Löchern angelegt und später erweitert. Entworfen wurden sie ursprünglich von John Harris und Marco Croze, später durch Fulvio Bani sanft modernisiert.
Der Par-72 Championship-Kurs misst 6.062 Meter von den gelben Abschlägen und präsentiert sich als klassischer Parkland-Platz. Seine 18 Bahnen sind eingebettet in mehr als 7.000 Eichen- und Buchen der umliegenden Wälder. Die Fairways sind dezent modelliert, die Bunker und Wasserhindernisse taktisch platziert. Das Layout verlangt präzises Spiel, bleibt aber stets fair.
Nach der Runde kann man auf der Terrasse des Clubhauses den Blick über die Anlage schweifen lassen und bei einem Glas regionalen Weißweins die herbstlich gefärbten Bäume und Berge genießen.
Auf den Spuren der Römer
Vom Resort lohnt sich der Weg nach Aquileia, das sich rund 50 Kilometer südlich von Udine befindet. Kaum ein Ort in Norditalien erzählt Geschichte so eindrucksvoll wie dieses antike Kleinod, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Aquileia wurde 181 v. Chr. von den Römern gegründet und entwickelte sich rasch zu einem der bedeutendsten Handelszentren des Imperiums. Es ist ein Knotenpunkt zwischen Adria, Alpen und Balkan. Noch heute kann man die Ausmaße der einstigen Stadt erahnen: weite Ausgrabungsfelder, Reste des Forums, Überreste alter Straßen, Tempel und Wohnhäuser.
Besonders beeindruckend ist die Basilika Santa Maria Assunta, deren frühchristliche Mosaiken aus dem 4. Jahrhundert zu den schönsten ihrer Art zählen. Sie bedecken fast den gesamten Kirchenboden und erzählen in leuchtenden Farben biblische Szenen und Allegorien - darunter das berühmte Fischmosaik, Symbol für den christlichen Glauben. Wenn das Sonnenlicht durch die hohen Fenster fällt und die Mosaiksteine aufglänzen, scheint die Zeit stillzustehen.
Im angeschlossenen Museum lassen sich zudem fein gearbeitete Skulpturen, Inschriften und Alltagsgegenstände aus römischer Zeit bewunder. Man spürt, dass Aquileia einst ein geistiges Zentrum war, ein Ort, an dem Handel, Religion und Kultur zusammentrafen.
Blick auf den Golf von Triest
Nach dem Ausflug in die Antike führt die Fahrt weiter zur Adriaküste in das Tivoli Portopiccolo Sistiana Wellnss Resort & Spa.
Das Fünf-Sterne-Haus liegt spektakulär am italienischen Golf von Triest oberhalb einer privaten Bucht bei Sistiana. Es ist Teil des exklusiven Ortchens Portopiccolo und bietet von nahezu allen 58 Zimmern einen Blick auf das Meer und den malerisch angelegten Yachthafen. Seine Architektur ist modern und elegant, terrassenförmig in die Felsen gebaut und von hellem Kalkstein geprägt.
Die Zimmer und Suiten sind großzügig, lichtdurchflutet und mit Naturmaterialien gestaltet. Im Wellnessbereich findet man mehrere Pools, Saunen, ein Fitnessstudio und einen Infinitypool mit Panoramablick über die Adria.
In sechs Restaurants und Bars wird der Gaumen verwöhnt.
Vorsicht vor der Bora
Den traditionsreichen Golf Club Trieste erreicht man vom Hotel in 30 Minuten. Er wurde 1954 gegründet und ist damit der älteste Platz der Region. Entworfen wurde er von Giacomo Cabrini.
Der Platz ist ein Par 70 mit 5.575 Metern von den gelben Abschlägen und liegt auf rund 350 Meter Höhe über dem Meer. Von fast jeder Bahn bietet sich ein Blick auf den Golf von Triest. Der stetige Wind, die Bora, ist hier mehr als nur ein Detail. Sie gehört zum Spiel.
Die Löcher sind abwechslungsreich, ihre Fairways schmal und die Grüns gut geschützt.
Paläste, Kaffeehäuser und einladende Restaurants
Die Hauptstadt der Region begeistert mit ihrem Mix aus italienischem Charme und österreichischer Eleganz. Triest war über ein halbes Jahrtausend österreichisch und gilt bis heute als österreichischste Stadt Italiens. Sie ist eine beeindruckende Mischung aus mediterranem Lebensgefühl und k.u.k.-Eleganz. Auf dem Piazza Unità d'Italia, einem der schönsten Plätze Europas, trifft man auf eine Atmosphäre, die zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa pendelt. In den Kaffeehäusern der Stadt, allen voran im legendären Caffè degli Specchi, lebt die Wiener Kaffeehauskultur weiter, während draußen der Wind vom Meer herüber weht.
Am Abend empfiehlt sich das Chimera di Bacco, eines der bekanntesten Restaurants der Stadt, nur wenige Schritte vom Piazza Unità d'Italia entfernt liegt. In den eleganten Gewölberäumen des historischen Hauses verbindet Küchenchef Lorenzo Camilotto regionale Produkte mit feiner Kreativität. Auf der Karte finden sich frische Fische aus dem Golf von Triest, hausgemachte Pasta und saisonales Gemüse aus dem Karst. Der Service ist aufmerksam, die Atmosphäre angenehm unaufgeregt. Dazu genießt man elegante, mineralische, charaktervolle Weine aus dem Collio oder von den Hängen des Karstplateaus. Das Restaurant ist ein Ort, an dem man Triest kulinarisch in seiner besten Form erlebt.
Segelträume und italienische Lebensfreude
Doch nicht nur Golfer und Kulturinteressierte kommen in der Region auf ihre Kosten, sondern auch Freunde des Wassersports. Einmal im Jahr steht der ganze Ort im Zeichen
des Segelsports.
Seit 1969 wird hier jedes Jahr die historische, internationale Barcolana-Segelregatta am zweiten Oktoberwochenende ausgetragen. Gemessen an der Zahl der Teilnehmenden Boote ist sie die größte Segelregatta der Welt. Vom Amateursegler bis zum top Professional Segler, hier ist alles vertreten.
Ob man selbst an Bord eines Schiffes mitfährt oder das Geschehen von Land aus verfolgt, spielt kaum eine Rolle. Der Anblick der bunten Segel, die sich über den gesamten Golf von Triest erstrecken, ist einzigartig. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, Musik erklingt, und überall duftet es nach Meer, Espresso und Lebensfreude.
2025 ging der Sieg an die Arca Sgr des ,Fast and Furio Sailing Teams", das sich gegen 1.865 Boote durchsetzte - ein eindrucksvolles Spektakel vor 17.000 begeisterten Zuschauern auf dem Wasser und fast einer halben Million an Land.
Nach den eindrucksvollen Bildern der Regatta bietet das Resort in Portopiccolo Gelegenheit, die Ruhe des Ortes zu genießen. Sei es am Pool mit Meerblick, im Purobeachcluboder bei einem Spaziergang entlang der kleinen Marina mit ihren Boutiquen und Cafés.
Eine gute Wahl ist die Pizzeria L'Oro di Napoli, wo man in entspannter Atmosphäre den Tag mit Blick auf das Wasser ausklingen lassen kann. Sie liegt nur wenige Schritte von der Marina entfernt und ist bei Einheimischen wie Gästen gleichermaßen beliebt.
In entspannter Atmosphäre genießt man hier authentische neapolitanische Pizza aus dem Holzofen - dünn, luftig und mit hochwertigen Zutaten belegt. Besonders am Abend, wenn die Boote im Hafen leise schaukeln und das Licht der Bucht sich im Wasser spiegelt, entsteht eine mediterrane Gelassenheit, die perfekt zum Lebensgefühl der Region passt.
Abschied mit Weitblick
Auf der Rückfahrt nach Venedig ziehen noch einmal Weinberge und Olivenhaine vorbei. Man denkt an all die Eindrücke dieser Reise: an Golfplätze mit Charakter, an Städte und Stätten voller Geschichte und an eine Region, die noch als Geheimtipp gilt.
Fazit - Golf mit Tiefgang
Friaul-Julisch Venetien zeigt, dass eine Reise in diese Region weit mehr ist als nur Runden auf den beiden Golfplätzen. Der Golf Club Udine überzeugt mit klassischer Eleganz und parkähnlichem Charakter, während der Golf Club Trieste mit Panorama und Wind eine ganz eigene Dynamik entfaltet.
Das Villaverde Resort ist ideal für Golfer, die kurze Wege und einen starken Wellness- Fokus schätzen, das Tivoli Portopiccolo dagegen für jene, die den Blick aufs Meer lieben und sich nach der Runde am liebsten in die Sonne legen oder sich auf dem Segelboot den Wind durch die Haare wehen lassen möchten. Ergänzt wird alles durch die kulturellen Höhepunkte. Die beeindruckenden Mosaike in Aquileia und das kosmopolitische Flair Triests bleiben ebenso in Erinnerung wie die herzliche Gastfreundschaft einer Region, in der man noch das authentische Italien findet.
Hier spielt man nicht nur Golf, sonder erlebt Italien mit allen Sinnen.
www.turismofvq.it
Jürgen Linnenbürger, im Oktober 2025






